Mittwoch, 06.10.2010
 
 
Alle Völker sind erfunden
 
Von Benny Neuberger

Prof. Shlomo Sand zufolge gibt es kein jüdisches Volk, sondern nur eine jüdische Religion. So sei die Kennzeichnung „jüdisch“ in der Bestimmung des jüdischen Staates gänzlich religiös („Wie man zu einem Volk gehört“, Haaretz, 26.9.). In seinen Augen widersprechen sich die Konzepte von Religion und Nation oder haben zumindest nichts miteinander zu tun, und daher kann er die Tatsache nicht akzeptieren, dass viele den jüdischen Staat als Nationalstaat des jüdischen Volkes betrachten. Solch ein Staat kann ein säkularer Staat sein, in dem die Mehrheit der Bürger Juden sind („Judenstaat“), oder ein Staat, dessen Hauptcharakteristika nicht jüdisch-religiös sind, sondern national-jüdisch (hebräische Sprache, säkulare jüdische Kultur, Verbindung zu den historischen Wurzeln im Land Israel, Identifizierung mit der jüdischen Diaspora). Die meisten Juden in Israel sehen sich als Teil des jüdischen Volkes, und viele sind aus nationalen oder religiösen Beweggründen ins Land eingewandert.

Sand ignoriert, dass die Beziehung zwischen Religion und Nation bei vielen Völkern in unterschiedlichen Formen existiert.

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(Bank of Israel, 05.10.10)


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Iran prahlt mit Rüstungsindustrie

Der Verteidigungsminister des Iran, Brigadegeneral Ahmad Vahidi, hat sich mit der Rüstungsindustrie seines Landes gebrüstet.

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Bemühungen zum Schutz der Hotelanlagen am Toten Meer

Die israelische Regierung bemüht sich derzeit intensiv darum, einen Kompromiss mit dem Unternehmen Israel Chemicals zu finden, um das Fortbestehen der Hotelsiedlung am Ufer des südlichen Teils des Toten Meeres sicherzustellen. Diese ist durch den dort steigenden Wasserstand akut bedroht.

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Israelische Wissenschaftler entwickeln stahlharte Nanostrukturen

Der israelischen Nanoforschung ist ein wichtiger Erfolg gelungen.

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Alle Völker sind erfunden
Von Benny Neuberger

Prof. Shlomo Sand zufolge gibt es kein jüdisches Volk, sondern nur eine jüdische Religion. So sei die Kennzeichnung „jüdisch“ in der Bestimmung des jüdischen Staates gänzlich religiös („Wie man zu einem Volk gehört“, Haaretz, 26.9.). In seinen Augen widersprechen sich die Konzepte von Religion und Nation oder haben zumindest nichts miteinander zu tun, und daher kann er die Tatsache nicht akzeptieren, dass viele den jüdischen Staat als Nationalstaat des jüdischen Volkes betrachten. Solch ein Staat kann ein säkularer Staat sein, in dem die Mehrheit der Bürger Juden sind („Judenstaat“), oder ein Staat, dessen Hauptcharakteristika nicht jüdisch-religiös sind, sondern national-jüdisch (hebräische Sprache, säkulare jüdische Kultur, Verbindung zu den historischen Wurzeln im Land Israel, Identifizierung mit der jüdischen Diaspora). Die meisten Juden in Israel sehen sich als Teil des jüdischen Volkes, und viele sind aus nationalen oder religiösen Beweggründen ins Land eingewandert.

Sand ignoriert, dass die Beziehung zwischen Religion und Nation bei vielen Völkern in unterschiedlichen Formen existiert. Es gibt eine enge Beziehung zwischen der arabischen Nationalität und dem Islam. Es stimmt, dass es auch christliche Araber gibt, aber ihre Stellung innerhalb der arabischen Welt ist problematisch und brüchig. Das griechisch-orthodoxe Christentum ist die Grundkomponente in der griechischen Nationalidentität. Auch das Türkentum ist muslimisch, und nicht neutral in religiöser Hinsicht. Die Serben, Kroaten und Bosnier unterscheiden sich in ihrer Religion, trotz ihrer sprachlich-kulturellen Nähe. Die Burmesen und Tibeter sind Buddhisten. In Sri Lanka verläuft der Konflikt zwischen den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen. In Nigeria herrscht ein bitterer ethnischer Konflikt zwischen den muslimischen Haussa-Fulani und den christlichen Ibo. Auch die italienische, spanische und polnische Nationalidentität lässt sich nicht vom Katholizismus trennen, wenngleich es in diesen Völkern (wie unter den Juden in Israel) starke säkulare Strömungen gibt.

