US-Präsident George W. Bush hat gestern in der Knesset eine
beeindruckende Rede gehalten und darin mit Nachdruck versichert,
dass die Vereinigten Staaten an Israels Seite stehen. Dabei bezog er
sich nicht zuletzt auf den gemeinsamen Kampf gegen den Terror.
Jeglicher Beschwichtigungspolitik erteilte er eine Absage. „Der Kampf gegen Terror und Extremismus ist die definitive
Herausforderung unserer Zeit. Er ist mehr als eine Kollision von
Waffen. Er ist eine Kollision von Visionen, ein großer ideologischer
Kampf. Auf der einen Seite stehen die, die die Ideale von
Gerechtigkeit und Würde mit der Kraft der Vernunft und der Wahrheit
verteidigen. Auf der anderen Seite stehen die, die einer
beschränkten Vision von Grausamkeit und Herrschaft durch Mord,
Furchteinflößung und die Verbreitung von Lügen folgen.
Der Kampf wird mit der Technologie des 21. Jahrhunderts geführt,
in seinem Kern ist er aber eine alte Schlacht zwischen Gut und Böse.
Die Mörder beanspruchen für sich den Mantel des Islam, aber sie sind
keine religiösen Männer. Niemand, der zum Gott Abrahams betet,
könnte einem Kind eine Selbstmordweste anziehen, unschuldige Gäste
eines Pessach-Seders in die Luft sprengen oder Flugzeuge in
Bürogebäude fliegen, die mit ahnungslosen Angestellten gefüllt sind.
In Wahrheit dienen die Männer, die solche barbarischen Akte
ausführen, keinem höheren Ziel als ihrem eigenen Streben nach Macht.
Sie akzeptieren keinen Gott über sich. Und sie pflegen einen
besonderen Hass gegen die leidenschaftlichsten Verteidiger der
Freiheit, einschließlich der Amerikaner und der Israelis.
Und daher ruft die Gründungscharta der Hamas zur ‚Vernichtung’
Israels auf. Und daher skandieren die Anhänger der Hisbollah „Tod
Israel, Tod Amerika!“. Und daher predigt Osama Bin Laden, „das Töten
von Juden und Amerikaner ist eine der größten Pflichten“. Und
daher träumt der Präsident des Iran davon, den Nahen Osten ins
Mittelalter zurückzuschicken, und ruft dazu auf, Israel von der
Landkarte zu wischen.
Es gibt gute und anständige Leute, die die Finsternis dieser
Männer nicht begreifen können und versuchen, ihre Worte
wegzuerklären. Als Zeugen des Bösen in der Vergangenheit tragen wir
eine ernste Verantwortung dafür, diese Worte ernst zu nehmen. Juden
und Amerikaner haben die Konsequenzen der Nichtbeachtung der Worte
von politischen Führern, die Hass vertreten, erfahren. Und das ist
ein Fehler, den die Welt im 21. Jahrhundert nicht wiederholen
darf.
Einige glauben, wir sollten mit Terroristen und Radikalen
verhandeln, als ob irgendein geniales Argument sie davon überzeugen
würde, dass sie die ganze Zeit falsch gelegen haben. Wir haben
diesen närrischen Irrglauben bereits gehört. Als die Nazi-Panzer
1939 in Polen einfielen, erklärte ein amerikanischer Senator: „Mein
Gott, hätte ich bloß mit Hitler reden können, hätte all das
womöglich verhindert werden können.“ Wir haben die Verpflichtung,
dies zu nennen, was es ist – der falsche Trost der Beschwichtigung
(appeasement), der wiederholt von der Geschichte diskreditiert
worden ist.
