|
|
|
|
|
|
|
|
|
(1) „Wäre sie doch nur meine
Regierungschefin“, von Benni Ziffer, Haaretz, 31.1.06
Fast hypnotisch betrachtete ich gestern die deutsche Kanzlerin
Angela Merkel während ihres Besuchs in „Yad Vashem“ und tief in
meinem Innern dachte ich träumerisch: „Wäre sie doch nur meine
Regierungschefin“. Letztendlich wurde sie mit einer Partei
nominiert, die das deutsche Gegenstück zum Likud ist. Hiermit
erkläre ich feierlich, wenn eine Frau wie sie an der Spitze des
Likud stehen würde, würde ich bei den Wahlen mit geschlossenen Augen
für sie stimmen.
Doch warum haben wir in diesem Land keine Menschen wie Angela
Merkel? Was ist denn so schwer daran, wie Angela Merkel zu sein. Sie
ist einfach gekleidet, hat eine einfache Frisur. Wenn sie steht,
dann nimmt sie nicht die Haltung eines aufgeblasenen Hahns ein, wie
es der Durchschnittspolitiker in Israel tut, sondern sie steht da,
wie eine aufmerksame Schülerin, die demjenigen, der zu ihr spricht,
zuhört und nicht nur sich selbst hört.
Wenn sie spricht, dann verlassen die Worte ihren Mund nicht mit
erhobener Stimme, nicht mit Gebrüll, wie es bei dem
Durchschnittspolitiker in Israel der Fall ist. Als sie „Yad Vashem“
besuchte, sah man, dass sie sich wirklich für das interessierte, was
sie sah, und das im Gegensatz zu unseren politischen Führern, die,
wenn sie zu einer Kulturveranstaltung eingeladen werden, höchstens
bis zur Pause bleiben, wenn sie sich überhaupt bemühen hinzugehen.
Sie hat auf authentische Weise ernst ausgesehen, und als sie sagte,
dass sie und das Volk, das sie vertritt, sich für das, was ihre
Vorfahren im Holocaust getan haben, ewig schämen würden, hat sie
sich authentisch angehört, im Gegensatz zu jedem nur erdenklichen
Politiker in Israel, für den Authentizität erst nach ihm beginnt und
alles, was er sagt, eine Zusammenfassung von dem ist, was heraus
kommt, wenn man tausendmal zur Seite geschielt hat.
Ja, dazu gehört auch Ehud Barak, der sich seinerzeit im Namen
seiner Partei für das Leid, das sie den orientalischen Juden angetan
hat, entschuldigte, und es hörte sich wie ein schlechter Witz an.
Und denken Sie an all die falschen Umarmungen und Küsse, die bei uns
zwischen Personen üblich sind, die in der Öffentlichkeit stehen
(nicht nur Amir Peretz umarmt jeden, sondern auch Ehud Olmert hat
diese Angewohnheit, jeden in die Arme zu schließen, der ihm in die
Quere kommt). So etwas ist der deutschen Kultur fremd. Dort
schüttelt man sich die Hand, steht in angebrachtem Abstand
voneinander und bläst die Enge nicht noch auf, die zu einem
Erkennungszeichen des Israelischseins geworden ist.
Das ist das Schönste, was ich an Angela Merkel entdeckt habe:
Korrektheit ohne Ende in diesen kleinen Gesten des rechtzeitigen
Hinsetzens und des rechtzeitigen Aufstehens und des Händeschüttelns.
Sie werden sagen, dass sie ein wenig trocken ist. Doch wer gibt uns
ein Land, dessen Ministerpräsident endlich etwas trocken ist und
nicht eine Art Messias des freien Marktes, der in zerreißendem
Geschrei Erlösung und Trost verspricht.
Wenn man darüber nachdenkt, war das eigentlich der Traum Herzls,
dass wir ein Staat mit deutschen Manieren würden. Doch diese Sache
ist ihm schon zu Lebzeiten missglückt, als er einsah, dass der
Zionismus anstelle der Art einer Angela Merkel die aufgeblasene Art
der Prediger aus Osteuropa und die Sitten des Gedrängels und sich
aneinander Reibens annimmt. Wenn ich mein Gehirn anstrenge und
überlege, wer hier trotzdem an das Niveau der merkelschen
Korrektheit heranreicht, kommt mir Yossi Beilin in den Sinn, der
vielleicht der europäischste unter unseren Politikern ist. Doch auch
er sagt unentwegt „Ich habe doch gesagt“, strengt sich so sehr an
und schwitzt, um davon zu überzeugen, dass er Recht hat, sodass mir
scheint, dass es unmöglich ist, große Hoffnungen an ihn zu
hängen.
