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 (2) Wenn sie sich
so in Gaza verhalten
Kommentar von Ze’ev Schiff
Die
bewaffneten palästinensischen Organisationen im Gazastreifen
demonstrieren erneut, was zur Norm unter den Palästinensern geworden
ist: Abkommen, zu denen sich die Führer verpflichten, haben keinen
Wert. Es reicht, den palästinensischen Bürgern zuzuhören, die sich
darüber beschweren, dass Vereinbarungen bezüglich der Feuerpausen
keine Bedeutung haben. Abkommen werden geschlossen und unterzeichnet
und dann sofort wieder gebrochen.
In
der neuesten Runde der Gewalt haben sich die Krieg führenden
Parteien bereits fünf Mal für eine Feuerpause entschieden. Doch
jedes Mal sind sie innerhalb von Stunden dazu zurückgekehrt, sich
gegenseitig zu töten und dabei Unbeteiligte zu verletzen. Wenn sie
sich untereinander so benehmen, warum sollten sie mehr Skrupel
hinsichtlich der Einhaltung von Abkommen mit Außenstehenden, wie zum
Beispiel Israel, Jordanien oder Ägypten, haben? Dies ist eine
wichtige Lektion, die Israel aus den derzeitigen Ereignissen in Gaza
lernen muss.
Das
Phänomen hat seinen Ursprung nicht in Gaza. Während des
Bürgerkrieges im Libanon in den 1970er und 1980er Jahren stimmten
die Palästinenser mehr als 90 Feuerpausen zu und unterzeichneten
diesbezügliche Abkommen. Die meisten wurden durch schreckliches
Blutvergießen gebrochen. Der Wunsch, die Palästinenser los zu
werden, war der Grund, warum viele Schiiten im Libanon die Truppen
der israelischen Verteidigungsarmee, die in den Libanon
einmarschierten, begrüßten. Das Ziel, das ungebärdige Verhalten der
Palästinenser zu beenden, war auch einer der Gründe der Invasion des
Libanon durch Hafez Assad. In Jordanien fuhren die Palästinenser
damit fort, die Abkommen, die sie mit König Hussein besiegelt
hatten, zu brechen, bis dieser spürte, dass ihm die Regierung aus
den Händen glitt. Auch dort beschworen die Palästinenser einen
Bürgerkrieg herauf, in dem sie von der jordanischen Armee besiegt
wurden. Der Höhepunkt ereignete sich vor nicht allzu langer Zeit,
als die Palästinenser auf grobe Weise das Mekka-Abkommen für die
Gründung einer palästinensischen Einheitsregierung verletzten noch
bevor die Tinte auf dem Papier getrocknet
war.
Es
ist deshalb offensichtlich, dass die Palästinenser keine Abkommen
halten wollen oder können. Sie finden immer eine Entschuldigung oder
einen Vorwand, selbst wenn dies damit endet, dass sie sich ins
eigene Fleisch schneiden. Einige sagen, dies passiert, weil die
Palästinenser keine nationale Einheit haben. Doch unter Yassir
Arafat gab es eine solche Einheit, er kontrollierte die Mehrheit
seiner Organisationen, und er verletzte andauernd
Abkommen.
Israel hat keine andere Wahl als weiterhin nach Abkommen mit
den Palästinensern zu suchen. Doch es muss auch darauf bestehen,
Sicherheitsmaßnahmen auszudehnen. Dies kann in der gegenwärtigen
Situation zum Beispiel dadurch geschehen, dass das Westjordanland
vom Gazastreifen isoliert wird und dass die Hamas daran gehindert
wird, die Oberhand im Westjordanland zu bekommen. Aus diesem Grund
müssen die meisten der sicherheitsbezogenen Passagen im Vorschlag
des amerikanischen Generals Keith Dayton zurückgewiesen
werden.
Eine
weitere Lektion dessen, was im Gazastreifen vor sich geht, bezieht
sich auf Ägypten. Dort geschieht etwas Seltsames. Zugegeben, die
Ägypter haben ihre Bemühungen, gegen die Terroristen im Sinai
vorzugehen, erhöht. Doch wenn man das ägyptische Vorgehen gegen
Waffenschmuggler mit den jordanischen Bemühungen vergleicht, liegen
die Ägypter weit zurück. Eine ernsthafte Angelegenheit ist auch die
Art und Weise, in der Ägypten den Schmuggel von großen Geldsummen
durch die Hamas - meistens aus dem Iran - in den Gazastreifen
ignoriert. Alles, was Ägypten von denjenigen, die das Geld bei sich
tragen, fordert, ist die Angabe der Geldmenge. Diese Gelder sind
nicht für die zivile Bevölkerung im Gazastreifen bestimmt, sondern
für den Aufbau einer Hamas-Armee. In Israel herrscht das Gefühl vor,
dass Ägypten ein doppeltes Spiel beim Krieg gegen den Terror
spielt.
Mittlerweile geht der Zermürbungskrieg zwischen Israel und
der Hamas weiter, und es kann angenommen werden, dass dieser sich
auf andere israelische Gemeinden, die in Raketenreichweite rücken,
ausweitet. Die Hamas will einen Sieg gegen die Einwohner von Sderot,
die ihre Stadt verlassen, und gegen Israel im Allgemeinen erreichen.
Die Schläge, mit denen Israel reagiert, sind keine gravierenden.
Gleichwohl ist es wichtig, dass sie nicht nachlassen. Auch das
vorübergehende Eindringen in bestimmte Gebiete des Gazastreifens
wäre eine Möglichkeit.
Die Hamas und die
anderen palästinensischen Organisationen, die vor allem versuchen,
zivile Ziele in Israel zu treffen, beklagen sich nun, wenn
palästinensische Zivilisten Schaden nehmen. Israel darf
palästinensische Zivilisten nicht für die Angriffe auf seine
Gemeinden bestrafen. Doch es muss sofort auf palästinensischen
Beschuss reagieren und die Quelle des Beschusses angreifen, selbst
wenn dabei Zivilisten verletzt werden. Dies ist das grundsätzliche
und natürliche Recht der Verteidigung. Die Tatsache, dass Russland
der erste Staat war, der Israel deswegen kritisiert hat, ist
ausgesprochen lächerlich. Israel sollte darauf achten, im
Gazastreifen nicht das zu tun, was die Russen mit schrecklicher
Brutalität in Tschetschenien tun. Die Norweger, Israels frühere
Freunde, ignorieren, was in Sderot geschieht. Während die
Kassam-Raketen abgeschossen wurden, kündigten sie einen Geldtransfer
an die palästinensische Autonomiebehörde an. Dieses Geld wird mit
Sicherheit seinen Weg zur Hamas finden, mit anderen Worten: zu
denjenigen, die die Raketen abschießen. Bei solchen Freunden braucht man keine
Feinde.
(Ha’aretz,
25.05.07)
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