(1) Rede von Premierminister Olmert
in Los Angeles am 14. November 2006
Rede von Premierminister Ehud Olmert (Foto:
MFA/Reuters) bei der Generalversammlung der Vereinigten jüdischen
Gemeinschaften in Los Angeles am 14. November 2006
(Auszüge):
[…] Der Visionär Theodor Herzl sagte einmal: „ Natürlich richtet
sich unser Streben auf unser ursprüngliches Land. Aber was wir dort
erreichen wollen, ist ein neues Aufblühen des jüdischen
Geistes.“
Diese Konferenz erweist der Erfüllung von Herzls Traum, der
Erfüllung des Traumes des jüdischen Volkes die Ehre: Neuentdeckung
jüdischer Werte, Stärkung des Bewusstseins jüdischer Traditionen,
Voranbringung der jüdischen Einheit, Erforschung der jüdischen
Identität und Stärkung der Verbundenheit zwischen der jüdischen
Diaspora und dem Staat Israel. Diese Aufgaben sind sehr wichtig für
Sie, aber für den Staat Israel sind sie lebenswichtig. […]
Hisbollah
Dies war der Krieg der Hisbollah. Dies war der Krieg des Iran,
nicht der Krieg des Libanon. Und auch nicht Israels Krieg.
Der Hisbollah wurde ein Schlag versetzt, mit dem sie nicht
gerechnet hatte und auf den sie nicht vorbereitet war. Israels
Antwort hat bewiesen, dass wir uns nicht mit fortgesetzten Drohungen
gegen uns abfinden würden. Um dies zu untermauern, reicht es schon,
den Führer der Hisbollah zu zitieren, der gesagt hat, dass er die
Entführungen nicht in die Wege geleitet hätte, hätte er gewusst,
dass Israel auch nur mit einem Prozent der Kraft reagieren würde,
die es tatsächlich gezeigt hat.
Die Sicherheitslage im Libanon ist für immer geändert worden –
wir werden niemals zum status quo ante zurückkehren. Die
libanesische Armee und nicht mehr die Hisbollah ist im Süden
stationiert. Die libanesische Regierung hat damit begonnen, ihre
Souveränität in ihrem gesamten Staatsgebiet auszuüben. Die
gegenwärtige Hauptaufgabe liegt darin, für die vollständige
Durchsetzung der UN-Resolution 1701 zu sorgen.
Es gibt viele Lektionen, die aus diesem Krieg gelernt werden
müssen. Wir werden sie lernen und das, was notwendig ist,
verbessern, womit wir im Übrigen bereits begonnen haben.
Es gibt aber ein einziges, überaus wichtiges Ziel, das Israel
noch nicht erreicht hat: Wir haben die entführten Soldaten Ehud
Goldwasser und Eldad Regev nicht befreien können. […]
Die Palästinenser
Zusammen mit Gilad Shalit, der von der Hamas im Gazastreifen
entführt wurde, gibt es nichts wichtigeres, als unsere drei Helden
nach Hause zu bringen.
Ich bitte jeden von Ihnen, diese tapferen Männer und ihre
Familien nicht zu vergessen und sie in Ihre Gebete
einzuschließen.
Da Israel seine Aufmerksamkeit auf seine palästinensischen
Nachbarn richtet, schulden wir es den zukünftigen Generationen von
Israelis und Palästinensern, uns der Aufgabe zu widmen, Mittel und
Wege für den Fortschritt zu finden.
Wir müssen uns entscheiden.
Wir können auf das Prinzip Hoffnung setzen, und gemeinsam werden
wir unseren beiden Völkern und der ganzen Region neues Leben
einhauchen, indem wir für unsere Kinder die Möglichkeiten und den
Wohlstand bereiten, die nur ein Ergebnis von Sicherheit und
gegenseitigem Verständnis sein können.
Oder wir können Gefangene von Furcht und Feindschaft werden,
womit wir nicht nur uns selbst, sondern auch die Zukunft späterer
Generationen ruinieren würden.
Lassen Sie es mich klar aussprechen. Israel wählt die Hoffnung.
Israel wählt den Frieden.
Wir können aber auch nicht eine Regierung akzeptieren, die von
einer Organisation geführt wird, die unsere Existenz nicht
anerkennt, die aktiv darauf hinarbeitet, unsere Gesellschaft durch
unaufhörliche Terrorangriffe zu zerstören oder sich sogar weigert,
frühere Abkommen zwischen Israel und den Palästinensern zu
respektieren.
Es ist völlig unakzeptabel, dass die Hamas Teil des
palästinensischen politischen Systems ist und gleichzeitig ihre
Fähigkeit, permanent Terrorangriffe zu begehen, beibehält.
