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 (2) Rede von
Tzipi Livni beim Westlich-islamischen Dialog in Davos
Rede der israelischen Vizepremierministerin und Außenministerin
Tzipi Livni beim „Westlich-islamischen Dialog“ auf dem
Weltwirtschaftsforum in Davos am 25. Januar 2007
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Gäste, sehr
geehrte Damen und Herren,
ich danke Ihnen für die einzigartige Gelegenheit, an diesem
bedeutenden Forum teilzunehmen. Es ist mir eine große Ehre, Teil
dieser besonderen Zusammenkunft zu sein.
Das Thema dieser Veranstaltung lautet „Westlich-islamischer
Dialog“. Für mich persönlich beinhalten sowohl die Vorstellung
vom „Westen“ wie die Vorstellung vom „Islam“ zu viele verschiedene
Dinge, um auf diese Weise in eine Gruppe eingeteilt zu werden. Es
gibt viele Moslems im Westen. Viele Islam-Gläubige haben sich
westlichen Werten angepasst und sehen keinen Widerspruch zwischen
beidem.
Der wirkliche Test ist nicht die Art der Religion oder der
Standort des Gläubigen. Die Basis der heutigen Kluft ist das
Wertesystem. Heutzutage sind Menschen mehr durch ihre Werte als
durch ihre nationale oder religiöse Identität geteilt. Die
Prinzipien von Gerechtigkeit, Koexistenz und Toleranz finden sich
nicht in jeder Religion oder nationalen Identität. Sie wurden von
Mose, Jesus und Mohammed verkündet. Doch ebenso sind den drei
bedeutendsten monotheistischen Glaubensrichtungen radikale
Annäherungen nicht fremd. Im Kontext mit möglichen Zusammenstößen
zwischen verschiedenen Kulturen kann ich sagen, dass ich aus einem
Land komme, das einen einzigartigen Anteil an der Zusammensetzung
solcher Unterschiede hat.
Erstens sei gesagt, dass wir eine Gesellschaft sind, in der die
Wechselwirkung zwischen religiösen Traditionen und westlichen Werten
auf einer täglichen Basis vonstatten geht. Israel ist ein Mosaik von
Kulturen und Bräuchen. Unsere Bürger können ihre Wurzeln
zurückverfolgen zu den Salons europäischer Aufklärung, zu den Wüsten
Äthiopiens und zu den Herzen der moslemischen Welt. Einige erhielten
ihre Bildung gemäß bester orthodoxer Tradition, andere erhielten sie
von den hervorragendsten säkularen Universitäten und wieder andere
aus beiden Quellen.
Die kulturelle Vielfalt der Menschen in Israel ist verbunden mit
der reichhaltigen Abwechslung der historischen Landschaft. Die
Hügel, Täler und Straßen des heiligen Landes fließen über von
Geschichte und Bedeutung für Menschen verschiedener Herkunft und
unterschiedlichen Glaubens, und dies auf eine Art und Weise, die
nirgendwo sonst auf der Welt ihresgleichen hat. Der Staat Israel
wurde als Heimat für das jüdische Volk geschaffen und er trägt die
Werte von Judentum und Demokratie in sich. Es wurde entschieden,
dass Israel eine Demokratie sein soll, die die demokratischen Werte
gemeinsam mit den jüdischen Werten voll und ganz umsetzen soll.
Obwohl diese beiden als gegensätzliche Werte hätten betrachtet
werden können –und es gibt in der Tat diejenigen, die einen
Zusammenprall beider Werte suchen-, haben wir es geschafft, eine
Verbindung zu finden, in der die Werte des Judentums und die
westlichen Werte von Demokratie und Freiheit einander ergänzen. Wir
fanden in der Tat den gemeinsamen Nenner beider Wertesysteme.
So ist zum Beispiel der Respekt vor der persönlichen Identität
und gegenüber Minderheiten nicht nur eine Verpflichtung für eine
Demokratie sondern auch Ausdruck grundlegender jüdischer Werte.