Sand spricht von einer „israelischen Nation“, ignoriert aber, dass die große Mehrheit der Juden in Israel sich selbst als Angehörige des jüdischen Volkes und die große Mehrheit der israelischen Araber sich selbst als Angehörige des palästinensischen Volkes oder der arabischen Nation betrachten. Die nationale Identität hat eine demokratische Dimension. Eine Person und eine Gruppe bestimmen ihre Identität nicht allein anhand „objektiver“ Kriterien wie Sprache oder Religion, sondern hauptsächlich anhand „subjektiver“ Kriterien – Bewusstsein, Emotionen, Solidarität, Ideologie. So wenig wie Golda Meir den Palästinensern ihre Identität vorschreiben kann („Es gibt kein palästinensisches Volk“), so wenig kann Sand den Juden Israels ihre Identität vorschreiben („Es gibt kein jüdisches Volk“).
Sand wurde jüngst mit der Behauptung berühmt, dass jüdische Volk sei vom Zionismus erfunden worden. Auch in seinem Artikel spricht er von der „erfundenen Existenz“ des jüdischen Volkes. Wiederum vermeidet er einen vergleichenden Blick auf den Kontext, insofern alle Völker und Nationen auf die eine oder andere Weise erfunden wurden. Vor einigen Hundert Jahren gab es noch keine deutsche Nation – es gab Preußen, Bayern und andere. Auch in Frankreich war die dominante Identität bis Mitte des 19. Jahrhunderts lokal und regional, und nicht französisch. Als Italien 1860 vereinigt wurde, sagte der erste Ministerpräsident: „Nachdem wir Italien geschaffen haben, müssen wir nun ein italienisches Volk schaffen.“ Amerikanische, australische und kanadische Völker hat es vor 200 Jahren freilich auch noch nicht gegeben. Erfundene Nationen sind keine fiktiven Nationen; sie sind wirkliche Nationen.

Der Gegensatz, den Sand zwischen einem „jüdischen Staat“ und einer „israelischen Demokratie“ ausmacht, ist künstlich. Die Kennzeichnung „israelisch“ ist jüdisch, und daher kann ein jüdischer Staat auch eine israelische Demokratie sein. Ich stimme aber Sand darin zu, dass die Forderung Binyamin Netanyahus, Israel als jüdischen Staat anzuerkennen, ein weiteres überflüssiges Hindernis auf dem Weg zum Frieden darstellt. In den Augen der ganzen Welt ist das Wort „Israel“ mit Juden verbunden. Jeder weiß, dass Israel der Staat des jüdischen Volkes ist. Das widerspricht der Tatsache nicht, dass es in Israel eine nationale arabische Minderheit gibt, der alle Rechte zustehen, die eine gute Demokratie garantiert.

Benny Neuberger ist Professor für Politische Wissenschaften an der Open University.

(Haaretz, 06.10.10)

Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder.
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Iran prahlt mit Rüstungsindustrie
Der Verteidigungsminister des Iran, Brigadegeneral Ahmad Vahidi, hat sich mit der Rüstungsindustrie seines Landes gebrüstet. Diese sei inzwischen so fortgeschritten, dass man Waffen in mehr als 50 Staaten exportieren könne.

„Im Moment befindet sich die Islamische Republik auf der Höhe ihrer Macht und ist in der Lage, Rüstungsprodukte zu exportieren“, zitiert ihn die iranische Nachrichtenagentur Press TV. Der Iran sei nun autark in der Rüstungsindustrie und produziere militärisches Equipment und Waffen sowie Elektro- und Radartechnologie.

