Donnerstag, 29.07.2010
 
 
Abkoppelung – trotz allem
 
Von Ari Shavit

Etwa ein halbes Jahr vor der Abkoppelung wurden einige israelische Meinungsführer gefragt, welche Auswirkungen der einseitige Rückzug aus dem Gaza-Streifen mit sich bringen werde.

Binyamin Netanyahu konstatierte, ein einseitiger Rückzug ohne Gegenleistung stelle eine existentielle Gefahr dar; Uzi Arad schätzte, die Abkoppelung würde zu einem außen- und sicherheitspolitischen Einsturz führen; Moshe Yaalon behauptete, der Rückzug werde dem Terror zu einem Aufschwung verhelfen; Moshe Arens mutmaßte, als Folge der Abkoppelung werde eine neue strategische Lage geschaffen, in der der Süden Israels konstanter palästinensischer Bedrohung ausgesetzt sein werde; Yaakov Amidror prophezeite, Gaza würde zu einem Hamastan werden und die palästinensischen Raketen würden bis nach Ashdod und Kiryat Gat gelangen; Natan Sharansky erwartete eine Stärkung des palästinensischen Extremismus und die Entstehung von Prozessen, die zu einem Krieg führen würden.



weiter
weitere Themen:
Ayalon zur Flottillenfarce

1 € - 4.9577 NIS (+0.214%)
1 CHF -3.6199 NIS (+0.673%)
1 £ - 5.9279 NIS (-0.108%)
1 $ - 3.7890 NIS  (-0.420%)
 
(Bank of Israel, 29.07.10)


Leicht bewölkt.

Jerusalem: 20/28 °C
Tel Aviv: 26/30 °C
Haifa: 26/31 °C
Be’er Sheva: 23/34 °C
Ein Gedi: 31/39 °C
Eilat: 28/39 °C


Israels erste arabische Kampfsoldatin

Oberstabsgefreite Elinor Joseph hat eine historische Position innerhalb der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) inne: Sie ist die erste arabische Israelin, die in einer Kampfeinheit dient.

  weiter
Neueröffnung des Israel-Museums

Nach dreijährigen Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten hat das Israel-Museum in Jerusalem diese Woche wieder seine Pforten für die Besucher geöffnet. Bereits am neuen Eingang bemerkt man die positive Veränderung.

  weiter
 
 


Abkoppelung – trotz allem
Von Ari Shavit

Etwa ein halbes Jahr vor der Abkoppelung wurden einige israelische Meinungsführer gefragt, welche Auswirkungen der einseitige Rückzug aus dem Gaza-Streifen mit sich bringen werde. Binyamin Netanyahu konstatierte, ein einseitiger Rückzug ohne Gegenleistung stelle eine existentielle Gefahr dar; Uzi Arad schätzte, die Abkoppelung würde zu einem außen- und sicherheitspolitischen Einsturz führen; Moshe Yaalon behauptete, der Rückzug werde dem Terror zu einem Aufschwung verhelfen; Moshe Arens mutmaßte, als Folge der Abkoppelung werde eine neue strategische Lage geschaffen, in der der Süden Israels konstanter palästinensischer Bedrohung ausgesetzt sein werde; Yaakov Amidror prophezeite, Gaza würde zu einem Hamastan werden und die palästinensischen Raketen würden bis nach Ashdod und Kiryat Gat gelangen; Natan Sharansky erwartete eine Stärkung des palästinensischen Extremismus und die Entstehung von Prozessen, die zu einem Krieg führen würden.

