Von Isaac Ben-Israel Die Operation Gegossene Blei war kein Krieg, in dem sich gleich
Starke aneinander gemessen haben, und ging nicht über den Umfang
vieler israelischer Operationen der Vergangenheit hinaus. Dennoch
glaube ich, dass ihre strategische Bedeutung größer ist, als
man annimmt, und sie einen Meilenstein darstellt, der sich dem
historischen Gedächtnis des Nahens Ostens für viele Jahre einprägen
wird. Dies nicht notwendigerweise wegen des engeren militärischen
Aspekts, wenngleich die militärischen Errungenschaften
offensichtlich sind.
Erstens, haben die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL)
ihre Abschreckung gegenüber der Hamas wiederhergestellt. Dies ist
sehr wichtig für die Abschreckung auch gegenüber anderen Akteuren im
Nahen Osten, vor allem der Hisbollah im Norden und der
iranisch-syrischen Achse. Selbst der zweite Libanonkrieg, der
mangelhaft durchgeführt wurde, erscheint angesichts der Fähigkeiten,
die die israelische Armee in der jüngsten Operation an den Tag
gelegt hat, in einem anderen Licht. Entgegen der verbreiteten
Auffassung hat die Armee gezeigt, dass sie die Mittel, die
Kampfdoktrin und die notwendige Entschlossenheit besitzt, um in
einer bevölkerten urbanen Region zu kämpfen und dabei die eigenen
Verluste gering zu halten.
Zweitens, ist das Raketenfeuer der Hamas bedingungslos zu Ende
gegangen. Selbstverständlich ist es möglich, dass die Hamas-Führer,
die nun das Desaster verdauen, das über sich selbst und ihr Volk
gebracht haben, sich wieder erholen und zu ihrem alten Verhalten
zurückkehren. Doch dann müssen sie die Tatsache in Rechnung stellen,
dass die israelische Armee jederzeit wieder zurückschlagen könnte,
und es ist zweifelhaft, ob die Bevölkerung in Gaza ihnen erlauben
würde, erneut einen ähnlichen Schlag zu provozieren.
Drittens - und am wichtigsten -, sind die asymmetrischen
Spielregeln des Krieges, die Israel in den vergangenen Jahren
scheinbar akzeptiert hat, gebrochen worden. Zuvor hatte es den
Anschein, als ob die schwache Seite (Hamas, Hisbollah)
ununterbrochen israelische Bürger angreifen könnte, während Israel
zögert, seine beachtliche militärische Schlagkraft (Flugzeuge,
Panzer und Fernlenkwaffen) einzusetzen, aus Angst vor der Schädigung
von Zivilisten auf der anderen Seite. Die jüngste Operation hat nun
gezeigt, dass selbst von Terrororganisationen missbrauchte Moscheen
nicht länger ein Hindernis für Israel sind, seine militärische
Schlagkraft einzusetzen.
Auch der Anschlag bei Kissufim in dieser Woche hängt mit den
neuen Spielregeln zusammen. Die Hamas wurde gezwungen, das
Raketenfeuer und die Angriffe auf Zivilisten einzustellen, versucht
jedoch zu zeigen, dass die Attackierung von Soldaten erlaubt ist.
Dies dürfen wir selbstverständlich nicht zulassen, und wir haben die
Macht, die Spielregeln einzuführen, zu denen wir Lust haben, wozu
auch das Verbot von Hamas-Aktivitäten innerhalb von hundert Metern
nahe dem Sicherheitszaun gehört.
Indes sind die diplomatischen Errungenschaften der Operation
nicht weniger bedeutend als die militärischen.
Die erste diplomatische Errungenschaft besteht in der
Destabilisierung der Position des Iran im Nahen Osten infolge des
Schlags, den sein Schützling in Gaza hat einstecken müssen. Darüber
hinaus durchbrach der Großteil der arabischen Welt die Linie und
stand auf der Seite Ägyptens gegenüber der Hamas. Dieser Schritt hin
zu Israel und die Anerkennung des gemeinsamen Interesses gegen den
Iran und seine Schergen sind von immenser strategischer
Bedeutung.
Die zweite Errungenschaft ist die eindeutige Unterstützung, die
westliche Staatschefs der israelischen Position in Bezug auf die
militärische Aufrüstung der Hamas in Gaza angeboten haben.
Einverständniserklärungen und Abkommen zur Eindämmung des Schmuggels
sind mit den USA und den meisten westeuropäischen Staaten
unterzeichnet worden.
Die dritte Errungenschaft ist, dass der Krieg beendet wurde, ohne
dass Israel die Hamas – und sei es nur indirekt - anerkannt hat.
All dies stellt die Hamas-Führung vor eine Wegkreuzung. Sie hat
erkannt, dass sie nicht gleichzeitig die Fahne der Souveränität und
die des Widerstands hochhalten kann. Aus gutem Grund gibt es dafür
nirgendwo auf der Welt einen Präzedenzfall. Sie wird entscheiden
müssen, was wichtiger ist: der Souverän in einem islamischen Staat
zu sein, oder die Vorteile einer Terrorbewegung zu genießen.
Einstweilen scheint es so, dass der Weg des Widerstands im großen
Stil gescheitert ist.
(Yedioth Ahronot, 30.01.09)
Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben
nicht grundsätzlich den Stanpunkt der israelischen Regierung
wieder. |
Rund 88% aller jüdischen Israelis sind stolz darauf, Israelis zu
sein, und 95% von ihnen sind bereit, für ihr Land zu kämpfen. Dies
geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die Prof. Ephraim Yaar von
der Universität Tel Aviv und Mano Geva vom Forschungs- und
Consulting-Institut Midgam kurz nach dem Ende der Militäroperation
im Gaza-Streifen durchgeführt haben. Der alljährlich durchgeführten Umfrage zufolge ist der
Patriotismus der israelischen Juden gegenüber dem Vorjahr 2008 klar
angewachsen und hat beinahe den Grad erreicht, der vor dem zweiten
Libanonkrieg 2006 bestanden hat. Gegenüber 61% im Jahr 2009
bezeichnen sich nun 71% der Gesamtbevölkerung als Patrioten. 72% der
jüdischen Befragten sind der Ansicht, dass Israel „besser als die
meisten anderen Länder“ ist; im Jahr zuvor waren es lediglich
61%.
Auch hinsichtlich der nationalen Symbole ist dieser Trend zu
erkennen. 88% finden es wichtig, am Unabhängigkeitstag die Flagge zu
hissen, und ganze 95% weisen der Schweigeminute am Gedenktag für die
gefallenen Soldaten große Wichtigkeit zu.
(Yedioth Ahronot, 29.01.09) |