In Israel warnt man davor, die atomaren Ambitionen des Iran
angesichts eines aktuellen US-Geheimdienstberichts zu unterschätzen.
Dieser behauptet, dass Teheran sein Atomwaffenprogramm 2003
eingestellt habe, aber dennoch weiter Uran anreichere. Die
Entwicklung einer iranischen Atombombe wäre insofern nach wie vor
innerhalb der nächsten drei bis acht Jahre möglich. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert sagte, der Bericht
unterstreiche nur die Notwendigkeit verschärfter Sanktionen gegen
den Iran. Er fügte hinzu: „Die USA beabsichtigen weiterhin, den Iran
vom Bau von Atomwaffen abzuhalten. Wir werden jede Anstrengung
unternehmen – zuerst und vor allem anderen mit unseren Freunden in
den USA -, um die Herstellung dieser Art von Waffe zu
verhindern.“
Bereits vorher hatte Verteidigungsminister Ehud Barak beteuert,
dass der Iran entgegen dem Bericht die Kernwaffen-Produktion
fortsetze. Barak geht davon aus, dass der Iran das Programm vor vier
Jahren tatsächlich gestoppt, es dann aber wieder aufgenommen habe.
(The Jerusalem Post, 04.12.07) |
Angesichts der zugespitzten Krise um das iranische
Atomprogramm haben führende Vertreter der Islamischen Republik ihre
Drohungen gegen den Westen und die Golfstaaten intensiviert. Im
Folgenden einige Beispiele aus den vergangenen Wochen: 1. Drohungen gegen die USA: In einem Interview mit der
konservativen Nachrichtenagentur Mahar (23.9) drohte Rehim Zfuei,
Ratgeber Chameinis in Fragen der Streitkräfte, dass der Iran im
Falle eines amerikanischen Angriffs die US-Truppen in der Region
treffen würde. Dabei erinnerte er die Amerikaner daran, dass sich
200 000 ihrer Soldaten im Irak und in Afghanistan innerhalb der
Reichweite iranischen Feuers befänden und die Iraner diese leicht
schlagen könnten. Er übermittelte den USA und ihren Verbündeten,
dass der Iran dem umfangreichen diplomatischen und politischen
Druck, den man auf ihn ausübe, nicht nachgeben würden, und dass der
Iran sich vor etwa viereinhalb Jahren die asymmetrische
Kriegsführung als Abschreckungsstrategie angeeignet habe. Muhamad
Reza Nakdi, der Verantwortliche für Nachschub, Logistik und
industrielle Forschung im Generalstab der Streitkräfte, drohte in
einem Interview mit dem iranischen Fernsehsender Alalam (28.9), dass
der Iran im Falle eines amerikanischen Angriffs weltweit
amerikanische Flugzeugträger versenken würde.
2. Drohungen gegen die Golfstaaten: Der Kommandant der
Revolutionswächter, Muhamad Ali Aziz Djafri, sagte in einer Rede auf
einer Militärparade im Iran (22.9.), dass jeder Staat, der seinen
Luftraum für einen Angriff auf den Iran zur Verfügung stelle, als
Verbündeter des Feindes betrachtet und eine Antwort von Iran
erhalten werde. Im Interview mit dem iranischen Fernsehsender Alalam
(23.9) unterstrich Djafri das natürliche und unveräußerliche Recht
des Iran, „den Feind zu treffen, wo auch immer er sich befindet“,
auch wenn er sich im Gebiet eines verbündeten muslimischen Staats
festsetze und ihn zur Durchführung von Militäroperationen gegen den
Iran benutze. Der stellvertretende Marinekommandant der
Revolutionswächter sagte in einem Interview mit der
Nachrichtenagentur Fars (29.10), dass die Basij-Miliz im Falle eines
Angriffs Selbstmordanschläge im Persischen Golf und in der Straße
von Hormus verüben würde. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin,
dass die Revolutionswächter und die Basij eine enge Zusammenarbeit
begonnen hätten. In einem Artikel in der Wochenzeitung
Partave-Suchan vom 17.10 (die mit Ayatollah M. Yazde, dem Patron von
Präsident Ahmadinejad, identifiziert wird), betonte er, dass einer
der wichtigsten möglichen Schritte, die der Iran bei einem Angriff
einleiten würde, die Schließung der Straße von Hormus und die
Störung des Öltransports in den Westen sei. Es sei daran erinnert,
dass dieser Schritt eine besondere Stellung innerhalb der iranischen
Verteidigungsdoktrin innehat. In einem Artikel in der
Tageszeitung Jamhori Islami vom 11.10 wurde hervorgehoben, dass der
Iran sich der Öl- bzw. Gaswaffe bedienen könne, die als Lebensader
der USA, Europas und Japans angesehen wird, und so die Sicherheit
des Umschlags von mehr als 65 Prozent des weltweiten Öls von der
Straße von Hormus und dem Persischen Golf gefährden, den Ölpreis um
mehrere hundert Dollar pro Barrel erhöhen und die Instabilität der
Weltwirtschaft herbeiführen könne.
