Von Aluf Benn Der Iran bewegt sich ungehindert auf die Atombombe zu - so die Lageanalyse der politischen und militärischen Führungsschicht in Israel. Der Versuch, ihm durch wirtschaftliche Sanktionen Einhalt zu gebieten, ist gescheitert, vor allem weil Russland, Deutschland und Italien sich weigern, ihre Geschäfte mit den Iranern einzustellen. Auf dem Tisch verbleiben demnach zwei Optionen: sich mit der atomaren Aufrüstung des Iran abzufinden oder sie mit Gewalt zu stoppen.
Die USA haben militärische Möglichkeiten, doch gibt es innerhalb der Regierung Opposition gegen eine Aktion im ran. Die Chancen eines amerikanischen Angriffs sind gering, die endgültige Entscheidung wird jedoch von Präsident George W. Bush getroffen. In Jerusalem tut man sich schwer mit der Beurteilung, was bei ihm überwiegt – die politischen und strategischen Bedenken gegen einen zusätzlichen Krieg im Nahen Osten (nach der Verwicklung im Irak) oder sein Glaube, dass es an ihm sei, die Welt vom Albtraum einer Atomwaffe in den Händen von Ali Chamenei und Mahmoud Ahmadinejad zu erlösen.
In den letzten Wochen hat in den USA eine lebhafte Debatte darüber stattgefunden, was man in Bezug auf den Iran tun sollte – Dialog, was die Akzeptanz des Atomprogramms bedeutet, oder Krieg. Amerikanische Strategen reden von der „kubanischen Raketenkrise in Zeitlupe“ und suchen einen dritten Weg, zwischen Angriff und Einverständnis. In Israel gibt es keine solche Debatte, abgesehen von einem kleinen Kreis von Sachverständigen und Interessierten. Scheinbar wartet Israel auf die Entscheidung von Bush, die im nächsten Jahr fällig ist, bevor es darüber nachdenkt, selbst den Iran anzugreifen.
Die öffentliche Diskussion in Amerika offenbart die unterschiedlichen Positionen der Entscheidungsträger in Jerusalem und in Washington. Von hier aus betrachtet, wirkt die iranische Bedrohung viel konkreter und furchteinflößender und die Antwort viel einfacher und präziser. Man nimmt an, dass der Iran, wie einst der Irak und Syrien, sich mit einer Reaktion schwer tun würde. Womöglich würde er einige Raketen nach Israel schicken - und zusätzlich noch einige über die Hisbollah aus dem Libanon – sowie einen Terroranschlag gegen ein israelisches Ziel im Ausland initiieren. Dies wäre schmerzhaft, aber erträglich und würde als zu rechtfertigender Preis für die Beseitigung einer existentiellen Bedrohung empfunden werden.
Auf amerikanisch klingt „Angriff gegen den Iran“ wie ein dritter Weltkrieg, so wie Bush am Mittwoch gewarnt hat: wochenlange Bombardierung der militärischen und zivilen Infrastruktur des Iran im Anschluss an Gesprächsversuche und ein offenes Ultimatum, dem die Blockade der Öllieferungen an den Westen und Terroranschläge mit Tausenden amerikanischer Opfer folgen würden, wenn nicht gar ein jahrelanger pan-islamischer Jihad gegen die USA. Selbstverständlich erscheinen die Destabilisierung der Weltordnung und die Zerstörung der westlichen Volkswirtschaften angesichts einiger Atombomben im Iran übertrieben.
Wenn Israelis vom „point of no return“ des iranischen Atomprogramms sprechen, meinen sie das „Überschreiten der technologischen Schwelle“, d.h. den Moment, in dem iranische Ingenieure und Wissenschaftler das Know-how zum Bau von Atomwaffen beherrschen und auch darauf zurückgreifen können, wenn die bestehenden Anlagen zerstört bzw. aufgrund diplomatischer Vereinbarungen geschlossen würden. Die rote Linie der Amerikaner liegt an einem ferneren Zeitpunkt, wenn der Iran über eine einsatzbereite Bombe verfügt.
