|
|
|
|
|
|
|
|
|
(1) Raketen-Angriff auf Eilat und
Aqaba
Eine Katyusha-Rakete ist am Freitag neben dem Flughafen der
südisraelischen Stadt Eilat eingeschlagen. Mindestens zwei Raketen
gingen neben einem Schiff der US-Marine im Hafen der benachbarten
Stadt Aqaba (Jordanien) nieder. Das Schiff wurde durch den Angriff
leicht beschädigt. Nach Angaben der Polizei wurde die Rakete, die
Eilat traf, offenbar von Jordanien abgefeuert.
In Aqaba wurde ein jordanischer Soldat getötet, berichtete ein
jordanischer Sicherheitsbeamter. In Eilat wurde ein israelischer
Taxifahrer leicht verletzt.
Zum Zeitpunkt herrscht Unklarheit darüber, wer für das Attentat
verantwortlich ist. Jüngste Informationen deuten auf das
Terrornetzwerk Al-Qaida hin. Unklar ist auch, ob das eigentliche
Ziel der Raketen-Angriffe Eilat oder zwei US-Marineschiffe in
Jordanien war.
Verteidigungsminister Shaul Mofaz sagte, dass er in der
vergangenen Woche in Jordanien war und mit König Abdullah über
Sicherheitsangelegenheiten sprach. Mofaz sagte, dass Israel eine
Reisewarnung für Jordanien ausgestellt hat, weil
Geheimdienstinformationen über einen Anschlag der Al-Qaida auf
israelische Ziele vorlagen.
Der qatarische Nachrichtensender Al-Jazeera TV berichtete, dass
ein in Jordanien beschlagnahmtes Dokument eines Mitglieds der
Al-Qaida darauf hindeute, dass das Terrornetzwerk plante, Raketen
von Jordanien aus auf Eilat zu schießen.
Zuletzt wurden im Jahr 1968 Katyusha-Raketen von Jordanien auf
Eilat abgefeuert. Aqaba und Eilat liegen etwa 15 km von einander
entfernt und sind durch die israelisch-jordanische Grenze am
nördlichen Ende des Roten Meeres getrennt. (Ha’aretz,
19.8.)
|
|
|
|
| |
|
(2) Interview mit
Botschafter Stein in der Berliner Zeitung, 19.8.2005
Botschafter Shimon Stein hat die palästinensische Führung zu
einer mutigen Antwort auf die israelische Abkopplung vom
Gazastreifen aufgefordert. In einem Interview mit der Berliner
Zeitung (19.8.) sagte er:
„Sharon hat sein politisches Leben aufs Spiel gesetzt - übrigens
nicht nur das: Er hat buchstäblich sein Leben aufs Spiel gesetzt. Er
hat in Kauf genommen, dass ihn seine Wählerschaft heute als Verräter
ansieht. Aber er hat eine Entscheidung getroffen und ist dabei
geblieben. Das erwarte ich von Abbas: Dass er eine mutige
Entscheidung trifft. Es kann nicht gelingen, terroristische Gruppen
wie Hamas und Islamischen Dschihad zu integrieren, wie es Abbas
vorhat. Die palästinensischen Behörden müssen diese Organisationen
bekämpfen. Bisher hatte Abbas nicht den Mut dazu.“
Außerdem antwortete der Botschafter auf Fragen zur europäischen
Verhandlungsinitiative gegen das Atomprogramm des Iran.
Das ganze Interview „Gaza darf nicht Hamastan werden“,
Berliner Zeitung, 19.8.2005 (S. 1 und 7), finden Sie unter dem
folgenden Link:
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/475401.html
|
|
|
|
| |
|
(3) Armee und
Polizei wollen Gadid bis Shabbat-Beginn geräumt haben
Einheiten der Polizei und Armee sind am Freitag in die Siedlung
Gadid im Siedlungsblock Gush Katif eingedrungen, um die Siedlung
heute (19.8.) bis zum Shabbat-Beginn zu räumen. Die Truppen
durchbrachen das Tor der Siedlung, das von einer Gruppe von
Jugendlichen verbarrikadiert worden war. Ein Bulldozer räumte den
Weg von Schrott. Während der gesamten Räumung haben die Truppen mit
dem Löschen von alten, in Brand gesetzten Fahrzeugen und Autoreifen
zu tun.
