Freitag, 21.12.2012
 
 
Sondernewsletter 12: Aliya
 

Israel ist wohl eines der Länder, die sich am klarsten dazu bekennen, ein Einwanderungsland zu sein. Kibbuz Galuyot, die Sammlung der Diaspora-Gemeinden in Israel, ist das erklärte Ziel des Staates. Der Staat Israel verspricht: Wer als Jude einwandert, erhält sofort die Staatsbürgerschaft und ist von diesem Moment an ohne Wenn und Aber Israeli.

Den International Migrants Day, der am 18. Dezember begangen wurde, nehmen wir zum Anlass, einmal genauer nachzuschauen, wie es mit der Einwanderung nach Israel wirklich aussieht.



 
 
 
Zahlen

Bei der Staatsgründung 1948 lebten in Israel 716.700 Juden. Mehr als ein Drittel von ihnen, nämlich 35,4%, waren im bisherigen britischen Mandatsgebiet Palästina geboren, 54,8% in Europa oder den USA.

Die Zahl der im Land Geborenen stieg seitdem ständig: 1961 waren es von 1.932.400 Israelis 37,8% (730.400); 1972 von 2.686.700 mit 1.272.300 schon 47,3%; 1983 mit bereits 1.927.900 mehr als die Hälfte der 3.350.000 jüdischen Israelis, nämlich 57,5%.

1995 waren 61,7% der 4.522.300 jüdischen Israelis im Land geboren, in absoluten Zahlen waren das 2.790.000.

2011 betrug die Zahl der jüdischen Israelis 6.225.700, davon waren lediglich noch 27%, nämlich etwa 1.600.000 nicht in Israel geboren, sondern eingewandert.


Einwanderer aus Marokko bei der Ankunft in Haifa, 1954

Besonders interessant sind dabei die Herkunftsländer der Juden, die heute in Israel leben, dort aber nicht geboren sind. Sie verteilen sich wie folgt:

Ehemalige Sowjetunion: 644.900 (davon 64,6% heute zwischen 25 und 55 Jahre)

Marokko: 151.300 (davon 78,5% heute älter als 55 und 97,9% älter als 45 Jahre)

Nordamerika und Ozeanien: 93.900 (quer durch alle Altersstufen)

Rumänien: 86.200 (davon 87,2% heute älter als 55 Jahre)

Äthiopien: 74.000 (davon 73% heute jünger als 45 Jahre)

Irak: 61.200 (davon 99% heute älter als 55 Jahre)

Polen: 49.500 (davon 97,6% heute älter als 55 Jahre)

Iran: 48.700 (davon 69,2 heute älter als 55 und 87,3% älter als 45 Jahre)

Algerien und Tunesien: 42.600 (davon 85,4% heute älter als 55 und 89,1% älter als 45 Jahre)

Frankreich: 42.200 (davon 83% heute jünger als 45 Jahre)

Argentinien: 35.600 (quer durch alle Altersstufen)

Jemen: 27.600 (davon 97,1% heute älter als 55 Jahre)

Türkei: 25.200 (davon 84,2% heute älter als 55 Jahre)

Deutschland und Österreich: 24.100 (davon 83,8% heute älter als 55 Jahre)

Großbritannien: 21.600 (quer durch alle Altersstufen)

Tschechische Republik, Slowakei und Ungarn: 19.400 (davon heute 92,8% älter als 55 Jahre)

Ägypten: 18.000 (davon 97,2% heute älter als 55 Jahre)

Indien und Pakistan: 17.400 (davon 92% heute älter als 35 Jahre)

Bulgarien und Griechenland: 16.000 (davon 76,9% heute älter als 65 Jahre)

Libyien: 15.400 (davon 91,9% älter als 65 und 96,1% heute älter als 55 Jahre)

Syrien und Libanon: 10.500 (davon 74,3% heute älter als 55 und 86,7% älter als 45 Jahre)

Andere Länder: 55.400


Einwanderer aus Frankreich zeigen ihre neuen israelischen Personalausweise, 2009

Ganz anders sieht es aus, wenn man die in Israel geborenen über das Herkunftsland ihrer Väter befragt. 2011 waren 4.254.700 jüdische Israelis in Israel geboren. Ihre Väter kamen aus folgenden Ländern:

