Israels stellvertretende Ministerpräsidentin und Außenministerin
Tzipi Livni hat am Sonntag in Jerusalem die dreitägige Konferenz für
Politik und Sicherheit des israelischen Außenministeriums
eröffnet.
Außenministerin
Livni zwischen ihrem französischen Amtskollegen Bernard Kouchner
und ihrem palästinensischen Amtskollegen Riyad al-Malki
(rechts)
Im Zentrum ihrer langen Rede standen die iranische Bedrohung und
der israelisch-palästinensische Friedensprozess.
„Der Iran ist nicht nur ein Problem für Israel, er ist nicht nur
ein Problem für die Region. Er ist nicht nur ein Problem für seine
Nachbarn – obgleich er in der Tat ein Problem für seine Nachbarn,
die Region und Israel ist -, sondern auch ein internationales
Problem, und ihm muss auf internationaler Ebene begegnet werden. Es
hat absolut nichts zu tun mit dem israelisch-arabischen Konflikt,
mit Ausnahme einer Tatsache – die Ideologie und Führung des Iran
werden versuchen, uns durch die Unterstützung des Terrors, sei es
der Hisbollah im Libanon oder der Hamas im Gaza-Streifen, an der
Lösung des Konflikts zu hindern. Die Welt muss wissen, dass die
Ideologie sich in einem gemeinsamen Krieg gegen den Iran, selbst
wenn wir gewinnen - und ich hoffe, dass wir es können – und den
israelisch-palästinensischen Konflikt, den israelisch-arabischen
Konflikt lösen, sich nicht ändern wird. Diese Ideologie existiert,
und sie hängt nicht davon ab, was wir hier tun; daher müssen wir ihr
als solcher begegnen. Wir müssen gemeinsam handeln. Wir können uns
nicht mit ihr abfinden. Wir müssen sie bekämpfen.
Ich weiß, dass es heute ein allgemeines Verständnis auf der Welt
in Bezug auf die Bedrohung und die Weise gibt, in der wir handeln
müssen, um sie zu stoppen. Leider wird es noch nicht von all den
Ländern, die die Bedrohung verstehen, ausreichend stark in die Tat
umgesetzt. Es ist für die politischen Führungen der Welt wichtig zu
verstehen, dass wir einen zukünftigen Einsatz von Gewalt nur dann
vermeiden und eine iranische rechtzeitige Entscheidung nur dann
erzielen können, wenn das Wissen, dass alle Optionen auf dem Tisch
sind, mit der effektiven Anwendung der politischen und
wirtschaftlichen Sanktionen, die heut in Kraft sind, kombiniert
wird. Dafür ist es nicht genug, die Bedrohung zu verstehen, ist es
nicht genug, darüber zu reden, ist es nicht genug, zu konferieren,
ist es nicht genug, die unerträglichen und inakzeptablen Worte der
iranischen Führer zu verurteilen, die nicht mehr bei den Vereinten
Nationen gehört werden dürfen, welche nach dem Zweiten Weltkrieg
unter dem Banner des ‚Nie wieder’ gegründet wurden. All dies ist
wichtig und notwendig, es ist eine notwendige Bedingung, aber es
reicht nicht aus. All diese Verständnisse müssen jetzt und zwar
ausreichend effektiv umgesetzt werden, damit die schwierige
Entscheidung nicht auf unseren Tischen liegt, sondern auf dem Tisch
der iranischen Führung.
Ein anderes gemeinsames Interesse von Israel und der
internationalen Gemeinschaft ist selbstverständlich der
Friedensprozess in der Region. Ich hoffe, dass wir die Phase hinter
uns gelassen haben, in der Israel noch beweisen musste, dass wir
Frieden mit allen unseren Nachbarn anstreben. Israel will Frieden
mit all seinen Nachbarn erzielen, einschließlich der Palästinenser,
Syrer und Libanesen. Israel will Frieden und Normalisierung mit
allen arabischen Ländern erzielen. Das Verlangen ist da; wir haben
es bewiesen, nicht nur indem wir in die Verhandlungen eingetreten
sind, sondern auch indem wir Gaza verlassen haben. Ich will
klarstellen, dass – zumindest von meinem Standpunkt aus – meine
Einstellung gegenüber unseren Nachbarn nicht auf Hass oder auf Zorn
oder auf Zorn oder auf Frustration oder auf der Unfähigkeit zu
sprechen beruht, sondern vielmehr – neben anderen Dingen - auf dem
Verständnis der Prozesse, die in der Region vor sich gehen, auf
einem Verständnis der Realität, auf einem Verständnis des Kampfes,
der zwischen den pragmatischen und extremistischen Elementen
ausgefochten werden muss. Es geht nicht um die Überwindung von
Emotionen; es geht nicht nur darum, dass wir selbst, die Bürger und
Politiker Israels, verstehen, welche Zugeständnisse erforderlich
sind. Wir haben eine Verantwortung, und die besteht darin, den
Prozess korrekt zu führen. Der Staat Israel träumt von Frieden, aber
unser Weg führt uns durch eine sehr komplexe und komplizierte
Realität. Bei diesen Prozessen müssen wir auf den beiden Ebenen
handeln.
