Freitag, 30.11.2012
 
 
Sondernewsletter 11: Bildung in Israel
 



Dass auch in Israel Kinder in die Schule gehen und junge Erwachsene studieren und sich weiterbilden, dürfte niemanden überraschen.

Doch wie ist eigentlich das Schulsystem in Israel aufgebaut? Und was studieren all die vielen Studierenden, die Israel zu dem Land mit den zweitmeisten Akademikern in der OECD machen? Dieser Sondernewsletter möchte hierzu ein wenig Licht ins Dunkel bringen.


 
 
 
Schulsystem

Die allgemeine Schulpflicht gilt in Israel im Alter von fünf bis sechzehn Jahren, Kinder zwischen 0 und 17 Jahren stellten Ende 2010 mit 2,52 Millionen etwa ein Drittel der Einwohner des Staates Israel.

Mit fünf Jahren besuchen israelische Kinder den Gan Chova, eine Art Vorschule, deren Besuch im Jahr vor dem Schulbeginn verpflichtend ist. Mit sechs Jahren werden sie eingeschult.

Das Schulsystem untergliedert sich im Wesentlichen in vier verschiedene Züge:

- Staatliche Schulen, die von den meisten Schülern besucht werden.

- Staatlich-religiöse Schulen, die jüdische Studien, jüdische Kultur und Tradition besonders in den Vordergrund rücken.

- Arabische und drusische Schulen mit der Unterrichtssprache Arabisch, die besonderes Gewicht auf arabische oder drusische Geschichte, Religion und Kultur legen.

- Private Schulen, die unter der Schirmherrschaft verschiedener religiöser und internationaler Gruppen geführt werden. Bei ihnen trägt der Staat etwa 75% der Kosten. Den größten Anteil an den privaten Schulen haben ultraorthodoxe Schulen, in denen die Schülerinnen und Schüler hauptsächlich in religiösen Fächern und lediglich in sehr beschränktem Maße in weltlichen Fächern unterrichtet werden. Darüber hinaus zählen aber auch Demokratische und Internationale Schulen, sowie etwa koedukative Schulen, an denen arabische und jüdische Kinder gemeinsam in beiden Sprachen unterrichtet werden, zu dieser Kategorie.

Der Anteil der Kinder, die die verschiedenen Schulzüge besuchen, verschiebt sich in den vergangen Jahren entscheidend: Im Schuljahr 1999/00 besuchten noch 20% der jüdischen Grundschüler eine Schule, die unter ultra-orthodoxer Oberaufsicht stand, im Schuljahr 2009/10 waren es bereits 28%. In den weiterführenden Schulen waren es 1999/00 noch 15% gewesen, 2009/10 lag der Anteil bereits bei 20% aller jüdischen Schüler.

Anders als in Deutschland existiert kein dreigliedriges Schulsystem, die Kinder und Jugendlichen besuchen gemeinsam eine allgemeinbildende Gesamtschule, die sie mit der zwölften Klasse zur Bagrut, dem Abitur, führt. Der größte Teil der Schülerinnen und Schüler besucht 12 Jahre die Schule (2010 waren es 92%, im Gegensatz zu 2003 noch 89%, OECD-Durchschnitt 84%), ein kleinerer Teil verlässt sie bereits nach der 10. Klasse.

Je nach Bevölkerungsgruppe bestehen beim Abitur jedoch große Unterschiede: Die Prozentzahl der christlichen Schüler, die jährlich das Abitur ablegen, liegt mit 63% noch über der der jüdischen Schüler (58%) und deutlich über der der muslimischen Schüler (50%).

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Erziehung von überdurchschnittlich begabten und von behinderten Kindern

Hochbegabte Kinder, die zu den drei Prozent der besten Schüler ihrer Schulklasse gehören und entsprechende Qualifikationsprüfungen bestanden haben, nehmen an Begabtenförderprogrammen teil, die von Zusatzkursen außerhalb des normalen Lehrplanes bis zu speziellen ganztägigen Hochbegabtenschulen reichen.



Der Hochbegabtenunterricht ist dem Niveau seiner Schüler angepasst und beschränkt sich nicht nur darauf, Kenntnisse zu vermitteln, sondern leitet die Schüler auch an, Gelerntes auf andere Wissensbereiche anzuwenden. Die Schüler lernen selbständig zu forschen und zu arbeiten.

