Der Sprecher der israelischen Armee hat gestern folgende
Stellungnahme abgegeben: „Anknüpfend an Veröffentlichungen in den Medien möchten die
Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (ZAHAL) klarstellen, dass sie
am Morgen (28.04) im Laufe einer komplizierten Operation im
nördlichen Gaza-Streifen einen Luftangriff durchgeführt und zwei
palästinensische Bewaffnete getroffen haben. Eine erste Untersuchung
wurde gleich nach dem Vorfall eingeleitet. Diese erste Untersuchung
zeigt, dass eine zweite und große Explosion infolge des Entzündens
des Sprengstoffs, den die Bewaffneten an sich trugen, stattfand. Die
Explosion ereignete sich neben einem Wohnhaus, wahrscheinlich dem,
in dem sich die Zivilisten und Kinder aufhielten, die heute (28.04)
getroffen worden sind.
Angesichts der Sensibilität der Angelegenheit und der Komplexität
der Schlacht vom Vormittag, an der verschiedene ZAHAL-Truppen
beteiligt waren, werden zusätzliche Nachforschungen eingeleitet
werden, um jeglichen Zweifel in Hinsicht auf die oben erwähnten
Umstände ausschließen zu können. Nach Absprache mit dem
Kommandanten der Israelischen Luftwaffe, Generalmajor Eliezer
Shkedi, hat der Kommandant des Südkommandos, Generalmajor Yoav
Galant, die Ernennung eines Offiziers im Range eines Obersts
angeordnet, der alle Aspekte dieses Vorfalls untersuchen und seine
Ergebnisse innerhalb von 48 Stunden vorlegen soll.
Der Staat Israel und die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte
weisen die volle und letzte Verantwortung für die Schädigung und
Tötung unbeteiligter Zivilisten der Terrororganisation Hamas zu.
Indem sie absichtlich aus stark bevölkerten Gegenden heraus agiert
und sich in ihnen verschanzt, missbraucht die Terrororganisation
Zivilisten als menschliche Schutzschilder.“
(Israelische Verteidigungsstreitkräfte, 28.04.08) |
Von Yair Lapid
Schwarzmalerei
am tiefsten Punkt der Erde
Wenn der Zustand des Bildungswesens hier so schlecht ist, die
Hochschulen sich in freiem Fall befinden und der Braindrain in
vollem Gange ist, wie erklärt ihr die Tatsache, dass unser
High-Tech-Sektor so erfolgreich ist, dass die Zahl der
wissenschaftlichen Veröffentlichungen (ebenso wie die der Patente)
pro Kopf die weltweit höchste ist und wir das Disc-on-key und die
Mobiltelefon-Textnachrichten erfunden haben?
Wenn wir uns um nichts mehr kümmern und kein Interesse mehr an
dem haben, was im Land passiert, wie erklärt ihr die Tatsache, dass
der Rabin-Platz sich fünfmal im Jahr mit Demonstranten füllt, dass
die Abendnachrichten die meistgesehenen Fernsehsendungen sind und
die meisten Diskussionen sich hierzulande um Politik drehen?
Wenn die Öffentlichkeit den Glauben an die Armee verloren hat,
unsere gegenseitige Verantwortung dahinschwindet und die Zahl der
Wehrdienstverweigerer in die Höhe schnellt, wie erklärt ihr die
Tatsache, dass wir alle mit dem Schicksal unserer Entführten
beschäftigt sind und dass die Rekrutierungsrunde der Armee gleich
nach dem zweiten Libanonkrieg alle Rekorde gebrochen hat, nachdem
sich 70.8% der neuen Rekruten zu Kampfeinheiten gemeldet hatten?
Wenn die Regierungskorruption allgegenwärtig ist und das Gesetz
ein Scherz, wie erklärt ihr die Tatsache, dass der Sohn eines
früheren Ministerpräsidenten im Gefängnis sitzt, der frühere
Arbeitsminister gerade wegen Bestechlichkeit verurteilt wurde und
unser Ministerpräsident ständigen Untersuchungen ausgesetzt ist?
Wenn unsere Presse so dümmlich geworden ist wie in Amerika, so
sensationslüstern wie in England, so verantwortungslos wie in
Italien, wie erklärt ihr die Tatsache, dass die Zeitungen letzte
Woche alle Supermodels beiseite schoben für die Veröffentlichung des
ersten Kapitels von David Grossmans neuem Buch?
Wenn die Wirtschaft zusammenbricht, die Sorge um die Armen stetig
zurückgeht und das Finanzministerium von einer Bande
Neokonservativer, die tun, was ihnen gefällt, übernommen worden ist,
wie erklärt ihr die Tatsache, dass die Zahl der armen Israels schon
das zweite Jahr in Folge zurückgeht, der Wisconsin-Plan eine
Erfolgsgeschichte zu sein scheint und auch nicht eine einzige Person
in der Geschichte unseres Landes an Hunger gestorben ist?
