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(1) Entscheidung über
Regierungsaustritt in drei Wochen
Die Parteispitze der Arbeitspartei will in drei Wochen über einen
Austritt aus der Regierungskoalition entscheiden. Das sagte der
Generalsekretär der Partei, Eitan Cabel, am Freitag nach der ersten
Sitzung mit dem neuen Vorsitzenden Amir Peretz. Der abgewählte
Parteichef Shimon Peres, blieb dem Treffen fern, gratulierte aber
zuvor Amir Peretz in einem Telefongespräch zum überraschenden
Wahlsieg am Donnerstag und sicherte ihm seine Unterstützung zu.
Derweil wird erwartet, dass Ariel Sharon bis Ende November
entscheiden wird, ob er im Likud bleiben oder eine neue Partei
gründen will. Peretz und Sharon werden sich wahrscheinlich am
Sonntag treffen und über vorgezogene Parlamentswahlen beraten.
Wenn gestern (Donnerstag) Wahlen gewesen wären, hätte die
Arbeitspartei unter der Führung des neuen Vorsitzenden Amir Peretz
deutlich an Kraft gewonnen. Das ergab eine Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Dialog im Auftrag der Zeitung Haaretz.
Zum ersten Mal seit langem sagten 82% der traditionellen Wähler der
Arbeitspartei, dass sie eventuell wieder für ihre Partei stimmen
würden.
Ergebnis: 28 Sitze für die Arbeitspartei unter der Leitung von
Amir Peretz. 39 Sitze für den Likud unter der Leitung von Ariel
Sharon.
Wenn Sharon den Likud verlassen und mit Shimon Peres eine neue
Partei gründen würde, käme diese Partei auf 32 Sitze, die
Arbeitspartei mit Peretz auf 27 und der Likud mit Benjamin Netanyahu
auf 25 Sitze. Trotzdem wäre die Arbeitspartei in dieser
Konstellation noch weit von einer möglichen Koalitionsbildung
entfernt.
In jedem Fall verliert die Shinui-Partei einen großen Teil ihrer
Kraft und käme auf sechs bis sieben Mandate.
Auf die Frage nach dem Wunsch-Kandidaten für das Amt des
Ministerpräsidenten bleibt Sharon am Donnerstag mit 41% der Favorit,
gefolgt von Peretz mit 22% und Netanyahu mit 17%. (Haaretz,
11.11.)
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(2) Wer ist Amir
Peretz?
Amir Peretz wurde 1952 in Marokko geboren. Im Alter von vier
Jahren immigrierte er mit seinen Eltern nach Israel. Dort wohnte die
Familie zunächst in einem Durchgangslager, der heutigen Stadt
Sderot. Peretz` Vater, früherer Vorsitzender der jüdischen Gemeinde
in Marokko, fand Arbeit in einer Fabrik, seine Mutter arbeitete in
einer Wäscherei. Mit 14 verteilte Peretz Flugblätter über soziale
Gerechtigkeit. Er verehrte Che Guevara. Mit 18 ging er zur Armee.
Nach einer schweren Verletzung im Sinai 1974 war Peretz für zwei
Jahre zunächst ans Krankenbett und dann an einen Rollstuhl gebunden.
In dieser Zeit gründete er eine Farm bei Sderot und spezialisierte
sich auf den Anbau von Rosen- und Knoblauch. Hier lernte er seine
heutige Frau Ahlama kennen. Sie leben heute gemeinsam mit vier
Kindern in Sderot.
1983 wurde Amir Peretz Bürgermeister von Sderot. Seinen Weg in
der Arbeitspartei machte er an der Seite von Avraham Burg, Haim
Ramon und Yossi Beilin. Seit 1988 ist er Mitglied der Knesset und
seit 1995 Vorsitzender der Gewerkschaftsverbands Histradrut. Später
gründete er die Gewerkschaftspartei "Am Echad", die 1999 zwei, dann
drei Mandate erhielt. 2004 fusionierte die Partei mit der
Arbeitspartei. Ironischerweise war es kein geringer als Shimon
Peres, der die umstrittenen Zusammenlegung der Parteien
unterstützte.
Am Tag nach der überraschenden Wahl von Amir Peretz zum
Parteivorsitzenden ist der Jubel in Sderot groß. "Was hier passiert
ist, ist ein Erdbeben. Wir müssen die Dinge beim Namen nennen: Hier
geht es um Israel gegen Israel. Es ist der Streit der Mizrachim
gegen die Aschkenazim", so ein Einwohner von Sderot. (Ynet,
11.11.)
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(3)
Wirtschaftsnachrichten in Kürze
Fischer korrigiert BIP-Wachstumsprognose auf 4,6% Israels
Notenbank-Chef Stanley Fischer hat die Wachstums-Prognose der
israelischen Wirtschaft für 2005 noch einmal nach oben korrigiert.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2005 um etwa 4,6% und im
kommenden Jahr um 4,3% steigen, sagte Fischer am Donnerstag (10.11.)
bei einer Konferenz des Israel Export Institutes und der
israelischen Industrie- und Handelskammer. Fischer nannte seine
Angaben noch "zurückhaltend". Die Notenbank (Bank of Israel) hat
ihre Prognose in diesem Jahr mehrere Male nachgebessert. Zunächst
war man von 4% BIP ausgegangen. Dann sank sie auf 3,5%. Danach
sprang sie auf "über 4%" und siedelt sich jetzt bei angenommenen
4,6% an. (Jerusalem Post, 10.11.)
