Von Zvi Bar’el „Wenn es so ist, unterstützen alle eine Normalisierung“,
überschreibt Tarek Alhomayed, Chefredakteur der Zeitung Asharq
Alawsat einen kürzlich erschienenen Artikel. „Wenn der
interreligiöse Dialog, der auf saudische Initiative in New York
stattgefunden hat, gemäß der iranischen Definition und ihrer
arabischen Lobby Normalisierung ist, dann unterstützen alle die
Normalisierung. Wo ist beispielsweise der entschiedene Standpunkt –
des Iran und seiner Freunde – angesichts der Artikel von Ahmed
Yossef, einem Berater von Ismail Haniyeh, in der israelischen
Presse? Wo stehen sie in Bezug auf die Waffenruhe der Hamas mit
Israel? Wo stehen sie in Bezug auf die Worte des Beraters des
syrischen Präsidenten Buthaina Shaaban, der in den indirekten
Friedensgesprächen zwischen Israel und Syrien die richtige Wegmarke
erkennt?“
Der Hohn von Alhomayed über die Kritiker des interreligiösen
Dialogs macht hier nicht Halt. Er staunt über die Positionen der
Hisbollah, wonach „seine Medien nichts auslassen, was in Israel
veröffentlicht wird, einschließlich von Kommentaren von Israelis und
Zitaten der Sprecher israelischer Führer“.
Selbstverständlich kann man einwenden, dass Alhomayed als
Redakteur einer von den Saudis finanzierten und in London
erscheinenden Zeitung der Linie des Königshauses verpflichtet ist,
und wenn die Initiative zum interreligiösen Dialog eine Initiative
von König Abdallah ist, sind auch die ihm nahe stehenden Medien der
Initiative verpflichtet. Alhomayed, dessen Kommentare von Millionen
von Arabern und Muslimen auf aller Welt gelesen werden, wusste in
der Vergangenheit auch derartige Initiativen zu kritisieren.
Alhomayed ist kein außergewöhnliches Beispiel. Auf der
arabischsprachigen Website ‚Der kulturelle Dialog’ sind mehr als
2200 Autoren und Intellektuelle eingetragen, die die Situation der
arabisch-muslimischen Kultur und Gesellschaft mit kritischem Blick
prüfen. Auf der Website ‚Arabische Reform’ analysieren Dutzende von
Publizisten aus liberal-säkularer Perspektive, was in den arabischen
Staaten vor sich geht. Ein derartiger Diskurs hat es schwer,
erfolgreich mit den Websites der radikalen Organisationen umzugehen,
insbesondere da liberale Publizisten wie der Ägypter Said Al-Kamni
und der Tunesier Lafif Lakhdar bereits Morddrohungen erhalten haben.
Aber ihre Entschlossenheit ermutigt die Ausweitung des Kreises von
Protagonisten des neuen Diskurses.
So hat bspw. Turki Al-Khamad, ein saudischer Intellektueller, der
im Westen studiert hat, jüngst einen eindringlichen Artikel in
Asharq Alawsat veröffentlicht, in dem er die Araber dafür
kritisiert, dass sie sich noch nicht von dem Israel-Komplex befreit
hätten. „Israel und der Zionismus waren immer die Achse, um die sich
die Grundlagen der modernen arabischen politischen Kultur gedreht
haben. Sie waren der Kompass, der normalerweise die Richtung der
arabischen Staaten bestimmt hat, und außerdem die zentrale ‚Ausrede
für jedes Scheitern und jede Tragödie im Leben der Araber. …Als ob
es ohne Israel keine arabische Auswanderung, keine Rückständigkeit,
kein Analphabetentum und keine Krankheiten geben würde… sucht doch
nach Israel und dem Zionismus.“
Von hier geht Al-Khamad zu einer sarkastischen Kritik an der
Neigung arabischer Kommentatoren, dem designierten US-Präsidenten
Barack Obama allein deswegen eine pro-israelische Einstellung zu
attestieren, weil er Rahm Emanuel zu seinem Stabschef im Weißen Haus
ernannt hat. „Die argumentative Basis bei vielen der arabischen
Kommentatoren liegt in der Überzeugung, dass es einen jüdischen
Einfluss auf die amerikanische Politik gibt, und insofern müssten
sie letztendlich das Ausmaß dieses Einflusses bestimmen und nicht,
ob es diesen Einfluss überhaupt gibt.“
Al-Khamad empfiehlt den Arabern eine Abkehr von der
traditionellen Einstellung, „die all ihre Probleme um ein einziges
Problem gruppiert, das palästinensische Problem; und dadurch werden
sie zu dessen Gefangenen… Palästina ist ein arabisches Problem, kein
Zweifel… aber man muss es von den märchenhaften Illusionen befreien
und auf den Boden der Tatsachen zurückbringen, damit es nicht weiter
der Kompass bleibt, der die Richtung weist, oder die kulturelle
Achse, die die Politik bestimmt… Israel darf nicht unsere Hauptsorge
sein, und das Palästina-Problem nicht unser höchster Lebenszweck.