Die Unterschiede in den Positionen sind verständlich. Der Einwohner Chicagos oder Miamis kann in Ruhe mit der iranischen Bombe leben, so wie er unter der sowjetischen Bedrohung gelebt hat. Der Einwohner Tel Avivs, den der iranische Präsident nach Alaska oder Kanada zu vertreiben droht, muss da sehr viel besorgter sein.
„Die Welt“ ist sich dieser Unterschiede bewusst, und ihre Verweigerung von Sanktionen und ernsthafter Organisierung gegen den Iran drängt Israel still und leise zur Entscheidung des Angriffs. Das internationale Schweigen, mit dem die Aktion in Syrien bedacht worden ist, könnte als Ermunterung der israelischen Machtdemonstration aufgefasst werden. Der Austausch von Drohungen zwischen Israel und dem Iran ist von der internationalen Gemeinschaft - jedenfalls bis zur letzten Rede Bushs - gleichgültig aufgenommen worden, wenn man es mit den fortgeschrittenen Anstrengungen in der palästinensischen Frage vergleicht. Womöglich hat der amerikanische Experte, der die Geschehnisse seit Jahren verfolgt, ja Recht, wenn er sagt: „Ihr habt eineinhalb Millionen Palästinenser, die morgen nach Tel Aviv marschieren können und regt euch über Atomwaffen im Iran auf?“
Doch von Israel aus betrachtet, sieht es anders aus: In den Augen der Entscheidungsträger werden wir mit den Palästinenser irgendwie zurechtkommen. Die iranische Bedrohung jedoch wird als unerträglich empfunden. Wer anders denkt, spricht dies nicht offen aus, zumindest nicht, bis klar ist, ob es wirklich einen Weg gibt, die Iraner zu stoppen – oder es schon zu spät ist.
(Ha’aretz, 19.10.07) |
Israels Tourismusminister Yitzhak Aharonovitch und seine palästinensische Amtskollegin Khoulud Daibes haben sich Anfang der Woche in Jerusalem getroffen und eine verstärkte Zusammenarbeit im Fremdenverkehr vereinbart.

Es war dies das erste derartige Treffen, seit die Hamas im Januar 2006 in die Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde gewählt worden war. Unter anderem beschlossen die Minister, dass das Joint Committee on Tourism seine Arbeit wieder aufnehmen soll.
Minister Aharonovitch betonte, dass er damit fortfahren wolle, Vertretern der palästinensischen Tourismusbranche bei der Ausweitung ihrer kommerziellen Aktivitäten behilflich zu sein. Vor kurzem hat das Ministerium 35 palästinensischen Vertretern Einreisegenehmigungen ausgestellt und 42 Fremdenführer autorisiert, innerhalb Israels zu arbeiten.
Abschließend riefen Aharonovitch und Daibes gemeinsam Touristen und Pilger dazu auf, Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete zu besuchen.
(Außenministerium des Staates Israel, 17.10.07) |
Vortrag von Rudolf Dressler in Mannheim
Der ehemalige deutsche Botschafter in Israel, Rudolf Dressler, wird am Mittwoch, 24.10. im Jüdischen Gemeindezentrum Mannheim (Rabbiner-Grünewald-Platz, F 3) einen Vortrag zum Thema „Gibt es für Israel eine Perspektive?“ halten.
Dressler war von 2000 bis 2005 Botschafter in Tel Aviv und erlebte während dieser Zeit den Ausbruch der zweiten Terrorwelle. Aufgrund seiner Erfahrungen vor Ort ist „Sicherheit“ für ihn der Schlüsselbegriff für einen konstruktiven Friedensprozess im Nahen Osten geworden.
Veranstalter des Abends sind die Deutsch-Israelische Gesellschaft Rhein-Neckar, die Jüdische Gemeinde Mannheim und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Der Vortrag beginnt um 20.00 Uhr, und der Eintritt ist frei.
DIG-Seminar „Aufstieg oder Fall?“ Aliyah und Migration in Deutschland und Israel
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Hamburg veranstaltet vom 16.-18. November 2007 in Berlin ein Seminar zu aktuellen Debatten um Einwanderung und die gesellschaftlichen Konzepte zur Integration in Israel und Deutschland.
Informationen finden sich unter dem folgenden Link: http://www.deutsch-israelisches-jugendforum.de/veranstaltungen.htm |