Erst kürzlich hat der Iran den Westen bezichtigt, einen Computerwurm im Atomkraftwerk des Landes installiert zu haben. Der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast erklärte dazu, dies werde den Iran nicht zur Aufgabe oder zum Stopp seines Atomprogramms verleiten.

(The Jerusalem Post, 06.10.10)
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Bemühungen zum Schutz der Hotelanlagen am Toten Meer
Die israelische Regierung bemüht sich derzeit intensiv darum, einen Kompromiss mit dem Unternehmen Israel Chemicals zu finden, um das Fortbestehen der Hotelsiedlung am Ufer des südlichen Teils des Toten Meeres sicherzustellen. Diese ist durch den dort steigenden Wasserstand akut bedroht.

Die Dead Sea Works (DSW), eine Tochtergesellschaft von Israel Chemicals, bauen Mineralien in eben jenem südlichen Teil ab, an dessen Ufer die Hotelanlagen liegen. Durch einen Kanal wird ständig salzreiches Wasser eingeleitet. Doch mit dem Wasser kommt auch Schlamm, der die Bodenhöhe konstant anhebt und damit auch den Wasserspiegel.



Bislang sind die Hotels noch durch eine künstliche Barriere geschützt, die jedoch weder schön anzusehen noch von ewiger Haltbarkeit ist. Sie kann Schätzungen zufolge nur bis 2013 Schutz garantieren.

Die 2008 gegründete Dead Sea Preservation Government Company hat drei Vorschläge zur Lösung des dringlichen Problems ausgearbeitet, über die derzeit verhandelt wird: Die teuerste Variante bestünde darin, vom Grund des Verdunstungsbeckens riesige Mengen Salz abzuschöpfen, was bis 2034, da die Lizenz von DSW ausläuft, umgerechnet etwa 1,4 Milliarden Euro kosten würde; die zweite Variante wäre die Schaffung einer künstlichen Lagune um die Hotels herum; die dritte, mit umgerechnet etwa 600 Millionen Euro billigste Variante wäre der Abriss des gesamten Hotelareals mit Neuaufbau an einem anderen Ort.

Von letzterem Punkt will die Israel Hotel Association allerdings nichts wissen; sie droht mit einer Klage vor dem Obersten Gerichtshof.

Das Finanzministerium erwägt in jedem Fall, Israel Chemicals durch eine Senkung der Lizenzgebühren zu einer stärkeren finanziellen Beteiligung bei der Rettung des Hotelbezirks zu bringen.

(Haaretz, 06.10.10)
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Israelische Wissenschaftler entwickeln stahlharte Nanostrukturen
Der israelischen Nanoforschung ist ein wichtiger Erfolg gelungen. Forscher von der Universität Tel Aviv, dem Weizmann-Institut und der Ben-Gurion-Universität haben erstmals organische Nanokügelchen entwickelt, die so hart sind wie Stahl, allerdings viel leichter.

Die Wissenschaftler um Prof. Ehud Gazit (Tel Aviv), Dr. Itay Rousso (Weizman) u.a. benutzten dafür ein Dipeptid, ein Molekül, das aus zwei Aminosäuren zusammengesetzt ist. Die Forschungsergebnisse wurden jüngst in der Zeitschrift Angewandte Chemie veröffentlicht.

Das im Labor entwickelte Material soll zukünftig für die Herstellung von Transplantaten, Autos und Flugzeugen verwendet werden. Darüber hinaus sollen sie bei der Herstellung von kugelsicheren Westen zum Einsatz kommen, die doppelt so hart sind wie die herkömmlichen, dafür aber leichter zu tragen. Auch die Raumfahrttechnologie wird von dem Material profitieren.

(Haaretz, 01.10.10)
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Wir vergessen dich nicht
Der israelische Soldat Gilad Shalit wurde vor 1564 Tagen von der Terrororganisation Hamas in den Gaza-Streifen entführt. Er befindet sich noch immer in Geiselhaft.
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