Montag, 30.01.2012
 
 


Sondernewsletter 01 – Frauen in Israel


 

Frauen in Israel
 

Der tägliche Newsletter der Botschaft des Staates Israel widmet sich in der Regel aktuellen Themen.

Damit das "große Ganze" dabei nicht zu kurz kommt, wird daher ab diesem Jahr ein monatlicher Sondernewsletter erscheinen, der einzelne Aspekte der israelischen Gesellschaft näher in den Blick nimmt.

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Frauen in der israelischen Politik

Die Diskussion um die Beteiligung von Frauen in der Politik ist so alt wie die zionistische Bewegung.   weiter
Justiz: Mehrheit der israelischen Richter ist weiblich

Äußerst positiv stellt sich die Situation der Frauen im israelischen Rechtssystem dar.  weiter
Armee: Der Dienst an der Waffe ist für alle Pflicht

Was ist dran an dem Bild von der gleichberechtigten Armee?   weiter
Frauen in Wirtschaft und Arbeitsleben


Frauen sind in der israelischen Wirtschaft auf allen Sektoren und in allen Ebenen präsent.

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Frauen in Israel

"Die Verdrängung der israelischen Frauen aus dem öffentlichen Raum" war in den letzten Wochen ein großes Thema in den israelischen und auch internationalen Medien.

Frauen, so konnten die Leserinnen und Leser erfahren, werden auf der Straße angespuckt, wenn sie nicht "züchtig" gekleidet sind. Sie müssen sich in bestimmten Linienbussen in den hinteren Bereich setzen. Und israelische Soldaten verlassen reihenweise Armeeveranstaltungen, um nicht Frauen singen zu hören.

Wie steht es wirklich um Frauen in der israelischen Gesellschaft? Dieser Newsletter beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven.

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Frauen in der israelischen Politik

Seit Beginn der zionistischen Bewegung waren die Rechte der Frauen in der Politik ein viel diskutiertes Thema. Bereits am ersten Zionistenkongress 1897 durften Frauen teilnehmen – damals ein durchaus fortschrittlicher Schritt. Das Wahlrecht wurde ihnen allerdings zu diesem Zeitpunkt noch verweigert.


Golda Meir, Ministerpräsidentin (Foto: US Congress Library)

Das Wahlrecht erhielten die Frauen des Yishuv, der jüdischen Bevölkerung Palästinas vor der Staatsgründung, erstmals für die Wahlen zur Abgeordnetenversammlung 1920. Von den 299 Abgeordneten der ersten Versammlung waren 15 Frauen, die zweite Versammlung hatte bereits 23 weibliche Abgeordnete.

In der ersten Sitzung der zweiten Versammlung 1926 hieß es: "Die zweite Abgeordnetenversammlung ruft die Rechtegleichheit der Frauen in allen Bereichen des zivilen, politischen und wirtschaftlichen Lebens des hebräischen Yishuv aus und fordert von der Regierung, die Rechtegleichheit in den Gesetzen des Landes sicherzustellen."

Somit sind die Weichen für die Beteiligung von Frauen in der israelischen Politik gestellt.


Shelley Yachimovich, gegenwärtige Vorsitzende der Arbeitspartei (Foto: Yahoo)

Mit Golda Meir hatte Israel bereits 1969 eine Ministerpräsidentin – also zu einer Zeit, als in den meisten europäischen Staaten Frauen nicht einmal davon zu träumen gewagt hätten, an der Spitze einer Regierung zu stehen. Meir war weltweit die dritte Regierungschefin.

Das gegenwärtige Regierungskabinett hat mit Orit Noked, Limor Livnat und Sofa Landwer drei Ministerinnen. In der 18. Knesset sind von 120 Abgeordneten 23 weiblich.

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Justiz: Mehrheit der israelischen Richter ist weiblich

Äußerst positiv stellt sich die Situation der Frauen im israelischen Rechtssystem dar. So sind mehr als die Hälfte der 646 israelischen Richterstühle mit Frauen besetzt.

Mit der Juristin Daphne Barak-Erez (Jahrgang 1965) wird im Mai die jüngste Richterin der Geschichte des Obersten Gerichtshofs ihren Posten als Oberste Richterin antreten. Daphne Barak-Erez, Leiterin der juristischen Fakultät der Universität von Tel Aviv, kommt ursprünglich aus dem militärischen Bereich, wo sie als Militäranwältin tätig war.


Dorit Beinisch, Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes (Foto: Haaretz)

Dem Obersten Arbeitsgericht Israels sitzt mit Nili Arad ebenfalls eine Frau vor, und mehr als 60 Prozent aller Arbeitsrichter sind Frauen. Zum Vergleich: In den USA sind nur knapp ein Fünftel der Bundesrichter weiblich, und auch auf Landesebene sind es mit 26 Prozent nur wenig mehr.

Ein Drittel aller Richter am Obersten Gerichtshof sind Frauen, einschließlich der zurzeit noch amtierenden Vorsitzenden Dorit Beinisch. 1977 wurde mit Miriam Ben-Porat in Israel erstmals eine Frau in den Obersten Gerichtshof gewählt, vier Jahre vor der ersten Frau am Supreme Court in den USA.

Auf der anderen Seite der Richterbank machen Frauen fast die Hälfte der 49.000 Anwälte in Israel aus. Frauen arbeiten als Rechtsberaterinnen für das Verteidigungsministerium, die Polizei, die Gewerkschaft und den Berufsbeamtenausschuss.

