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(1) Im Gazastreifen begann die
Räumung von Kfar Darom
Ein großer Trupp der israelischen Armee (Zahal) und des
Grenzschutzes ist heute morgen (18.8.) in die Siedlung Kfar Darom im
südlichen Gazastreifen eingedrungen. Ein Bulldozer der Armee öffnete
Tausenden Soldaten und Polizisten das Tor der Siedlung.
Die Räumung begann beim Seminargebäude. 25 Familien, die sich im
Gebäude befanden, verließen das Haus ohne Widerstand zu leisten.
Gleichzeitig wurden 72 Bewohner aus einer Salat-Fabrik geholt. Die
Soldaten drangen in die Häuser der Siedler ein, und drängten sie,
ihre Häuser ohne Anwendung von Gewalt zu räumen.
Sondereinheiten einer Anti-Terror-Einheit gingen um die Synagoge
in Stellung, viele von ihnen mit Schlagstöcken und Schildern
bewaffnet. Die Siedler waren mit Melonen ausgerüstet, anscheinend um
die Soldaten damit zu bewerfen.
Unterdessen wurde die Wasserversorgung der Siedlungen
unterbrochen, als ein Bulldozer der Armee versehentlich die
Haupleitung beschädigte. Ein Armeesprecher teilte mit, dass die
Leitung repariert und die Soldaten und Polizisten Wasserflaschen an
die Bewohner verteilen würden.
Aus Furcht vor Anschlägen seitens der Palästinenser während der
Räumung wurden gepanzerte Fahrzeuge und Panzer um Kfar Darom
aufgestellt, um die Siedlung zu schützen. Bewaffnete Soldaten wurden
an den Zäunen, die die Siedlung umgeben, in Stellung gebracht, da
man palästinensische Angriffe befürchtet.
Ein anderer Brennpunkt der Räumung ist Newe Dekalim, wo
heute morgen die Synagoge geräumt wird. (Die Bilder werden nur in
der html-Version angezeigt, Fotos: Zahal). Die Truppen der Armee
werden in die Synagoge eindringen und die 1.000 bis 2.000
Jugendlichen, die sich dort verschanzt haben, herausholen.
Auch die Siedlungen Sirat Hayam und Netzer Hasani werden heute
geräumt. (Walla/Ha’aretz, 18.8.)
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(2) Im
Westjordanland hat ein Israeli vier Palästinenser
getötet
Nach dem Terrorattentat eines Israeli auf palästinensische
Arbeiter in Shilo (Westjordanland) am Mittwoch (17.8.) hat die
israelische Armee (Zahal) ihre Truppen in Judäa und Samaria
verstärkt. Vier Palästinenser wurden am Mittwoch ermordet und ein
weiterer verletzt, als ein israelischer Siedler am Nachmittag das
Feuer auf einen Wagen eröffnete.
Bei den Opfern handelt es sich um Muhammad Mansour, Basam Awani,
Halil Walawi und Osama Musa Tawafsha. Muhammad Mansour war 45 Jahre,
Vater von sechs Kindern und lebte in Kfar Kalil bei Nablus. Basam
Awani und Osama Tawafsha kamen aus Sanjal bei Ramallah, Halil Walawi
aus Qalqiliya. Bei dem Mörder handelt es sich um Asher Weissgan, 40
Jahre. Weissgan wurde von der Polizei und dem Sicherheitsdienst
(Shabak) festgenommen.
Nach ersten Ermittlungen kam Weissgan aus der Westbank-Siedlung
Shvut Rachel. Er überwältigte den Sicherheitsbeamten am Eingang von
Shilo und entwendete seine Waffe. Um etwa 17 Uhr eröffente Weissgan
das Feuer auf eine Gruppe Palästinenser und traf vier von ihnen.
Danach näherte er sich dem Industriegebiet der Siedlung, wo er auf
eine weitere Person schoss. Kurze Zeit später wurde der Terrorist
vom Sicherheits-Chef der Siedlung überwältigt und den Behörden
übergeben.
Das Attentat stieß in Israel auf breite Verurteilung.