Gemäß der Bibel müssen wir, das jüdische Volk, uns daran erinnern,
dass unser Status im Lauf der Geschichte derjenige von Minderheiten
innerhalb einer Gesellschaft war. Als Volk müssen wir den Fremden
lieben wie uns selbst und wir müssen –wie es das Buch Numeri sagt-
garantieren, dass es nur eine Satzung „für euch und für den
Fremdling, der bei euch weilt“ gibt.
Jeden Tag müssen wir angesichts enormer Schwierigkeiten
versuchen, die Identität eines jeden unserer Bürger zu respektieren
und für diese Identität den Raum friedlicher Ausdrucksmöglichkeiten
zu schaffen. Dies ist die Aufgabe der Führung. Diese Harmonie zu
finden. Sie auf eine Art und Weise zu interpretieren und zu leiten,
die das Beste aus den verschiedenen Kulturen hervorbringt und
Koexistenz über Trennung und Intoleranz hinweg erlaubt.
Israel ist noch ein junger Staat, und wir behaupten nicht, dass
wir ein perfekter Staat sind. Unsere Mission, eine nationale
Heimstätte für ein uraltes Volk und eine demokratische Gesellschaft
für all unsere Bürger zu sein, ist keine einfache. Im Grunde sind
wir ein lebendes Experiment für die Verbindung unterschiedlicher
Kulturen und unterschiedlichen Glaubens, und wir können von unserer
Erfahrung viel an andere weitergeben – sowohl von unserer schlechten
wie unserer guten Erfahrung. Doch Israels Rolle in dieser Debatte
ist auch auf Grund eines zweiten Punktes einzigartig. Seit unserer
Staatsgründung stehen wir an der vordersten Front eines Konfliktes,
der von vielen als Hauptkrisenherd zwischen dem Islam und dem Westen
betrachtet wird. Manche glauben –meiner Ansicht nach
irrtümlicherweise-, dass die Lösung dieses Konfliktes der Schlüssel
für die Wiederherstellung der Harmonie zwischen dem Islam und dem
Westen ist. Andere verändern die Reihenfolge und argumentieren, dass
der Konflikt erst gelöst werden wird, wenn der islamisch-westliche
Einklang erreicht ist.
Beide Ansätze sind meiner Meinung nach zu einfach und
irreführend. Zunehmend sehen wir eine Welt vor uns, die zwischen
moderaten Kräften auf der einen Seite und extremistischen Kräften
auf der anderen Seite zerbricht. Der eine glaubt, dass Unterschiede
toleriert und respektiert werden sollten. Der andere lehnt die
Legitimität jeder Ideologie außer seiner eigenen ab. Dieser
Wettkampf zwischen Extremisten und Moderaten hat schon früher zu
unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Weise
stattgefunden. Doch heute ist dieser Wettkampf besonders auffällig
unter radikalen Führern, die die Religion für ihre eigenen Zwecke
ausbeuten. Dies wird vor allem in den Beziehungen zwischen dem Islam
und dem Westen und innerhalb der islamischen Welt selbst sichtbar.
Dies wird insbesondere sichtbar in dem Versuch von Extremisten,
politische, soziale oder wirtschaftliche Probleme, die von gerechten
Entscheidungen abhängig sind, auszunützen und in religiöse Kriege
umzuformen, die keine Kompromisse und keine Aussöhnung erlauben.
Wir sehen es im Irak, in dem Zusammenprall zwischen Truppen, die
die Einheit des Landes wünschen, und denjenigen, die danach
trachten, das Land zu teilen und zu zerstören. Wir sehen es in den
palästinensischen Gebieten, im Kampf zwischen denjenigen, die sich
verpflichten, einen friedlichen palästinensischen Staat zu gründen
und denjenigen, die sich verpflichten, den jüdischen Staat zu
zerstören. Und wir sehen es auch in europäischen Stadtvierteln, wo
moslemische Gemeinschaften manchmal geteilter Meinung darüber sind,
ob ihre religiöse Identität und Ausdrucksweise in das Leben in einem
modernen, säkularen und demokratischen Staat integriert werden kann
oder nicht.
