|
|
|
|
|
|
|
|
|
(1) Benyamin Netanyahu beginnt
Wahlkampf mit Besuch des so genannten „Gebiets E1“
Ein Tag nachdem der Knessetabgeordnete Benyamin Netanyahu bekannt
gab, dass er für den Vorsitz des Likud kandidieren wird, beginnt er
den Wahlkampf mit einem Besuch des so genannten „Gebiets E1“, das
zwischen Jerusalem und Ma'ale Adumim liegt. Israel hat einen Plan
zum Bau von 3.500 Wohneinheiten in diesem Gebiet erstellt, die
Jerusalem mit Ma'ale Adumim verbinden und verhindern sollen, dass
der Ostteil Jerusalems zu einer palästinensischen Hauptstadt ernannt
wird. Die USA jedoch widersetzen sich strikt dem Bau in der
Region.
Um Auseinandersetzungen zu vermeiden, fördert Ministerpräsident
Ariel Sharon die zivilen Baupläne nicht. Stattdessen fördert er die
Pläne zum Bau eines Bezirkspolizeistabs für die Westbank in dem
umstrittenen Gebiet, da er davon ausgeht, dass dieser Bau weniger
Widerstand erzeugen wird. Das rechtsgerichtete Lager im Likud, unter
ihnen der Knesset-Vorsitzende Ruben Rivlin, behaupten, dass Sharon
mit dieser Politik dem Status der Hauptstadt schädigt. Man habe
beschlossen, den Wahlkampf in diesem Gebiet (E1) zu beginnen, um die
politischen Unterschiede zwischen Netanyahu und Sharon zu betonen.
Die israelische Vertretung bei den Vereinten Nationen (UN) in New
York erlebt in diesen Tagen eine Flut von Anfragen von Seiten der
UN-Mitgliedsstaaten für ein Treffen zwischen ihren Staats- und
Regierungschefs und Ministerpräsident Ariel Sharon. Unter den
Anfragen sind auch Staaten, die keine diplomatischen Beziehungen mit
Israel haben. Vom 14.-16. September feiert die UN den 60. Jahrestag
ihrer Gründung. 175 Staats- und Regierungschefs werden erwartet.
Sharon wird am 15.9. vor der Vollversammlung eine Rede halten.
(Ha'aretz, 31.8.)
|
|
|
|
| |
|
|
(3) Ägyptische
TV-Serie „Agent 1001“ will Israelis aus einem anderen Blickwinkel
zeigen…
Die Serie „Agent 1001“ ist eine arabische Spionageserie, die in
Ägypten im Fastenmonat Ramadan ausgestrahlt wird. Die TV-Serie
erzählt die Geschichte eines jungen Ägypters, dessen Vater im
Sechs-Tage-Krieg umkam, und der vom ägyptischen Geheimdienst
rekrutiert und zur Spionage nach Israel geschickt wird.
Eine der Hauptrollen wird von der libanesischen Schauspielerin
Nur besetzt. Sie spielt eine israelische Friedensaktivistin, die
gemeinsam mit anderen Israelis die palästinensische Seite
unterstützt. Die 30-teilige Serie wird derzeit in Kairo, Syrien und
Marokko gedreht. In der Tageszeitung Ma'ariv hieß es, dass der
Drehbuchautor der Serie, Nabil Farouk, die Israelis aus einem
anderen Blickwinkel zeigen wollte...
Während des Ramadan 2002 sorgte die ägyptische TV Serie "Reiter
ohne Pferd" für internationalen Protest. Die Fernsehserie griff auf
die Fälschung der "Protokolle der Weisen Zions" des späten 19.