Um 09:00 Uhr begannen die Offizierseinheiten an die Türen der
Häuser zu klopfen. Erste Familien verließen ihre Häuser und stiegen
in die bereitstehenden Busse. Nach Einschätzung der Polizei gibt es
in der Siedlung 10 bis 15 Familien. Alle willigten ein, den Ort zu
räumen. Davon geht auch der stellvertretende Rabbiner der Siedlung,
Rami Barchiyahu, aus.
Der eigentliche Widerstand wird von den 300 Personen erwartet,
die sich dort illegal aufhalten und die von Zeit zu Zeit die
Soldaten mit Farbe und Eiern bewerfen. Am Morgen hat sich ein große
Gruppe Jugendlicher in den Häusern verschanzt. Das siebte
israelische TV-Programm teilte mit, dass Sicherheitskräfte
wahrscheinlich in die Häuser einbrechen und sie mit Gewalt
herausholen werden. Währenddessen übertragen die Räumungsgegner
Klagelieder über die Lautsprecher der Siedlung und rufen die
Soldaten zur Begfehlsverweigerung auf.
Als die Truppen nach Gadid eindrangen trugen sie Schutzschilder,
um zu verhindern, dass sie von den Farbgeschossen getroffen werden,
die die Siedler seit zwei Tagen werfen. Die Jungen hatten außerdem
spitze Gegenstände auf die Straßen gelegt, die von Soldaten
beseitigt wurden. Dutzende von Bewohnern beten in der Synagoge,
deren Eingang verriegelt ist. (Walla, 19.8.)
|
|
|
|
| |
|
(4)
Ministerpräsident Sharon verurteilt Gewalt auf dem Dach der Synagoge
von Kfar Darom
Am Ende von 12-stündigen Auseinandersetzungen ist die Siedlung
Kfar Darom am Donnerstag vollständig geräumt worden. Gestern abend
(18.8.) wurden Hunderte Jugendliche verhaftet, die sich auf einem
Dach verschanzt hatten. Die Truppen stießen auf großen Widerstand.
Die Jugendlichen warfen mit Steinen und anderen Gegenständen und
verschütteten Öl und Säure. Ein Polizist erlitt mittelschwere
Verletzungen. 27 Polizisten, 14 Soldaten und 17 Jugendliche wurden
leicht verletzt.
Ministerpräsident Ariel Sharon bezeichnete die Gewalt auf dem
Dach der Synagoge von Kfar Darom als „Verbrechen“ und sagte, dass
alle notwendigen Schritte unternommen werden müssten. Er teilte
zudem mit, dass er in Kürze die geräumten Siedlungen besuchen
werde.
In einem Telefoninterview sagte Sharon, dass er die
live-Übertragungen aus dem Gazastreifen im Fernseh verfolge. „Wenn
ich über diesen Morgen nachdenke, dann war das einer der schwersten
Tage in meinem öffentlichen Leben.“ Als er gefragt wurde, ob er
geweint habe, antwortete er: „Als ich am Morgen ins Büro kam, fragte
man mich, ob etwas geschehen sei.“
Der Ministerpräsident erzählte, dass ihm die Geschichte der
Siedlung von Kfar Darom bekannt sei, und dass diese mit seinen
Erinnerungen an seinen Militärdienst in der Einheit 101 und den
Fallschirmjägern verbunden sei. „Den ganzen Morgen lang erinnerte
ich mich an diese Tage, und das hat mich sehr, sehr traurig
gemacht“, sagte er, „trotz all dem schrecklichen Schmerz und der Not
haben sie den Ort auf ehrenvolle Art und Weise verlassen. Doch als
ich am Abend sah, wie die Soldaten mit Flaschen üblen und
schädlichen Inhalts beworfen wurden und dass Soldaten des
Grenzschutzes und Polizisten verletzt werden, änderte sich meine
Stimmung und die Traurigkeit wurde zu Zorn. Das war ein vollkommener
Widerspruch zu der heldenhaften Position und dem respektvollen
Verhalten der Siedler, und was ich dort gesehen habe, kann in einem
Wort zusammengefasst werden: Verbrechen. Das ist einfach ein
Verbrechen.“ Sharon bezeichnete die Leute, die sich auf dem Dach
verschanzt haben, als „Menschen, die dorthin geschickt wurden, um
die Räumung zu verhindern, um gegen die Entscheidung der Regierung
und der Knesset vorzugehen.
