Die Bemühungen der Vereinten Nationen zur Prüfung der Frage, ob
der Iran Atombomben zu bauen versucht, sind in einer Sackgasse
angelangt. Dies ergibt ein neuer Bericht, den die Internationale
Atomenergiebehörde (IAEA) gestern dem UN-Sicherheitsrat übermittelt
hat. Teheran würde die Inspektionen unerschütterlich blockieren. „Seit ihrem letzten Bericht im Mai ist die Behörde nicht in der
Lage gewesen, irgendeinen substantiellen Fortschritt zu erzielen“,
betont das Dokument. Diese Sackgasse gebe Anlass zu „ernsthafter
Besorgnis“. Weiter heißt es: „Wenn der Iran damit fortfährt,
den Inspektoren den Weg zu versperren, wird die IAEA nicht in der
Lage sein, die Nichtexistenz von nicht-deklariertem nuklearen
Material und nicht-deklarierten Aktivitäten glaubwürdig versichern
zu können.“ „Wir sind zu einem Stillstand gelangt“ sagte ein
hochrangiger UN-Vertreter, der den Bericht als Fortschrittsbericht
ohne Fortschritt bezeichnete.
Der sechsseitige Bericht bestätigt, dass der Iran sein Programm
zur Urananreicherung weiter ausweitet - ungeachtet der drei Reihen
von Sanktionen, die der UN-Sicherheitsrat über ihn verhängt hat. In
unterirdischen Anlagen in Natanz seien 6000 Zentrifugen in Betrieb,
außerdem würden dort 12 fortgeschrittenere Prototypen getestet.
Bei reibungslosem Ablauf können 3000 Zentrifugen innerhalb von 18
Monaten genügend nukleares Material für eine Atombombe produzieren,
wenn sie darauf angelegt werden würden.
(Haaretz, 16.09.08)
Die Sprecherin des Weißen Hauses Dana Perino hat sich am
Montag zu dem neuen Bericht der IAEA wie folgt geäußert:
„Ich denke, der IAEA-Bericht unterstreicht abermals, dass der
Iran sich weigert, mit der internationalen Gemeinschaft
zusammenzuarbeiten. Dies sind Entscheidungen, die der Iran getroffen
hat, und wir arbeiten gemeinsam mit unseren Verbündeten daran
herauszufinden, was die nächste Vorgehensweise sein wird.
[…] Das Handeln, dem der Iran weiterhin folgt, isoliert sein Volk
und sein Land noch mehr vom Rest der internationalen
Gemeinschaft.“
(White House, 15.09.08) |
Von Mordechai Kedar Als der Prophet Mohammed den Islam gründete, führte er nur ein
Minimum von Innovationen ein. Er verwendete die geheiligten Figuren,
historischen Legenden und heiligen Stätten des Judentums, des
Christentums und selbst des Heidentums, indem er sie islamisierte.
So war gemäß dem Islam Abraham der erste Muslim, und Jesus und
Johannes waren die Propheten und Wächter des zweiten Himmels. Viele
biblische Legenden („asatir al-awwalin“), die den heidnischen
Arabern vor der Morgenröte des Islam vertraut waren, durchliefen
eine islamische Konversion, und sowohl der Koran als der Hadith (die
mündliche Überlieferung des Islam) sind voll davon.
Die Islamisierung wurde sowohl an Orten als auch Personen
vorgenommen: Mekka und der heilige Stein – al-Ka’bah – waren heilige
Stätten der vorislamischen heidnischen Araber. Die Umayyad-Moschee
in Damaskus und die Große Moschee in Istanbul wurden über
christlich-byzantinischen Kirchen errichtet – zwei der bekannteren
Beispiele dafür, wie der Islam mit Heiligtümern anderer
Glaubensrichtungen umgeht.
Auch Jerusalem hat den Prozess der Islamisierung durchlaufen:
Zuerst versuchte Mohammed, die Juden nahe Medina zum Beitritt zu
seiner jungen Gemeinde zu überzeugen und führte – zur Überredung,
indem er den jüdischen Brauch einhielt - die Gebetsrichtung (kiblah)
gen Norden, gen Jerusalem ein. Nachdem er aber bei diesem Versuch
gescheitert war, wandte er sich gegen die Juden, tötete viele von
ihnen und richtete die kiblah südwärts, gen Mekka.