Wenn jede ultraorthodoxe Familie zehn Kinder hat und immer mehr
Leute religiös werden, wie erklärt ihr die Tatsache, dass
Ultraorthodoxen weiterhin 8% der Bevölkerung darstellen, genau so
viel wie zur Zeit der Staatsgründung?
Wenn die russischen Neueinwanderer sich nicht integrieren, lieber
in ihren eigenen Ghettos leben, russische Zeitungen lesen,
russisches Fernsehen sehen, in ihren eigenen Läden einkaufen, wie
erklärt ihr die Tatsache, dass praktisch alle von ihnen Hebräisch
gelernt haben, ihre Kinder in Massen der Armee beitreten, dass etwa
80% von ihnen eine Eigentumswohnung besitzen (ein höherer
Prozentsatz als bei der übrigen Bevölkerung) und sie keinerlei
Absicht zeigen, nach Moskau zurückzukehren?
Wenn unsere Jugendlichen gewalttätig und gleichgültig sind, zu
viel Alkohol trinken und sich nur darum kümmern, in Clubs zu gehen
und sich gegenseitig abzustechen, wie erklärt ihr die Tatsache, dass
knapp 250 000 Kinder Mitglieder in Jugendgruppen sind und
Zehntausende sich für ein soziales Jahr entscheiden oder sich
sozialen Organisationen anschließen?
Wenn unsere Einwanderungspolitik wegen der Last vor dem Kollaps
steht, das Landwirtschaftsministerium Massen von
Thai-Arbeitern hierher bringt, jeder alte Israeli eine
philippinische Pflegerin hat und Tausende von Palästinensern jeden
Tag zum Arbeiten hierher kommen, wie erklärt ihr die Tatsache, dass
die Arbeitslosenrate im ersten Quartal auf 6.5% gesunken ist, ein
Tiefststand seit 15 Jahren?
Wenn unser Gesundheitssystem zusammenbricht, unsere Ärzte das
Land verlassen und zusätzliche Krankenversicherungen ein Vermögen
kosten, wie erklärt ihr die Tatsache, dass unsere Staatsausgaben pro
Kopf für die Gesundheit nur 7.8% des Bruttoinlandseinkommen
betragen, etwa halb soviel wie in den USA und nur zwei Drittel des
Anteils in Deutschland und Frankreich? Und wie erklärt ihr die
Tatsache, dass die Lebenserwartung hier höher ist als in diesen
Ländern.
Wenn Präsident Bus der beste Freund ist, den Israel je hatte,
Italiens Berlusconi erklärt, dass er pro-zionistisch ist,
Frankreichs Sarkozy Holocaust-Studien an jeder Schule im Land
einführen will, Deutschlands Angela Merkel die Unterstützung der
Palästinensischen Autonomiebehörde eingestellt hat und uns in der
Knesset erzählt, wie sehr sie uns liebt, und Tony Blair sich selbst
zum Friedensbotschafter ernannt hat, wie erklärt ihr die Tatsache,
dass wir das Gefühl haben, dass jeder uns hasst?
Wenn unsere persönliche Sicherheit dahinschwindet, die
Kriminalität anschwillt und wir vor Angst ausgeraubt zu werden nicht
mehr das Haus verlassen können, wie erklärt ihr die Tatsache, dass
in einer äußerst weiten Umfrage 81% der Israelis gesagt haben, dass
sie mit ihrer Nachbarschaft zufrieden sind, und 75% gesagt gaben,
dass sie sich „sicher fühlen, wenn sie Nachts allein auf der Straße
gehen“?
Wenn die Mädchen hier einen schlechten Kleidergeschmack haben,
jedes dritte Mädchen sich am Bauchnabel piercen lässt, die Hälfte
von ihnen tätowiert sind wie ein irischer Seemann und der Schweiß
ihnen drei Minuten, nachdem sie aus dem Haus gegangen sind, ihr
Make-up verwischt, wie erklärt ihr die Tatsache, dass jeder Tourist,
der hierher kommt, sofort erklärt, dass israelische Frauen die
schönsten auf der ganzen Welt sind?
Wenn wir zu einem Haufen unkultivierter Barbaren geworden sind,
die auf der Straße schreien, fluchen, Verachtung für die Akademie
und die Künste zeigen und nur Fernsehen gucken, wie erklärt ihr die
Tatsache, dass wir weltweit die Nummer eins sind, wenn es um Museen
pro Kopf geht, Nummer zwei, wenn es um die Lektüre von Büchern geht,
dass der Prozentsatz der Israelis, die ins Theater gehen (41%)
doppelt so hoch ist wie der derjenigen, die zu Fußballspielen gehen
und dass jeder vierte Israeli dieses Jahr ein klassisches Konzert
besucht hat?
Wenn wir so viel leiden, ein reduziertes Flugticket nur 240
Dollar kostet und Kanada uns gerne aufnimmt, wie erklärt ihr die
Tatsache, dass wir immer noch hier sind?