Der damalige Bürgermeister von Sderot, Eli Moyal, entwarf ein wildes Zukunftsszenario: „30 Kassam-Raketen fallen auf Sderot, sechs Tote, Dutzende Verletzte. Was macht Israel? Israel marschiert in Gaza ein. Aber diesmal ist der Einmarsch nach Gaza nicht leicht. Minen, IEDs, Südlibanon. Getötete Soldaten. Wegen des Todes der Soldaten intensiviert ZAHAL das Feuer. Tote palästinensische Zivilisten. Internationale Verwicklungen.“

Man kann die Wahrheit nicht verstecken: Die Rechte hatte Recht. In jedem Punkt hatte die Rechte Recht. Während sich Israel der Euphorie über die Abkoppelung hingab, schätzte die Rechte die Wirklichkeit richtig ein. Während sich die gesamten Medien in Lobpreisungen der Abkoppelung ergingen, verstand die zum Schweigen gebrachte Rechte, was sich in der Zukunft ereignen würde. Die Zornprophezeiungen der Orangenen, die vor fünf Jahren als lächerlich und historisch überholt galten, erwiesen sich als völlig korrekt.  Der Sieg der Hamas in den palästinensischen Wahlen 2006 und die Machtübernahme der Hamas in Gaza 2007 bewiesen, wie weit die Nationalisten in die Zukunft voraussahen.

Die Rechte hatte Recht, aber die Rechte irrte sich auch. Sie verstand die Gefahren gut, die ein Rückzug mit sich brachte, allerdings überhaupt nicht seine Notwendigkeit. Sie war gut darin, die unmittelbare Zukunft vorauszusagen, aber nicht die fernere. Sie sah das militärische Problem bis ins kleinste Detail, aber blieb blind gegenüber der strategischen Bedrohung. Die Rechte hat vor fünf Jahren nicht begriffen, was sie sich auch heute weigert zu begreifen: Die Bakterie der Besatzung ist zu einer tödlichen Bakterie geworden.

Der Abkoppelungsplan war ein Plan mit vielen Mängeln. Er schuf im Gaza-Streifen keine eindeutige Situation, die das von der UNO anerkannte Ende der Besatzung markierte. Er war nicht von einem internationalen Marshallplan begleitet, der Gaza wiederaufbaute und seine Gemäßigten stärkte. Sie wurde nicht von einer harten Abschreckungspolitik ergänzt, die die Entwicklung Gazas zu einem feindlichen, Tel Aviv bedrohenden Raketenstützpunkt verhindert hätte. Sie schuf kein akzeptables Kräftegleichgewicht im Westjordanland und gab Israel keine langanhaltenden diplomatischen Vorteile an die Hand. Die Stärke des Abkoppelungsplans lag aber darin, dass er der erste mutige Versuch seiner Art war, mit der gefährlichen Bakterie fertig zu werden. Die Grundlogik, die dahinter stand, war und bleibt gültig.

Die Logik der Abkoppelung besagte: Israel hat die existentielle und moralische Verpflichtung, die Besatzung zu beenden. Israel hat keinen palästinensischen Partner zur Beendigung der Besatzung. Daher muss Israel begrenzte und überlegte Maßnahmen einleiten, die es schrittweise zu einem Ende der Besatzung führen. Nein, es besteht keine Aussicht auf vollen Frieden in absehbarer Zukunft. Doch ist auch der gegenwärtige Zustand aussichtslos. Daher muss Israel sein Schicksal in die eigene Hand nehmen und besonnen auf eine Grenzziehung zwischen sich und Palästina  hinarbeiten. Nur so wird seine Identität gewahrt bleiben können und seine Legitimität als demokratischer jüdischer Staat. Nur so kann der israelisch-arabische Konflikt zu einem erträglichen Konflikt werden, der letztlich im Frieden enden wird.

Fünf Jahre nach dem Abzug aus Gaza ist das Bild klar: Die Abkoppelung von 2005 war problematisch, aber die Strategie der Abkoppelung war und bleibt essentiell wichtig. Die Lehre aus dem Scheitern der Abkoppelung 1 besteht darin, dass die Abkoppelung 2 anders gemacht werden muss. Verbieten wird sich ein Rückzug auf die Grenzen von 1967, ein Rückzug ohne internationale Unterstützung, ein Rückzug ohne stilles Einverständnis der gemäßigten Palästinenser. Verbieten wird sich ein Rückzug ohne die Garantie einer vernünftigen Antwort auf die Raketenbedrohung. Aber am Ende gibt es keine andere Wahl. Die Abkoppelung ist gefährlich, aber sie ist weniger gefährlich als jede andere Option.