3. Drohungen mit einem Präventivschlag: In einem Artikel in
der Revolutionswächter-Postille Zbache Zadeq vom 24.9 wird betont,
dass wegen der Eskalation westlicher Drohungen die Militärstrategie
des Iran aktualisiert worden sei und diese eine offensive Doktrin
inklusive der Fähigkeit zum „Erstschlag“ und Präventivangriff
enthalte.
4. Drohungen gegen Israel: Muhamad Ali, Einsatzkommandant der
iranischen Luftwaffe, hat gesagt (Aftab, 19.9), dass zusätzlich zur
Tatsache, dass die Reichweite der iranischen Raketen das gesamte
Territorium Israels umfasst, der Iran Israel auch mit
Kampfflugzeugen angreifen und einen möglichen Angriff von Israels
Seite mit einem Luftangriff beantworten könne. Er hob dabei hervor,
dass Israel wisse, was für einen Schlag es von den Raketen und
Flugzeugen des Iran zugefügt bekommen könnte. Ali Ridjani,
früherer Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, sagte in einem
Interview mit der Financial Times (30.9.), dass die USA im Falle
eines Angriffs gegen den Iran Israel im Rollstuhl erhalten
würden.
5. Drohungen mit dem Einsatz ballistischer Raketen: Iranische
Sicherheitsquellen haben damit gedroht, dass der Iran sein
ballistisches Potential zum Einsatz bringen könnte, um bei einem
Angriff gegen ihn zurückzuschlagen. So erläuterte Rehim Zafui,
Ratgeber Chameinis in Fragen der Streitkräfte, in einem Interview
mit der konservativen Nachrichtenagentur Mahar (23.9), dass eines
der Kampfmittel des Iran gegen den Feind die Abschreckungsfähigkeit
der ballistischen Raketen der Luftwaffe der Revolutionswächter sei.
Diese Raketen würden jetzt im Iran hergestellt und man führe
vorgezogene Maßnahmen durch, um jenes Potential vor feindlichen
Bedrohungen zu schützen. Ali Pazali, Einsatzkommandant im
gemeinsamen Stab der Revolutionswächter, erklärte, dass „der Iran
heute die Fähigkeit besitzt, Raketen mit einer Reichweite von 2000
Kilometern herzustellen und abzuschießen“. Sollten die USA
irgendeinen Angriff ausführen, würden „die Reaktionen ihre Zähne
brechen“. Es sei hervorgehoben, dass bei der Militärparade, die
am 22.9 im Iran stattfand, eine neue ballistische Rakete, Kadar,
präsentiert wurde, die eine Verbesserung der Shahab 3 darstellt und
über eine Reichweite von 2000 Kilometern verfügt. Diese Rakete aus
iranischer Produktion wurde der Luftwaffe der Revolutionswächter zur
Verfügung gestellt. Der iranische Verteidigungsminister, Mustapha
Muhamad Nadjar, hat erklärt (Fars, 27.11.), dass der Iran seinem
ballistischen Raketenarsenal die Rakete „Ashura“ hinzugefügt hätte,
die über eine Reichweite von 200 Kilometern verfügt.
(Außenministerium des Staates Israel, 28.11.07) |