Die Größe von Merkel ist ihre große Gelassenheit. Auch wenn sie
kundgibt, dass sie sich für die Taten des deutschen Volkes im
Holocaust schämt, sagt sie dies mit einem von Gelassenheit
strahlenden Gesicht, eine solch mozartsche Gelassenheit, die größere
Intensität ausstrahlt als all das Geschrei auf der ganzen Welt. Das
ist die Gelassenheit der wirklich Starken, der innerlich Starken,
wir werden niemals wie sie sein, da wir als Volk das genaue
Gegenteil sind: stark von außen und völlig schwach von innen, jeden
Moment in Angst davor lebend, dass jeder schreiende Bärtige sofort
aufsteht, um uns zu vernichten.
Ich gebe zu, ich gehöre zu dem Volk der innerlich Schwachen,
deren Gesichter niemals eine solch große Ausgeglichenheit
ausstrahlen werden. Das ist genau das, was mich an Angela Merkel
hypnotisiert und ich bete, dass der Tag kommt und, - wenn wir bloß
wollten, es wäre kein Traum, - der zweite Traum Herzls vielleicht
wahr würde. Und wenn wir nur ein ganz klein bisschen den deutschen
Stil annähmen, Hände zu schütteln ohne zu küssen und ruhig da
zustehen und den Erklärungen zuzuhören und ja, Schuld anzuerkennen
und authentische Scham auszudrücken über verbrecherische Taten, die
wir getan haben. (Haaretz, 31.1.)
|
|
|
|
| |
|
(2) „Nichts
besser als Botschafter in Israel zu sein“: Vier Botschafter über
Israel, Haaretz, 31.1.06
Um nach dem gemeinsamen Interview mit den Botschaftern in Israel
von Großbritannien, Frankreich, Holland und Dänemark zu schließen, -
liebt man uns in Europa heiß und innig. Sie haben sich hier so
eingelebt, dass sie im Verlauf der Unterhaltung sogar in Streit
gerieten, wer im Holocaust mehr Juden gerettet hat.
Sie kamen gemeinsam etwas mehr als vor zwei Jahren hier her. Vier
Botschafter aus vier europäischen Staaten: Simon MacDonald aus
Großbritannien, Gerard Araud aus Frankreich, Bob Hiensch aus den
Niederlanden und Carsten Damsgaard aus Dänemark.
„Diplomat in Israel zu sein ist ein Traumjob“, sagt Damsgaard,
„Israel befindet sich im Brennpunkt eines der schwierigsten
Konflikte der Welt, und trotzdem gehört es von den
Lebensverhältnissen her gesehen zur Ersten Welt“.
Hiensch ergänzt: „Israel schafft es, trotz des Konflikts seinen
hohen Lebensstandard zu wahren. Das ist in der Tat der einzige Staat
der Erde, dem so etwas gelingt“.
MacDonald: „Wenn ich über den Ayalon nach Tel Aviv reinfahre,
fühle ich mich als würde ich in eine amerikanische Stadt fahren“.
„Israel ist eine Erfolgsgeschichte. Dies ist der einzige Staat in
der Welt, der sich mit Erfolg von einem Dritte-Welt-Land zu einem
Erst-Welt-Land wandelte“.
Über den israelischen Charakter verlieren sie hauptsächlich gute
Worte: „Das Wesen der Menschen, ihre Offenheit überrascht mich immer
wieder aufs Neue“, sagt Araud, „Man kann hier jede Meinung hören,
mit einem Soziologen, einem Nobelpreisträger oder Schriftsteller im
Restaurant sitzen. Das Wesen der Leute ist außergewöhnlich. Ich sage
immer zu den Mitarbeitern in der Botschaft: Wenn ihr keine Freunde
in Israel hattet, habt ihr das ganze Erlebnis verpasst.“ (Adi
Schwarz, Haaretz, 31.1.)
|
|
|
|
| |
|
(3) Die Hamas
überlegt, das Ayatollah-Regime in die Autonomiebehörde zu
importieren
Im Rahmen ihrer Bemühungen um eine Regierungsbildung und die
Bildung einer einheitlichen Position in der Palästinensischen
Autonomiebehörde studieren Mitglieder der Hamas seit einigen Tagen
das Modell des iranischen Regimes. Ziel ist, eine palästinensische
Formel für einen Weg zu finden, auf dem unter radikal-religiöser
Aufsicht und mit Hilfe einer angeblich professionell arbeitenden
Behörde ein Staat gemacht werden kann.