Jahrhunderts zurück, eines der einflussreichsten Texte in der
Geschichte des modernen Antisemitismus. Während des Ramadan 2003
wurde im Libanon die antijüdische syrische Serie „die Diaspora“
ausgestrahlt. Für Ramadan 2004 produzierte das syrische Fernsehen
eine Fernsehserie über das Leben von Yichye Aiyash, einem führenden
Hamas-Terroristen, der für den Tod Hunderter Israelis verantwortlich
ist. Während des Ramadan erreichen die Zuschauerzahlen Spitzenwerte
in der arabischen und muslimischen Welt. (Ha'aretz, 31.8.)
|
|
|
|
| |
|
(4) Finale "Ein
Star ist geboren" bricht Rekord in der Einschaltquote des 2. Kanals
seit 1999
Die durchschnittlichen Zuschauerzahlen beim gestrigen Finale der
israelischen Reality-Show „Ein Star ist geboren“ (vgl. "Deutschland
sucht den Superstar") übertrafen alle Erwartungen und lagen bei
34,2%. Das Finale der zweiten Staffel im vergangenen Jahr lag bei
31,7% und das erste Finale im Jahr 2003 bei 26,3%. Die damaligen
Spitzenwerte des Finales hatte einige Monate später die Reality-Show
„Botschafter“ mit 33,2% übertroffen. Es muss darauf hingewiesen
werden, dass die durchschnittlichen Zahlen zur Zeit des
„Botschafters“ im Vergleich mit den derzeitigen Sommerserien,
allgemein höher waren, was den Erfolg noch deutlicher macht.
1,6 Millionen Zuschauer sahen gestern das Finale. Die
Spitzenwerte wurden natürlich im Moment des Sieges erzielt, von der
auch eine große Getränkefirma mit einer 60-sekündigen Werbung
profitierte. Zu der Zeit wurden 40,9% der Zuschauer registriert, in
Zahlen 1.200.000. Beim Sender ist man zufrieden, denn das Finale
gestern Abend war das Programm mit den höchsten Zuschauerzahlen im
2. Programm (Arutz 2) seit 1999. Den Wettbewerb gewann Yehuda Sa'adu
mit fast 60% der Stimmen. Die Stimmabgabe erfolgte über SMS, Telefon
oder Internet. 2,5 Mio. Stimmen wurden abgegeben. (Ha'aretz,
31.8.)
|
|
|
|
| |
|
(5) Beginn des
neuen Schuljahrs, Aufnahme der Umsiedler aus dem Siedlungsblock Gush
Katif
Im Studienjahr 5766 (2005/2006) werden im Erziehungswesen in
Israel 1.757.967 Schüler unterrichtet. Dies bedeutet einen Zuwachs
von 36.079 Schülern gegenüber dem Vorjahr. 75% der Schüler sind
jüdisch, 18% arabisch, 5% Beduinen und 2% Drusen.
4.413 Schulen und 13.000 Kindergärten werden im derzeitigen
Schuljahr öffnen, davon 82% im jüdischen Sektor, 13% im arabischen,
3% im Sektor der Beduinen und 2% in dem der Drusen.
Ca. 16% der Schüler lernen in streng-religiösen Einrichtungen
(anerkannte und inoffizielle Einrichtungen), 14% in
staatlich-religiösen und 45% in staatlichen Einrichtungen. 25% der
Schüler lernen im arabischen Erziehungswesen.
Der Beginn des neuen Schuljahrs steht unter dem Zeichen der
Aufnahme der Umsiedler aus dem Siedlungsblock Gush Katif. Gemäß der
Zahlen, die der stellvertretende Generaldirektor des
Erziehungsministeriums Gad Avaksis gestern vorstellte, wurden von
den 3.335 Schülern aus dem ehemaligen Siedlungsblock und den 102
Schülern aus der nördlichen Westbank nur 1.100 in den Schulen
eingetragen. Von weiteren 2.000 Schülern ist jedoch der derzeitige
Wohnort der Eltern bekannt, so dass für sie mehrere Möglichkeiten
als Unterrichtsort in Frage kommen.
Die Eltern weiterer 450 Schüler weigern sich, Angaben zu machen
und mit den Erziehungsbehörden zu kooperieren.
Auch für 387 Lehrkräfte, die vor der Abkoppelung im Gush Katif
gearbeitet hatten, sind noch keine Ersatzstellen gefunden. Die
Erziehungsministerin Limor Livnat teilte gestern auf einer
Pressekonferenz in Hinblick auf den Beginn des Schuljahres mit, dass
die Lehrer im Laufe des kommenden Schuljahres eingetragen
werden.
Dieses Jahr wird außerdem in 35 Behörden der Schultag verlängert
und die Schulwoche um einen Tag verkürzt. Die Stadt Sderot hat die
Veränderung wegen des Widerstands der Eltern abgelehnt.