Sharon äußerte rückblickend keinen Zweifel an der Abkopplung:
„Diese Angelegenheit ist sehr schmerzend, auch mir tut das sehr weh,
doch diese Sache ist wichtig für den Staat Israel.“ Sharon äußerte
sich über die jüdischen Terroranschläge in den letzten Wochen „sehr
besorgt“. Gestern traf er den Leiter des Sicherheitsdienstes
(Shabak), Yuval Diskin. „Ich habe ihn angewiesen, alles zu
unternehmen, um Aktionen dieser Art aufzudecken und zu verhindern.
Ich weiß, dass die Sicherheitsbehörden die größtmöglichen
Anstrengungen unternehmen.“
Eine große Explosion ereignete sich heute morgen (19.8.), nachdem
es der Feuerwehr gelungen war, mit Benzin getränkte Lappen zu
löschen, die von Unbekannten neben den Gasflaschen eines
achtstöckigen Hauses in Rehovot angezündet wurden. Neben den
Flaschen lagen zahlreiche Hetzschriften gegen Ariel Sharon und gegen
die Abkopplung. (Ha’aretz, 19.8.)
|
|
|
|
| |
|
(5) Kfar Darom:
Offizier räumt Offizier
„Ich wusste, dass der, der mir gegenübersteht, ein Offizier ist,
doch für Gedanken gab es hier keinen Platz“, erzählt ein Kommandant
eines Räumungsteams, der an die Tür eines Kollegen klopfte und ihn
bat, zu packen.
Oberleutnant Uri Ranert, Kommandant eines Räumungsteams, ist am
Donnerstag morgen nach Kfar Darom gekommen, um eine Wohnung in der
Nähe der Synagoge zu räumen. Er wusste bereits, wer ihm
gegenüberstehen würde. In dem kleinen Haus wohnt neben weiteren
sechs Personen ein Offizier der israelischen Armee, der bis vor
Kurzem Kompanieführer einer Sondereinheit war und derzeit als
Lehrgangsoffizier dient.
„Ich habe an die Tür geklopft“, erzählte Ranert, „man öffnete
mir, und ich wusste, dass ein Offizier vor mir steht. Auch seine
Frau lukte hinter dem Türrahmen hervor. Er verstand sofort, warum
ich gekommen war. Es gab hier keinen Platz für Gedanken. Ich
erklärte ihnen, dass sie gehen müssen. Er hatte Tränen in den Augen.
Ich merkte, wie schwer es ihm fiel. Er sagte, dass er etwas Zeit zum
Packen brauche und bat um diese Zeit. Ich wusste, dass er es ernst
meint. Ich sprach mit meinem Vorgesetzten und gewährte ihm die
Zeit.“
Danach wurde der Luftwaffenoffzier Ranert ins Haus gerufen. Sie
saßen 20 Minuten zusammen und unterhielten sich. Der Offizier
erklärte Ranert, wie schwer es ihm fällt, und dass er Zweifel hat,
ob der Befehl legal sei, betonte jedoch die ganze Zeit, dass er auch
die andere Seite verstehen könne: dass er weiß, was im Herzen von
Ranert vorgehe. Danach gingen die beiden Offiziere aus dem Haus. Der
Offizier, der barfuss seine Wohnung räumte, begann seine Sachen zu
packen.