(Haaretz, 29.07.10)

Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder.
zum Anfang
diesen Artikel drucken
Ayalon zur Flottillenfarce
Israels stellvertretender Außenminister Danny Ayalon hat im Wall Street Journal einen Artikel veröffentlicht, in dem er die Doppelmoral der vergangenen und geplanten Gaza-Flottillen anprangert. Dabei bezieht er sich nicht zuletzt auf die missliche Lage der palästinensischen Flüchtlinge im Libanon.

„Es gibt heute mehr als 400 000 Palästinenser im Libanon, denen die fundamentalsten Grundrechte vorenthalten werden. Die libanesische Regierung hat eine Liste von Dutzenden von Berufen, die Palästinenser nicht ausüben dürfen, darunter die des Arztes, Anwalts und Ingenieurs. Palästinensern ist der Besitz von Grundeigentum verboten, und sie brauchen eine Sondergenehmigung, um ihre Städte zu verlassen. Anders als andere Ausländer im Libanon haben sie keinen Zugang zum Gesundheitssystem. Laut Amnesty International leiden die Palästinenser im Libanon unter ‚Diskriminierung und Marginalisierung‘ und werden wie ‚Bürger zweiter Klasse‘ behandelt; ihnen wird ‚die ganze Palette der Menschenrechte‘ vorenthalten.

Amnesty stellt auch fest, dass die meisten palästinensischen Flüchtlinge im Libanon kaum eine andere Wahl haben als in übervölkerten und sich verschlechternden Lagern und nicht formellen Zusammenkünften ohne elementare Infrastruktur zu leben.

In Anbetracht der sich verschlimmernden Misere der Palästinenser im Libanon ist es der Gipfel der Ironie, dass eine libanesische Flottille plant, in den nächsten Tagen den Hafen von Tripoli zu verlassen und den Palästinensern in Gaza Hilfe zukommen zu lassen. Einem der Organisatoren zufolge sind die Teilnehmer ‚von einem Gefühl harscher Ungerechtigkeit‘ geleitet.

Diese Haltung legt die Unehrlichkeit der ganzen Flottillen-Übung offen. Ob aus der Türkei, Irland oder Zypern – die Teilnehmer an diesen Flottillen stinken nach Heuchelei. Es gibt gegenwärtig 100 bewaffnete Konflikte und Dutzende territorialer Auseinandersetzungen auf der Welt. Millionen Menschen wurden getötet und Hunderte Millionen leben in erbärmlicher Armut ohne Zugang zu Grundnahrungsmitteln. Und dennoch geben Hunderte edelgesinnter ‚Menschenrechtsaktivisten‘ Millionen von Dollar dafür aus, Gaza zu erreichen und der Hamas Geld zu übergeben, das die unschuldigen Zivilisten in Gaza nie erreichen wird.“

Den vollständigen Artikel gibt es unter dem folgenden Link:  http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703940904575395022140188274.html

(The Wall Street Journal, 29.07.10)
zum Anfang
diesen Artikel drucken



Israels erste arabische Kampfsoldatin
Oberstabsgefreite Elinor Joseph hat eine historische Position innerhalb der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) inne: Sie ist die erste arabische Israelin, die in einer Kampfeinheit dient.

Die christliche Araberin wurde in einer Wohngegend von Haifa geboren und aufgezogen, deren Einwohnerschaft sich aus Juden wie Arabern zusammensetzt. In ihrer Schule waren jedoch alle Klassenkameraden arabisch. Und obgleich ihr Vater stolz auf seinen Armeedienst als Fallschirmjäger zurückblickt, hatte sie ursprünglich nicht vorgehabt, sich einziehen zu lassen, und stattdessen die Emigration erwogen. Am Ende entschied sie sich dann doch dazu,  die Uniform der israelischen Armee zu tragen, wobei sie sich über die ablehnende Haltung fast ihres gesamten Freundeskreises hinwegsetzen musste.


