Israels stellvertretende Ministerpräsidentin und Außenministerin
Tzipi Livni hat sich am Mittwochabend auf einem Treffen der
Kadima-Partei in Tel Aviv zur aktuellen Waffenruhe zwischen Israel
und der Terrororganisation Hamas geäußert. „Es gibt für uns nur eine Adresse in Gaza, und das ist die Hamas.
Wir werden nicht überprüfen, wer eine Kassam-Rakete abfeuert. Die
Verantwortung liegt bei der Hamas. Ich glaube nicht an eine
Einstellung lediglich des Feuers auf beiden Seiten. Es muss auch
eine Einstellung des Schmuggels und der Anhäufung von Waffen
geben.
Ich werde keine Ruhephase akzeptieren, die zur Wiederbewaffnung
genutzt wird. Terror und Schmuggel sind die beiden Gründe, die eine
Militäraktion Israels im Gaza-Streifen nötig machen würden. Sollte
es keinen Terror und keinen Schmuggel geben, werden wir nicht
handeln müssen. Wenn wir aber zu einer Militäraktion schreiten
müssen, werden wir dies ohne Zögern tun. Und wenn die Hamas etwas
anderes will, was ihr wichtig ist – etwa die Öffnung des Übergangs
in Rafiah -, muss sie wissen, dass es etwas gibt, was uns sehr am
Herzen liegt – Gilad Shalit.“
(Außenministerium des Staates Israel, 19.06.08) |
Der neue italienische Außenminister, Franco Frattini, hat am
Dienstag bei dem europäisch-israelischen Symposium in Berlin erneut
Kritik am Verhältnis der EU zu Israel geübt. „Ich muss zugeben, dass
die Europäische Union in der Vergangenheit eine unausgewogene
Haltung gegenüber Israel eingenommen hat, die mitunter zwischen
legitimer Kritik und Intoleranz gegenüber Juden, die sogar zu
Antisemitismus ausarten konnte, hin und her schlingerte.“ In seiner Rede kritisierte Frattani nicht zuletzt die
Unterstützung, die die EU in der Vergangenheit Organisationen hat
zukommen lassen, die gegen Israel gehetzt haben. Jetzt gebe es
deutlich mehr Härte gegenüber der Hamas.
Frattani gilt als Freund Israel – anders als sein Vorgänger
Massimo D’Alema, der eine kritische Haltung Israel gegenüber an den
Tag gelegt hat, insbesondere in Bezug auf den Libanonkrieg und die
Lage in Gaza.
(Haaretz, 19.06.08) |
Von Shahar Ilan In einigen Jahrzehnten wird das Tote Meer womöglich zur tiefsten
Salzwildnis der Erde geworden sein. Womöglich wird es die tiefste
Salzpfütze der Welt werden. Touristen mit Geschmack an ökologischen
Desastern werden an speziellen Touren teilnehmen, die die
Sickergruben und überschwemmten Hotels beinhalten. Und gewiss wird
jeder die Regierung für das historische Versagen beschuldigen.
Tatsächlich besteht jedoch die nahe liegende Aussicht, dass zu den
primären Verursachern der endgültigen Zerstörung des Toten Meeres
ausgerechnet einige grüne Organisationen gehören werden.
Es gibt heute nur eine wirkliche Möglichkeit zur Rettung des
Toten Meeres: das Projekt des Kanals zwischen den Meeren und des
„Peace Valley“, das Israels Präsident Shimon Peres und Frankreichs
Präsident Nicolas Sarkozy in der kommenden Woche ausrufen möchten.
Aber Umweltschutzorganisationen, allen voran die Organisation
„Friends of the Earth – Middle East“ (FoEME), bekämpfen das Projekt.
Sie wollen es aufhalten, um Prüfungen der Umwelteinflüsse und andere
Prüfungen durchzuführen, die ihrem Wesen nach zu Hindernissen und
dazu führen, dass Projekte in Schubladen verschwinden.
Die Opponenten ähneln dabei einem Familienangehörigen, der sich
weigert, seinen zwischen Leben und Tod schwebenden Liebsten
operieren zu lassen, da die Operation zu einer Narbe führen könnte.
