Mittwoch, 11.05.2011
 
 
Der Schmerz der Palästinenser und ihre Verantwortung
 
Von Shlomo Avineri

Die Versuche von Seiten der extremen Rechten in Israel, den arabischen Bürgern des Landes zu verbieten, der Nakba zu gedenken, sind bösartig, töricht und zum Scheitern verurteilt. Allerdings sind auch die Initiativen der extremen Linken, die darauf abzielen, den Nakba-Tag zu einem gemeinsamen Gedenktag aller Bürger Israels zu machen, zum Scheitern verurteilt. Israel ist kein binationaler Staat, und bei aller Liberalität und Humanität, ist es schwer, Sieg und Niederlage auf gleiche Weise zu behandeln. Was von der jüdischen Mehrheit gefordert werden kann, ist, der Trauer der Palästinenser respektvoll zu begegnen.

Das Hindernis, dass bislang jedem ernsthaften Versuch in dieser Richtung im Wege gestanden hat, ist die Art und Weise, in der die Nakba im palästinensischen Narrativ dargestellt wird. Liberale Israelis müssen aufrichtig genug sein, sich gerade auch mit dieser Frage auseinanderzusetzen.


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(Bank of Israel, 11.05.11)


Im Norden vereinzelt Schauer.

Jerusalem: 15/23 °C
Tel Aviv: 20/25 °C
Haifa: 20/24°C
Be’er Sheva: 18/29 °C
Ein Gedi: 27/34 °C
Eilat: 25/35 °C


Israels Export nach 63 Jahren

In den nunmehr 63 Jahren seines Bestehens hat Israel im Exportbereich eine rasante Entwicklung an den Tag gelegt. Waren einst Zitrusfrüchte und Diamanten das Hauptexportgut, zeichnet sich das Land nun durch die Ausfuhr avancierter Technologieprodukte aus.

Wie das israelische Exportinstitut am Dienstag mitteilte, ist der Export Israels seit 1948 um das 13400-fache gewachsen. 

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Der Schmerz der Palästinenser und ihre Verantwortung
Von Shlomo Avineri

Die Versuche von Seiten der extremen Rechten in Israel, den arabischen Bürgern des Landes zu verbieten, der Nakba zu gedenken, sind bösartig, töricht und zum Scheitern verurteilt. Allerdings sind auch die Initiativen der extremen Linken, die darauf abzielen, den Nakba-Tag zu einem gemeinsamen Gedenktag aller Bürger Israels zu machen, zum Scheitern verurteilt. Israel ist kein binationaler Staat, und bei aller Liberalität und Humanität, ist es schwer, Sieg und Niederlage auf gleiche Weise zu behandeln. Was von der jüdischen Mehrheit gefordert werden kann, ist, der Trauer der Palästinenser respektvoll zu begegnen.

Das Hindernis, dass bislang jedem ernsthaften Versuch in dieser Richtung im Wege gestanden hat, ist die Art und Weise, in der die Nakba im palästinensischen Narrativ dargestellt wird. Liberale Israelis müssen aufrichtig genug sein, sich gerade auch mit dieser Frage auseinanderzusetzen.

Erstens, ist der bloße Begriff „Nakba“, dessen arabische Bedeutung am ehesten „Unglück“ ist – als ob von einer Naturkatastrophe die Rede wäre und nicht vom Ergebnis menschlichen Handelns -, ein Ausweichen vor dem historischen Kontext der Ereignisse. Die „Nakba“ war kein Unglück; sie war das Ergebnis einer militärischen und politischen Niederlage, die von politischen Entscheidungen herrührt, für die es Verantwortliche gab.

Zweitens, hört man – wenngleich innerhalb der arabischen Welt im Allgemeinen und bei den Palästinensern im Besonderen wenig Neigung besteht, sich mit der Shoah zu beschäftigen – mitunter Vergleiche zwischen der Nakba und der Shoah. Dieser Vergleich beruht auf moralischer Abstumpfung: Was den Palästinensern 1947-48 widerfuhr, war das Ergebnis eines Krieges, in dem sie besiegt wurden. Die Shoah war ein systematisch geplanter Massenmord. Die sechs Millionen in der Shoah ermordeten europäischen Juden waren nicht gegen Deutschland in den Krieg gezogen. Die deutschen Juden waren gerade gute deutsche Patrioten, und ein beträchtlicher Teil der osteuropäischen Juden sah in der deutschen Kultur den Gipfel der europäischen Kultur.