Was die westliche Welt angeht, kann sie das Ergebnis dieses
Wettkampfes nicht diktieren. Doch sie kann entscheiden, wie sie sich
den verschiedenen Wettkämpfern gegenüber verhält und sie kann klar
und deutlich sagen, was jeder dieser Wettkämpfer jetzt und in
Zukunft vom Westen erwarten kann. Wenn wir fest zu den Prinzipien
der Koexistenz und Toleranz stehen, auf denen die westliche
Gesellschaft basiert, kann uns diese Situation nicht gleichgültig
sein.
Die interne Debatte beeinflusst die islamische Welt und ihre
Beziehungen zum Westen. Dies wird klar und deutlich in der
Völkermord-Agenda von Ahmadinedschad und in der hasserfüllten
Propaganda von Al Qaida ausgedrückt. Diese trachten nach der
Herrschaft der einen Identität über eine andere, während sie dem
Außenstehenden die Rolle des Ungläubigen geben. Diese Art von
Extremismus bedroht genauso die Beziehungen zwischen dem Islam und
dem Westen wie die Gesellschaft, in der sie Bestand hat.
Die Basis für die Koexistenz zwischen dem Westen und dem Islam
ist die Erlaubnis einer echten Ausdrucksweise von nebeneinander
lebenden Identitäten, wobei der Außenstehende die Rolle des Nächsten
erhält. Unsere Verpflichtung, Toleranz und Respekt gegenüber allen
Glaubensrichtungen zu zeigen, enthält nicht die Verpflichtung, –im
Namen einer verzerrten Interpretation von Glauben- Versuche zu
ertragen, andere zu delegitimieren, zu Gewalt anzustacheln oder
grundsätzliche demokratische Werte zu gefährden.
Wir haben die Verantwortung, den Gemeinschaften, in denen ein
solcher Schlagabtausch stattfindet, durch unsere Taten und Worte zu
vermitteln, dass der Weg des Extremismus und der Zurückweisung eine
Sackgasse ist. Dass er kein Rezept für Ehre sondern für
Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ist. Er verspricht nur noch mehr
Hass und Gewalt. Für den Westen ist er eine Bedrohung. Für die
moslemische Welt ist er eine Tragödie.
Jedes Mal, wenn wir die radikalen Kräfte besänftigen, werden wir
nicht nur die Aussichten auf Koexistenz unterminieren sondern auch
die moderaten Kräfte verraten, die sich der Koexistenz verpflichtet
haben. Doch die Unnachgiebigkeit gegenüber den Extremisten ist
nur ein Teil der Gleichung. Auch den Moderaten und den Otto
Normalverbrauchern muss eine Botschaft vermittelt werden. Ihnen muss
gesagt werden, dass sie Partner haben, wenn sie den Mut haben, gegen
Radikale aufzustehen.
Moderate Religionsführer innerhalb der Gemeinschaften spielen
eine bedeutende Rolle bei der Art und Weise wie sie die Religion und
die Botschaft der Zurückhaltung interpretieren. Ihre Stimme muss
laut und deutlich gehört werden. Einige haben den Mut gezeigt, für
die Rechte zu kämpfen, die zu viele von uns als selbstverständlich
hinnehmen. Wir müssen ihnen Tribut zollen. Insgesamt müssen wir
die Moderaten stärken. Wir müssen zeigen, dass wir ihren Glauben und
ihre einzigartigen Traditionen respektieren und dass wir bereit
sind, ihnen zu helfen, ihre legitimen Wünsche zu realisieren, wenn
sie bereit sind, unsere zu respektieren.
Meine Damen und Herren, diese Dynamik zwischen Extremisten
und Moderaten wird im israelisch-arabischen Kontext kraftvoll in
Szene gesetzt. Und hier möchte ich den israelisch-palästinensischen
Konflikt als ein Beispiel nutzen.
Für die herrschende Elite in Teheran, für die Hisbollah und für
die Hamas ist der israelisch-palästinensische Konflikt nicht
politisch und lösbar sondern religiös und ohne jede Möglichkeit der
Versöhnung. Sie lehnen Koexistenz und die Zwei-Staaten-Lösung nicht
nur als eine politische sondern auch als eine ideologische
Angelegenheit ab. Der Konflikt ist die Folge und nicht die Ursache
dieser Ideologie.