Das Erziehungsministerium teilte gestern mit, dass aufgrund einer
Entscheidung des Ministerpräsidenten der Fünfjahresplan für die
Erziehungshilfe im arabischen Sektor um drei Jahre verlängert wurde.
Im kommenden Schuljahr werden dem arabischen Erziehungswesen 58
Millionen Shekel (davon 20 Millionen NIS für die Sondererziehung)
zugesteuert.
Mit dieser Summe sollen das Lernen in kleinen Gruppen,
Überbrückungsstunden, Lehrmittel, Computer, wissenschaftliche Labore
und technische Ausrüstung in den Schulen finanziert werden.
(Ha'aretz, 31.8.)
|
|
|
|
| |
|
(6) Deutscher
Botschafter empfängt Lehrer aus Nordrhein-Westfalen in
Jerusalem
Anlässlich des 10. Lehrerseminars „Erziehung nach Auschwitz“ lud
der scheidende deutsche Botschafter Rudolf Dreßler (64) zu einem
Empfang in das bekannte King David Hotel ein.
Nordrhein-Westfalen ist das einzige Bundesland, das seit 1998
Pädagogen in Kooperation mit der Internationalen Schule für
Holocaust-Studien von Yad Vashem systematisch fortbildet. Darauf hat
der scheidende deutsche Botschafter Rudolf Dreßler (64) in der
vergangenen Woche hingewiesen. Anlässlich des 10. Lehrerseminars
„Erziehung nach Auschwitz“ kam es zu einem Empfang im Jerusalemer
King-David-Hotel mit 20 Lehrerinnen und Lehrern aus Nordrhein
Westfalen und Vertretern von Yad Vashem.
In seiner Ansprache hob Dreßler hervor, dass Nordrhein-Westfalen
inzwischen mehr als 200 Pädagogen gezielt bei der vertieften
Auseinandersetzung mit dem Holocaust im Schulalltag unterstützt. Das
Programm gilt im deutschsprachigen Raum als Pilotprojekt. Besonders
unterstrich der Botschafter das große Engagement des Initiators,
Theo Schwedmann, Lehrerfortbildung Münster. Durch seine unermüdliche
Arbeit habe er neues Vertrauen geschaffen. Dreßler: „Aus deutscher
Sicht kann – 60 Jahre nach Auschwitz – der Holocaust gar nicht
intensiv genug behandelt werden. Normalisierte Beziehungen zwischen
Israel und Deutschland kann es auch nach 40 Jahren diplomatischer
Beziehungen nicht geben.“
Schwedmann führte in seiner Antwort aus, dass das Seminar 1998
ursprünglich als einmalige Veranstaltung geplant war. Mittlerweile
ist daraus die stabilste und instensivste Zusammenarbeit zwischen
Yad Vashem und deutschen Lehrern entstanden. Er bedankte sich
ausdrücklich bei Schulministerium und Staatskanzlei für die
finanzielle Förderung, die er auch für die Zukunft erwartet. Als
besondere Erfolge sind vorzuweisen: Schulpartnerschaften,
preisgekrönte Arbeiten bei Politikwettbewerben und
lokalgeschichtliche Forschungen, sowie eine Intensivierung und
Neuorientierung bei der Auseinandersetzung mit dem Holocaust im
Unterricht. All dies wäre ohne die intensive Zusammenarbeit mit den
Mitarbeitern von Yad Vashem nicht möglich.
Vertreter der Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem zollten dem
nordrhein-westfälischen Pilotprojekt ihrerseits Anerkennung. Die
Früchte der Arbeit zeigten sich auch außerhalb der Schulen. Dies
bewiesen die individuellen Nachfragen ehemaliger Teilnehmer. „Ein
Einzelner kann sehr viel bewegen,“ hob Irena Steinfeldt an Theo
Schwedmann gewandt hervor. Sie vertrat Avner Shalev, den Direktor
der internationalen Gedenk- und Forschungsstätte Yad
Vashem. Yariv Lapid, Leiter der deutschen Abteilung der
Internationalen Schule, machte deutlich, dass der Holocaust Deutsche
und Israelis gleichermaßen betreffe. Nur durch das gemeinsame Lernen
seien die Fortschritte möglich, die mit den Kolleginnen und Kollegen
aus Nordrhein-Westfalen erzielt wurden. (Bezirksregierung Münster,
31.8.)
