(5) Gerechte
unter den Völkern: Yad Vashem-Ehrungen in Berlin
Helene Holzman, Lidija Goluboviene, Natalija Fugaleviciute, Fritz
und Maria Briel, Emilie Busch, Hanni Ganzer, Hedwig Gehrke, Meta
Kamp-Steinmann, Karin Morgenstern, Änne Schmitz, Grete Ströter sowie
Constantin Karadja sind von der Nationalen Israelischen
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem posthum mit dem
Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet worden.
Im Rahmen einer Gedenkstunde, die heute, 15. September 2005, in
der Botschaft des Staates Israel in Berlin stattfindet, werden
Angehörige und Nahestehende der Geehrten die Yad Vashem-Medaillen
und –Urkunden offiziell entgegennehmen. Der Gesandte des Staates
Israel in Berlin, Ilan Mor, wird die hohen Auszeichnungen
überreichen.
"Den Namenlosen einen Namen geben"
Yad Vashem (http://www.yadvashem.org/), die Behörde zur
Verewigung des Andenkens an die Märtyrer und Helden, ist
Erinnerungsstätte und zugleich Forschungszentrum, das sich mit dem
Schicksal der Europäischen Juden während der Zeit des Naziregimes
beschäftigt.
Es hat unter anderem auch die Aufgabe, derer in Dankbarkeit zu
gedenken, die mit persönlichem Einsatz und unter Gefährdung des
eigenen Lebens, oft auch dem ihrer Familien, versuchten, Juden zu
retten.
Yad Vashem tut dies symbolisch mit dem Ehrentitel "Gerechte/r
unter den Völkern". Er umfasst Medaille und Urkunde sowie die
Verewigung des Namens auf der Memorial-Wall im "Garten der
Gerechten" (s. Bild) in Yad Vashem.
Dies ist die höchste Auszeichnung, die Israel an Nicht-Juden
vergibt.
Bis heute haben mehr als 20.000 Frauen und Männer aus allen
Teilen Europas diesen Ehretitel erhalten. Unter den Geehrten sind
410 Deutsche.
Helene Holzman und Lidija Goluboviene sowie Natalija
Fugaleviciute haben während der Zeit der Okkupation
Litauens durch die Deutsche Wehrmacht viel gewagt, um verfolgten
jüdischen Menschen lebensrettend zu Hilfe zu kommen. Die
deutschstämmige Helene Holzmann lebte zu dieser Zeit mit ihrem
jüdischen Mann Max und den beiden Töchtern Maria und Margarete in
Kaunas. Gleich zu Beginn der Kriegshandlungen wurde Max Holzmann als
Jude und bald darauf die Tochter Marie wegen Zugehörigkeit zur
kommunistischen Jugend verhaftet und kurze Zeit später ermordet.
Trotz der persönlichen Tragödie fand Helene Holzmann die Kraft und
den Mut, sowohl Juden als auch anderen Verfolgten auf jede nur
mögliche Weise zur Hilfe zu kommen. Sie und ihre Freundinnen, die
Schwestern Lidija Goluboviene und Natalija Fugaleviciute,
unterhielten eine Art Rettungsgemeinschaft, der noch weitere
Helferinnen angehörten die bereits als „Gerechte unter den Völkern“
anerkannt wurden. Nicht wenige jüdische Menschen verdanken diesen
mutigen Retterinnen ihr Überleben. Im Rahmen der Gedenkstunde werden
die Tochter von Helene Holzman, Frau Margarete Holzman, sowie ein
Neffe der Geehrten Lidija Goluboviene und Natalija Fugaleviciute,
Herr Witold Fugalevitsch, die Yad Vashem-Medaillen und -Urkunden
entgegennehmen.
Die „Bund“-Mitglieder, Fritz und Maria Briel, Emilie
Busch, Hanni Ganzer, Hedwig Gehrke, Meta Kamp-Steinmann, Karin
Morgenstern, Änne Schmitz und Grete Ströter haben während
der Zeit des Naziregimes viel gewagt, um der verfolgten Jüdin
Marianne Strauss-Ellenbogen lebensrettend zu Hilfe zu kommen. Im
Rahmen der Gedenkstunde werden Töchter, Söhne, Enkel und andere
Nahestehenden der Geehrten die Yad Vashem-Medaillen und -Urkunden
entgegennehmen.
Constantin Karadja war Diplomat im Auswärtigen
Dienst des Staates Rumänien und als solcher von 1931 bis 1941 der
rumänische Generalkonsul mit Amtssitz in Berlin. Von 1941 bis 1944
war er der Leiter der Konsularabteilung im rumänischen
Außenministerium. Seinem fast anderthalb Jahrzehnte langen
außerordentlichen Einsatz auf diplomatischer Ebene ist es zu
verdanken, dass zigtausende Juden mit rumänischer Staatsbürgerschaft
dem Zugriff ihrer NS-Verfolger entzogen wurden. Insgesamt konnten
durch den Einsatz von Constantin Karadja mehr als 51.000 Juden vor
der Deportation nach Auschwitz gerettet werden. Seine Enkelin, Frau
Irina Manescu, die mit ihrer Familie in Deutschland lebt, wird heute
in Berlin die Yad Vashem-Medaille und -Urkunde entgegennehmen.
Die Geschichte des rumänischen Diplomaten Constantin Karadja
verdient besondere Aufmerksamkeit. Seine zahlreichen Schriftstücke
hätten es verdient, veröffentlicht zu werden. Auf der Internetseite
der Botschaft (http://www.israel.de/) finden Sie den Auszug aus
dem Sitzungsprotokoll einer Unterkommission zur Anerkennung der
"Gerechten unter den Völkern", die am 18. April 2005 in Jerusalem
stattfand:
Weiter: http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=83056&MissionID=88
Lexikon der Gerechten unter den Völkern
Als Teil des Gesamtprojekts des "Lexicon of the Rightous Among
the Nations" erschien im Juni 2005 der Teilband über die deutschen
und österreichischen Gerechten unter den Völkern in deutscher
Übersetzung. In kurzen Einträgen sind die einzelnen Geschichten
dokumentiert, darunter prominente Namen wie etwa Oskar Schindler,
der Zirkusdirektor Althoff oder der Dichter Armin T. Wegner, aber
auch gänzlich Unbekannte, deren Zivilcourage stärker war als die
Angst vor den Folgen ihres Handelns. Ergänzt werden die Einträge
durch Einleitungen der Herausgeber und ein Nachwort vom deutschen
Bundespräsidenten Horst Köhler.
Lexikon der Gerechten unter den Völkern Deutsche und
Österreicher Hg. Von Daniel Fraenkel, Sara Bender und Jakob
Borut Mit einem Nachwort von Horst Köhler 374 S., 44
Abbildungen, brosch. ISBN 3-89244-900-7 Juni 2005
Antrag stellen
Der Titel "Gerechte/r unter den Völkern" wird nach einem
komplexen Entscheidungsprozess und nur aufgrund von authentischen
Zeugenaussagen von Geretteten vergeben. Anträge für den Titel
"Gerechte/r unter den Völkern" können in allen Sprachen per Post,
Fax oder Email an folgende Adresse bei Yad Vashem in Jerusalem oder
über das Büro des Gesandten der israelischen Botschaft in Berlin
eingereicht werden:
Righteous Among the Nations Yad Vashem POB
3477 Jerusalem Israel, 91034
Tel.: 00972 – 2 – 6443521 Fax.: 00972 – 2 –
6443443
Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung. (Baal Shem Tov) Wer
immer ein Leben rettet, hat damit gleichsam eine ganze Welt
gerettet. (Talmud)
|