Es wäre interessant zu wissen, vor welcher ökologischen Katastrophe
genau sie sich fürchten? Vor der Beeinträchtigung des einzigartigen
Austrocknungsprozess des Toten Meeres? Vor dem Verschwinden des
seltenen Phänomens der Sickergruben? Mit dem Wasser vom Roten Meer
könnte dort eine erneuerte Ökologie geschaffen werden. Wenn jedoch
eine große Protestbewegung entsteht, wird dies womöglich nie
geschehen.
Sonnenaufgang über dem Toten Meer
Die „Friends of the Earth“ behaupten, dass die Alternative zur
Erneuerung des Toten Meeres mittels Süßwasserzufuhr aus dem See
Genezareth nicht ernsthaft geprüft werde. Das stimmt. Auch die
Möglichkeiten, das Tote Meer in eine regenreichere Region zu
verlagern oder ihm den Strom der Donau zuzuführen, sind nicht
ernsthaft geprüft worden. Laut Angaben des Geologischen Instituts
würde man 850 Millionen Kubikmeter Wasser allein dazu benötigen, das
Absinken des Wasserspiegels aufzuhalten. Die Rede ist von mehr als
der Hälfte des israelischen Trinkwasserverbrauchs. Es wäre
interessant zu wissen, warum nicht erwogen wird, diese ins Tote Meer
zu pumpen.
Der Milliardär Yitzhak Tshuva möchte entlang des „Peace Valley“,
durch das der Kanal fließen soll, Seen, Hotels, einen Safaripark und
Vergnügungszentren bauen. Die Opponenten sagen, dass die Arava keine
Wildnis ist, die zum Leben erweckt werden muss, sondern eine in
landschaftlicher Hinsicht bedeutende und weltweit einzigartige
Region. Es ist so, als ob man sich lediglich des grünen Jargons
bedienen müsste, um wirklich jemanden davon zu überzeugen, dass der
leere Landstrich ein attraktives landschaftliches Schmuckstück ist,
das man nicht antasten darf. Oder dass das Graben von Seen, der Bau
von Hotels und das Herbeilocken tausender Israelis und wer weiß wie
vieler Touristen in einem kleinen Teil des Gebietes eine schlechte
und schädliche Sache sei.
Die Umweltorganisationen müssen einen völlig anderen
Ausgangspunkt wählen: nicht, wie der Kanal zu stoppen ist, sondern
wie das Projekt ermutigt und bei geringstmöglichem Schaden für die
Umwelt verwirklicht werden kann – möglichst harmonisch, möglichst
freundlich gegenüber Mensch und Natur, möglichst unproblematisch.
Ansonsten könnte der Eindruck entstehen, dass es so wie die
Ultraorthodoxen auch einige Umweltschutzorganisationen gibt, die
davon überzeugt sind, dass die Thora alles neue verbietet.
Auch sollte man folgendes bedenken: So wie die wirkliche
Sicherheitszone zwischen Israel und Ägypten der Hotelstreifen an den
Stränden des Sinai ist, wäre der Kanal zwischen den Meeren die
wirkliche Sicherheitszone zwischen Israel und Jordanien. Was
wirklich die Beziehungen zwischen den Staaten sichern würde, wäre
das Gefühl, etwas zu verlieren zu haben. Der Frieden hat viele
Vorteile, und u. a. ist er wunderbar grün; Die Brände in den Wäldern
Galiläas während des zweiten Libanonkriegs haben uns daran erinnert,
wie schwarz der Krieg sein kann.
Eines der größten Probleme Israels in den nächsten Jahrzehnten
wird die Angst vor der Vision und vor zu großen Unternehmungen sein.
Eine Vision bringt mit sich Hoffnung und Stolz, zwei Dinge, die der
israelischen Öffentlichkeit heutzutage sehr fehlen. Der Kanal
zwischen den Meeren ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Angst
vor der Vision zu zerstreuen und uns daran zu erinnern, dass wir
nicht weniger zu zerstören als zu entwickeln vermögen, dass wir
unseren Nachbarn Nutzen bringen können und nicht nur Schaden, und
dass ganz Israel ein einziges großes megalomanes Projekt ist, das
sich als großer Erfolg erwiesen hat.
(Haaretz, 18.06.08) |