Doch die Verantwortung hierbei liegt nicht nur auf den Schultern
von Politikern. Pädagogen und Geschäftsführer, religiöse Mentoren
und Denker der Art, wie sie heute hier versammelt sind, haben die
besondere Verantwortung nicht nur Dialog und Verständnis
voranzubringen, sondern ihre Meinung auch gegenüber den Gegnern zu
vertreten und klar zu machen, dass Hetze und Gewalt nicht Ausdruck
des Glaubens sondern der Perversion ist. Pädagogische
Institutionen müssen eine Generation von Friedensstiftern und nicht
von Märtyrern hervorbringen. Und die Stimme der Moschee, der Kirche
und der Synagoge muss die Stimme der Akzeptanz und nicht der Hetze
sein, die Stimme der Koexistenz und nicht des Hasses.
Meine sehr verehrten Freunde, die Bibel lehrt uns, dass
alle Menschen nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind. Es mag
stimmen, dass sich jeder Mensch vom anderen unterscheidet, doch es
liegt an uns, ob wir die Unterschiede hervorheben oder die
vereinenden Faktoren. Wir können wahre Harmonie schaffen. Lassen
Sie uns hoffen, dass wir die Weisheit besitzen, die perfekte
Harmonie zu finden, damit unsere unterschiedlichen Werte einander
ergänzen und sich nicht im Wettkampf miteinander befinden. Wenn wir
diesen Einklang finden, werden wir in einer besseren Welt leben.
Schließlich ist die wichtigste Frage von allen diejenige, welche Art
von Welt wir für unsere Kinder hinterlassen. Ich danke
Ihnen.
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 (4)
Generalsekretär der UNO, Ban Ki-Moon, zum Internationalen
Holocaust-Gedenktag am 27. Januar
Der Holocaust war eine einzigartige und unleugbare Tragödie.
Jahrzehnte später noch verfügt der systematische Mord an Juden und
Anderen über die Macht zu schockieren. Die Fähigkeit der Nazis, ihre
Gefolgschaft zu beherrschen, trotz ihrer Verderbtheit, verbreitet
noch immer Furcht. Darüber hinaus bleibt der Schmerz: für die älter
werdenden Überlebenden und für uns alle als Teil einer
Menschenfamilie, die Zeugen eines Abfalls in die Barbarei
wurden.
Die Erinnerungsarbeit zollt den jenigen Achtung, die umgebracht
wurden. Aber sie spielt auch eine grundlegende Rolle bei unseren
Bemühungen, die Flut der menschlichen Grausamkeit einzudämmen. Sie
hält uns wachsam gegenüber neuen Ausbrüchen von Antisemitismus und
anderen Arten der Intoleranz. Und sie ist eine essentielle Antwort
auf jene fehlgeleiteten Individuen, die behaupten, der Holocaust
hätte nie stattgefunden oder würde aufgebauscht.
Der Internationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust ist ein
Tag, an dem wir unserer Verpflichtung gegenüber den Menschenrechten
erneute Geltung verschaffen müssen. Diese wurden in Auschwitz und
seither durch Genozide und Gräueltaten brutal entweiht. Wir
müssen auch über die Erinnerung hinausgehen und sicherstellen, dass
neue Generationen diese Geschichte kennen. Wir müssen die Lektionen
des Holocaust auf die heutige Welt anwenden. Und wir müssen unser
Möglichstes tun, damit alle Völker den Schutz und die Rechte, für
die die Vereinten Nationen stehen, genießen können.
An diesem Internationalen Gedenktag bekräftige ich meine feste
Verpflichtung für diese Aufgabe und fordere alle auf, sich unserem
Bestreben nach Menschenwürde anzuschließen.
