Ganz Israel gedenkt heute seines früheren Ministerpräsidenten
Yitzhak Rabin, der vor 13 Jahren von einem Rechtsextremisten auf
einer Friedenskundgebung in Tel Aviv erschossen wurde.
Präsident Shimon Peres erinnerte gestern Abend bei der Entzündung
der Gedenkkerze an das Vermächtnis seines politischen
Weggefährten.
„Yitzhak wurde ermordet, während er einen steilen Pfad
hinaufstieg, auf dem wir beide in einem Geiste wandelten, um den
Staat Israel der Verwirklichung des Traums des israelisches Volkes
von Generation zu Generation näher zu bringen: Frieden für jedermann
und Sicherheit für alle.“
„Er ging mit Tapferkeit und Ausdauer voran, ohne Zögerlichkeit
und ohne Furcht. Er glaubte mit Leib und Seele, dass wir über allem
anderen dem nationalen zionistischen Interesse dienen, und aus
diesem Gefühl, dieser Überzeugung zog er ungewöhnliche Kraft.
Und dann, tragischerweise an der beinahe letzten Biegung vor dem
Gipfel, lauerte ein Mörder Yitzhak auf und feuerte tödliche Schüsse
auf ihn. Auf einen Schlag kam eine dunkle Wolke hernieder und
umspannte den Horizont. Der Weg vorwärts wurde verzögert und
verdunkelt, aber da wir weiter suchten, wurde der klare Pfad nach
und nach zum Pfad der eindeutigen Mehrheit des Volkes.
Die Zwei-Staaten-Lösung für zwei Völker, die jedes für sich in
Frieden und Sicherheit leben, wird heute selbst von der Mehrheit
derjenigen akzeptiert, die in der Vergangenheit gegen sie
opponierten.
Die Flamme der Hoffnung, die in der Nacht des abscheulichen
Mordes getrübt wurde, verlosch nicht und wird nicht verlöschen.
Sie wird die Zukunft Israels als gerechte Gesellschaft und als
jüdischer demokratischer Staat erhellen, der in Sicherheit mit
Friedensabkommen lebt, in Freundschaft und gegenseitigem Respekt mit
all seinen Nachbarn und all seinen Bürgern im Lande.“
Die vollständige Rede findet sich in englischer Sprache unter dem
folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Communiques/2008/President+ speaks+at+candle+lighting+ceremony+in+memory+of+Yitzhak+Rabin+9-Nov-2008.htm
Reichhaltiges Informationsmaterial zu dem General, Staatsmann und
Friedensnobelpreisträger Yitzhak Rabin findet sich unter dem
folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/History/Modern+History/Historic+Events/Yitzhak+ Rabin+1922-1995.htm
(Außenministerium des Staates Israel, 09.11.08) |
Zum Abschluss einer Unterrichtung durch Israels stellvertretende
Ministerpräsidentin und Außenministerin Tzipi Livni und den
Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmoud
Abbas, in Sharm el-Sheikh hat das Nahost-Quartett mitgeteilt, dass
es den von Israel und der PA geführten Prozess unterstützt und den
Parteien die Fortführung ihrer bilateralen Verhandlungen ohne
internationale Intervention und gemäß den von ihnen selbst
festgelegten Grundsätzen und Zeitplänen gestattet. Das Quartett bekräftigte, die internationale Unterstützung sei
daran geknüpft, dass die palästinensische Führung sich an die drei
Bedingungen des Quartetts halte und die terroristische Infrastruktur
zerschlage; die internationale Gemeinschaft sei dem Kampf gegen
Terrorismus, Hetze und Intoleranz verpflichtet. Faktisch hat sich
die internationale Gemeinschaft die Richtlinien zu Eigen gemacht,
die Israel als Basis für die Weiterführung und den Erfolg des
Prozesses festgelegt hat.
Livni
mit Abbas (Foto: GPO)
Außenministerin Livni lieferte die folgende Stellungnahme:
„Israels langfristige Interessen werden nur durch Dialog und ein
umfassendes Abkommen mit seinen Nachbarn erreicht werden. Beide
Parteien verstehen, dass sie auf derselben Seite stehen, dass nicht
alles ein Nullsummen-Spiel ist, und sie glauben an die
Notwendigkeit, den Annapolis-Prozess auf Grundlage seiner Grundsätze
fortzuführen; sie stimmen darin überein, dass mit Mut, Führungskraft
und korrekter Verhandlungsführung ein Erfolg möglich ist.
Ich verstehe die Skepsis in Anbetracht der ausgebliebenen
Offenlegung von Verhandlungsdetails und des bisherigen Scheitern
beim Erreichen der Ziele. Die Parteien verstehen besser als jeder
andere die Dringlichkeit eines Abkommens, aber sie wissen auch
besser als jeder andere, womit sie leben können und womit nicht, was
angemessen ist und welcher Zeitplan der beste ist. Die
internationale Gemeinschaft muss Toleranz und Respekt beweisen und
die Parteien die Verhandlungen selbst führen lassen.
Wir anerkennen die Notwendigkeit der Gründung eines
palästinensischen Staates unter der Bedingung, dass er kein
Terrorstaat sein wird. Die Umsetzung der Road Map, die das Ändern
der Situation vor Ort beinhaltet, muss der Umsetzung des
Arrangements vorangehen. Der Prozess hat bereits eine Verbesserung
der Situation im Westjordanland herbeigeführt und ist der Anfang
eines signifikanten Fortschritts. Der Fortschritt in den
diplomatischen Gesprächen macht gemeinsam mit dem entschlossenen
Kampf gegen den Terror den Fortschritt möglich.
