Israel
ist eines der wenigen Länder weltweit, in dem Frauen, auf Basis des
Wehrdienstgesetzes von 1953, der Wehrpflicht unterliegen. Gegenwärtig
beträgt die Wehrpflicht für Frauen 24 Monate und für Männer 36 Monate.
Frauen sind vom Grundwehrdienst befreit, wenn sie verheiratet sind und
vom Reservedienst wenn sie schwanger oder bereits Mütter sind. Sie
können außerdem aus religiösen oder Gewissensgründen vom Wehrdienst
befreit werden.
Bereits der erste israelische Ministerpräsident David Ben Gurion erklärte:
“Die Armee ist das höchste Symbol von Pflicht, und so lange, wie
Frauen den Männern bei der Erfüllung dieser Pflicht nicht gleichgestellt
sind, haben wir wahre Gleichheit noch nicht erreicht. Wenn die Töchter
Israels nicht in der Armee sind, dann wird der Charakter des
Yishuv gestört sein.“
Frauen waren in den vorstaatlichen militärischen Organisationen
äußerst präsent: Im Yishuv und während des Unabhängigkeitskrieges 1948
dienten sie in allen Einheiten, einschließlich Kampfeinheiten an der
Front und als Kampfpilotinnen. Dies änderte sich bei der Staatsgründung
und mit der Gründung der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL).
In diesem Zuge wurden Frauen aus den Kampfeinheiten ausgeschlossen.
 2011: Fünf Pilotinnen schließen den Kadettenkurs ab (Foto: IDF)
Daran sollte sich über dreißig Jahre lang, bis in die 1980er Jahre,
wenig ändern. Obwohl immer wieder verschiedene Aufgabenbereiche für
Frauen geöffnet wurden, blieb der Militärdienst von Frauen doch für die
meisten auf den Schreibtisch beschränkt.
Doch seit den 1980er Jahren gibt es, auf Initiative von ZAHAL selbst,
eine fortschreitende Öffnung aller Funktionen innerhalb der
Streitkräfte für Frauen. Dies begann vor allem damit, dass Frauen
zunehmend als Ausbilderinnen eingesetzt wurden.
Der große Wandel setzte schließlich in den letzten fünfzehn Jahren
ein. Nachdem Alice Miller 1995 vor dem Obersten Gerichtshof mit ihrer
Klage für eine Zulassung zum Kurs für Kampfpiloten erfolgreich gewesen
war, wurde im Jahr 2000 die Zulassung von Frauen für zahlreiche weitere
Posten bei ZAHAL per Gesetz festgeschrieben. 2001 schloss die erste
Kampfpilotin ihr Training in der Akademie der israelischen
Luftstreitkräfte ab. Bis Ende 2011 hatten 30 weibliche Kadetten den Kurs
erfolgreich abgeschlossen, davon allein fünf im Jahr 2011.
 Barbivay (Foto: IDF)
Im Jahr 2005 standen den Frauen 60 Prozent der Armeeberufe offen.
2010 waren es rund 90 Prozent. Im Jahr 2011 wurde mit Orna Barbivay die
erste ZAHAL-Generalmajorin ernannt. Etwa die Hälfte aller Soldaten in
Offizierskursen sind Frauen.
In den letzten Monaten kam es verstärkt zu Versuchen religiöser
Soldaten, den Auftritt von Frauen, etwa als Sängerinnen bei
Armeeveranstaltungen, zu verhindern oder zumindest zu boykottieren.
Diesem Phänomen wurde seitens der Regierung und auch hochrangiger
Armeemitglieder entschieden entgegengetreten. |