Israels Präsident Shimon Peres hat am Mittwoch in New York eine
Rede auf der interreligiösen Konferenz der UN-Vollversammlung
gehalten, in der er zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern
auf der Grundlage des Glaubens aufrief. „In unserer Region tragen Kinder die Namen von Propheten, die uns
allen heilig sind. Warum sollten Moses, Moshe und Musa, Abraham,
Avraham and Ibrahim als Gegner aufwachsen, in Feindschaft? Wie
unsere Propheten fragten: ‚Haben wir nicht alle einen
Vater? Hat nicht ein Gott uns erschaffen? Warum handeln
wir, jeder Mensch gegen seinen Bruder, trügerisch, indem wir den
Bund unserer Väter entweihen?’ Und Abraham vermittelte seinem Neffen
Lot: ‚Bitte lass keine Zwietracht zwischen mir und dir sein und
zwischen meinen Hirten und deinen Hirten, da wir doch Verwandte
sind.’
Das war der erste Aufruf zum Frieden unter Brüdern in der
Geschichte. Brüderliche Beziehungen sollten nicht Gewalt und
Vorherrschaft beinhalten. Wir beten alle denselben Gott im Himmel
an.“
„Religiöser Glauben erfordert, dass wir die ewige Botschaft
anerkennen, dass alle Menschen nach Gottes Bild geschaffen wurden.
Einem Menschen Leid zuzufügen bedeutet, Gott Leid zuzufügen. Wenn
Atomwaffen, Langstrecken-Raketen, wahlloser Terror und fanatische
Hetze die Agenda bestimmen, müssen wir diese Agenda ändern.“
„Das nationale Wiedererwachen von Juden und Arabern vollzog sich
beinahe zur gleichen Zeit und beinahe am gleichen Ort. Es geschah
sehr schnell und in einem Land, das klein war. Dennoch wurde nach
dem Ersten Weltkrieg ein Fenster der Gelegenheit geöffnet, als Emir
Feisal und Präsident Weizmann nach der Schaffung einer neuen Umwelt
strebten. Sie trafen sich vor 89 Jahren, im November 1919, um eine
Verständigung zwischen den beiden Völkern aus derselben Krippe zu
verkünden, die unter dem Schatten derselben Bäume hätten leben
können – den alten Ölbäumen und den großen Dattelpalmen.
In der Erklärung heißt es: ‚Eingedenk der rassischen
Verwandtschaft und alten Bindungen zwischen den Arabern und dem
jüdischen Volk und in der Einsicht, dass die Vollendung ihrer
nationalen Aspirationen am ehesten durch die engstmögliche
Zusammenarbeit verwirklicht werden kann.’
Dies war hohe Staatskunst und zeitgemäße Weisheit.
Leider Gottes haben wir ihren Rat nicht befolgt. Stattdessen
haben wir uns bekämpft und den Glauben für Gier eingetauscht und das
Schmieden von Schwertern anstelle von Frieden betrieben. Sie
haben unser Land zerrissen und die Feindschaft mit dem Ergebnis
einer Region der Schranken und Mauern, die höher wuchsen; die
Brücken, die hätten gebaut werden können, wurden zerstört. Tausende
Männer und Frauen auf beiden Seiten haben ihr Leben verloren. Viele
wurden unheilbar verletzt; andere verloren ihr Heim und wurden zu
Flüchtlingen. Vermögen wurden verschwendet für den Kauf, die
Instandhaltung und Ersetzung neuer Waffen, die unvermeidlich obsolet
wurden – Ressourcen wurden verschwendet für den Erhalt der
Feindschaft statt für die Verbesserung des Lebens.
Für die beraubten Familien und verwaisten Kinder kann es keinen
Trost geben, außer dem Ende der Gewalt und des Blutvergießens.
In einem arabischen Sprichwort heißt es, es gebe drei Ereignisse,
die nicht rückgängig gemacht werden können: einen Pfeil, der vom
Bogen geschossen wurde; ein Wort, das einem Mund entfloh; eine
Kugel, die ein Herz zerreißt. Wir können die Vergangenheit nicht
ändern. Aber wir können unsere Zukunft gestalten.“
Die vollständige Rede von Peres in englischer Sprache findet sich
unter dem folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Speeches+by+Israeli+ leaders/2008/Address_President_Peres_UNGA_Interfaith_Conference_12-Nov-2008.htm
(Außenministerium des Staates Israel, 13.11.08) |