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Ynet-Interview mit der legendären Exil-Syrerin Dr. Wafa
Sultan
„Ich will das Gefängnis des Islam zerschmettern“, ein
Bericht von Yitzhak Ben-Chorin (Washington), ynet.co.il,
12.10.06
Dr. Wafa Sultan ist zu einer Legende geworden. Zwei ihrer
Interviews mit dem Sender Al-Jazirah, haben sie zu einer Phänomen
gemacht: Eine intellektuelle Muslimin, die die arabische Welt
auffordert, endlich die Augen zu öffnen. Nicht wenige haben ihr
schon mit Mord gedroht, doch in einem Exklusiv-Interview mit „ynet“
erklärte sie, dass sie keine Angst habe: „Das ist meine
Lebensaufgabe“.
Das einzige Mal, dass ich Tränen in den Augenwinkel von Dr. Wafa
Sultan entdecke, ist, als sie über ihre Familie in der Kleinstadt
Banias in West-Syrien, 2 bis 3 Autostunden nördlich von Beirut,
sprach. Nach Meinung ihrer Familie, sieben Schwestern und drei
Brüder, ist sie eine Schande. Der älteste Bruder sagt, dass sie von
den Juden eine Million Dollar erhalten hätte, damit sie den Islam
verleumdet. Ihre 74-jährige Mutter ist nicht bereit, mit ihr am
Telefon zu sprechen.
„Ich weiß, dass ich sie verletze“, so Sultan im Interview, das in
einem Hotel in Washington stattfand. „Sie empfinden Schande. Ich
kann ihre Gefühle verstehen. Ich habe eine Schwester in Katar, die
mit einem Palästinenser verheiratet ist. Beide sind sehr offen und
unterstützen mich. Wir sprechen einmal in der Woche miteinander, und
sie reicht Mitteilungen an meine Mutter weiter. Ich kann mit
Freunden in Syrien telefonieren, aber nicht mit meiner Mutter oder
meinem Bruder. Das ist sehr schwer für mich. Es fällt schwer, die
Familie zu verlieren. Das ist schwer für mich.“
Wafa hat eine Familie verloren, aber durch ihre Interviewreihe
den Ruhm der Welt geerntet. Ihr berühmtestes Interview ist das
mit dem Sender Al-Jazirah, in dem sie die Extremisten des Islam und
die Rückwärtsgesandtheit, die Entfremdung und den Kampf gegen den
Fortschritt, den diese Religion ihren Gläubigen auferlegt, angreift.
Nach den Interviews erhielt sie Morddrohungen. In einem Auszug des
Interviews mit ynet, das gestern veröffentlicht wurde, erzählt sie,
dass ihr klar sei, dass man versucht, sie zu töten.
„…Es kann sein, dass es ihnen gelingen wird, aber ich habe keine
Angst. Ich habe schon Unterstützer, die mich beschützen, und ich
führe meine Mission weiter. Ich habe 32 Jahre lang in Angst gelebt.
32 Jahre meines Lebens sind mir vom radikalen Islam genommen worden.
Sollen sie doch tun, was sie wollen. Ich denke, dass es ihnen eines
Tages gelingen wird. Das ist keine große Sache. Ich rechne jeden Tag
damit.“
Sie ist eine kleine Frau, aber groß im Geist, in ihren Idealen
und in ihrem Mut. Sie ist warmherzig und ohne Förmlichkeiten, aber
sie ist sich ihrem Wert bewusst und dem Wert der Botschaft, die sie
seit einigen Jahren verbreitet. „Ich denke, dass man sich in 300
Jahren an den Namen Wafa Sultan erinnern wird, als dem Namen eines
Menschen, der den Muslimen geholfen hat, das Mittelalter hin sich zu
lassen.“
Sie selbst hat das Mittelalter hinter sich gelassen, nachdem ihr
Dozent von der Fakultät für Medizin von der Universität Khalab 1979
ermordet wurde. Jugendliche der Muslimbrüder ermordeten den Dozenten
Yosef al-Yosef, einen beliebten Professor, weil dieser ein Alawi war
(wie die Familie Asad). Die Attentäter riefen „Allah ist groß“,
feuerten los und flüchteten dann auf Motorrädern.
„Das war ein Wendepunkt in meinem Leben“, so Sultan. „Ich habe
begonnen, Fragen zu stellen und mein Glaubensbild zu überdenken,
zusammen mit meinem Mann, den ich zu dieser Zeit kennen lernte. Ich
habe aufgehört, zu fasten und zu beten. Ich habe meiner Familie
nichts erzählt. Mein Mann ist von einer Botschaft zur nächsten
gegangen und hat versucht, ein Visum zu bekommen. Ich habe zehn
Jahre gebraucht, bis wir es geschafft haben, aus Syrien zu
verschwinden.“
Hier noch einmal der Link zum oben genannten Al-Jazirah-Interview mit
Wafa Sultan (Archiv des Middle East Media Research Institute MEMRI
TV): http://switch5.castup.net/frames/20041020_MemriTV_Popup/video_480x360.asp?ai=214&ar=1050wmv&ak=null
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