Mohammeds Preisgabe Jerusalems erklärt die Tatsache, dass die
Stadt kein einziges Mal im Koran erwähnt wird. Nachdem die Muslime
Palästina erobert hatten, war Ramlah (30 Km westlich von Jerusalem)
seine Hauptstadt, womit angedeutet wurde, dass Jerusalem ihnen
nichts bedeutete.
50 Jahre nach Mohammeds Tod entdeckte der Islam Jerusalem neu. Im
Jahr 682 rebellierte Abd Allah ibn al-Zubayr gegen die islamischen
Machthaber in Damaskus, eroberte Mekka und blockierte den Pilgern
den Zugang zur Stadt zum Hajj. Abd al-Malik, der Umayyaden-Kalif,
benötigte eine alternative Pilgerstätte und entschied sich für
Jerusalem, das damals unter seiner Kontrolle war. Um seine
Wahl zu rechtfertigen, wählte er einen Vers aus dem Koran (17,1), in
dem es heißt: „Ruhm sei ihm, der seinen Diener veranlasst hat, bei
Nacht von der Heiligen Moschee zur Entferntesten Moschee zu reisen,
deren Bezirk wir gesegnet haben, um ihm einige unserer Zeichen zu
zeigen, Er ist wahrlich der All-Hörende, All-Sehende.“
Die Bedeutung, die dem Vers zugeschrieben wurde, liegt darin,
dass die „Entfernteste Moschee“ (al-masgid al-aqsa) in Jerusalem ist
und dass Mohammed dort eines Nachts auf dem Rücken des al-Buraq
erschien, einem magischen Pferd mit dem Kopf einer Frau, den Flügeln
eines Adlers, dem Schwanz eines Pfaus und Hufen bis zum Horizont. Er
band das Pferd an der Westmauer des Tempelbergs an und stieg von
dort gemeinsam mit dem Engel Gabriel in den siebten Himmel auf. Auf
seinem Weg traf er die Propheten anderer Religionen, die die Wächter
des Himmels sind.
So versucht der Islam sich über andere, ältere Religionen zu
legitimieren, indem er ein Szenario schafft, in dem die vorigen
Propheten Mohammeds Meisterschaft zustimmen und ihn dadurch zum
Khatam al-Anbiya („Siegel der Propheten“) machen.
Es ist nicht verwunderlich, dass dieser wundersame Bericht einer
Anzahl von Grundsätzen des Islam zuwiderläuft. Wie kann ein lebender
Mann aus Fleisch und Blut in den Himmel aufsteigen? Wie kann eine
mythische Kreatur einen Sterblichen zu einem wirklichen Ziel führen?
Fragen wie diese haben orthodoxe muslimische Denker zu dem Schluss
bewogen, dass die nächtliche Reise ein Traum Mohammeds gewesen sei.
Die Reise und der Aufstieg ermöglichen es dem Islam, gegenüber der
Bibel noch „eins draufzusetzen“: Moses stieg „nur“ den Berg Sinai
hinauf und kam dem Himmel nahe, während Mohammed den ganzen Weg
hinauf zu Allah ging, und das noch aus Jerusalem selbst.
Worin liegen die Schwierigkeiten mit dem Glauben, dass die in der
islamischen Überlieferung beschriebene Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem
liegt? Erst einmal glaubten die Leute von Mekka, die Mohammed gut
kannten, diese Geschichte nicht. Lediglich Abu Bakr (später der
erste Kalif) glaubte daran, weswegen er al-Siqqid („der Gläubige“)
genannt wurde. Die zweite Schwierigkeit liegt darin, dass die
islamische Überlieferung uns erzählt, dass die Al-Aqsa-Moschee nahe
Mekka auf der Arabischen Halbinsel liegt. Dies wurde im „Kitab
al-Maghazi“, einem Buch des muslimischen Historikers und Geographen
al-Waqidi eindeutig festgestellt. Al-Waqidi zufolge gab es
zwei „masjed“ (Gebetsorte) in al-Gi’irranah, einem Dorf zwischen
Mekka und Ta’if – einer war die „nähere Moschee“ (al-masjid al-adna)
und die andere die „entferntere Moschee“ (al-masjid al-aqsa), und
Mohammed betete dort, wenn er die Stadt verließ.
