Hassan Nasrallah setzt seine Drohgebärden gegen Israel fort. Auf
einer Kundgebung im Libanon verkündete der Generalsekretär der
schiitischen Terrororganisation am Donnerstag, dass die Hisbollah
sich nach wie vor im Krieg mit Israel befinde. Dabei unterstrich er,
dass der Kampf gegen den jüdischen Staat auch dann weiter gehen
werde, wenn der Libanon die Kontrolle über die umstrittenen
Sheba-Farmen zurückerhalten würde. Siegessicher verwies er auf die vermeintlichen Mängel der
israelischen Militärkapazitäten: „Sie wissen, dass ihre Marine
schwach ist und dass ihre Luftwaffe all ihre Optionen ausgeschöpft
hat und dass sie im nächsten Krieg keinen militärischen Vorteil
erzielen kann.“
Direkt an die Adresse von Israels Verteidigungsminister Ehud
Barak gewandt, warnte er weiter: „Ganz Israel sagt, dass bei einem
neuen Krieg gegen den Libanon der einzige Weg zum Sieg über einen
Bodenkrieg führen würde, daher hat Barak uns fünf Divisionen
versprochen. Er hat gedacht, dass er uns psychologisch besiegt, und
gehofft, das Volk des Libanon einzuschüchtern, um dem Volk von
Israel Hoffnung zu geben und die Soldaten zu ermutigen, indem er
sagte, dass sie mit seiner Strategie siegen könnten. Er dachte,
diese Bedrohungen könnten den Libanon schwächen und zur Aufgabe
zwingen, aber ich habe gesagt, dass diese fünf Divisionen in den
Bergen und Täler des Südlibanon vernichtet werden.“
(Yedioth Ahronot, 04.09.08) |
Von Anshel Pfeffer Die Jewish Agency hat vergangene Woche ihre eigene Sterbeurkunde
unterzeichnet. Die Übereinkunft mit „Nefesh BeNefesh“ (der privaten
Organisation, die in den letzten Jahren tausenden von Juden aus den
USA und Kanada bei der Einwanderung und Absorption in Israel
geholfen hat), der zufolge die Jewish Agency faktisch ihre
Aktivitäten zur Propagierung der Aliyah in Nordamerika einstellen
und die Organisation die einzige Adresse für diejenigen darstellen
wird, die von dort einwandern wollen, bedeutet den Verzicht auf ihre
historische Mission innerhalb der weltweit größten jüdischen
Gemeinde. Die Unterschrift unter die Übereinkunft symbolisiert auch
den tiefen Wandel, der sich im Verhältnis zwischen dem Staat Israel
und der jüdischen Diaspora vollzogen hat.
Die Jewish Agency hat mitgeteilt, dass sie weiterhin allein
verantwortlich für die Prüfung des Anrechts der Kandidaten für die
Einwanderung und den Erwerb der israelischen Staatsbürgerschaft sei
und somit auch ihre Involvierung im Bereich der Aliyah
aufrechterhalten werde. Dennoch hat man den Eindruck, dass es sich
hier um eine rein bürokratische Funktion handelt, für die bestimmt
kein größerer Verwaltungsapparat notwendig ist.
Warum hat die Jewish Agency auf die Aliyah verzichtet? Sie hat
dies nicht freiwillig getan, sondern nach einem Kampf mit „Nefesh
BeNefesh“, der von Verleumdungen und Torpedierungsversuchen beider
Seiten begleitet war. Auch heute noch bestreitet die Jewish Agency
offiziell, dass die Aliyah von ihrer Tagesordnung gerutscht ist.
Die Realität vor Ort hat diesen unvermeidbaren Schritt bestimmt.
Bereits seit einigen Jahren beläuft sich die Einwanderung nur noch
auf etwa 18 000 Menschen pro Jahr, und auch diese Zahl wird sich im
kommenden Jahr wegen des Ausbleibens der Falashmura aus Äthiopien
noch verringern. Es gibt beinahe keine Aliyah mehr aus ‚Ländern der
Not’. Mehr als 90% aller Juden weltweit leben im reichen Westen, und
auch die anderen betrachten Israel nicht mehr als den ultimativen
Zufluchtsort. So hat in den letzten Jahren nur eine Handvoll der 20
000 iranischen Juden die Gelegenheit ergriffen, vor dem
Ayatollah-Regime zu flüchten. Zehntausende Juden haben im letzten
Jahrzehnt Südafrika verlassen, die Mehrheit hat sich allerdings in
Australien niedergelassen. Selbst im angegriffenen Georgien hat es
keinen Ansturm gegeben.
Die Jewish Agency und andere israelische Körperschaften, die sich
mit dem Herholen von Einwanderern und ihrer Absorption beschäftigen,
sind sich dieses Prozesses bewusst gewesen. Bereits seit einigen
Jahren gibt es eine Ressourcenverschiebung hin zu dem weltweit
größten Zentrum von Juden und potentiellen Einwanderern:
Nordamerika. Der Ausdruck „Aliyah der Wahl“ wurde geprägt und ein
Plan für wirtschaftliche Anreize ausgearbeitet. Die Jewish Agency
und das Einwanderungsministerium sind jedoch keine finanziellen
Einrichtungen, und ihr Budget reicht nicht dazu aus, Israel für
diejenigen rentabel zu machen, die in ihren Ländern zur oberen
Mittelschicht gehören.