Ranert erklärte: „Der Offizier sagte mir auch, dass ich meinen
Soldaten ausrichten soll, dass er sie versteht, dass sie sich nicht
schlecht damit fühlen sollten. Außerdem sagte er, wenn gemeine Worte
fallen sollten, dann sollten wir das gefasst aufnehmen, nicht
beleidigt sein, falls seine Frau oder ein anderes Familienmitglied
ihnen etwas sagen würden.“
Oberleutnant Ranert wartete geduldig mehr als zwei Stunden neben
dem Haus des Offiziers und fragte, ob sie Hilfe beim Packen
brauchen. Ab und zu kam jemand von der Familie hinaus und fragte ihn
oder seine Soldaten, warum man ihnen das antun würde, warum sie
gehen müssten, und dass sie nicht wüssten wohin. Die Soldaten
Ranerts reagierten nicht. Eine der Soldatinnen weinte nur leise und
wurde von ihrer Freundin umarmt.
„Es ist klar, dass die Situation leichter ist, wenn die Familien
freiwillig gehen und sie nicht mit Gewalt herausgeholt werden
müssen. Aber das war für mich trotzdem sehr schmerzhaft. Auf der
einen Seite fällt es einem schwer, andererseits fühlt man die
Verpflichtung,“ erzählt Ranert. „Ich denke, die Tatsache, dass mir
ein Offzier gegenüberstand, hat nur der Situation gedient. Er hat
uns verstanden, hat abgewogen gehandelt und wusste, dass dies der
richtige Weg ist, dass es nicht richtig wäre, mit uns auf
Konfrontation zu gehen und dass es so besser ist, obwohl es mir
überhaupt nicht leicht fällt.“ (ynet, 18.8.)
|
|
|
|
| |
|
(6) Erstes
“c.sides Festival” in Jerusalem
Vom 29. bis 31. August 2005 findet in Jerusalem das erste
“c.sides Festival für Elektronische Musik und politische
Medienkunst” statt. Das Festival ist ein Diskussionsforum für
israelische und deutsche New-Media-Künstler. Etwa 60 Künstler nehmen
an dem Event im „Hazira – New Center For Stage Art“ teil.
Das Festival ist aus verschiedenen Tages- und
Nachtprogrammpunkten zusammengesetzt. Künstler und Publikum nehmen
an praktisch-theoretischen Workshops, Diskussionspanels,
Performances und Ausstellungen teil.
Nach Angaben der deutschen und israelischen Veranstalter will das
“c.sides Festival” eine Plattform bieten, nach neuen Definitionen,
Perspektiven und Fragen zu suchen und eine kreative und vielseitige
Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt aus
lokalen, globalen, kulturellen und historischen Kontexten fördern.
Das Festival will eine „Intervention in den zunehmenden
Antisemitismus auch im Bereich der Kultur und Clubkultur in
Deutschland“ darstellen.
Ein Team von lokalen und internationalen Künstlern,
Programmierern und Webdesignern wird ein multidimensionales
Dokumentations- und Informationssystem entwickeln, das während und
nach dem Festival zugänglich sein wird. Die Dokumentation wird die
Künstler für zukünftige Projekte vernetzen.
Das „c.sides Fesitval“ entwickelte sich aus dem Austausch
zwischen unabhängigen deutschen und israelischen Künstlern. Über 15
verschiedene Künstler sind bereits in unterschiedlichen Produktionen
in dem jeweils anderen Land aufgetreten.
Das Festival wird ehrenamtlich von einem deutsch-israelischen
Team organisiert und kuratiert. Hauptverantwortliche sind Ronni
Shendar, israelische Fotografin und Videokünstlerin, und Till
Rohmann, freischaffender Künstler und Musiker. Kooperationspartner
sind das Goethe Institute Jerusalem, Pacotek Jerusalem, Musrara
School for Digital Arts Jerusalem, Hazira Performance Arts, Daila –
A Social Political Cultural Art Center, Miklatakletim Jerusalem,
Parhesya Collective for Creative Communication, Salamanca Art Group,
G6PD, Teder, AK Duck, Areal Records Cologne, Substatic Records
Berlin, A Musik Köln, Jugendclub Courage Cologne, Dial Records
Hamburg. Weitere Informationen: http://csides.net
|
|
|
|
| |
|
|
|
|
|
|