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(2) Die Hisbollah
bat Israel, das Feuer einzustellen
Die libanesische Regierung hat sich an Israel gewandt,
das Feuer als Antwort auf die Hisbollah-Angriffe einzustellen. Das
sagte Generalstabschef Dan Halutz bei einer Lagebesprechung am
Dienstag. Es sei die Hisbollah gewesen, die um die Einstellung des
Feuers bat. „Sie hat eingesehen, dass sie die Verantwortung für das
trägt, was an der Nordgrenze vor sich geht“, so Halutz. Dies sei
eine „erfrischende Wende“, sagte Halutz. An der Lagebesprechung
nahmen auch Verteidigungsminister Shaul Mofaz und Generalkommandeur
Udi Adam teil.
An der Nordgrenze herrschte gestern relative Ruhe, nachdem am
Montag schwere Kämpfe wüteten. Bei dem Versuch, einen israelischen
Soldaten zu entführen, wurden vier Hisbollahkämpfer getötet. Die
Nord-Kommandantur begann gestern mit der Untersuchung der
Vorfälle.
Die Hisbollah veröffentlichte gestern eine Videoaufnahme, die die
Angriffe auf Rajar in Israel zeigt. Darauf ist zu sehen, wie eine
Rakete mehrere Fahrzeuge der israelischen Armee trifft und Rauch aus
ihnen aufsteigt. Unter anderem wurden Panzer beschädigt, doch es
scheint, dass ihre Schutzvorrichtungen die Soldaten im Innern
schützten. Die Organisation behauptete, dass es ihr gelungen sei,
Stützpunkte zu treffen und israelische Panzer und gepanzerte
Truppenfahrzeuge zu zerstören. Nach Angaben aus Armeekreisen wurde
die Bitte der Hisbollah, das Feuer einzustellen, über die UNO an
Israel weitergeleitet. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen den
Seiten über die Rückführung der Leichen der Terroristen, die am
Montag in Rajar getötet wurden. UNIFIL-Offiziere besuchten gestern
Metula, um die Schäden des Hisbollah-Angriffs zu begutachten.
In Folge der Ereignisse hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan eine
Sondermitteilung herausgegeben, in der er das Gefecht „auf das
Schärfste verurteilt“. Der Generalsekretär betonte, dass sich „die
Kampfhandlungen, deren Ursprung auf libanesischer Seite liegen“, in
Windeseile auf das gesamte Gebiet ausgeweitet „und auf zivile Ziele
in Israel erstreckt“ haben.
Israel hat die laue Verurteilung durch UNO-Generalsekretär Kofi
Annan kritisiert. Die UNIFIL-Truppen hätten den Angriff der
Hisbollah schon wieder nicht verhindert, obwohl dies ihre Aufgabe
sei.
Die Nord-Kommandantur trifft derzeit Vorbereitungen zur Vergabe
einer Auszeichnung für den Stabsunteroffizier David Markovitch. Er
hatte vorgestern die vier Hisbollahkämpfer bei der
Auseinandersetzung im Dorf Rajar getötet. Markovitch, der gestern
von seinen Vorgesetzten gelobt wurde und über den in der Presse
berichtet wurde, sieht seinen Beitrag während des Vorfalls
bescheiden. „Vielleicht war das ja überhaupt ein Wunder“, so
Markovitch gegenüber der Presse.
Heute Morgen (23.11.) hat die israelische Luftwaffe über Beirut
Flugblätter abgeworfen, die die Angriffe der Hisbollah auf Israel
verurteilen. In dem Flugblatt heißt es unter anderem, dass die
Hisbollah dem Libanon großen Schaden zufügt und ein Werkzeug der
Iraner und Syrer sei. „Wer schützt den Libanon wirklich?“, wurden
die Einwohner Beiruts und seiner Vororte auf Arabisch gefragt, „und
wer belügt euch und schickt eure Kinder in eine Schlacht, auf die
sie nicht vorbereitet sind? Wer sehnt die Rückkehr zur Zerstörung
herbei? Und wer dient Iran und Syrien als Werkzeug?“ Antwort: „Die
Hisbollah fügt dem Libanon großen Schaden zu.“ (Haaretz,
23.11.)
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