Von Aluf Benn Mit von Tränen glänzenden Augen und weicher Stimme ist
Ministerpräsident Ehud Olmert gestern vor den wenigen Journalisten
erschienen, die aus Anlass seines angekündigten Abschieds vom Amt
gekommen waren. Hinter ihm, auf dem Flügel der
Ministerpräsidentenresidenz, stand eine große Vase mit weißen
Blumen, die das große Zypressengemälde seiner Frau Elisa Olmert an
der Wand verdeckte. Bald muss das Ehepaar ihm ein neues Heim suchen,
und die Mitarbeiter, die schweigend der Ankündigung des Ausscheidens
ihres Chefs lauschten, werden sich einer neuen Karriere
zuwenden.
Die kurze Amtszeit Olmert hat bei ihnen den Wunsch nach mehr
hinterlassen und das Gefühl eines großen Versäumnisses. „Wir waren
fast da“, sagt einer der Mitarbeiter. „Letztes Pessach schien es,
als ob wir die Winograd-Kommission überstanden hätten, der
Libanonkrieg hinter uns läge, die Politik stabil sei und wir mit dem
politischen Prozess fortfahren könnten. Dann kam die
Talansky-Affäre, und alles brach über uns zusammen. Schade, Olmert
hätte Großes leisten können.“
Olmert trat nach dem Zusammenbruch Ariel Sharons im Sturm ins Amt
des Ministerpräsidenten ein und verlässt es im Sturm der
Ermittlungen. In den 31 Monaten seiner Amtszeit ist es ihm nicht
gelungen, die zentrale Aufgabe zu erfüllen, die er sich gestellt
hat, nämlich eine neue Grenze mit den Palästinensern im
Westjordanland festzulegen, die Israels Zukunft als jüdischer Staat
sichert. Er hinterlässt sie seinen Nachfolgern.
Olmert hat sich als politischer Manager und Koalitionsführer
ausgezeichnet, die Zuneigung der Öffentlichkeit gewann er jedoch
nie. Sein Sieg in den Wahlen vom März 2006 war knapp und erlaubte
ihm nicht, Kadima zur dominanten Regierungspartei zu machen. Allein
die außergewöhnlichen Qualifikationen Olmerts beim Betrieb des
politischen Apparats haben ihm bis zum Einbruch der letzten Wochen
eine relative Stabilität auf seinem Posten verschafft. Mehr als
seine Vorgänger hat er es verstanden, Politikern Aufmerksamkeit und
Sympathie zukommen zu lassen, und begriffen, dass ihr Wille an ihren
Stühlen zu kleben und vorgezogene Wahlen zu verhindern stärker ist
als die öffentliche Kritik an seiner Regierung. Mit ausländischen
Regierungschefs hat Olmert besonders gute Beziehungen aufgebaut, in
diesem Jahr brachte er die Staatschefs der USA (zweimal),
Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands nach Israel.
Am 25. Juni 2006, dem Tag der Entführung Gilad Shalits in den
Gaza-Streifen, kam Olmerts Regierung von ihrem Pfad ab; zweieinhalb
Wochen später brach dieser mit der Entführung von Eldad Regev und
Ehud Goldwasser durch die Hisbollah endgültig auseinander. Die
Entführungen verwandelten ihn vom Erben Sharons, der den Pfad der
Abkoppelung fortsetzen wollte, zum politischen Führer einer Nation
im Krieg. Bei dieser Prüfung versagte Olmert dreimal: mit der
Ernennung von Amir Peretz zum Verteidigungsminister, mit seiner
überstürzten Entscheidung, in den zweiten Libanonkrieg zu ziehen,
und mit der Entscheidung, den nach dem ersten Schlag perspektivlosen
Krieg fortzusetzen. Die Hilflosigkeit, die die Regierung im Krieg an
den Tag legte, und die schweren Versäumnisse im Kommando der Armee
verspielten den Rest von Olmerts Popularität. Die Öffentlichkeit
hatte ihn satt und wollte seine Regierungsführung auch dann nicht
mehr, als er versuchte, den Staat auf einen anderen Weg zu bringen.
Die Ironie liegt darin, dass die beiden Bewerber für seine
Nachfolge, Tzipi Livni und Shaul Mofaz, ihm während des Krieges
Rettungswege gewiesen haben. Livni schlug vor, eine Eskalation
abzuwenden und die Angelegenheit nach einigen Tagen zu beenden;
Mofaz machte einen operativen Vorschlag, der womöglich den frontalen
und opferreichen Ansturm der letzten Kriegswoche verhindert
hätte.
Die öffentliche Enttäuschung, die der Libanonkrieg verursacht
hatte, vertiefte sich wegen der Welle von Bestechungs- und
Sexskandalen an der Staatsspitze. Olmert, der die Reihe der
Verdächtigten anführte, tat sich schwer damit, ein persönliches
Beispiel zu geben, und der Zynismus gegenüber der Regierung
vertiefte sich. In dieser Atmosphäre war es schwer für Olmert,
öffentliche Unterstützung für seine politische Vision zu finden, und
alle seine Schritte wurden als zynische Übungen aufgefasst, seiner
Absetzung und einem Gerichtsverfahren zu entgehen.
Olmert fällte eine Anzahl von strategischen Entscheidungen. Die
erste war die Bombardierung des geheimen Atomreaktors in Syrien im
September 2007, die unter Absprache mit der US-Regierung
durchgeführt wurde. Dies war Olmerts größte Errungenschaft: Die
Bedrohung wurde abgewendet, die Syrer enthielten sich einer
Vergeltung, und die Welt schwieg. Die Syrer hielten sich auch
zurück, als im Februar dieses Jahres der Hisbollah-Führer Imad
Muraniyeh in Damaskus getötet wurde. Nach einigen Monaten stimmten
sie sogar einer Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit Israel zu,
wobei sie die Brüskierung beiseite gelassen haben.