Steigende Einnahmen israelischer
Software-Unternehmen Einnahmen israelischer Software-Unternehmen
werden 2005 erstmals die US $ 4 Mrd. Marke erreichen. Das teilte die
israelische Vereinigung der Software-Unternehmen (IASH) im Oktober
mit. Der Verkauf soll dieses Jahr insgesamt um mehr als 6% steigen.
Software stellt das größte Segment der israelischen
High-Tech-Industrie dar. Auf die Märkte in Europa und den USA
entfallen jeweils 38% der Exportverkäufe. Im Ausland haben Israels
Software-Unternehmen ihre Tätigkeit enorm gesteigert. US $ 700 Mio.
gingen in Firmen-Übernahmen in USA, China und Rumänien. (Red
Herring)
Job-Angebote im High-Tech-Bereich sind um 20%
gestiegen Job-Angebote im High-Tech-Bereich in Israel sind 2005
im Vergleich zum Vorjahr um 20% gestiegen. Das ergab eine Umfrage
von MIT, einer Tochtergesellschaft von Manpower. Am meisten
gestiegen war die Nachfrage nach Software Managern und Support
Personal (47% Steigerung im Oktober im Vergleich zum selben Zeitraum
Okt. 2004), gefolgt von Hardware Ingenieuren (37%) und Software
Ingenieuren (24%). (ynet, 6.11.)
Die zwei mächtigsten Geschäftsfrauen in Israel: Maor und
Strauss Galia Maor und Ofra Strauss sind die zwei mächtigsten
Geschäftsführerinnen in Israel. Auf der Welt-Besten-Liste der 50
"world`s most powerful businesswomen" des Wirtschaftsmagazins
Fortune (http://www.fortune.com) rückte Maor dieses Jahr um
drei Plätze nach oben und belegte Platz 32. Strauss sprang von Platz
46 auf Platz 42. Galia Maor ist Präsident und Hauptgeschäftsführer
von Bank Leumi (http://english.leumi.co.il). Ofra Strauss ist
Vorsitzende der Nahrungsmittel-Gruppe Elite-Strauss (http://www.elite.co.il).
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(5)
Brückenfunktion der Juden in Deutschland?
Ein Symposium des Zentralrats der Juden in Deutschland und der
Heinrich-Böll-Stiftung Donnerstag, 17. November 2005, 10 bis 18
Uhr Centrum Judaicum, Oranienburger Straße 28-30, 10117
Berlin.
Die deutsch-israelischen Beziehungen stehen 2005 im Zeichen der
Festlichkeiten zum Anlass der 40jährigen diplomatischen Beziehungen
zwischen den beiden Ländern. Dabei herrscht der Tenor vor, der eine
gegenseitige Annäherung und ein wachsendes Vertrauen Israels
gegenüber einer stabilen Demokratie in Deutschland betont.
Auffallenderweise wird dabei die Rolle der jüdischen Gemeinden in
Deutschland bei diesem Prozess fast völlig ausgespart.
Dabei kam den Juden in Deutschland – gewollt oder ungewollt -
schon immer eine in der Öffentlichkeit nur diffus thematisierte
Brückenfunktion innerhalb der deutsch-israelischen Beziehungen zu.
So werden sie von der allgemeinen Bevölkerung unter Umständen als
Repräsentanten des Staates Israel gesehen, ja gar als israelische
Staatsbürger. Auch von israelischer Seite war ihre Position nicht
unumstritten. So hatte Staatspräsident Ezer Weizmann sel. A. 1996 in
Deutschland im Vorfeld seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag die
Juden in Deutschland zur Auswanderung nach Israel aufgefordert.
Andererseits war es bis zum Fall der Berliner Mauer in der Tat
so, dass für die ca. 28.000 Mitglieder der kleinen Jüdischen
Gemeinden in der Bundesrepublik der Staat Israel einen Identität
stiftenden Bezugspunkt darstellte. Sehr häufig wurde davon
gesprochen, dass man nur „auf gepackten Koffern“ säße, um letzten
Endes nach Israel auszuwandern. Sie taten es zum Großteil nicht,
sondern blieben hier. Stattdessen wuchsen die Jüdischen Gemeinden in
Deutschland mit dem Ende des Ostblocks, nicht nur zahlenmäßig durch
die Einwanderer aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach
1989. Dadurch gewinnen die jüdischen Organisationen an öffentlicher
Stimme und an politischer Bedeutung. Die Vertreter des Zentralrats
der Juden in Deutschland beteiligten sich immer wieder an
bilateralen Gesprächen zwischen Israel und Deutschland, in der
Komplexität des deutsch-israelischen Verhältnisses wird die
Brückenfunktion immer wieder deutlich. Auch von israelischer Seite
wurden und werden sie als Kontaktpersonen zur deutschen Elite wie
zur deutschen Öffentlichkeit gerne benutzt und finden hierin eine
neue Bedeutungszuschreibung. Die Teilnahme des amtierenden
Staatspräsidenten Moshe Katsav bei der Eröffnung der Wuppertaler
Synagoge 2005 wurde innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in
Deutschland und in der deutschen Öffentlichkeit als israelische
Bestätigung des jüdischen Lebens in Deutschland aufgefasst.
Wie hat sich das Selbstverständnis der Juden in Deutschland und
das deutsch-israelische Verhältnis in den 40 Jahren seit der
Aufnahme diplomatischer Beziehungen gewandelt?
Mit Amos Elon, Publizist, Israel/Italien, Shimon Stein,
Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Herman Simon,
Direktor Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum u.a.
Teilnahme kostenlos/ Anmeldung erforderlich: http://www.boell.de/veranstaltungen
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