Israel: 2.341.600

Marokko: 340.900

ehemalige Sowjetunion: 248.200

Irak: 172.900

Polen: 150.300

Rumänien: 125.800

Jemen: 111.000

Iran: 92.700

Algerien und Tunesien: 91.800

Nordamerika und Ozeanien: 66.800

Libyen: 53.400

Türkei: 52.500

Deutschland und Österreich: 50.600

Tschechische Republik, Slowakei und Ungarn: 44.900

Äthiopien: 41.000

Ägypten: 38.900

Bulgarien und Griechenland: 32.500

Indien und Pakistan: 29.300

Frankreich: 28.300

Argentinien: 26.500

Syrien und Libanon: 25.000

Großbritannien: 20.500

Andere Länder: 69.200


Ma´abara, Übergangslager für Einwanderer, 1950

Die Zahlen zeigen: Die Herkunftsstruktur der israelischen Gesellschaft verändert sich. Ethnische Gruppen, die heute einen besonders hohen Altersdurchschnitt haben, sind früher ins Land gekommen als solche, die durchschnittlich sehr jung sind. 2011 waren jedoch bereits 55% der in Israel geborenen Israelis in der zweiten Generation dort geboren, das sind immerhin bereits 37.6% der jüdischen Israelis insgesamt.

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Die erste Aliya

Das Erlebnis der Aliya, der Einwanderung (wörtlich: Aufstieg) nach Israel, hat sich in den vergangenen 130 Jahren drastisch verändert.

Als „Erste Aliya“ wird die Welle zwischen 1881 und 1904 bezeichnet. In dieser Zeit stieg die jüdische Bevölkerung in Eretz Israel von 26.000 auf 55.000.

Die Zeit der Ersten Aliya war der erste erfolgreiche Versuch einer unabhängigen städtischen und landwirtschaftlichen jüdischen Siedlungstätigkeit im Land.

Hintergrund:
Die Zeit der Ersten Aliya fällt in die Periode der großen Auswanderungswellen nach Westen und in die Neue Welt. Die jüdischen Gemeinden besonders in Osteuropa litten zu dieser Zeit nicht nur unter den allgemein bestehenden Problemen wie schnellem Bevölkerungswachstum und daraus resultierenden Wellen der Armut und wirtschaftlichen Sorgen, sondern auch unter zunehmendem Antisemitismus und Pogromen.


Einwanderer der Ersten Aliya in arabischer Kleidung

Osteuropäische Juden entschlossen sich daher bereits zu dieser Zeit bewusst für eine Einwanderung ins damals noch osmanische Eretz Israel und betonten hierbei die historische Verbindung des jüdischen Volkes zu dem Land.

Es war bekannt, dass die wirtschaftliche Situation in Eretz Israel ungleich schwieriger war als in den Vereinigten Staaten oder Lateinamerika.  Dennoch war für sie Eretz Israel das richtige Ziel. Die Einwanderer der Ersten Aliya legten bereits den Grundstein für verschiedene zionistische Institutionen, die später wiederum staatliche israelische Institutionen bildeten.


Wächter auf einem Feld in Rechovot, 1897

Auch etwa 2.500 Juden aus dem Jemen gehören zur Ersten Aliya. Sie waren zumeist tiefgläubig und kamen aus religiösen Motiven. Man kann sagen, dass zu dieser Zeit bereits der Grundstein für den Konflikt zwischen ashkenasischen und misrachischen Juden gelegt wurde. Die Einwanderer aus dem Jemen wurden von den osteuropäischen fast selbstverständlich als Arbeitskräfte betrachtet, die schwere körperliche Arbeit verrichten sollten. Die jemenitische Gemeinde war solche Arbeiten jedoch keineswegs gewohnt und fühlte sich gerade wegen ihrer tiefen Religiosität dabei vollkommen fehl am Platz.

Auch wenn der größte Teil der Ersten Aliya sich in den Städten niederließ, so gehört doch vor allem die Gründung neuer Ortschaften zu ihren größten Errungenschaften. Das beinahe schon sprichwörtliche Trockenlegen der Sümpfe und die Gewöhnung an die schwierigen klimatischen Bedingungen, Krankheiten und vor allem wirtschaftliche Schwierigkeiten forderten nicht wenige Opfer. Etwa die Hälfte der ersten Olim verließen das Land letztendlich wieder.


