Israels stellvertretende Ministerpräsidentin und Außenministerin
Tzipi Livni hat sich gestern in New York mit UN-Generalsekretär Ban
Ki-moon getroffen. Im anschließenden Gespräch mit Journalisten
standen die innenpolitischen Veränderungen nach der
Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Olmert im Mittelpunkt.
„Es gibt Interessen, die man in jedem Prozess verfolgen muss und
auch dann, wenn es bei uns innenpolitische Veränderungen gibt,
ändern diese nichts an den Bedrohungen und nichts an den Interessen
und unserer Pflicht, sie zu vertreten“, sagte Livni und fügte hinzu,
dass Israel weiterhin danach strebe, noch in diesem Jahr ein
Abkommen mit den Palästinensern zu erreichen.
Gegenüber Ban Ki-moon betonte die Außenministerin, dass die
Öffnung des Grenzübergangs in Rafiah an Verhandlungen über die
Freilassung Gilad Shalits gekoppelt sei. Außerdem verwies sie auf
die Notwendigkeit, den Waffenschmuggel von Syrien in den Libanon zu
beenden. Die Kandidatur des Iran für einen Sitz im UN-Sicherheitsrat
sei absurd.
(Haaretz, 01.08.08) |
Die Hisbollah will dagegen vorgehen, dass die israelische
Luftwaffe den libanesischen Luftraum überfliegt. Die
libanesische Tageszeitung Al-Akhbar zitiert eine Quelle, wonach die
schiitische Terrororganisation kurz davor stünde, „praktische
Maßnahmen“ zu ergreifen, die Israel zwingen würden, die Überflüge
einzustellen. Der Bericht bestätigt israelische Geheimdiensteinschätzungen, die
vorhersagen, dass die Hisbollah nach dem vollendeten
Gefangenenaustausch ihren Kampf gegen Israel wieder aufnehmen wolle,
um die Verweigerung ihrer Entwaffnung zu rechtfertigen. Seit langem
kultiviert sie das Image des „Beschützers“ des Libanon vor der
vermeintlichen israelischen ‚Aggression’.
Arabische Medien haben jüngst wiederholt von der geplanten
Stationierung von Luftabwehrraketen in den libanesischen Bergen
berichtet, deren Zweck es sein würde, israelische Flugzeuge am
Überflug des Landes zu hindern.
(Haaretz, 01.08.08) |
Masab Yousef hat eine ungewöhnliche Biographie. Als Sohn des
Hamas-Führers im Westjordanland Sheikh Hassan Yousef lernte er die
palästinensische Terrororganisation von innen kennen, konvertierte
zum Christentum und ging ins kalifornische Exil. Im Interview mit
der Haaretz erzählt der 30jährige nun von seinen jungen Jahren in
der Jugendorganisation, seinem Vater und seinem Verhältnis zu
Israel. Aufgrund seiner scharfen Kritik an der Hamas ist ihm eine
Rückkehr in seine Heimatstadt Ramallah einstweilen unmöglich. „Im Gymnasium lernte ich die Sharia, das islamische Recht. 1996,
ich war gerade 18, wurde ich von den Israelischen
Verteidigungsstreitkräften verhaftet, weil ich der Vorsitzende der
Islamischen Gesellschaft in meinem Gymnasium war. Es ist eine Art
Jugendbewegung der Organisation. Damit begann mein
Erweckungsprozess.
Bis dahin kannte ich die Hamas über meinen Vater, der ein sehr
bescheidenes und liebevolles Leben führte. Zuerst bewunderte ich die
Organisation, weil ich meinen Vater so sehr bewunderte. Aber während
der 16 Monate, die ich im Gefängnis verbrachte, war ich dem wahren
Gesicht der Hamas ausgeliefert. Es ist eine negative Organisation.
Ganz einfach. Eine grundsätzlich böse Organisation. Ich saß im
Gefängnis von Megiddo und verstand plötzlich, wer die wirkliche
Hamas war. Ihre Führer im Gefängnis hatten bessere Bedingungen, so
etwa das beste Essen und auch mehr Familienbesuche und Handtücher
für die Dusche. Diese Leute haben keine Moral, keine Integrität.
Aber sie sind nicht so dumm wie die Fatah, die am helllichten Tag
vor jedermanns Augen stiehlt und sofort der Korruption verdächtigt
wird. Die Leute von der Hamas erhalten ihr Geld auf unehrliche
Weise, investieren es an geheimen Orten und legen nach außen eine
einfache Lebensführung an den Tag. Früher oder später verwenden sie
das Geld und legen die Leute rein.“
„Ich respektiere Israel und bewundere es als Staat. Ich bin gegen
jede Politik, die Zivilisten ermordet oder sie als Mittel zum Zweck
missbraucht, und ich verstehe, dass Israel das Recht dazu hat, sich
selbst zu verteidigen. Wenn die Palästinenser keinen Feind zum
Bekämpfen haben, bekämpfen sie sich untereinander. In etwa 20 Jahren
werden Sie sich an das erinnern, was ich Ihnen sage, der Konflikt
wird zwischen verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Hamas
stattfinden. Sie fangen schon jetzt an, über die Kontrolle der
Finanzen zu streiten.“
„Ihr Juden solltet aufpassen: Ihr werdet nie, niemals Frieden mit
der Hamas haben. Der Islam als die Ideologie, die sie leitet, wird
ihnen nicht erlauben, ein Friedensabkommen mit den Juden zu
schließen. Sie glauben, dass die Überlieferung sagt, dass der
Prophet Mohammed gegen die Juden gekämpft hat und man sie daher
weiter bekämpfen muss bis zum Tod. Sie müssen Rache an jedem nehmen,
der den Propheten Mohammed nicht akzeptiert hat, wie die Juden, die
im Koran als Affen und Söhne von Schweinen betrachtet werden. Sie
sprechen in Begriffen historischer Rechte, die ihnen genommen
wurden. In den Augen der Hamas widerspricht ein Frieden mit
Israel der Sharia und dem Koran, und die Juden haben kein Recht, in
Palästina zu bleiben.“
„Eine gesamte Gesellschaft hält den Tod und die
Selbstmordterroristen heilig. In der palästinensischen Kultur wird
ein Selbstmordterrorist zum Helden, zum Märtyrer (Shahid). Die
Sheikhs erzählen ihren Schülern vom ‚Heldentum der Shahids’, und das
bringt die jungen Leute dazu, die Selbstmordbomber nachzuahmen, um
Ruhm zu erlangen.“
„Wussten Sie, dass die Hamas die erste war, die die Waffe der
Selbstmordbomber gegen zivile Ziele eingesetzt hat? Sie sind blind
und ignorant. Es stimmt, es gibt überall gute und schlechte Leute,
aber die Unterstützer der Hamas verstehen nicht, dass sie von einer
irren und grausamen Gruppierung geführt werden, die den Kindern eine
Gehirnwäsche verpasst und sie glauben macht, dass sie ins Paradies
kommen, wenn sie einen Selbstmordanschlag verüben. Aber kein
Selbstmordbomber wird dorthin gelangen, und keine Jungfrauen werden
auf sie warten, nachdem sie einen Anschlag verübt haben. Sie müssen
verstehen, das der Islam von Menschen geschaffen wurde und nicht von
Gott.“
(Haaretz, 01.08.08) |