Foto: IDF

„Ich verstand, dass es sehr wichtig ist, meine Freunde, meine Familie und mein Land zu verteidigen. Ich bin hier geboren“, sagt sie nun. „Wenn man Dinge von ganzem Herzen tut, beginnt man mit der Zeit ihre Bedeutung zu erkennen.“

Zuerst diente Joseph als Sanitäterin bei der Militärpolizei am Übergang Qalqiliya. Die Arbeit an dem Kontrollpunkt empfand sie trotz anfänglicher Skepsis als angenehm: „Ich behandelte alle Leute an den Kontrollpunkten gleich, da wir alle Menschen sind. Aus diesem Grund reagierte niemand negativ auf mich, was mich – ehrlich gesagt – überrascht hat“, erinnert sie sich. „Die Leute wussten, dass ich da bin und ich bei Bedarf nicht meinen Mundhalten würde; so wurden sie stets daran erinnert, die Palästinenser gut zu behandeln. Aber tatsächlich war ihre Behandlung immer voll von Respekt.“

Da sie nach einiger Zeit mehr Verantwortung übernehmen wollte, bewarb sie sich darum, in eine Kampfeinheit zu wechseln, was ihr dann letztlich auch gelang. Dabei hat sie auch mit dem vorwiegend jüdischen Charakter der kämpfenden Truppe keine Probleme: „Ich weiß, dass ich Teil der Armee des jüdischen Staates bin, und daher höre ich zu, wenn wir darüber sprechen, und lerne. Ich habe mich daran gewöhnt und respektiere das, obwohl ich mich nicht allzu sehr mit der Identität des Landes befasse – ich habe meine eigene Identität und werde die meines Landes respektieren.“

(Israelische Verteidigungsstreitkräfte, 26.07.10)
zum Anfang
diesen Artikel drucken



Neueröffnung des Israel-Museums
Nach dreijährigen Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten hat das Israel-Museum in Jerusalem diese Woche wieder seine Pforten für die Besucher geöffnet. Bereits am neuen Eingang bemerkt man die positive Veränderung.

Die wahrscheinlich wichtigste Neuerung ist die Einrichtung einer Dauerausstellung zur israelischen Kunst. Als landesweit größte Einrichtung seiner Art hat das Israel-Museum die Verantwortung, über die Generationen hinweg israelische Kunst zu sammeln, zu bewahren und zu erforschen. Davon profitieren auch die Jerusalemer Kunstszene und die Studenten.


Foto: Israel-Museum

Am Eingang der Ausstellung zur israelischen Kunst steht „Nimrod" (Bild), die berühmte Skulptur des in Berlin geborenen Bildhauers Yitzhak Danziger von 1939. Sie gilt als Symbol der junghebräischen Bewegung der ‚Kanaaniter‘, die einen Rückbezug auf die paganen Wurzeln des Nahen Ostens suchte.

Insgesamt werden in der Ausstellung etwa 70 Kunstwerke israelischer Künstler verschiedenster Stilrichtungen präsentiert.

Alle relevanten Informationen gibt es unter dem folgenden Link: http://www.english.imjnet.org.il/htmls/home.aspx

(Haaretz, 26.07.10)
zum Anfang
diesen Artikel drucken

 
Wir vergessen dich nicht
Der israelische Soldat Gilad Shalit wurde vor 1495 Tagen von der Terrororganisation Hamas in den Gaza-Streifen entführt. Er befindet sich noch immer in Geiselhaft.
zum Anfang
diesen Artikel drucken


An- und Abmelden des Newsletters
Newsletter-Archiv Israel Ministry of Foreign Affairs
Israel von A-Z Israel Line - MFA Newsletter
Medienspiegel der deutschen Botschaft Tel Aviv Israel Defense Forces IDF
 www.facebook.com/botschaft.israel.berlin
 www.twitter.com/Israel_Germany
 www.youtube.com/botschaftisrael
 www.studivz.net/botschaftisrael
 www.botschaftisrael.wordpress.com


Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel / Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen und Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de.
Für den Inhalt externer Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich. Disclaimer

Hier geht es zur vergrößerten Ansicht des Newsletters