(Yedioth Ahronot, 26.04.08) |
50 Jahre Aktion Sühnezeichen
Die internationale Begegnungsstätte Beit Ben Yehuda –
Haus Pax in Jerusalem
„Im Oktober 2004 eröffnete Aktion Sühnezeichen Friedensdienste
(ASF) die internationale Begegnungsstätte Beit Ben Yehuda – Haus Pax
(BBY) in Jerusalem für Menschen aus aller Welt. Der Neubau des
Seminar- und Gästehauses liegt neben dem historischen Wohnhaus der
Familie des berühmten Begründers der neuhebräischen Sprache, Elieser
Ben Yehuda. Seit den 60er Jahren befindet sich hier das Landesbüro
der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die jedes Jahr etwa 25
junge und ältere Menschen zu einem Freiwilligendienst nach Israel
entsendet. Im Beit Ben Yehuda – Haus Pax werden auf Wunsch für
Jugend- und Erwachsenengruppen Seminare zu unterschiedlichen Themen
angeboten. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Auseinandersetzung
mit den Ursachen und Folgen nationalsozialistischer Rassen- und
Vernichtungspolitik, dem Nahostkonflikt sowie der Geschichte und
Gegenwart deutsch-israelischer bzw. christlich-jüdischer
Beziehungen. Hierfür können Gespräche mit Schoa-Überlebenden,
Friedensaktivisten, Politikern etc. vermittelt werden. Weiter
besteht die Möglichkeit, Sprachkurse in Hebräisch, Arabisch und
Jiddisch durchzuführen. Das mehrsprachige Team des Beit Ben
Yehuda – Haus Pax steht den Gästen bei der Planung und Durchführung
ihres Programms in Israel gerne zur Seite. Dank langjähriger
Kontakte zu verschiedensten Institutionen und gesellschaftlichen
Gruppierungen in Israel bietet die Begegnungsstätte den Besuchern
einen abwechslungsreichen Aufenthalt. Mit seinen
Begegnungsprogrammen möchte das Beit Ben Yehuda - Haus Pax zu einer
langfristigen Stärkung der Beziehungen zwischen den Menschen in
Deutschland, Israel und der Welt beitragen.
Hebräisch-Sprachkurs für Anfänger
Vor 150 Jahren wurde der Namensgeber der Begegnungsstätte,
Elieser Ben Yehuda, geboren. Aus diesem Anlass widmet das Beit Ben
Yehuda – Haus Pax im Jahr 2008 dem Begründer der neuhebräischen
Sprache viele seiner Angebote. Im Mittelpunkt steht ein
vierwöchiger Hebräisch-Sprachkurs für Anfänger (4. bis 28. August).
Die Teilnehmer lernen alltägliche Gesprächssituationen zu meistern,
das Lesen und Schreiben der hebräischen Schrift sowie Grundlagen der
Grammatik. Zum Begleitprogramm des Sprachkurses gehören u. a.
Begegnungen mit Schoa-Überlebenden, ein Besuch in der Gedenkstätte
Yad Vashem und Treffen mit jungen Israelis. Die Anmeldung kann bis
zum 15. Mai 2008 erfolgen. Über weitere aktuelle Angebote
informiert die Webseite des Beit Ben Yehuda – Haus Pax
www.beit-ben-yehuda.org sowie der vierteljährlich
erscheinende elektronische Newsletter ‚Ma Chadash’.“
Informationen und Anmeldungen:
Beit Ben Yehuda – Haus Pax Rh. Ein Gedi 28 Jerusalem
93383 Israel Tel.: 00972-2-6730124 (Line Djamchid) Tel.:
00972-2-6732587 (Katharina von Münster) Fax:
00972-2-6717540 E-Mail:
info@beit-ben-yehuda.org Website:
www.beit-ben-yehuda.org
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.
V. Israel-Referat Auguststr. 80 10117 Berlin Tel.:
0049-30-28395188 (Bernhard Krane) Tel.: 0049-30-28395179 (Dörthe
Engels) Fax: 0049-28395135 E-Mail:
bby@asf-ev.de Website:
www.asf-ev.de
Feierlichkeiten in Berlin
Ihren 50. Geburtstag feiert Aktion Sühnezeichen Friedensdienste
mit zahlreichen Veranstaltungen und einem Festakt in Berlin. Freunde
aus aller Welt werden in diesen Tagen in die Hauptstadt reisen;
darunter viele Holocaust-Überlebende. Am 30. April wird nach einem
Gedenkgang um 16 Uhr der Eröffnungsgottesdienst am Koppenplatz in
Berlin-Mitte gefeiert werden. Am Abend des Folgetages wird am Erev
Yom Hashoa im Haus der Kulturen der Welt den Opfern des
Nationalsozialismus gedacht. Vom 1. bis 3. Mai werden sich Tausende
von ehemaligen Freiwilligen, Projektpartnern und Unterstützern im
Tiergarten einfinden und in vielen Workshops auf die letzten 50
Jahre zurückblicken und die nächsten 50 Jahre planen.
(Aktion Sühnezeichen, April 2008) |