Einige Leute legen nahe, dass alle unsere Probleme im Nahen Osten
verschwinden würden, wenn die Vereinigten Staaten nur ihre
Verbindungen mit Israel abbrechen würden. Dies ist ein lahmes
Argument, das die Propaganda der Feinde des Friedens für bare Münze
nimmt, und Amerika weist es entschieden zurück. Israels Bevölkerung
mag sich nur auf gut 7 Millionen belaufen. Aber wenn Ihr dem Terror
und dem Bösen gegenübersteht, seit ihr 307-Millionen-stark, denn die
Vereinigten Staaten von Amerika stehen an Euer Seite.“
Die vollständige Rede Bushs in englischer Sprache findet sich
unter dem folgenden Link: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2008/05/20080515-1.html
Auf der Website des Weißen Hauses finden sich außerdem andere
Reden sowie Fotos von Bushs Israel-Besuch: http://www.whitehouse.gov/
(Weißes Haus, 15.05.08)
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Von Yoel Marcus Zu einer Zeit, da die amerikanische Zeitschrift ‚Atlantic
Monthly’ einen Artikel mit der Überschrift „Ist Israel am Ende?“
veröffentlicht, der britische Intellektuelle Christopher Hitchens
darüber räsoniert, ob Israel noch weitere 60 Jahre bestehen wird,
und Mahmoud Ahmadinejad damit droht, uns von der Landkarte zu
wischen, blicke man darauf, wer mit uns den 60. Geburtstag Israel zu
feiern gekommen ist und noch kommen wird.
Präsidenten und Regierungschefs, politische Führer, die das
Antlitz der Welt prägen, Schriftsteller und Intellektuelle, darunter
zahlreiche Nobelpreisträger und Erfinder ebnen den Weg für ein neues
Morgen. Vor allen anderen ein amerikanischer Präsident, der zum
zweiten Mal innerhalb eines Jahrs zu Besuch kommt und diesmal in der
Knesset spricht – nicht weil er wiedergewählt werden will, sondern
aus tiefer Wertschätzung und Verpflichtung gegenüber Israel heraus;
ähnlich wie Kanzlerin Angela Merkel, die bei ihrem zweiten Besuch
mit ihrer auf Deutsch gehaltenen Knesset-Rede Geschichte schrieb -
auch sie aus Wertschätzung gegenüber einem Staat, der feiert, was
ein zynischer Politiker als „Party auf der Titanic“ bezeichnet
hat.
Im vergangenen Jahr feierte Indien, das nach China
bevölkerungsreichste Land der Welt, seine 60jährige Unabhängigkeit.
Eine derartige Parade von Politikern aus aller Welt, wie es das
winzige Israel dieser Tage erlebt, hat es dort jedoch nicht gegeben.
Tatsächlich ist es präzedenzlos, dass der Geburtstag eines Staates
solch ein Ausmaß an Zuspruch und Unterstützung, einen derartigen
Zustrom von politischen Architekten der Zukunft hervorruft, wie es
in Israel derzeit geschieht. Neben und nach uns ist eine Fülle von
Staaten entstanden, doch man sehe, wo sie heute und wo wir heute
stehen.
Es gab Tage, da Amerika, das uns als erster nach Errichtung des
Staates anerkannte, ein Waffenembargo über uns verhängte, als wir
die Waffen am nötigsten hatten. Der legendäre David Ben-Gurion
brauchte einen Vorwand – wie bspw. die Entgegennahme der
Ehrendoktorwürde der Yeshiva University – um die Vereinigten Staaten
zu besuchen. Und zu einem Treffen mit einem amerikanischen
Präsidenten im Weißen Haus wurde er gar nie eingeladen.
Entgegen all unserem Gezeter, dass nichts bei uns funktioniert,
wie es soll, dass die Korruption um sich greift, dass wir es nicht
schaffen, zum Frieden zu gelangen, dass das Wahlsystem bescheuert
ist – womöglich sind wir auch das einzige Land der Erde, das von
seinen Bürgern als „beschissener Staat“ bezeichnet wird -, herrscht
in der aufgeklärten Welt eine große Hochachtung vor dem, was wir
hier innerhalb von 60 Jahren geleistet haben, allen Angriffen der
Araber zum Trotz.