übersetzt nach: http://www.un.org/News/Press/docs/2007/sgsm10844.doc.htm
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 (5) Eine hilflose
Welt
Leitartikel aus der israelischen Tageszeitung Ha’aretz,
26.01.2007
Am 27. Januar 2007 wird der internationale Schoah-Gedenktag zu
dritten Mal begangen werden. Festgelegt auf den Tag der Befreiung
des Konzentrationslagers Auschwitz, dient er der Erinnerung an die
Vernichtung der Juden Europas. Er wurde zuerst in europäischen
Ländern eingerichtet und später von den Vereinten Nationen
übernommen. Diese begrüßenswerte Initiative ist scheinbar der
Höhepunkt eines Prozesses, in dessen Verlauf die Schoah der Juden
nicht nur als Katastrophe für unser Volk sondern als allgemeine
Wichtigkeit betrachtet wurde: der Tag dient als Erinnerung an die
Schrecken, die Menschen fähig sind anderen Menschen anzutun, und er
dient als Warnung –wenn nicht als Alarmglocke-, die die Menschheit
aufrufen soll, entschlossen gegen gegenwärtige und zukünftige
Gefahren dieser Art zu kämpfen. Das würdige Begehen dieser
Zeremonien und Gedenktage kann angenommen werden. Doch werden sie
auch von Taten begleitet? Zweifel schleichen sich ein wenn man den
gegenwärtigen Zustand der Welt betrachtet: Die internationale
Gemeinschaft scheiterte auf beschämende Weise in ihrem Umgang mit
dem Gemetzel in Ruanda, und nun hat sie auch Probleme, den
Massenmord in Sudans Provinz Darfur angemessen zu handhaben. Und bei
all den Denunziationen und dem Schock scheint die internationale
Gemeinschaft auch angesichts des iranischen Präsidenten Mahmoud
Ahmadinejad, der die Schoah leugnet und die Existenz des Staates
Israel bedroht, hilflos und untätig dazustehen. Die offenen
Vernichtungsdrohungen werden von Irans Anstrengungen begleitet, sich
mit Massenvernichtungswaffen auszurüsten, die fähig wären, diese
Drohung auszuführen. Und doch regt sich die internationale
Gemeinschaft nicht auf. Sie läuft nicht auf Hochtouren, um dem Iran
zumindest Atomwaffen zu verbieten. Manchmal scheint es, die
internationale Gemeinschaft ist mehr mit Zeremonien und Gedenktagen
zur Reinigung ihres Gewissens auf Grund der Untätigkeit angesichts
vergangener Katastrophen beschäftigt, als damit, mit den
Katastrophen, die jetzt geschehen oder am Horizont zu sehen sind,
angemessen umzugehen. In diesem Zusammenhang müssen die
europäischen Länder und ihre Staatsführer eine besondere Rolle
spielen. Dieser Kontinent, auf dem die Schrecken der Schoah
geschehen sind, leitet nun zugegebenermaßen die
Erinnerungsbemühungen. Doch hat er wirklich seine Lektion gelernt?
Hat er zum Beispiel gelernt, wie gefährlich es ist, fanatische
Tyrannen, die jedes Zugeständnis als Schwäche und nicht
notwendigerweise als Zeichen des guten Willens betrachten, zu
besänftigen? Geschichte wiederholt sich in der Regel nicht. Wir
sind nicht im Jahr 1938, wie Benjamin Netanjahu kürzlich warnte,
sondern wir sind im Jahr 2007. Und man muss nicht endlose Analogien
zu den Opfern des Zweiten Weltkrieges oder Vergleiche mit
Chamberlain, Churchill und Hitler bemühen. Dies stört nur die
Anstrengung, mit offenen Augen die wirklichen Gefahren zu
betrachten: die Gräueltaten in Afrika und die Gefahren, die dem
iranischen Regime innewohnen. In einer ausgewogenen Rede über die
iranische Bedrohung, die Premierminister Ehud Olmert bei der
Herzliya-Konferenz hielt, nahm er davon Abstand, Israel allein an
die vorderste Front des Kampfes zu stellen. Doch gleichzeitig ließ
er keinen Zweifel daran, dass Israel entschlossen ist, niemals
wieder eine gegen es gerichtete existenzielle Bedrohung zuzulassen.
Israel sollte sich in diesem Kampf jedoch nicht nur auf sich selbst
verlassen. Der Kampf gegen Irans Drohungen und Atomarisierung –ein
Kampf, in dem diplomatische und wirtschaftliche Kanäle noch nicht
vollkommen ausgeschöpft sind- fordert internationale und
insbesondere europäische Entschlossenheit, gegen diese aufkommenden
Drohungen vorzugehen – und nicht nur die Unterstützung von
Gedenktagen und Zeremonien für die Katastrophen der
Vergangenheit.
