Israels Präsident Shimon Peres hat am Mittwoch eine Rede vor dem
britischen Parlament gehalten. Nach einer Würdigung der Rolle
Großbritanniens bei der Entstehung des Staates Israel widmete er
sich ausführlich den aktuellen Herausforderungen und
Bedrohungen im Nahen Osten. „Der Staat Israel begann Gestalt anzunehmen, als Großbritannien
unter der Führung Winston Churchills die Welt vor der
nationalsozialistischen Bedrohung rettete. Es war eine Zeit, da
viele Staaten ihre Tore für die Holocaust-Überlebenden schlossen.
Der im Werden begriffene jüdische Staat war alarmiert. Die
Dringlichkeit des Aufbaus eines jüdischen Staates mit offenen Toren
zur Aufnahme der Vertriebenen war existentiell. Unter der Führung
von David Ben Gurion wurde es unsere erste Priorität. Die Berufung
einer ganzen Nation.“
„Globale Bedrohungen einen uns. Ebenso globale Hoffnungen. Wir
müssen Stellung beziehen gegen die Geißel des Terrors und der
atomaren Bedrohungen.“
„Die Hamas weist den Kompromiss gewaltsam zurück. Sie fährt damit
fort, Raketen auf israelische Zivilisten zu feuern. Wir können das
Prinzip Land für Frieden verstehen, aber Land für Raketenfeuer
werden wir nicht akzeptieren.
Die Hisbollah ist unbeugsam kriegerisch. Und die iranische
Führung ist besessen mit ihrem Streben nach regionaler religiöser
Vorherrschaft. Dieses Streben wird von Langstreckenraketen,
angereichertem Uran und fanatischer Hetze getragen – all dies
befeuert vom überhöhten Ölpreis. Der große Plan der iranischen
Führung besteht darin, den Nahen Osten von einer Region der Nationen
in einen religiösen Block zu verwandeln.
Sie versuchen jedem ihre Lehre aufzudrücken. Wer immer anderer
Meinung ist, gilt als Ketzer und ist zum Untergang verurteilt. Der
Konflikt im Nahen Osten dient als Nährboden für Ahmadinejad.
In Gesprächen mit arabischen Führern höre ich ihren Widerstand
gegen jegliche Form von religiösem Kolonialismus.“
„Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung für den Stopp der
iranischen Bedrohung. Angst muss mit Hoffnung beantwortet werden.
Die gemäßigten arabischen Führer spüren, dass der Konflikt zum Ende
kommen muss, bevor der Konflikt dem Nahen Osten ein Ende setzt. Die
internationale Gemeinschaft muss den Iran daran hindern, die ohnehin
fragile Stabilität in der Region zu erschüttern.
Der Nahe Osten braucht internationale Unterstützung, um einen
Wandel möglich zu machen. Israel wird sein Möglichstes tun, um die
Moderaten zu unterstützen. Einige der arabischen Führer, mit denen
ich gesprochen habe, deuteten an, dass sie eine Lösung des
palästinensischen Konflikts als Wegmarke für einen umfassenden
Frieden im Nahen Osten betrachten würden.“
„Auf der einen Seite sehen wir, wie der iranische Radikalismus
die Spaltung der internationalen Gemeinschaft anstrebt und den
unverhältnismäßigen Preis für Öl. Er erlaubt ihnen, trotz ihrer
schwächlichen Wirtschaft Vermögen in Massenvernichtungswaffen zu
investieren. Die iranische Politik ist eine gravierende Gefahr für
die Weltsicherheit. Der Weg ihr jetzt zu begegnen, ist eine
wirtschaftliche Strategie, die Entwicklung honoriert und Kriegertum
bestraft.
Auf der anderen Seite haben Europa, Japan und die Vereinigten
Staaten ihre wirtschaftliche Verpflichtung gegenüber dem
palästinensischen Staat im Werden bekundet. Sie mögen ihre Förderung
eines neuen Nahen Ostens zugunsten von Menschen, nicht von Waffen,
ausweiten.
Ein neuer Naher Osten könnte dem Beispiel der Europäischen Union
folgen: politische Grenzen ohne wirtschaftliche Trennung. Es ist
entscheidend, der Hetze ein Ende zu setzen und eine Sprache des
Friedens einzuführen – sowohl in Gotteshäusern als auch in
Schulen.“
Die vollständige Rede findet sich in englischer Sprache unter dem
folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Speeches+by+Israeli+leaders/2008/Peres-address-to-British-parliament-19-Nov-208.htm
(Außenministerium des Staates Israel, 19.11.08) |