Drittens, und dies ist die Hauptsache: Der palästinensische Diskurs setzt sich nicht mit der Tatsache auseinander, dass es arabische politische Entscheidungen waren, die das schlimme Unglück über die palästinensische Öffentlichkeit brachten. Es gibt Hunderte, wenn nicht Tausende von Artikeln und Büchern auf Arabisch, die sich mit dem Krieg von 1948 beschäftigen, und es gibt lehrreiche Analysen zu den Gründen der militärischen Niederlage. Aber bis heute besteht nicht die Bereitschaft dazu, sich mit der einen schlichten Tatsache auseinanderzusetzen: Die Entscheidung, gegen die Teilungsresolution der UNO in den Krieg zu ziehen, war ein schlimmer politischer und moralischer Fehler der arabischen Welt.

Hätten die Palästinenser und die arabischen Staaten den Teilungsbeschluss akzeptiert, wäre Palästina schon seit 1948 ein unabhängiger Staat, und das Problem der Flüchtlinge  hätte nie existiert. Nicht die Gründung des Staates Israel schuf das Flüchtlingsproblem, sondern der Krieg der Araber gegen die Gründung des jüdischen Staates in einem Teil des Landes Israel.

Den Israelis, die nach Versöhnung streben, muss es erlaubt sein, von der arabischen Seite zu fordern, dass sie sich diesen Fragen stellt. So wie es unmöglich ist, die Vertreibung von zwölf Millionen Volksdeutschen aus Osteuropa nach 1945 vom deutschen Überfall auf Polen 1939 abzukoppeln, so unmöglich ist es, von der moralischen Dimension der arabischen Entscheidung, Krieg gegen die Idee der Teilung zu führen, abzusehen: Wenn man in den Krieg zieht und ihn verliert, dann bringt dies Ergebnisse mit sich, selbst wenn man den Sieger nicht von der Verantwortung für seine Taten freisprechen kann.

Wenn wir uns also auf eine Zwei-Staaten-Lösung zubewegen, kann man von der arabischen Seite ein gewisses Maß an Selbstkritik erwarten – etwa in der Art, wie sie S. Yizhars Buch „Hirbet Hizah“ im israelischen Diskurs symbolisiert. Dies würde es den Israelis erheblich erleichtern, Anteil am Schmerz der Palästinenser zu nehmen.

Die Knospen der demokratischen Entwicklung in der arabischen Welt müssen die Hoffnung wecken, dass eines der Ergebnisse dessen, was auf dem Tahrir-Platz vor sich gegangen ist, ein kritischer Diskurs sein wird – der Beginn der Befreiung auch vom Unvermögen, einen kritischen Blick in den Spiegel zu werfen.

Shlomo Avineri ist Emeritus für Politische Wissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem.

(Haaretz, 11.05.11)

Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die politische Diskussion in Israel.
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Lieberman spricht zum diplomatischen Korps
Israels Außenminister Avigdor Lieberman hat am Dienstag eine Rede vor den Mitgliedern des diplomatischen Korps gehalten, die sich zum Unabhängigkeitstag in der Residenz von Präsident Shimon Peres eingefunden hatten.


Peres begrüßt die Diplomaten (Foto: GPO)

Nach einen kritischen Überblick über die gegenwärtigen Entwicklungen im Nahen Osten, insbesondere in Bezug auf die Aussöhnung der Palästinenserfraktionen Fatah und Hamas, schloss der Außenminister mit einem Aufruf an Israels Nachbarn, Friedensverhandlungen aufzunehmen und von der Zusammenarbeit zu profitieren, die der jüdische Staat in Aussicht stelle.

„Der Staat Israel hat immer gesagt, und ich wiederhole es: Wir sind bereit, sofort an den Verhandlungstisch zu kommen, um direkte Verhandlungen mit all unseren Nachbarn zu beginnen. Wir sind bereit, große Anstrengungen zu unternehmen, um Frieden zu erlangen, aber wir werden unsere existentiellen Sicherheitsinteressen nicht aufs Spiel setzen.

Ich rufe all unsere Nachbarn dazu auf, sich Israels Errungenschaften in Finanzwesen, Hightech, Wissenschaft und Industrie vor Augen zu führen. Wir sind bereit, unser Wissen mit Ihnen zu teilen. Sie haben mehr zu gewinnen, wenn Sie mit uns kooperieren, als in Konflikten mit uns. Der Ball ist in Ihren Händen.“

Die vollständige Rede gibt es unter dem folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Speeches+by+Israeli+leaders/2011/Independence_Day_FM_Liberman_diplomatic_corps_10-May-2011.htm

(Außenministerium des Staates Israel, 10.05.11)
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Israels Export nach 63 Jahren
In den nunmehr 63 Jahren seines Bestehens hat Israel im Exportbereich eine rasante Entwicklung an den Tag gelegt. Waren einst Zitrusfrüchte und Diamanten das Hauptexportgut, zeichnet sich das Land nun durch die Ausfuhr avancierter Technologieprodukte aus.

