Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat am Dienstag erklärt,
dass Israel seiner Reaktion keine Grenzen setzen würde, wenn die
Hisbollah die Macht im Libanon übernehme. Er warnte davor, dass in
einem zukünftigen Krieg auch die großen Städte in Israel in
Mitleidenschaft gezogen werden würden. Olmert sagte bei seinem Besuch des Heimatfrontkommandos in Ramle:
„Im zweiten Libanonkrieg hatten wir sehr viel massivere Mittel und
Fähigkeiten, deren Einsatz wir vermieden haben, da wir gegen eine
Terrororganisation und nicht gegen einen Staat gekämpft haben. Wenn
der Libanon zum Hisbollah-Staat wird, werden wir uns in dieser
Hinsicht keinerlei Beschränkungen mehr auferlegen.“ Der
Ministerpräsident bezog sich dabei auf die Grundlinien der neuen
Einheitsregierung im Libanon, die der Hisbollah das Recht zum
Einsatz aller Mittel zugestehen, um „den Boden zu befreien, den
Israel besetzt hat“.
Olmert fügte hinzu, dass die Kriege der Zukunft sich von denen
der Vergangenheit unterscheiden würden, selbst von dem von 2006: „Es
wird nicht mehr so sein, dass der Krieg auf einem fernen
Schlachtfeld stattfindet, und in den großen Städten geht das Leben
weiter wie gehabt. Der nächste Krieg wird auch die Städte und Häuser
israelischer Zivilisten erreichen, und das Ziel unseres Feindes ist
es, die Heimatfront zu treffen. So rüsten sie sich mit Kriegsgerät
aus, das auf die Bevölkerung zielt.“
Gleichzeitig betonte Olmert, dass man den Grad von Furcht in der
Öffentlichkeit herabsenken müsse. „Wir sollten uns nicht zu sehr vor
den Bedrohungen fürchten. Letztendlich ist die Bedrohung in unserer
Vorstellung dämonischer, als sie wirklich ist.“
Der syrische Präsident Bashar Assad, der nach Meinung Israels die
Hisbollah mit Waffen versorgt, wird am Donnerstag seinen zweitägigen
Besuch in Moskau beginnen, in dessen Verlauf er sich mit seinem
russischen Amtskollegen Dimitri Medwedew und anderen hochrangigen
Politikern, unter ihnen womöglich auch Ministerpräsident Vladimir
Putin, treffen wird. Dies ist der dritte Besuch Assads in Russland
in den vergangenen Jahren, aber der erste seit Amtsantritt von
Medwedew.
Syrische Medien haben die Reise Assads gestern als
‚Arbeitsbesuch’ bezeichnet, dessen Ziel die Stärkung der Beziehungen
und der Zusammenarbeit beider Staaten in einer Vielzahl von
Bereichen sei. Beide Seiten sollen mehrere Abkommen unterzeichnen,
deren Inhalt nicht bekannt gegeben worden ist. Bei den beiden
vorherigen Besuchen war eines der zentralen Themen die Förderung
russisch-syrischer Waffengeschäfte. In den vergangen Monaten ist in
den Medien wiederholt von großen Waffengeschäften zwischen beiden
Staaten berichtet worden, darunter fortgeschrittene
Flugabwehrbatterien, die Damaskus zur Stärkung seines
Luftverteidigungssystems erbeten hat.
Russische und syrische Kommentatoren schätzen, dass die
militärische Unterstützung Georgiens durch Israel vor allem
vor dem Hintergrund des letzten Krieges im Kaukasus den Weg für
einen besonders erfolgreichen Besuch Assads in Moskau ebnet; während
Israel in der Krise als Partner Georgiens wahrgenommen worden sei,
habe die Position Syriens an der Seite Russlands außer Zweifel
gestanden. Die Kommentatoren wiesen darauf hin, dass das
Außenministerium in Damaskus die Reise Assads vergangene Woche just
auf dem Höhepunkt des Krieges zwischen Russland und Georgien bekannt
gegeben habe.