Die Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde müssen Hoffnung
für ihr eigenes Volk schaffen. Sie müssen sich den Aufgaben einer
Regierung stellen und ihr Volk führen, und dies ohne an den
Schwierigkeiten, ein zerrissenes Volk zu einen, und an Extremisten,
die für eine Kultur des Hasses stehen, zu scheitern.
Wir müssen den Teufelskreis der Gewalt und den Kampf zwischen uns
beenden und unserer leidgeprüften Region den Frieden bringen.
Viel zu viele Menschen haben bereits ihr Leben in diesem
permanenten Kampf verloren. Ganze Generationen unserer beiden Völker
tragen die Wunden dieser nicht endenden Gewaltakte. Der Konflikt
zwischen Israel und den Palästinensern dauert schon viel zu lange
an.
Martin Luther King Jr. hat es am besten ausgedrückt: „Wir müssen
lernen, als Brüder zu leben, oder wir werden gemeinsam als Narren
sterben.“
Es ist völlig klar, dass wir nur vorwärts kommen, indem wir
miteinander reden. Ich erkläre es hier zum wiederholten Male, dass
ich bereit bin, mich ohne Vorbedingungen mit dem Vorsitzenden der
Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, zu treffen, um
gemeinsam mit ihm Mittel und Wege zu suchen, wie wir für unsere
beiden Völker Fortschritt und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft
in unserer Region schaffen können. […]
Iran
Wir haben die kritischen Stunde der Wahrheit in Bezug auf Iran
erreicht.
Es wäre eine nicht zu vergebende Sünde, die wir an zukünftigen
Generationen begehen würden, wenn wir es dem Iran gestatteten, sich
Nuklearwaffen zu verschaffen. Was würden wir unseren Kindern sagen?
Wie können wir es rechtfertigen, ein solch katastrophales Ereignis
nicht zu verhindern? Wenn der Iran die Fähigkeit erreicht,
Nuklearwaffen zu produzieren, was er, wie wir wissen, versucht,
werden wir in eine neue Ära der Instabilität eintreten, die sich von
allen der Welt bekannten vorherigen, ähnlichen Krisensituationen
fundamental unterscheidet.
Wir können es uns nicht leisten zu warten.
Wir müssen alle mit einer Stimme sprechen.
Die internationale Gemeinschaft kann es sich in ihrem Umgang mit
diesem sie herausfordernden Staat nicht länger leisten zu zögern,
lange nachzudenken oder unentschlossen zu sein.
Wir können und wir werden diejenigen nicht tolerieren, die
Israels Existenzrecht bedrohen, während sie aktiv darauf
hinarbeiten, apokalyptische Waffen zu entwickeln, mit denen sie ihre
Ziele erreichen wollen. […]
Nie wieder
Unsere Handlungen werden an ihren Ergebnissen, nicht an den ihnen
zugrunde liegenden Absichten gemessen.
Unsere territoriale Integrität wird nur dann intakt bleiben, wenn
wir die hinterhältigen Ziele des Iran durchkreuzen, nicht wenn wir
unser Bestes versuchen und scheitern.
Unsere Generation wird an ihrer Fähigkeit, Frieden und Sicherheit
zu garantieren, gemessen werden, nicht an ihrem Versagen, sich den
gefährlichsten Bedrohungen zu stellen.
Wir haben uns diese Verantwortung nicht ausgesucht, aber wir
tragen diese Last. Wir können und wir werden nicht vor der Aufgabe
zurückschrecken, dieser Bedrohung zu begegnen.
Schon einmal ist der Aufruf zur Vernichtung des jüdischen Volkes
von Seiten der internationalen Gemeinschaft mit einer
Beschwichtigungspolitik begegnet worden. Einmal und nie wieder.
Eine Koalition der gemäßigten arabischen Staaten ist in der Lage
und dazu verpflichtet, ihr gemeinsames Interesse darauf zu richten,
den Iran daran zu hindern, die Stabilität im Nahen Osten zu
gefährden. Diese Koalition muss gegen die Gefahren des radikalen
Islam kämpfen, der das Wesen des gesamten Islam pervertiert. Wir
haben die Bildung einer solchen Koalition am Ende der Kämpfe im
Libanon gesehen, und es ist von herausragender Bedeutung, sie
weiterhin zu unterstützen.
Heute und morgen
Liebe Freunde und Kollegen, meine Damen und Herren,
ich bin Optimist. Ich glaube an die Kraft der Hoffnung, weil ich
gesehen habe, wie sie eine ganze Nation verändern kann, wie sie die
Herzen der Menschen ergreift und ihnen zeigt, wie das Morgen besser
und erfolgreicher sein kann als das Heute.