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 (6)
Protestschreiben als Reaktion auf die Kairoer Holocaust-Konferenz an
den ägyptischen Botschafter
Im Newsletter vom 15. Januar 2007 haben wir über die Konferenz
von Holocaust-Leugnern berichtet, die in Kairo von unbedeutenden
Oppositionsparteien abgehalten wurde. Die Konferenz strotzte nur so
von antisemitischer Propaganda, und der Konferenzleiter fuchtelte
mit den Protokollen der Weisen von Zion herum und wiederholte die
darin enthaltenen Lügen.
Die Sektion Deutschland der "International Association of Jewish
Lawyers and Jurists" plant, am Montag den 29.01.07 ein
Protestschreiben des Weltpräsidenten an den Botschafter Ägyptens in
Deutschland zu übergeben. Zeitgleich werden gleich lautende
Schreiben in allen Ländern übergeben, in denen die IAJLJ aktiv ist.
Inhalt des Schreibens ist der Protest gegen die im Dezember in
Ägypten veranstaltete Konferenz, die die Existenz des Holocaust in
Frage stellte. Präsident Mubarak wird aufgefordert, sich
entsprechend der offiziell von ihm verkündeten Haltung von
derartigen Aktivitäten in seinem Lande zu distanzieren und künftige
Veranstaltungen dieser Art, wie auch die zunehmende Publikation von
antisemitischen Büchern, Artikeln und Cartoons in ägyptischen Medien
zu unterbinden. Dazu der Repräsentant der Organisation für
Deutschland, Rechtsanwalt O. Ossmann: „Nach der gleich gearteten
Konferenz in Teheran ist dies in kurzer Zeit bereits die zweite
Konferenz dieser Art. Sie wurde begleitet von einer Anzahl
antisemitischer und israelfeindlicher Publikationen in Ägypten. Dass
dabei die politische Führung Ägyptens kommentarlos zusieht,
erschreckt uns zutiefst.“ Weitere Informationen dazu finden Sie
unter http://www.intjewishlawyers.org/
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 (7) Sie haben
Angst
Der Bericht des iranischen Parlaments zeigt, dass der Iran trotz
der anscheinend gleichgültigen Reaktion des Iran auf die Androhung
internationaler Sanktionen, große Angst vor ihnen hat.
Zwar leistet der Iran mit seinem Atomprogramm weiterhin
Widerstand gegen die internationale Gemeinschaft und demonstriert
Nichtachtung bezüglich der Sanktionen gegen das Land, doch stellt
sich nun heraus, dass die iranische Führung bereits seit Monaten
über die Auswirkungen diese bestrafenden Maßnahmen berät. Anfang
September 2006 (ca. drei Monate bevor der UN-Sicherheitsrat die
Sanktionen verhängt hatte), hat die Kommission für Sicherheit und
Außenpolitik des iranischen Parlaments, der Majlis, einen mehr als
100 Seiten starken Bericht verfasst, der vor den möglichen
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen
warnt.
Dieses Dokument, dessen Details Quellen im Nahen Osten an die
Zeitung Le Monde weitergeleitet haben, wurde nach sechsmonatigen
Gesprächen unter der Teilnahme von zahlreichen Ökonomen und
Erdöl-Experten erstellt. Es wurde den führenden Persönlichkeiten im
Staat überreicht, darunter Staatspräsident Mahmoud Ahmedinedschad.
Die weitere Verteilung wurde jedoch eingeschränkt. Liest man die
Schlussfolgerungen, die auf den Schaden, der der iranischen
Wirtschaft im Fall einer Einschränkung im Import und Export des
Erdöls und dessen Produkte entstehen würde, kann man auch verstehen,
weshalb.
Auf den ersten Blick sollte ein Staat, der über die zweitgrößten
Erdöl- und Gasreserven in der Welt verfügt, nicht so verletzlich
sein. Doch der Iran, dessen Exporteinnahmen zu 85 % aus dem Erdöl
kommen, ist ein Riese mit Füssen aus Lehm. Der Bericht des
Parlaments rät unter anderem „diplomatische Bemühungen zu
unternehmen, um Sanktionen zu verhindern, und gleichzeitig die
Interessen des Staates und seine nationale Ehre zu schützen“. Dazu,
so der Bericht, kann der Iran einerseits die wirtschaftliche
Abhängigkeit einiger Staaten vom Iran nutzen und andererseits die
„politische und militärische Überzeugungskraft“ nutzen.