In einem Interview mit dem syrischen Fernsehen sagte eine
russische Kommentatorin gestern, dass „die umfangreiche militärische
Hilfe, die Israel Georgien hat zukommen lassen, in der Zukunft,
zumal der näheren, auf die Beziehungen Russlands zu Israel und zu
den arabischen Staaten Einfluss haben“ werden. „Es kann als sicher
gelten, dass Russland seine Beziehungen zu Israel neu evaluieren
wird, und es ist nicht ausgeschlossen, dass Moskau entscheiden wird,
seine Militärhilfe für arabische Staaten, die sich im Konflikt mit
Israel befinden, zu erhöhen, darunter Syrien.“ Ein anderer
russischer Kommentator wies darauf hin, dass es, solange die USA und
Israel als Partner Georgiens gelten würden, klar sei, auf wessen
Seite Syrien und sein Präsident Assad stünden.
Russland ringt in letzter Zeit mit der Entscheidung, ob es
bestimmte Waffensysteme an Syrien und den Iran verkaufen soll, unter
anderem auch wegen des schweren Drucks, den die USA und Israel auf
es ausüben. Derzeit scheint es so, dass Damaskus hofft, dass Moskau
dem Verkauf jener Systeme „grünes Licht“ geben werde.
Am Vorabend des Besuchs hat Russland an die Beziehungen Israels
mit Georgien erinnert. Der stellvertretende russische
Generalstabschef, General Anatoli Nogowizin, sagte am Dienstag auf
einer Pressekonferenz in Moskau: „Israel hat auf jeden Fall zur
Bewaffnung Georgiens beigetragen. Es hat es mit Kriegsgerät und
Waffentechnologie ausgestattet, insbesondere mit unbemannten
Flugzeugen, Raketen und Minen.“
Indes gibt es Kontakte zwischen Syrien und Großbritannien in
Bezug auf einen Besuch Assads in London noch in diesem Jahr. Dies
deutet auf eine weitere Verbesserung der Beziehungen zwischen
Damaskus und dem Westen hin, nachdem Assad im vergangenen Monat in
Paris zu Besuch gewesen war und derzeit auf den Besuch des
französischen Präsidenten Nicolas Sarkozys in Syrien wartet, der
Anfang September stattfinden soll.
(Haaretz, 20.08.08) |
Israels Präsident Shimon Peres feiert heute in Dimona seinen 85.
Geburtstag. Mit seinem Besuch in der Entwicklungsstadt im Negev
möchte er seine Kampagne zur Wachstumsförderung der dünn besiedelten
Wüstenregion stärken. Auf dem 10stündigen Besuchsprogramm in
sengender Hitze stehen Treffen mit der 900 Mitglieder zählenden
Black Hebrew-Gemeinde, Kindern aus Ferienlagern, dem Rabbiner
der Stadt und einem Beduinenstamm. Mitarbeiter des Präsidenten sagen, er sei trotz seines hohen
Alters ein „Kraftwerk“. Er stehe jeden Morgen vor Sonnenaufgang auf
und arbeite bis spät in die Nacht. „Ich wünschte, sein Team hätte
die Kraft, um in seinem Tempo zu arbeiten“, sagte einer seiner
Gehilfen.
Vor
einem Jahr: Glückwünsche zum 84sten
Shimon Peres wurde am 2. August 1923 in Polen geboren und
wanderte 1934 nach Israel ein. Als Schützling des ersten
Ministerpräsidenten David Ben-Gurion wurde er im Alter von nur 25
Jahren Direktor des Verteidigungsministeriums und trieb die
Entwicklung von Israels Atomprogramm voran.
1959 rückte er als Abgeordneter der Arbeiterpartei in die Knesset
ein. In den folgenden Jahrzehnten hatte er beinahe alle führenden
Ämter im Staat inne. So war er Ministerpräsident, Verteidigungs-,
Finanz- und Außenminister, bevor er im vergangenen Sommer zum
Staatspräsidenten gewählt wurde.
1994 erhielt er gemeinsam mit Israels damaligem
Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin und Palästinenserführer Yasser
Arafat den Friedensnobelpreis.
(The Jerusalem Post, 21.08.08) |