Die zweite Entscheidung war der Verzicht auf die Roadmap aus den
Tagen Sharons und die Wiederaufnahme der Verhandlungen über ein
Endstatusabkommen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde, in
Form eines ‚Schubladen-Abkommens’, dessen Umsetzung aufgeschoben
wurde. Olmert bot dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas
den Rückzug aus dem Großteil des Westjordanlandes an, im Austausch
für Sicherheitsregelungen und einen Aufschub der Diskussion um
Jerusalem. Er wartet noch immer auf eine Antwort von Abbas. Zur Zeit
der Verhandlungen genehmigte Olmert den Bau Tausender von neuen
Wohneinheiten in den großen Siedlungsblöcken diesseits des
Sicherheitszauns, v. a. in der Umgebung Jerusalems. Nach dem
gewalttätigen Zwischenfall in Emmuna in den Anfangstagen seiner
Regierung enthielt er sich der Auseinandersetzungen mit den Siedlern
und der signifikanten Räumung von Außenposten und versuchte, die
Lage jenseits des Sicherheitszauns einzufrieren.
Die dritte Entscheidung Olmerts war die Waffenruhe (Tahadiya) mit
der Hamas im Gaza-Streifen in dem Versuch, die Raketenangriffe auf
Sderot und Ashkelon zu stoppen. Er wehrte den Druck zu einer
Besetzung des Gaza-Streifens ab und entschied sich für den
politischen Pfad. Dadurch erkannte er auf Umwegen die Hamas als den
herrschenden Faktor in Gaza und möglichen Partner für eine
Koexistenz an. So schuf er ein alternatives Modell für den Umgang
mit dem Konflikt mit den Palästinensern, auch ohne festes Abkommen.
Die weitere Entscheidung war die Übereinkunft über den Gefangenen-
und Leichenaustausch mit der Hisbollah.
Olmert hinterlässt seinen Nachfolgern einige Aufgaben. Die erste
wird in der Behandlung der atomaren Bedrohung aus dem Iran bestehen.
Im Innersten seines Herzen wollte er gewiss die iranischen
Atomanlagen bombardieren, wie er es in Syrien getan hat, und dadurch
in die Geschichte eingehen. Die US-Regierung legte gegen diese Idee
ein Veto ein und wählte Verhandlungen mit dem Iran. Der nächste
Ministerpräsident – oder die nächste Ministerpräsidentin – wird
sicherstellen müssen, dass die Interessen Israels in diesen
Verhandlungen gewahrt bleiben. Die kommende Aufgabe der Nachfolger
wird es sein, die Kontakte mit den Palästinensern und den Syrern
voranzubringen, in der Erkenntnis, dass Durchbrüche – wenn überhaupt
– erst mit dem Amtsantritt der neuen amerikanischen Regierung zu
erwarten sind.
(Haaretz, 31.07.08) |
Das Zentrum für internationale Zusammenarbeit des israelischen
Außenministeriums hat einen neuen Bericht vorgelegt. Israel wird oftmals darum gebeten, Hilfe in Länder zu senden, die
von Flut, Hunger und anderen Naturkatastrophen heimgesucht werden.
MASHAV, das Zentrum für internationale Zusammenarbeit des
israelischen Außenministeriums, ist die Körperschaft, die
verantwortlich für die Koordination von Israels offiziellen
humanitären Hilfsprogrammen ist. MASHAV kann dabei von seiner großen
Erfahrung in der Krisenbewältigung profitieren, wenn es darum geht,
schnell benötigte Hilfsgüter, Medikamente und medizinische Betreuung
in die Krisenregionen zu schicken.
In den vergangenen Jahren hat MASHAV unzählige Teams in
Partnerländer ausgesandt, um dort Experten in Notfall- und
Katastrophenmedizin auszubilden. Diese Teams instruieren Stäbe von
Ärzten, Krankenschwestern, Medizintechnikern und
Verwaltungsmitarbeitern im Umgang mit Massenkatastrophen und der
Behandlung von Traumapatienten, wobei klinische Erfahrung und
Organisationsprozeduren der Triage bei Massenkatastrophen geteilt
werden. Die theoretische Ausbildung wird von praktischen
Simulationsübungen begleitet, bisweilen unter Teilnahme des
Zivilschutzes, der Feuerwehr, der Polizei und von Krankenhäusern, je
nach den für die spezifische Region relevanten Szenarien.
Seit langem hat MASHAV Blindheitsprävention und Augenbehandlungen
in Partnerländern durchgeführt. Diese Missionen, die zur Behandlung
von Patienten mit unterschiedlichen Graden von Blindheit und
Augenkrankheiten gedacht sind, werden von Teams unternommen, die aus
zwei israelischen Ophthalmologen bestehen und unter den
Voraussetzungen lokaler Krankenhäuser oder Kliniken operieren.
Hunderte von chirurgischen Eingriffen sind von den israelischen
Ärzteteams gemeinsam mit den örtlichen Mitarbeitern vollzogen
worden, viele Patienten haben dadurch ihr Augenlicht zurückerhalten.
Die israelischen Augenärzte bilden auch Ortskräfte aus, und die
israelische Regierung spendet ophthalmologisches Equipment.
Der vollständige Bericht findet sich unter dem folgenden Link: http://berlin.mfa.gov.il/mfm/Data/144121.pdf |