|
|
|
|
| |
|
(7) Brückenbauer
in Berlin
Auf Einladung des Auswärtigen Amts und der
Herbert-Quandt-Stiftung kamen im April 21 Nachwuchsjournalisten
israelischer, deutscher und erstmals auch palästinensischer Herkunft
zu einem Trialog zusammen. In München produzierten sie eine Zeitung
zum Thema Konfliktjournalismus und diskutierten auf zahlreichen
Terminen in Berlin die Rolle der Medien in ihren Beziehungen –
angesichts der Lage im Nahen Osten und der sensiblen Beziehungen
Deutschlands zu den Ländern der Region eine ansehnliche
Herausforderung. Das Treffen intensivierte das Einfühlungsvermögen,
entspannte das Gesprächsklima und ermöglichte einen für alle Seiten
äußerst fruchtbaren Gedankenaustausch.
Im Berliner Haus der Wannseekonferenz ereignete sich das
Unerwartete. Rabie Abulatifa aus der palästinensischen Delegation
spürte Nachholbedarf in der Auseinandersetzung mit der Shoa, dem an
diesem Ort zur traurigen Perfektion gebrachten organisierten
Massenmord an den europäischen Juden. Nach einer Führung durch die
Ausstellung erstand eine Dokumentation in arabischer Sprache. Ein
bewegender Moment, denn Abulatifa lebt im Westjordanland in einem
Flüchtlingslager. Die Geschichtsbücher in seiner ehemaligen Schule
erzählen die Shoa anders. „Den Massenmord an den Juden aus deutscher
Sicht zu sehen hat mir die Augen geöffnet. Es beeindruckt mich, wie
Deutschland seine Vergangenheit aufarbeitet,“ sagt Abulatifa. Seine
Kollegin Lucy Aharish pflichtet ihm bei, sie ist arabische Israelin.
„Ich bin froh, die Shoa einmal aus dem Blickwinkel der Täter kennen
lernen zu können. Dadurch stellt sich dieses unsagbare Grauen anders
dar.“ Aharish gehört zu der Gruppe Araber, die die israelische
Staatsangehörigkeit hat und damit direkt zwischen den Fronten
aufgewachsen ist. Als sie fünf Jahre alt war, verübte ein
Palästinenser einen Brandanschlag auf das Haus ihrer Familie. In
ihrer Schulzeit wurde sie Zeugin, wie ihre beste Freundin, eine
Israelin, die Wände mit gemeinen Parolen beschmierte. Seit ihrer
Geburt erlebt sie die Gewalt am eigenen Leib, deshalb wurde sie
Journalistin. „So kann ich zumindest meine Stimme erheben und für
den Frieden schreiben.“
Das Wagnis eines Trialogs stellte eine Premiere dar. Erstmals
sollten nicht nur Deutsche und Israelis zusammenkommen, die in
diesem Jahr das 40. Jubiläum ihrer diplomatischen Beziehungen
feiern, sondern auch Palästinenser geladen werden. In einem
dreitägigen Schreib-, Redigier- und Layoutmarathon an der Deutschen
Journalistenschule in München entstand der Entwurf für eine Zeitung
mit dem Titel „Die Brücke.“ Und der Titel war Programm, neben den
kontrovers diskutierten Inhalten wurde auch die Sprache der
Berichtserstattung thematisiert. Schließlich einigten sich alle
Teilnehmer das Verbindende dem Trennenden vorzuziehen. Die
entstandenen Artikel berichteten vom Alltag in den besetzten
Gebieten, erzählten von israelischer Musik, die Brücken schlägt und
reflektierten Deutschlands Rolle als Vermittler. (...)
Der Bericht von Jérôme Cholet über die Brückenbauer erschien in
der August-Ausgabe (8/2005) der Mitarbeiterzeitung des Auswärtigen
Amtes internAA (S.14). Das Bild (erscheint nur in der html-Version)
zeigt die "Brückenbauer" vor einem Rest der Berliner
Mauer.
|
|
|
|
| |
|
|
|
|
|
|