(1) Rabin-Gedenktag: Zentrale Feier
in Jerusalem
Am Donnerstag, den 2. November 2006 (der 11. Cheschwan
des jüdischen Kalenders) gedenkt Israel des 11. Jahrestages der
Ermordung Yitzhak Rabins am 4. November 1995. Rabin war
Generalstabschef der israelischen Armee (ZAHAL) sowie
Verteidigungsminister und Ministerpräsident Israels.
Die zentrale Gedenkveranstaltung fand am Nachmittag auf dem Herzl
Berg in Jerusalem statt. Unter den zahlreichen Gästen waren
Ministerpräsident Ehud Olmert und Staatspräsident Moshe Katsav.
Rabins Sohn Yuval sagte das Kaddisch am Grab seines Vaters.
Ministerpräsident Olmert sagte in seiner Rede, dass man nicht
unbedingt ein Anhänger Rabins sein müsse, um seine Führungsfähigkeit
und seinen großen Beitrag für Israel zu würdigen.
Anfang der 90er Jahre hatte Rabin Friedensverhandlungen mit der
PLO aufgenommen, die 1993 zum ersten Autonomieabkommen mit Yasser
Arafat geführt haben. Am 4. November 1995 wurde er bei einer
Friedensdemonstration in Tel Aviv mit über 100.000 Menschen durch
den israelischen Extremisten Yigal Amir erschossen.
Tel Aviv: 10.000 versammeln sich im
Dialog-Zelt
Jedes Jahr organisiert die Non-Profit-Organisation „Gesher“ http://www.gesher.co.il („Brücke“) im Vorfeld des
Gedenktages einen „Nationalen Tag des Dialogs“. Der Tag bringt im
ganzen Land Junge und Alte, Religiöse und Säkulare miteinander ins
Gespräch. Damit sollen die Differenzen innerhalb der israelischen
Gesellschaft überwunden werden.
Die zentrale Veranstaltung mit Raum für Gespräche, Lesungen und
Filmvorführungen fand am Mittwoch am Rabin-Platz in Tel Aviv statt.
„Die Ermordung Rabins hinterließ eine Narbe, und die Abkopplung eine
zweite Narbe. Diese Narben erschweren den Dialog“, sagte
Erziehungsministerin Yuli Tamir in ihrer Rede in Tel Aviv. Etwa
10.000 Israelis versammelten sich am Rabin-Platz, darunter
Mitglieder verschiedener Jugend-Bewegungen, Studenten, Soldaten,
Familien und Rentner.
Umfrage: Israel durch Abkopplungsprozess mehr polarisiert
als durch Rabin-Mord
Eine Umfrage von „Gesher“ ergab, dass etwa die Hälfte der
Israelis (47,7% der Befragten) glaubt, dass die Abkopplung vom
Gazastreifen und der nördlichen Westbank (2005) die Bevölkerung mehr
gespalten hat als die Ermordung Yitzhak Rabins.
38,8% sagten, dass die Ermordung Rabins 1995 das am meisten
polarisierende Ereignis war. Für 3,6% der Befragten ist es der
Beschuss des Waffenschiffes „Atalena“ 1948.
Wer ist für die Polarisierung verantwortlich? 42,1% sehen zuerst
die Politiker, 39,4% die Medien und 9,2% die Rabbiner
verantwortlich. 15,9% zeigten sich unentschieden.
Die Umfrage ergab auch, dass die Haredim („Ultra-Orthodoxe“) die
unbeliebteste gesellschaftliche Gruppe in Israel ist. Dieser Meinung
waren 37% der Befragten. Danach kommen mit 15,2% die Neueinwanderer
aus der früheren Sowjetunion. 12,6% nannten die israelischen
Siedler, 7,4% nannten die Kibbuzbewohner und 3,1% die Bevölkerung
aus dem Ballungsraum Tel Aviv.
Auf die Frage, welche Bevölkerungsgruppe der Gesellschaft am
meisten zuträglich sei, führten die Kibbuznikim mit 20,1%. 16,2% der
Befragten nannten die Siedler, 11,9% die Bevölkerung von Tel Aviv,
11,7% die Neueinwanderer der früheren Sowjetunion und 7,7% die
Haredim. An der Erhebung nahmen 528 erwachsene Israelis teil.
(Ynetnews.com, 2.11.06)
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