Ich möchte auch, dass die internationale Gemeinschaft nicht nur
bei dem Verständnis der Situation, sondern auch bei dem richtigen
Weg involviert ist, auf dem diese Prozesse vorangebracht werden. Wir
befinden uns in verschiedenen Stadien der Prozesse, die weiter gehen
müssen. Ich glaube, dass die Fortführung dieser Prozesse vor allem
anderen dem nationalen und sicherheitspolitischen Interesse des
Staates Israel dient, und ich glaube, dass sie auch internationale
Interessen repräsentiert. Wir müssen sie weiter führen, und zwar
solange die Weise, in der wir sie führen, die Interessen Israels
repräsentiert, die m. E. auch internationale Interessen und
palästinensische Interessen und die Interessen Syriens und des
Libanon und der gesamten arabischen Welt sind. Aber dabei müssen wir
auch die Realität verändern, zum Teil verändert sie sich bereits.
Was derzeit auf der palästinensischen Seite vor sich geht, Schritt
für Schritt, ist nur ein Teil des erforderlichen Wandels der
Realität.
Ein Wandel der Realität ist notwendig, nicht als Ausrede dafür,
warum wir kein Abkommen erzielen können, sondern gerade weil ich
glaube, dass Frieden nicht nur ein Traum ist, nicht nur ein Wort,
nicht nur ein Stück Papier, sondern weil der Frieden die zukünftige
Realität verändern muss. Nachdem wir die Prozesse in der Region
identifiziert und wir endlich verstanden haben, dass der
israelisch-palästinensische Konflikt nicht der Grund für den
Extremismus ist – obwohl er es für uns schwieriger macht, eine
Lösung zu erzielen -, müssen wir auf zwei Ebenen handeln: sowohl den
Friedensprozess mit den pragmatischen und moderaten Elementen
fördern, als auch den Kampf gegen den Extremismus fortsetzen.“
Die vollständige Rede findet sich unter dem folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Speeches+by+Israeli+ leaders/2008/FM_Livni_Address_MFA_Conference+_Policy_Strategy_5-Oct-2008.htm
Informationen zu der Konferenz, an der u. a. der palästinensische
Außenminister Riyad al-Malki, der ehemalige deutsche Außenminister
Joschka Fischer und der französische Außenminister Bernard Kouchner
teilnehmen, finden sich unter dem folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/MFA+events/Conferences/ Foreign_Ministry_convenes_policy_and_strategy_conference+5-Oct-2008.htm
(Außenministerium des Staates Israel, 05.10.08)
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Israel betrachtet Nordkorea als gefährlichen und bedrohlichen
Proliferatoren im Nahen Osten. Das Land liefere konventionelle
Waffen und Nukleartechnologie an mindestens ein halbes Dutzend von
Staaten in der Region. Diese Anklage wurde am Samstag vom stellvertretenden Leiter der
Israelischen Atomenergiekommission, David Danieli, vor der
Generalkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in
Wien erhoben. Danieli unterstrich, dass Pjöngjang „seit langem zu
einer Quelle gefährlicher und bedrohlicher Proliferation von
Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten“ geworden sei. Dies werde
international zu wenig beachtet.
Neben dem Iran, Syrien und Libyen stehen auch andere Staaten des
Nahen Ostens im Verdacht, nukleartechnologische Hilfe von Nordkorea
bezogen zu haben.
IAEA-Generaldirektor Mohamed ElBaradei hatte bereits Anfang des
Monats mitgeteilt, dass Nordkorea die Inspektoren seiner Behörde
ausgewiesen habe und seine Nuklearanlage, die im Verdacht der
Herstellung von waffentauglichem Material steht, wieder in Betrieb
genommen habe. Ein Delegierter aus Südkorea brachte angesichts
dessen seine große Besorgnis zum Ausdruck.
(Yedioth Ahronot, 04.10.08)
Kurz zuvor hatte Syrien der IAEA zweischneidige Avancen
gemacht. So beteuerte der Leiter der syrischen
Atomenergiekommission, Ibrahim Othman, am Freitag, dass sein Land
zwar mit der Behörde kooperieren wolle, jedoch nicht bereit sei, ihr
Einblick in militärische Anlagen zu gewähren. Eben diesen hatte die
IAEA freilich erbeten.
(Yedioth Ahronot, 03.10.08) |