Das Verhängen eines Embargos, so der Bericht weiter, könnte die
wirtschaftliche Stabilität und den Wechselkurs der iranischen
Währung erschüttern und die privaten Investitionen negativ
beeinflussen. Im Fall eines Boykotts besteht die Befürchtung, dass
der Iran „gezwungen sein könnte, seine nationalen Prioritäten zu
ändern und einen beachtlichen Teil seiner Anstrengungen dem
Verhindern eines bedeutenden Aufruhrs in der Gesellschaft zu widmen,
was den Lebensstandard eines Großteils der Bevölkerung
beeinträchtigen könnte“.
Die Kommission betont auch, dass der Bevölkerung „ein
optimistisches Bild gezeigt werden muss, welches die geringe
Wahrscheinlichkeit unterstreicht, dass tatsächlich Sanktionen im
Bereich des Erdöls verhängt werden und dass die Maßnahmen, die die
Regierung ergreift, beschrieben werden müssen, um vorzubeugen und
deutlich zu machen, dass der Staat in jedem Fall einen Boykott
aushalten kann“. Sie besteht auch auf der Notwendigkeit, der
Internationalen Gemeinschaft weiterhin mit einem „kalten Winter“ zu
drohen, und deutete an, dass ein Anstieg der Erdölpreise weit
reichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft des Westens haben
könnte.
Der Bericht der Kommission für Sicherheit und Außenpolitik ist
eine Art verdeckte Warnung für das Regime, dem es nach Meinung der
Verfasser nicht gelingt, dem enormen wirtschaftlichen Druck, infolge
der schwächelnden iranischen Wirtschaft, standzuhalten. Nach Angaben
der Verfasser „haben die Mitglieder des Regimes, die in der
Kommission gehört wurden, erklärt, dass jede Verschlechterung der
wirtschaftlichen Situation zu einer gesellschaftlichen Unruhe führen
könnte, die wiederum eine Verschlechterung und Erschütterung der
inneren Stabilität zur Folge hat“. Die Kommission skizziert auch das
Szenario eines internationalen Boykotts gegen den Export von
Erdölprodukten in den Iran (der einen Großteil der raffinierten
Produkte, wie z.B. Benzin, importiert) – ein sehr empfindlicher
Bereich.
Der Iran verbraucht täglich eine halbe Million Fässer von
Erdölprodukten, von denen 60 % der raffinierten Produkte aus
nationalen Raffinerien und 40 % importiert sind, für den Preis von
drei bis vier Milliarden Dollar jährlich. In dem Bericht wird die
Notwendigkeit betont, den Benzin-Verbrauch einzuschränken, unter
anderem dadurch, dass alte Fahrzeuge – die mehr Benzin verbrauchen –
von der Strasse geholt werden. Eine solche Politik könnte schwere
politische Auswirkungen auf die Regierung haben und deren Image in
der Gesellschaft schaden (Präsident Ahmedinedschad ist durch sein
Versprechen an die Regierung gekommen, den Armen zu helfen).
Die andere Option, die im Bericht genannt wird, ist die
Rationierung des Benzins und eine Erhöhung der Preise. Alle Versuche
der Regierung in dieser Richtung – zum letzten Mal im Juli 2006 –
sind bis jetzt gescheitert. Aus Angst vor gesellschaftlichem Aufruhr
zog es das Regime vor, mehrere Millionen Dollar für die
Subventionierung des Benzins zur Verfügung zustellen.
Die Verletzbarkeit der iranischen Wirtschaft durch Sanktionen
liegt in der Tatsache begründet, dass die Hälfte des iranischen
Imports aus westlichen Ländern stammt: 40 % aus der Europäischen
Union und 10 % aus Japan und Süd-Korea. Die industrielle Ausrüstung,
hauptsächlich in den Bereichen Strom und Fahrzeuge, die für das
wirtschaftliche Wachstum des Staates lebensnotwendig sind, stellt
mehr als 60 % der in den Iran importierten Güter dar.