Trotz dieser Entwicklung geht man in Israel davon aus, dass die
Hamas versuchen wird, in den kommenden Wochen kein Aufsehen zu
erregen und viel in den Versuch investieren wird, die Befürchtungen
im Westen vor einer Eskalation der Sicherheitslage klein zu halten.
Die Sicherheitsbehörden gehen mittlerweile davon aus, dass der
Vorsitzende der Autonomiebehörde, Abu Mazen, endgültig entschieden
hat, sein Amt nicht niederzulegen.
Der Palästinenser-Chef schickte in den letzten Tagen beruhigende
Botschaften an seine israelischen Gesprächspartner. In Jerusalem
geht man davon aus, dass in der Palästinensischen Autonomiebehörde
eine Interimsregierung aufgestellt wird. Es ist wahrscheinlich, dass
eine solche Regierung mehrere Monate im Amt sein wird, bis sich die
neue Position der Hamas gefestigt hat.
Die belgische Regierung fror am Dienstag zwei Projekte in der
Palästinensischen Autonomiebehörde in Höhe von fünf Millionen Dollar
ein, bis sich zeigt, ob die Hamas den Staat Israel anerkennt und die
Waffen niederlegt. (Maariv, 1.2.)
|
|
|
|
| |
|
|
(5)
Großbritannien hat Deutschland als wichtigstes israelisches
EU-Exportland überholt
Handelsvolumen Israel - Staaten der Europäischen Union (EU) bzw.
Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) 2005 in US Dollar im
Vergleich zum Vorjahr (Angaben ohne Diamanten):
Über viele Jahre galt Deutschland als wichtigstes Exportland für
Israel in Europa. Im vergangenen Jahr hat Großbritannien Deutschland
überholt und landet mit Exporten aus Israel im Wert von 1,419 Mrd.
auf Platz 1 (+14,1% Anstieg zu 2004). Exporte nach Deutschland
sanken um -0,9% von 1,321 Mrd. (2004) auf 1,309 Mrd. Auf dem dritten
Platz liegt die Niederlande mit 1,247 Mrd. (+1,5%). Insgesamt lag
die Ausfuhr in EU-Staaten im vergangenen Jahr bei 9,013 Mrd. (+10,5%
im Vergleich zum Vorjahr). Exporte in die EFTA-Staaten Island,
Norwegen und Schweiz sanken 2005 um -19,6% auf 218 Mrd. Den größten
Anteil hatte hier die Schweiz mit 150 Mrd. Dieser sank jedoch um
-30%.
Noch stärker zurück gingen die Importe von Deutschland nach
Israel. Sie sanken um -6,3% von 3,085 Mrd. (2004) auf nur noch 2,890
Mrd. (2005). Nichtsdestotrotz bleibt Deutschland für Israel
Importland Nummer 1. Deutlich gestiegen sind die Importe aus Italien
(+10,8%) auf 1,732 Mrd. Auch hier bleibt die Niederlande mit 1,626
Mrd. auf dem dritten Platz (+9,6%). Großbritannien steht mit 1,568
Mrd. an vierter Stelle (+5,7%). Insgesamt betrugen die Importe in
EU-Staaten im vergangenen Jahr 12,991 Mrd. (+3,8% im Vergleich zum
Vorjahr). Importe in die EFTA-Staaten Island, Norwegen und Schweiz
sanken 2005 um -8,3% auf 1,462 Mrd. Der Anteil der Schweiz beträgt
1,381 Mrd. (-8%).
Die Außenhandelszahlen 2006 weisen im Vergleich zum selben
Vorjahreszeitraum auf ein +10,5% Wachstum der Exporte in die
EU-Mitgliedstaaten hin. Im Gegensatz dazu werden die Importe aus
diesen Ländern wahrscheinlich nur um 3,8% steigen. Das
Handelsdefizit fiel von 4363 Mio. Dollar auf 3978 Mio. Dollar.
(Jerusalem, 26.1.)
|
|
|
|
| |
|
(6) Positiver
Trend im Israel-Tourismus hält an: 2005 kamen 1,9
Millionen
Nach Angaben des Tourismusministeriums kamen im vergangenen Jahr
1.903.000 Touristen nach Israel (26% mehr als 2004). Der positive
Trend hält bereits das dritte Jahr in Folge an. 2003 gab es einen
Anstieg um 23%, 2004 nochmals um 42%. Trotzdem liegt die Zahl der
Touristen 2005 noch weit hinter derjenigen im Millennium zurück.
2000 besuchten 2,7 Millionen Touristen Israel.