Ein unbestochener Blick, der nicht voll von Hass ist, wird unsere
Leistungen von 60 Jahren entweder mit Verwunderung oder mit Neid
oder Zorn betrachten: eine Bevölkerung, die sich seit Staatsgründung
verzehnfacht hat, ein stabile und prosperierende Wirtschaft, eine
der am meisten fortentwickelten Technologieindustrien der Welt. Es
ist schwer, nicht mit Erstaunen (oder Neid) auf die Fähigkeiten so
eines kleinen Staates zu blicken, der sich die meiste Zeit seines
Bestehens im Kriegs- oder Terrorzustand oder beidem gleichzeitig
befunden hat, ohne sich zu wundern, wie dies geschah.
Der Kontrast zwischen unseren Errungenschaften und dem Elend der
Palästinenser schreit zum Himmel. Wenn sie nicht so voll Hass
gewesen wären, wenn sie den Teilungsplan der UNO akzeptiert hätten,
könnten sie jetzt politische Unabhängigkeit ohne die Armut und das
Blutvergießen genießen, das sie selbst über sich gebracht haben.
Unsere Feinde haben in der Tat einen Grund, vor Neid zu sterben, und
unsere Freunde haben einen, um Israel zu bewundern. Und sie kommen
hierher, große und wichtige, um ihre Wertschätzung zu übermitteln
und Israel die Ehre zu erweisen, die ihm zusteht. Anders als mein
Kollege Gideon Levy, der von den amerikanischen Juden verlangt hat,
uns in Ruhe zu lassen, meine ich, wir müssen gerade darauf stolz
sein, dass sich die jüdischen Reichen ganz im Gegenteil nicht von
uns entfremden. Neben ihren Spenden und Investitionen in
Israel ist ihr großer Einfluss auf die Regierung zugunsten Israels
und seiner Sicherheit ein wichtiger strategischer Posten für die
Existenz des Staates.
Israel ist die Antithese zu allem, was in unserer Region
passiert. Es ist eine Insel der Vernunft in einer Welt des
islamischen Fundamentalismus und des die aufgeklärte Welt
bedrohenden Terrors. Trotz allem, was in der Umgebung vor sich geht,
ist Israel nicht von seinem Weg als Demokratie und Rechtstaat (mehr
oder weniger) abgekommen – und hat vor allem anderen nicht die
Sehnsucht verloren, mit seinen Nachbarn zu einem Friedensabkommen zu
gelangen.
Leider sieht sich Israel nach der Machtübernahme der Hamas im
Gaza-Streifen und im Angesicht der Machtübernahme der Hisbollah im
Libanon mit einem Libanon konfrontiert, der wie Gaza zu sein
anfängt, und einem Gaza, das wie der Libanon zu sein anfängt,
konfrontiert. Auf beiden Schauplätzen bezieht der sich atomar
bewaffnende Iran Stellung an unseren Grenzen im Norden und im Süden.
„Während wir uns mit Feierzeremonien beschäftigen, stehen wir kurz
vor einer existentiellen militärischen Auseinandersetzung“, hat
Verteidigungsminister Ehud Barak angeblich gesagt.
Der Besuch von Bush ist nicht nur eine Demonstration der tiefen
Wertschätzung gegenüber Israel, sondern auch eine Übergabe der
Fackel des strategischen Umgangs mit der iranischen
Vernichtungsdrohung gegen Israel an den nächsten Präsidenten. Wir
dürfen uns von der Demonstration der Unterstützung Israels nicht zu
sehr den Kopf verdrehen lassen – uns drohen existentielle Gefahren,
die niemand außer uns beseitigen kann -, aber wir dürfen uns doch
angesichts unserer zahlreichen und wichtigen Unterstützer einen
Klaps auf die Schulter geben. Im Alter von 60 Jahren ist es gut zu
wissen, dass wir nicht allein sind.
(Haaretz, 16.05.08) |