Denn selbst wenn Israel völlig untergehen und ein palästinensischer
Staat vom Jordan bis zum Mittelmeer entstehen würde, wird die Lage
die gleiche bleiben… wir würden ein anderes Israels suchen, das als
Vorwand dient für das, was passiert ist, und das, was passieren
wird.“
Und was sind die Hauptprobleme, mit denen sich die Araber
befassen müssen? Darauf antwortet Ghassan Charbel, Redakteur der
internationalen Zeitung Al-Hayat, die ebenfalls in London erscheint.
Er gibt zu, dass ihn der Neid packt angesichts des gewaltigen
technologischen Erfolgs Indiens, das eine Raumsonde auf den Mond
geschickt hat. „Der Neid geht dahin, dass Indien, wenn es die
Lebensweise von uns, den Arabern, angenommen hätte, heute ein Ozean
von Hungernden und Arbeitslosen wäre… trotz meines Interesses an der
indischen Raumsonde, die auf den Mond geschossen wurde, habe ich die
Nachrichten aus der arabischen Welt verfolgt, die immer angenehm und
ermutigend sind. So zum Beispiel die Nachricht, dass die Zahl der
Analphabeten in der arabischen Welt die Hundert Millionen erreicht
hat. Daraus folgt, dass die Zahl der arabischen Analphabeten die
Einwohnerzahl eines großen Landes wie Deutschland mit Leichtigkeit
übersteigt. Man kann dem noch die Zahl der Analphabeten in
technologischer Hinsicht und der halben Analphabeten
hinzurechnen.“
Ein solcher Leitartikel auf der ersten Seite von Al-Hayat schafft
nicht nur einen Diskurs; er ist selbst Resultat eines Diskurses, der
schon seit langem legitim geworden ist, wenngleich man davon in
Israel noch wenig weiß.
(Haaretz, 28.11.08)
Die im Newsletter veröffentlichten Kommentare geben
nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung
wieder. |
Das iranische Regime hält an seinem Konfrontationskurs fest und
weigert sich nach wie vor, dem internationalen Druck zum Stopp
seines Atomprogramms nachzugeben. Sowohl die USA als auch Israel
werden in Teheran weiterhin regelmäßig geschmäht. Die Gefahr einer
militärischen Intervention gegen die atomar aufrüstende Islamische
Republik hält man dabei offensichtlich für gebannt. Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad versicherte während
eines Besuchs in Tabriz: „Die Zeit, da es möglich gewesen ist, seine
Meinung andern aufzuzwingen, andere Länder zu besetzen usw., ist zum
Ende gekommen. All die Länder, die dies getan haben, müssen die
Lehre aus dem Schicksal von Bush, dem US-Präsidenten, ziehen.“
In Richtung Israel verkündete der iranische Generalstaatsanwalt:
„Das zionistische Regime wird auch im Geheimdienstbereich erniedrigt
werden. Die iranische Nation betrachtet es als ihre Pflicht, wachsam
und vorsichtig zu sein angesichts der Aktivitäten der Zionisten und
der Feinde des Islam.“
Junge Iranerinnen inspizieren auf einer
Ausstellung atomare Errungenschaften ihres Landes
(Terrorgence, 03./.04.12.08) |
Die schwer herzkranke Alla Hassain hat israelischen Ärzten am Tel
Aviver Sheba Medical Center ihr Leben zu verdanken. Zuvor hatte die
achtjährige Irakerin eine regelrechte Odyssee durch verschiedene
Krankenhäuser in ihrem Heimatland zurücklegen müssen;
Behandlungspläne in Syrien, Deutschland und Italien waren an
rechtlichen und finanziellen Hürden gescheitert. „Bei einem unserer Besuche im Krankenhaus schlug man vor, dass
ich sie für eine Behandlung in Israel anmelde. Ich habe nicht
zugestimmt, da ich niemandem glaubte und wir viele Enttäuschungen
erlebt hatten, aber Allas Onkel hat darauf bestanden“, erzählt die
Mutter des Kindes. „Als ich hier ankam, war ich nur besorgt wegen
Alla, weil sie sagten, dass die Operation sehr kompliziert sei und
sie sterben könnte. Ich wusste nichts über die Leute hier oder über
Israel. Die große Überraschung für mich war zu sehen, wie die Ärzte
mit allen Kindern spielen und sie liebevoll behandeln, ganz egal,
wer sie sind. Ich bin sehr berührt davon und erfreut darüber.“
Dr. Dudi Mishali, der die Herzstation am Sheba-Krankenhaus
leitet, teilte mit: „In anderen Krankenhäusern auf der Welt dachten
die Ärzte offensichtlich, dass ihre Lungen in so einem Zustand sind,
dass sie nicht mehr gerettet werden könnten. Ich sagte, wir haben
nichts zu verlieren. Einen Monat oder sogar zwei Wochen nach ihrer
Ankunft im Krankenhaus hätte sie ohne Operation nicht überlebt.“
(Yedioth Ahronot, 04.12.08) |