Rosh Pina, Ende des 19. Jahrhunderts

Die übrigen aber gründeten Orte wie Rishon le-Zion, Rosh Pina und Zichron Ya"akov, aber auch Jahrzehnte vor der Gründung von Tel Aviv bereits Neve Tzedek und Neve Shalom, die später als älteste Viertel der ersten jüdischen Stadt gelten sollten.

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Aliya heute

Heute muss in Israel niemand mehr seine eigene Ortschaft gründen, wenn er einwandern möchte. Die Sochnut ha-Yehudit, die Jewish Agency, unterhält unzählige Programme in den verschiedenen Ländern, die die Einwanderung so einfach und komfortabel wie möglich machen sollen.


Einwanderer im Ulpan, 1985

Wer mit einem solchen Programm eintrifft, erhält bei der Ankunft am Flughafen die israelische Staatsbürgerschaft und wird damit Israeli, wie schon so viele zuvor.

Der Staat bietet Einwanderern Einwanderungszentren, wo sie nach der Ankunft im Ulpan, der Hebräisch-Schule, Hebräisch und Landeskunde lernen können und auf das Leben in der neuen Heimat vorbereitet werden.

Verschiedene Programme und Aufbaukurse zur erleichterten Anerkennung bestehender Berufsausbildungen und Studienabschlüsse gehören ebenso dazu, wie spezielle Ulpanim für Kinder.

Aliyat ha-No‘ar, die Kinder- und Jugendaliya, hat besondere Programme für Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern einwandern. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg brachte sie Tausende jüdischer Kinder ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina und rettete sie so vor den Konzentrationslagern.


Eine Gruppe der Aliyat ha-No´ar bei einer Reise nach Polen, 2012

Heute können junge Menschen im Schulalter auch ersteinmal in einem Jugenddorf oder Internat ein Jahr „schnuppern“, bevor sie sich endgültig für oder gegen die Aliya entscheiden.

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Mechina

Zu Israel als Einwanderungsland gehört auch, dass gerade an Universitäten viel für die neueingewanderten Studierenden getan wird.


Absolventen der Mechina an der Universität Tel Aviv

An der Hebräischen Universität Jerusalem wurde in diesem Monat 40 Jahre Mechina gefeiert. Die Mechina ist das fast schon legendäre Vorbereitungsprogramm für Neueinwanderinnen und Neueinwanderer an den Universitäten. Sie bereitet die zukünftigen Studierenden auf ein Studium in Israel und vor allem auf Hebräisch vor.


Teilnehmer des 40-Jahre-Events

Die Teilnehmer haben so unterschiedliche Muttersprachen wie Russisch, Arabisch, Französisch, Spanisch, Englisch, Ungarisch, Italienisch, Portugiesisch und viele andere mehr.

Die Mechina dauert ein Jahr und beinhaltet neben einem intensiven Hebräisch-Sprachkurs auch akademische Inhalte, sowie im Bedarfsfall auch die Vermittlung von Englisch für akademische Zwecke. Die zukünftigen Studierenden lernen jüdische Geschichte und Israel-Studien, Statistik/Mathematik und verschiedene Einführungskurse, die teilweise von den verschiedenen Fakultäten anerkannt werden. Die Teilnehmer entscheiden zwischen einem naturwissenschaftlich-mathematischen und einem geistes- und sozialwissenschaftlichen Zweig.

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Auf der Collage sind zu sehen:
Avigdor Lieberman, bisher Außenminister, geboren in Kischinjow, heute Moldawien, für viele Inbegriff der russisch-sprachigen Aliya; 2012 aus dem Jemen eingewanderte Familie; Teilnehmer einer Hachshara, eines Kurses zur Vorbereitung auf die Aliya, 1920; Golda Meir, frühere Ministerpräsidentin, geboren in Kiew, aufgewachsen in den USA, sprach zeitlebens Hebräisch mit amerikanischem Akzent; 2012 aus Äthiopien eingewanderte Familie; Überlebende des Konzentrationslagers Buchenwald bei ihrer Ankunft im Hafen von Haifa, 1945; Einwanderer aus den USA; Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in den 1990er Jahren; Schülerinnen in Rishon le-Zion, 1905; David Ben-Gurion, erster Ministerpräsident, geboren in Polen; Rabbi Ovadia Yosef, ehemaliger spheradischer Oberrabbiner und geistiges Oberhaupt der Shas-Partei, geboren in Bagdad.
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