Die Jewish Agency, die mit einem Defizit von 30 Millionen Dollar
in ihrem Budget und widersprüchlichen Forderungen ihrer Spender im
Ausland umzugehen hat, tut sich schwer im Wettbewerb mit der geölten
Öffentlichkeitsarbeit von „Nefesh BeNefesh“. Diese Organisation
bringt alle paar Wochen im Rahmen publicityträchtiger Aktionen eine
mit Einwanderern vollgepackte Boeing im Direktflug aus New
York. Mit Spendengeldern hat „Nefesh BeNefesh“ ein
geschmeidiges Prozedere aufgebaut, das auf dem Internet basiert und
den potentiellen Einwanderern Rat und neueste Informationen
vermittelt, Wohn- und Beschäftigungslösungen koordiniert, sie den
ganzen Weg im Ausland und in Israel begleitet und ihnen auch eine
beträchtliche finanzielle Zuwendung gibt.
Dennoch sind bisher – entgegen den Erklärungen der Vorsitzenden
der Organisation – noch keine Anzeichen eines erneuten
Aufwärtstrends der Aliyah aus Amerika zu erkennen; bestenfalls noch
Ein- oder Zweitausend Einwanderer im Jahr – ein Tropfen im
Meer, wenn es um einen Kontinent geht, auf dem etwa sechs bis sieben
Millionen Juden leben. Auch ist nicht klar, wie viele der
Einwanderer ihr Entscheidung aufgrund der Bemühungen der
Organisation gefällt haben und wie viele ohnehin nach Israel
gekommen wären.
Für die Jewish Agency ist es nicht leicht gewesen, auf ihre
Hegemonie im Bereich der Aliyah zu verzichten. Erst vor einem Jahr
kämpfte ihr Vorsitzender, Zeev Beilinsky gegen die Entscheidung der
Regierung, die privaten Aliyah-Organisationen aus dem festen Budget
zu unterstützen. Doch versteht die Mehrzahl der Führungsfiguren der
Organisation bereits, dass die Jewish Agency, wenn sie eine
relevante Körperschaft bleiben will, sich auf pädagogische Aufgaben
konzentrieren und ihr Budget, das sowieso aus Spenden von
Philanthropen aus der Diaspora stammt, zur Stärkung der jüdischen
Identität unter jungen Juden in aller Welt einsetzen muss. Darüber
hinaus muss sie damit beginnen, ihren Apparat von Aliyah-Gesandten
aufzulösen, der keine Resultate mehr hervorbringen kann.
Auch die politische Führung sieht dies so. Ministerpräsident Ehud
Olmert hat vor drei Monaten in seiner Rede vor dem Direktorium der
Jewish Agency den Weg vorgezeichnet. Israel muss damit aufhören, die
Weltjudenheit als Reservoir von Menschenmaterial und Spenden zu
betrachten, und damit beginnen, die Verantwortung für die Zukunft
der gemeinden zu übernehmen, auch wenn deren Mitglieder momentan
nicht beabsichtigen einzuwandern.
Heute ist jedem klar, dass die Ankündigungen des früheren
Ministerpräsidenten Ariel Sharon, Million Einwanderern innerhalb
eines Jahrzehnts ins land zu holen, ohne Grundlage waren. Die Juden
wollen nicht einwandern. Auch wer die Einwanderung von Juden nach
Israel als höchsten Wert betrachtet, ist zu dem Schluss gekommen,
dass Israel wie andere Industrienationen verfahren muss, die
qualifizierte und kreative Migranten anziehen wollen, und es sich
auf die Verbesserung der Wirtschaft konzentrieren muss, um eine
überzeugende und sogar bevorzugte Alternative darstellen zu
können.
Die Masseneinwanderung ist keine nationale Aufgabe mehr. Israel
ist zwar dazu verpflichtet, die Fähigkeit zu behalten, Juden im
Notfall in großer Zahl ins Land holen und aufnehmen zu können;
zwischenzeitlich muss es anstelle von Lippenbekenntnissen zur Aliyah
jedoch den Großteil seiner Anstrengungen in den Aufbau der
israelischen Gesellschaft investieren – zum Nutzen aller seiner
Bewohner, der alteingesessenen, neuen und zukünftigen.
(Haaretz, 05.09.08) |
Der 87jährige Avraham Ahuvia hat für einen Sturm der Entrüstung
im israelischen Erziehungswesen gesorgt. Grund dafür ist seine
Übersetzung der hebräischen Bibel vom biblischen Hebräisch ins
Neuhebräische. In 14 Heften hat er die derart modernisierte Fassung
des gesamten Bibeltexts von der Genesis bis zu den Büchern der
Chronik neben die antike Originalfassung gestellt.
Ahuvia
mit einem Auszug aus der Schöpfungsgeschichte
Im israelischen Erziehungsministerium hat man ablehnend auf die
kulturelle Sensation reagiert. „Skandal“ und „Unglück“ waren nur
einige der Worte, mit denen man dort sein Entsetzen zum Ausdruck
brachte. In Schulen soll die moderne israelische Bibel dann auch
nicht zum Einsatz kommen.
Bildungsexperten befürchten einen kulturellen Niedergang infolge
der Entfremdung der israelischen Kinder vom biblischen Hebräisch und
verweisen auf Schwächen und Vereinfachungen der neuhebräischen
Übersetzung. Prof. Yaira Amit, eine Expertin für Bibelunterricht,
bezeichnete Ahuvias Werk als „reine Marketing-Initiative für das
untere Mittelmaß“.
Gleichwohl verspüren viele Eltern in Israel die Notwendigkeit
eines Bibeltextes, den sie ihren Kindern leichter zugänglich machen
können.
Ahuvia [zu Deutsch ‚der von Gott geliebte’] war selbst anfangs
skeptisch gegenüber dem Projekt einer Vereinfachung des biblischen
Textes. Letztlich meint der ehemalige Bibellehrer aus dem Kibbutz
Netzer Sereni jedoch: „Wir Lehrer übersetzen die Bibel im Unterricht
bereits mündlich für die Schüler, die die erhabene Sprache nicht
verstehen.“
(Haaretz, 05.09.08) |