Die Einnahmen aus dem Einreise-Tourismus sprangen im vergangenen
Jahr um 30% in die Höhe und beliefen sich auf 2,5 Milliarden Dollar
(30% Anstieg zu 2004). Die Zahl der Touristen 2006 wird nach einer
Prognose des israelischen Hotelverbands etwa bei 2,4 Millionen
liegen (25% Anstieg zu 2005) und der Einfluss auf das BIP wird wohl
bei 4,4 Milliarden Dollar liegen.
Wie in vergangenen Jahren kam auch 2005 ein Viertel aller
Touristen aus den USA (457.500, +21%). Frankreich blieb auf Platz 2
(311.000, +22%), gefolgt von Großbritannien (156.000, +8%),
Deutschland (105.000, +40%!), Russland (68.000, +23%). (Jerusalem,
30.1.)
|
|
|
|
| |
|
(7) Die
Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe in NRW bekommt
Verstärkung
Die Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe des Landtags
Nordrhein-Westfalen hat sich bereits in ihrer 2. Sitzung im Januar
2006 erheblich verstärkt. Mitglieder sind nun folgende
Parlamentarier:
Edgar Moron (Vorsitzender, 1. Vizepräsident des Landtags, SPD),
Sylvia Löhrmann (Stellvertretende Vorsitzende, Fraktionsvorsitzende
Bündnis90/DIE GRÜNEN), Fritz Behrens (Staatsminister a.D.,
Vorsitzender des Kulturausschusses, SPD), Reimund Billmann (CDU),
Rainer Bischoff (SPD), Peter Brakelmann (CDU), Anke Brunn
(Staatsministerin a.D., SPD), Horst Ellinghaus (CDU), Angela
Freimuth (Vizepräsidentin des Landtags, FDP), Günter Garbrecht
(Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales,
SPD), Harald Giebels (CDU), Werner Jostmeier (Vorsitzender des
Hauptausschusses, CDU), Norbert Killewald (SPD), Wolfram Kuschke
(Staatsminister a.D., SPD), Ursula Monheim (CDU), Peter Preuß (CDU),
Johannes Remmel (Parlamentarischer Geschäftsführer Bündnis90/DIE
GRÜNEN), Norbert Römer (SPD), Dr. Karsten Rudolph (SPD), Michael
Solf (CDU), Thomas Trampe-Brinkmann (SPD), Horst Westkämper (CDU),
Hendrik Wüst (CDU)
Die Parlamentariergruppe hat sich vorgenommen, bald in Berlin ein
Informationsgespräch mit Botschafter Shimon Stein zu
führen.
|
|
|
|
| |
|
(8) Lebensbilder.
Malerei von Nahum Bandel in Cottbus
Lebensbilder. Malerei von Nahum Bandel. Bis 5. März 2006, tägl.
von 10 bis 16 Uhr. Oberkirche St. Nikolai, Oberkirchplatz, Cottbus.
Nahum Bandel wurde am 1.3.1928 in der Stadt Vinogradow (heute
Ukraine) geboren. Aufgewachsen ist er im jüdischen Dörfchen Kfasi
(Tschechoslowakei). 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, wo er
von Dr. Mengele wegen Gelbsucht für den sofortigen Tod bestimmt
wurde. Nahum konnte sich auf die andere Seite flüchten und überlebte
Auschwitz. Später kam er nach Buchenwald, von Buchenwald nach
Magdeburg-Rothensee. Hier erlebte er die grausamsten Dinge, unter
anderem wie die SS flüchtige Häftlinge von Wachhunden fressen ließ.
Nachdem die Magdeburger Brabag-Werke weitgehend durch Bomben
zerstört waren, wurde er zurück nach Buchenwald verlegt. Dort
erlebte er im April 1945 seine Befreiung. Von der großen Familie
Bandel haben zwei überlebt.
Nach der Befreiung ging er in die Tschechoslowakei zurück und von
dort ins britische Mandatsgebiet Palästina. Aufgrund der
eingeschränkten Einwanderungserlaubnis für jüdische Immigranten
verbrachte er eine längere Wartezeit auf Zypern. Im dortigen
Internierungslager erhielt er die Ausbildung als Maler. Seitdem malt
und zeichnet Bandel, wo immer er sich aufhält. Seine Bilder sind
Ausdruck von Leid, Schmerz, Angst und Entwürdigung. Die erste große
Ausstellung fand auf dem Kirchentag 2003 in Berlin statt. Nach zwei
Ausstellungen in der Stadt Magdeburg stellt Nahum Bandel seine
Bilder jetzt in der Stadt Cottbus aus. Ein Teil der Werke geht im
April an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. (Rudi Pahnke,
Institut Neue Impulse e.V. für Kooperationen im deutsch-israelischen
Jugendaustausch)
|
|
|
|
| |
|
|
|
|
|
|