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Armee: Der Dienst an der Waffe ist für alle Pflicht

Israel ist eines der wenigen Länder weltweit, in dem Frauen, auf Basis des Wehrdienstgesetzes von 1953, der Wehrpflicht unterliegen. Gegenwärtig beträgt die Wehrpflicht für Frauen 24 Monate und für Männer 36 Monate. Frauen sind vom Grundwehrdienst befreit, wenn sie verheiratet sind und vom Reservedienst wenn sie schwanger oder bereits Mütter sind. Sie können außerdem aus religiösen oder Gewissensgründen vom Wehrdienst befreit werden.

Bereits der erste israelische Ministerpräsident David Ben Gurion erklärte:

“Die Armee ist das höchste Symbol von Pflicht, und so lange, wie Frauen den Männern bei der Erfüllung dieser Pflicht nicht gleichgestellt sind, haben wir wahre Gleichheit noch nicht erreicht. Wenn die Töchter Israels nicht in der Armee sind, dann wird der Charakter des Yishuv  gestört sein.“

Frauen waren in den vorstaatlichen militärischen Organisationen äußerst präsent: Im Yishuv und während des Unabhängigkeitskrieges 1948 dienten sie in allen Einheiten, einschließlich Kampfeinheiten an der Front und als Kampfpilotinnen. Dies änderte sich bei der Staatsgründung und mit der Gründung der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL). In diesem Zuge wurden Frauen aus den Kampfeinheiten ausgeschlossen.


2011: Fünf Pilotinnen schließen den Kadettenkurs ab (Foto: IDF)

Daran sollte sich über dreißig Jahre lang, bis in die 1980er Jahre, wenig ändern. Obwohl immer wieder verschiedene Aufgabenbereiche für Frauen geöffnet wurden, blieb der Militärdienst von Frauen doch für die meisten auf den Schreibtisch beschränkt.

Doch seit den 1980er Jahren gibt es, auf Initiative von ZAHAL selbst, eine fortschreitende Öffnung aller Funktionen innerhalb der Streitkräfte für Frauen. Dies begann vor allem damit, dass Frauen zunehmend als Ausbilderinnen eingesetzt wurden.

Der große Wandel setzte schließlich in den letzten fünfzehn Jahren ein. Nachdem Alice Miller 1995 vor dem Obersten Gerichtshof mit ihrer Klage für eine Zulassung zum Kurs für Kampfpiloten erfolgreich gewesen war, wurde im Jahr 2000 die Zulassung von Frauen für zahlreiche weitere Posten bei ZAHAL per Gesetz festgeschrieben. 2001 schloss die erste Kampfpilotin ihr Training in der Akademie der israelischen Luftstreitkräfte ab. Bis Ende 2011 hatten 30 weibliche Kadetten den Kurs erfolgreich abgeschlossen, davon allein fünf im Jahr 2011.


Barbivay (Foto: IDF)

Im Jahr 2005 standen den Frauen 60 Prozent der Armeeberufe offen. 2010 waren es rund 90 Prozent. Im Jahr 2011 wurde mit Orna Barbivay die erste ZAHAL-Generalmajorin ernannt. Etwa die Hälfte aller Soldaten in Offizierskursen sind Frauen.

In den letzten Monaten kam es verstärkt zu Versuchen religiöser Soldaten, den Auftritt von Frauen, etwa als Sängerinnen bei Armeeveranstaltungen, zu verhindern oder zumindest zu boykottieren. Diesem Phänomen wurde seitens der Regierung und auch hochrangiger Armeemitglieder entschieden entgegengetreten.

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Frauen in Wirtschaft und Arbeitsleben

Frauen sind in der israelischen Wirtschaft auf allen Sektoren und in allen Ebenen präsent. Wie selbstverständlich die Berufstätigkeit von Frauen ist, zeigt bereits, dass 2010 bei einer Umfrage 84% der Befragten der Meinung waren, beide Partner müssten etwas zum Haushaltseinkommen beitragen. Immerhin noch 80% gaben an, beide Partner müssten gleichviel zum Einkommen beitragen.

Auch in eher typischen Männerberufen sind Frauen stark repräsentiert. So sind beispielsweise 35,6% der Beschäftigten im Hightech-Sektor Frauen.

Bereits 1964 wurde in Israel eine gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit gesetzlich festgelegt. Faktisch unterscheidet sich jedoch wie in vielen westlichen Industriestaaten das Durchschnittsgehalt von Frauen deutlich von dem der Männer. 2009 betrug das Gehalt, das Frauen im Angestelltenverhältnis pro Arbeitsstunde erhielten lediglich 85% von dem der Männer. Der Unterschied verringert sich jedoch stetig.


Orly Avrahami, Vorsitzende des Verbandes israelischer Geschäftsfrauen (Foto: Forum Neshot Asakim)

In Führungspositionen in israelischen Firmen stellen Frauen einen Anteil von 29,6%, gegenüber 27% in der deutschen Privatwirtschaft. In den auf dem TA-100 Index der größten börsennotierten Unternehmen gelisteten Firmen sind es 18% der Führungspositionen. 5% dieser Firmen haben Geschäftsführerinnen. In den Vorständen israelischer Firmen insgesamt machen Frauen noch einen Anteil von 15% aus.

In Deutschland lag der Frauenanteil in den Vorständen der größten 100 sowie der DAX-30-Unternehmen 2010  bei 2,2%. Mehr als 90% der 100 größten deutschen Unternehmen haben überhaupt keine Frau im Vorstand.

Israel liegt im internationalen Vergleich mit 15% Frauen in Vorständen auf dem zweiten Platz hinter Norwegen, das allerdings sogar 44,2% aufweisen kann.

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel / Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen und Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de.
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