Die Verfasser des Berichts betonten diese Schwäche des Iran und
bezogen sich auf die verborgenen Komplikationen durch die
„Interessenskonflikte“ (d.h. politische Meinungsverschiedenheiten)
in den Reihen des Regimes. Im Falle von Sanktionen könnte ein
Großteil der Produktion stillgelegt werden, wenn der Vorrat an
importierten Ersatzteilen zu Neige geht (in drei bis vier Monaten)
und dem Iran Verluste von ca. 1,5 bis 2 Milliarden Dollar in seinen
Einnahme erleidet. Zusätzlich zu einem internationalen Boykott gegen
den Export in den Iran, skizziert die parlamentarische Kommission
auch das Szenario des Boykotts gegen iranische Banken, hauptsächlich
gegen die „Mali“-Bank und „Sadrat“-Bank, die angeblich an dem
Atomprogramm des Iran beteiligt sind.
Die Verhängung eines Boykotts gegen rohes Erdöl aus dem Iran
könnte weit reichende Auswirkungen haben, doch sie wären erst mit
der Zeit spürbar. Der Iran exportiert 2,5 Millionen Fässer Erdöl
täglich (3 % des Weltverbrauchs) und verbraucht selbst ca. 1,5
Millionen Fässer. Bei einem solchen Boykott sind keine bedeutenden
Auswirkungen auf den Staat innerhalb des ersten Boykottjahres zu
erwarten, wegen der großen Reserven an ausländischen Währungen im
Iran.
Abschließend heißt es in dem Bericht, dass das Einfrieren
ausländischer Währungen, die Verhängung eines Embargos auf den
Import von rohem Erdöl und das Verbot raffinierte Erdöl-Produkte in
den Iran zu exportieren, die negativen wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Auswirkungen auf den Iran beschleunigen könnten.
Der Bericht versucht darauf hinzuweisen, dass es der Politik der
Sanktionen gelingen könnte, den erhofften Druck auf den Iran (unter
anderem mit Hilfe der Schwächung des Regimes) auszuüben, es sei
denn, dass Teheran Vergeltungsmaßnahmen, auch militärische gegen
westliche Interessen ergreift.
(Haaretz,23.1.)
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 (9) Behauptungen
und Tatsachen: Menschenrechte, Teil 2
Behauptung "Israel diskriminiert die
israelischen Araber, indem es ihnen nicht gestattet, Land zu
kaufen."
Tatsache Anfang des letzten Jahrhunderts
gründete der Zionistische Weltkongress den Jüdischen Nationalfonds
mit dem Ziel, Land in Palästina zu kaufen, damit jüdische Siedler
sich dort niederlassen konnten. Dieses Land und das Land, das nach
Israels Unabhängigkeitskrieg erworben wurde, wurde später von der
Regierung übernommen. 92 Prozent der Gesamtfläche Israels gehört
somit dem Staat und untersteht einer eigenen Verwaltungsbehörde, der
Land Management Authority. Es steht nicht zum Verkauf, weder an
Juden noch an Araber. Die restlichen acht Prozent des Landes
befinden sich in Privatbesitz. Der arabische Wakf zum Beispiel
besitzt Land, das ausdrücklich der Nutzung durch muslimische Araber
vorbehalten ist. Regierungseigenes Land kann jedoch von jedermann
gepachtet werden, ungeachtet von Rassenzugehörigkeit, Religion oder
Geschlecht. Auch alle arabischen Bürger Israels sind berechtigt,
regierungseigenes Land zu pachten.
Quelle: Behauptungen und Tatsachen. Der arabisch-israelische
Konflikt im Überblick, Mitchell G. Bard, Holzgerlingen 2002; http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/German/cover.html
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 (11)
Wechselkurse 1 € - 5.4839 NIS (-0.087%) 1 CHF – 3.3917
NIS (-0.182%) 1 £ - 8.3290 NIS (0.059%) 1 $ - 4.2430 NIS
(0.426%) (Bank of Israel, 26.01.07)
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