Wie das israelische Exportinstitut am Dienstag mitteilte, ist der Export Israels seit 1948 um das 13400-fache gewachsen. Das Gesamtvolumen stieg von umgerechnet rund 4.2 Millionen Euro auf rund 56.1 Milliarden Euro an.

Die Waren- und Dienstleistungsexporte aus der Hightech-Industrie erreichten im Jahr 2010 umgerechnet knapp 20 Milliarden Euro und stellten damit 35% des israelischen Gesamtexports dar. Auf das einstige Zugpferd, die Landwirtschaft, fielen dagegen nur noch 2% (900 Millionen Euro).

Erhebliche Veränderungen sind auch in Bezug auf die Absatzmärkte vonstattengegangen. Gingen noch in den fünfziger und sechziger Jahren 70% aller Exporte nach Europa, sind es heute nur noch 32%. Auf Asien fallen inzwischen 24% der Warenausfuhr; in den fünfziger Jahren war es lediglich 1%.

Die positiven Wachstumszahlen sollen auch in diesem Jahr anhalten.

(Yedioth Ahronot, 10.05.11)
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Events

Veranstaltungen mit Yaacov Lozowick im Mai

Der israelische Historiker und Publizist Yaacov Lozowick ist in diesem Monat bei einigen Veranstaltungen in Deutschland zu Gast. Der Autor des Buches  „Israels Existenzkampf. Eine moralische Verteidigung seiner Kriege“ (2005) war langjähriger Direktor des Archivs von Yad Vashem und schreibt auf seinem viel beachteten Blog über Israel und die Region (http://yaacovlozowick.blogspot.com)

Hier die genauen Daten der Veranstaltungen:

12.5.2011, Berlin: Debatte mit Yaacov Lozowick und Ralf Fücks (Heinrich-Böll-Stiftung, Die Grünen) über „Drohende Eskalation oder Verhandlungslösung: Der Nahostkonflikt im Lichte der aktuellen Entwicklungen“, anschließend Empfang. Ort: Robert-Koch-Saal, Dorotheenstr. 96, 10117 Berlin. Zeit: 18.30 – 21.00 Uhr. Anmeldung: info@mideastfreedomforum.org. Weitere Informationen: http://www.mideastfreedomforum.org

14.5.2011, Erfurt: „Israels Existenzkampf und der "neue" Nahe Osten“ – Podiumsdiskussion mit Yaacov Lozowick und MdL Bodo Ramelow (Die Linke). Moderation: Justizstaatssekretär Professor Dr. Dietmar Herz. Ort: Begegnungsstätte Kleine Synagoge, An der Stadtmünze 5. Zeit: 20.30 Uhr. Weitere Informationen: http://www.dig.erfurt.de

15.5.2011, Bremen: Vortrag von Yaacov Lozowick über „Jerusalem. Wo liegt die Zukunft der Stadt?“ Ort: Galerie Rabus, Plantage 13. Beginn: 16.00 Uhr. Weitere Informationen: http://www.dig.bremen.de

16.5.2011, Hamburg: Vortrag von Yaacov Lozowick über „Demokratie, Moral und Freiheit - 63 Jahre Israel“. Ort: Talmud Tora Schule, Grindelhof 30. Zeit: 19.00 Uhr. Weitere Informationen: http://hamburgfuerisrael.wordpress.com

17.5.2011, Weiden: Vortrag von Yaacov Lozowick über „Europas Blick auf Israel: Vorurteile - Fakten – Perspektiven“. Ort: Regionalbibliothek Weiden, Scheibenstr. 7. Zeit: 19.00 Uhr. Weitere Informationen: http://www.weiden.ist.bunt.de

18.5.2011, Freiburg i. Br.: Vortrag von Yaacov Lozowick über „Israels Sicherheitsanliegen im Kontext der arabischen Aufstände“. Ort: Universität Freiburg, Hörsaal 1009. Zeit: 20.00 Uhr. Weitere Informationen: http://www.deutsch-israelische-gesellschaft.freiburg.de
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Wir vergessen dich nicht
Der israelische Soldat Gilad Shalit wurde vor 1781 Tagen von der Terrororganisation Hamas in den Gaza-Streifen entführt. Er befindet sich noch immer in Geiselhaft.
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