Körperlich, geistig oder lernbehinderte Kinder werden je nach ihren Fähigkeiten und der Schwere ihrer Behinderung in ein entsprechendes Schulsystem eingegliedert, um dort ihre Fähigkeiten entfalten zu können und eine optimale Integration in das soziale und berufliche Leben der Gesellschaft, in der sie leben, zu erfahren.

Einige Kinder werden in speziellen Sonderschuleinrichtungen betreut, während andere reguläre Schulen besuchen, wo sie entweder speziellen Klassen für Behinderte zugeteilt oder zusammen mit nichtbehinderten Kindern unterrichtet werden und zusätzlich zum normalen Unterricht Förderunterricht erhalten.

Die Verantwortung für das Wohl und die Förderung der Kinder liegt bei Psychologen, Sozialarbeitern, Behindertenpädagogen und medizinischem Personal sowie bei der Familie des Kindes und verschiedenen unabhängigen Hilfsorganisationen und -gruppen.

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Hochschulbildung

Der Grundstein für die erste israelische Universität, das Technion in Haifa, wurde bereits 1912 gelegt – 36 Jahre vor Staatsgründung.


1925 besucht Albert Einstein das Technion

Seitdem zeichnen sich die israelischen Universitäten nicht nur durch exzellente Lehre sondern auch Forschung aus: Israel mag bei den PISA-Vergleichsstudien nicht gerade ganz oben dabei gewesen sein, doch hat das Land bereits 10 Nobelpreisträger hervorgebracht – und das in fünf so verschiedenen Kategorien wie Chemie, Frieden, Literatur und Wirtschaft.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist das Angebot der Hochschulbildung in Israel deutlich gestiegen. Gab es im Studienjahr 1989/90 noch 21 Institutionen, die akademische Grade anboten und an denen 88.800 Studierende eingeschrieben waren, so gab es in Israel im Studienjahr 2011/12 70 Institutionen (darunter 7 Universitäten) mit 306.600 Studierenden (einschließlich 47.900 an der Fernuniversität Ha-Universita ha-ptucha).

In dieser Zeit wuchs die Zahl der Studierenden jährlich durchschnittlich um 5,8%.

Von den 258.700 Studierenden, die im Schuljahr 2011/12 an den Universitäten, akademischen Colleges und Lehrerseminaren in Israel eingeschrieben waren, studierten 75% in einem Bachelor-Studiengang. 20,4% waren für einen Master eingeschrieben und 4,1% für ein Doktorat.

Ein Hochschulstudium ist in Israel nach wie vor hauptsächlich eine Angelegenheit der öffentlichen Hochschulen: Lediglich 14,1% studieren an privaten Institutionen. Im OECD-Durchschnitt sind es 15,5%, in Deutschland etwa 5%.

Im akademischen Jahr 2011/12 ist die Zahl der Erstsemester im Bachelor-Studium an den Universitäten stabil geblieben, in den Colleges jedoch signifikant gestiegen.

Die meisten Bachelor-Studenten gab es in den Geistes- und Sozialwissenschaften, Master-Studierende waren in der Mehrheit in den Geistes- und Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben; Doktoranden zumeist in naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik.


Die Hebräische Universität Jerusalem

Die Mehrheit aller Studierenden, sowohl in den Bachelor-, als auch in den Master- und den Dissertationsstudiengängen, sind Frauen: Beim Bachelor waren es im vergangenen Studienjahr 56,1%, beim Master 59,8%, und bei den Doktoraten war es immerhin noch eine dünne Mehrheit von 52,4%.

Die Studiengänge Medizin, Architektur und Städtebau waren im Studienjahr 2011/12 im Verhältnis zur Zahl der verfügbaren Plätze am beliebtesten: Hier herrschte das größte Missverhältnis zwischen Bewerbern und Studienplätzen.

Sechzig Prozent der Israelis im relevanten Alter waren in ihrem Leben einmal für ein Bachelor-Studium eingeschrieben – auch hier besteht ein großer Unterschied zwischen Frauen (66%) und Männern (53%). Israel liegt unter den OECD-Staaten auf Platz zwei, was den Anteil der Akademiker an der Bevölkerung betrifft. 56% Prozent der Israelis in der relevanten Altersgruppe haben demnach einen akademischen Abschluss, gegenüber 30% im OECD-Durchschnitt.

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