Die Beschreibung al-Waqidis, die von einer Reihe von Autoritäten
(isnads) unterstützt wurde, war der islamischen Propaganda des 7.
Jh. nicht ‚genehm’. Um eine Basis für das Bewusstsein der
„Heiligkeit“ Jerusalems im Islam zu schaffen, erfanden die Kalifen
der Umayyaden-Dynastie viele „Traditionen“, die den Wert Jerusalems
hochhielten, wodurch die Pilgerfahrt nach Jerusalem für gläubige
Muslime gerechtfertigt wurde. So wurde al-Masjid al-Aqsa nach
Jerusalem ‚transportiert’. Es sei betont, dass sich auch Saladin den
Mythos von al-Aqsa und die dazugehörigen Traditionen zu Eigen
machte, um die muslimischen Krieger im 12. Jh. gegen die Kreuzfahrer
zu rekrutieren und anzustacheln.
Ein anderes Ziel der Islamisierung Jerusalems ist die
Unterminierung der Legitimität der älteren Religionen, Judentum und
Christentum, gewesen, die Jerusalem als heilige Stadt betrachten.
Der Islam wird als die einzig legitime Religion präsentiert, die die
anderen beiden ersetzen soll, da sie das Wort Gottes verändert und
entstellt hätten, jeder auf seine Weise.
Während Judentum und Christentum Seite an Seite in Jerusalem
existieren können, betrachtet der Islam sie beide als Verrat an
Allah und seinen Lehrern; er hat stets alles in seiner Macht
stehende getan (und wird es auch weiter tun), um beide aus der Stadt
zu vertreiben. Es ist interessant zu sehen, dass diese Vertreibung
rückwirkend ist: Die islamischen Sprecher des palästinensischen
Radios behaupten durchgehend, dass die Juden nie einen Tempel auf
dem Tempelberg gehabt hätten und bestimmt nicht zwei (Wo hat dann -
ihnen zufolge - Jesus gepredigt?).
Yasser Arafat, selbst ein säkularer Mann (man frage die Hamas!),
tat genau das, was die Kalifen der Umayyaden-Dynastie vor 1300
Jahren getan haben: Er ordnete die Heiligkeit Jerusalems für seine
politischen Ziele an. Er habe die Kontrolle über Jerusalem nicht den
Juden übertragen dürfen, da sie laut dem Islam unrein sind und der
Zorn Allahs auf ihnen ruht. Mehr als das, die Juden seien die Söhne
von Affen und Schweinen. Die Juden seien diejenigen, die die
heiligen Schriften verzerrten, die ihn offenbart worden waren, und
Gottes Zeichen leugneten. Seit sie den Bund mit ihrem Gott brachen,
verfluchte Er sie, und sie sind auf ewig die Erben der Hölle. Wie
also hätte Arafat Jerusalem den Juden übergeben können?
Die palästinensischen Medien sind heute voll von Botschaften des
Jihad und rufen dazu auf, den nationalpolitischen Krieg zwischen
Israel und den Palästinensern in einen religiös-islamischen Krieg
zwischen Juden und Muslimen zu verwandeln. Das Christentum ist für
sie nicht besser als das Judentum, da beide ihr Recht auf die
Herrschaft über Jerusalem ‚verspielt’ hätten. Nur der Islam – Din
al-Haqq („die Religion der Wahrheit“) – hat das Recht dazu, und zwar
für immer.
Da die Heiligkeit Jerusalems für den Islam seit eh und je nicht
mehr als eine politisch motivierte Heiligkeit gewesen ist, würde
sich jeder muslimische Führer, der es aufgeben sollte, sein
Todesurteil einhandeln. Müssen das Judentum und das Christentum auf
die Mythen eingehen, die in den islamischen Texten erwähnt und in
Mohammeds Träumen ausgemalt wurden, lange nachdem sich Jerusalem als
das antike, wahre Zentrum dieser beiden Religionen, die dem Islam
vorangingen, herausgebildet hat? Soll Israel seine Hauptstadt
aufgeben, nur weil einige Muslime entschieden haben, die politischen
Probleme der Umayyaden wieder aufzubereiten, 1250 Jahre nachdem der
Vorhang über ihre Rolle in der Geschichte gefallen ist?
Dr. Mordechai Kedar ist Lecturer an der Abteilung für
Arabisch an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan.
(Yedioth Ahronot, 15.09.08) |