Während unserer ganzen Geschichte, als andere erwarteten, dass
wir in der Dunkelheit aufgaben und verzweifelten, sind wir immer
durch das Wunder des Lichtes geleitet worden.
Dort wo andere nur Wüste und Sand gesehen haben, sahen wir
fruchtbare Felder und ein Land voller Leben, Hoffnung und
Möglichkeiten.
Israel verfügt über die höchste Prokopfzahl an Wissenschaftlern
in der Welt. Unser Fortschritt auf dem High-Tech-Sektor zeigt, dass
unser Volk zu den innovativsten Völkern der Erde gehört. Überragende
medizinische Forschungseinrichtungen stellen Israels
Wettbewerbsfähigkeit in diesem sich rasend schnell entwickelnden
Wissenschaftsbereich unter Beweis.
Die internationalen Investitionen in die israelische Wirtschaft
haben sich dieses Jahr auf einen neuen Höhepunkt von 20 Milliarden
Dollar verdreifacht. Die israelischen Exporte boomen, die
Aktienbörse hat gerade einen Rekordhöchststand erreicht, und der
Shekel legt sogar gegenüber dem Dollar zu.
Israel richtet seine Aufmerksamkeit auf die strategische
Entwicklung Galiläas, des Negev und Jerusalems. Diese strategischen
Regionen zu integralen Bestandteilen des gesamten Landes zu
entwickeln, ist unser klares Ziel und notwendig, um die langfristige
Stabilität Israels und eine bessere Zukunft für seine Bürger zu
garantieren.
Israel hat vor kurzem 650 Millionen Dollar bereitgestellt, die
bis Ende 2007 in die Entwicklung des Nordens und von Teilen des
Südens investiert werden sollen. Unsere Hauptaufgaben liegen in der
Verbesserung des Bildungssystems, der Schaffung von mehr
Arbeitsplätzen und der Verbesserung des Lebensstandards der
Menschen, die von den Ereignissen im Norden betroffen sind. Alles
dies sind Projekte, die durch Ihre großzügigen Spenden ermöglicht
werden.
Wir haben noch viele wichtige Aufgaben zu erfüllen. Um so viele
Israelis wie möglich dazu zu ermuntern, in Galiläa zu wohnen, müssen
wir Arbeitsplätze schaffen und die zerstörte Infrastruktur
wiederherstellen. Mit Ihrer kontinuierlichen Hilfe und Unterstützung
werden wir eine neue Realität in Galiläa schaffen.
Aber nehmen Sie nicht nur meine Worte als Beweise für die Wunder,
die unser Staat vollbringt. Ich fordere jeden einzelnen von Ihnen
dazu auf, Israel zu besuchen.
Schließen Sie sich uns an. Nehmen Sie Teil an der Gestaltung
unserer Zukunft und unseres Erbes. Stärken Sie die Verbundenheit
zwischen Ihnen und Ihrem Volk. Nicht „Nächstes Jahr in Jerusalem.“
sondern „Dieses Jahr in Jerusalem.“ […]
Wir sind nämlich alle Schicksalsgenossen, was Israel anbetrifft.
Wir sind die Wohltäter des Erbes unserer alten Religion und Kultur.
Mit Ihrem Engagement wird der Geist Israels mit neuem Leben und
neuer Harmonie erfüllt.
Wie oft ich auch die israelische Nationalhymne singe, jedes Mal
ist mein innerstes Gefühl berührt, wenn ich die Schlusszeile singe:
Ein freies Volk in unserem Land sein, im Land Zions und
Jerusalems.
Wir widmen diesen lieben und teuren Worten, die wir voller Gefühl
singen, unser Leben. Wir weinen Freudentränen, da wir wissen, dass
diese Worte Wahrheit geworden sind. Wir leisten einen Treueid und
schwören, dass wir in unserem Streben nicht nachlassen werden. Wir
leben nach diesen Worten, wir kämpfen für sie, und seit mehreren
Generationen schon haben allzu viele ihr Leben für sie gelassen.
Unser Leben und Schicksal sind miteinander verbunden und
verwunden. Israel und die jüdische Diaspora, wie Sie so treffend
gesagt haben, sind eins. Unser Erfolg ist Ihr Erfolg. Ihr Erfolg ist
unser Erfolg.
Wir sind vielleicht durch einen riesigen Ozean getrennt, aber
unsere Herzen schlagen gemeinsam.
Aus tiefstem Herzen danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung, Ihr
Engagement und ihre Liebe zu Israel.
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