Die Prinzipien, die die Verhandlungen leiten, sind: - Nichts
wird vereinbart, bis alles vereinbart ist. - Notwendig ist ein
umfassendes Abkommen, kein Teilabkommen, keine allgemeine
Grundsatzerklärung. - Unsere Völker wollen keine vagen
Texte/Worte, die die Grundlage für zukünftigen Disput sein werden;
sie wollen klare, konkrete Lösungen. - Niemand will eine
lediglich temporäre und kosmetische Errungenschaft; vielmehr will
man eine wirkliche, nachhaltige Errungenschaft. - Die
Verhandlungen müssen bilateral zwischen den Parteien selbst geführt
werden – die Parteien sind die Träger der Verhandlungen. - Keine
Partei soll nach Entschuldigungen in der Gegenwart suchen, um die
Gespräche über die Zukunft anzuhalten. Die Zukunft kann nicht Geisel
der Gegenwart sein.
Mehr als zehn Teams arbeiten an allen Themen, die zur Lösung des
Konflikts erforderlich sind. Fortschritt ist erzielt worden in den
Verhandlungen, die ernsthaft und intensiv sind – Hunderte von
Treffen sind bislang abgehalten worden, und die Parteien glauben,
dass die Elemente, die Grundprinzipien und das gegenseitige
Vertrauen für eine gute Basis für ein Abkommen in der Tat
existieren. Wir haben die Struktur des Abkommens vereinbart, die
Paragraphen werden bereits entworfen, wir arbeiten an Karten und an
der Entwicklung von Modellen der Zusammenarbeit.
Wir erwarten, dass die internationale Gemeinschaft diesen Prozess
und die Parteien unterstützt und die geheime und bilaterale Natur
der Gespräche sowie die Verpflichtung der Parteien gegenüber einem
umfassenden, nicht einem bruchstückhaften Abkommen respektiert. Sie
sollte sich nicht mit Vermittlungsvorschlägen und mit uns nicht
abgestimmten Initiativen in die bilateralen Verhandlungen
einmischen.
Sobald ein Abkommen erzielt ist, wird die internationale
Unterstützung entscheidend sein. Die internationale Gemeinschaft und
die Staaten in der Region müssen eine Atmosphäre schaffen, die der
Koexistenz und der regionalen Zusammenarbeit förderlich ist. Wir
bevorzugen politische und wirtschaftliche Hilfe für eine
palästinensische Führung, die Israel anerkennt, die Abkommen mit uns
respektiert und gegen den Terrorismus vorgeht. Wir rufen die
internationale Gemeinschaft dazu auf, Extremismus und Terror zu
verhindern.
Wir können die Bedrohungen und Herausforderungen des Prozesses
nicht ignorieren; wir müssen realistisch sein. Der Gaza-Streifen
wird von einer Terrororganisation kontrolliert. Die Situation im
Westjordanland ist reversibel. Das kann nicht ignoriert werden.
Extremismus und Terror darf kein politischer Erfolg gestattet
werden. Es ist wichtig, dass die Gemäßigten die Agenda
bestimmen.
Daher besteht eine wirkliche Notwendigkeit für regionale
Unterstützung des Prozesses und regionale Bereitschaft, zum Wohle
des Prozesses mit den Parteien zusammenzuarbeiten, und zwar
durch:
- die Unterstützung eines jeglichen erreichten Abkommens - die
Unterstützung einer palästinensischen Führung, die Israel und die
früheren Vereinbarungen mit Israel anerkennt und gegen den Terror
vorgeht - regionale Zusammenarbeit, die eine dem Prozess günstige
Atmosphäre schafft - eine schrittweise Normalisierung mit der
arabischen Welt – um den Dialog zu stärken und auch um die
israelische Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es sich lohnt,
einen Preis für einen Frieden zu zahlen, der zu einem grundlegenden
wirklichen Wandel in der gesamten Region führt.
(Außenministerium des Staates Israel, 09.11.08)
Livni äußerte sich in diesem Zusammenhang auch im Interview
mit Arieh Golan:
„Ich arbeite daran, die Lektionen Anderer und die Lektionen der
Vergangenheit zu lernen; all die Dramen der Vergangenheit,
Überschriften, die nach draußen drangen, Versuche, den Prozess um
einige Wochen zu verkürzen und alle Diskrepanzen mit Gewalt zu
überbrücken, haben am Ende zur Gewalt geführt und nicht zu einem
Frieden, der nicht nur auf dem Papier steht, sondern eine wirkliche
Tatsache ist. Mit Absicht agieren wir still, wir handeln
verantwortungsbewusst, ich handle so, um den Prozess auf
verantwortungsbewusste Art und Weise voran zu bringen.“
„Würde ich glauben, dass es keine Hoffnung mehr gibt, würden wir
den Prozess heute nicht mehr führen. In meinen Augen ist es aber
sehr viel wichtiger, den Prozess gemäß den festgelegten Grundsätzen
fortzuführen, auch wenn wir wissen, dass die Neugier von jedermann
steigt. In diesem Prozess möchte ich nicht ein Thema abschließen,
bevor ich mich über das zweite vergewissert habe. Ich möchte nicht
die Grenze festlegen, bevor ich weiß, was auf der anderen Seite vor
sich geht. […] Wann [der Prozess] abgeschlossen sein wird? Wenn wir
zu einem Dokument gelangen, das die Interessen Israels
festschreibt.“
(Kol Israel/ Reshet Bet, 09.11.08) |