Ministerpräsident Ariel Sharon verurteilte das Attentat als einen
„Akt des jüdischen Terrorismus, das darauf abzielte, unschuldige
Palästinenser zu treffen, aus dem verrückten Wunsch heraus, den
Abkopplungspprozess auf diese Weise zu stoppen“. Sharon wies die
Verantwortlichen an, alles dafür zu tun, jeden Angriffsversuch auf
unschuldige Zivilisten zu verhindern. Den Täter erwarte eine harte
Strafe, sagte Sharon am Mittwoch. (ynet, 18.8.)
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(4) Brief des
Königs von Marokko an Ministerpräsident Ariel Sharon
Der König von Marokko, Mohammed VI., schrieb am Mittwoch (17.8.)
in einem Brief an Ministerpräsident Ariel Sharon:
„In der Stunde, in der Sie Ihre wichtige und positive
Entscheidung des Gaza-Abzugs umsetzen, möchte ich Sie für Ihre
Besonnenheit, Vorraussicht und für das aufrichtige Engagement loben,
durch Verhandlungen einen gerechten, umfassenden und dauerhaften
Frieden im Nahen Osten zu erreichen. Dieses Jahr des Friedens hängt
von den Palästinensern ab, denen die Gelegenheit gegeben wird, einen
unabhängigen Staat zu errichten, und auf diese Weise das legitime
Recht des Staates Israel und aller Länder in der Region zu sichern,
Seite an Seite in Frieden und Sicherheit zu leben.“
Der König versicherte den Ministerpräsident des „aufrichtigen
Wunschs Marokkos, aktiv an den Bemühungen beteiligt zu bleiben -
sowohl auf einer arabisch-islamischen Ebene als auch gemeinsam mit
der internationalen Staatengemeinschaft -, um den
israelisch-arabischen Konflikt beizulegen und den Frieden
voranzubringen.“ Der Abkopplungsprozess vom Gazastreifen sei eine
„mutige Entscheidung“ und ein „starker Ansporn“, um angemessene
Maßnahmen zu ergreifen, damit eine neue Dynamik geschaffen werden
kann, die die Hoffnung für die „Kinder Abrahams“ wiederaufleben
lässt, so der König.
Israel hatte im November 1994 ein Verbindungsbüro in Rabat
eröffnet. Vier Monate später eröffnete Marokko sein Büro in Israel.
(Jerusalem, 17.8.)
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(5) Israel muss
sich auf dramatische Veränderungen im Nahen Osten
einstellen
Der Nahe Osten befindet sich in einem Wandel, dessen Intensität
seit einiger Zeit mehr und mehr zunimmt. Die Veränderungen begannen
hauptsächlich nach dem Irak-Krieg und werden davon bestimmt, dass
neue Kräfte in der Region immer mehr die Oberhand gewinnen, während
die alten Kräfte abnehmen. Diese neue Realität verpflichtet Israel
zu einer aufmerksamen Beobachtung und zu entsprechenden
Reaktionen.
Zu jenen Kräften, die emporsteigen, gehören der islamische Terror
und der Radikalismus, die jedes Land in der Region bedrohen und auf
brutalste Weise im Irak ans Licht kommen. Stärker werden auch die
Kurden, hauptsächlich im Norden des Irak, aber auch in Syrien.
Genauso gewinnen die Schiiten im Irak, in den Golfstaaten und im
Libanon an Macht. Neben diesen Kräften nimmt die militärische und
politische Involvierung der Amerikaner im Nahen Osten zu. Der Ruf
nach Demokratie und politischer Offenheit wird immer lauter. Der
Iran ist als der große Gewinner aus dem dem Irak-Krieg
hervorgegangen und als eine Macht, die Atomtechnik und
Langstreckenraketen entwickelt.
Die arabischen Regimes und Staaten werden dagegen schwächer und
verlieren ihre absolute Macht. Das arabische System – dies hat das
letzte Gipefltreffen der Arabischen Liga bewiesen – befindet sich in
einem Zustand der andauernden Schwäche. Gleichzeitig haben all die
klassischen Zentren von Macht und Einfluss in der arabischen Welt
wie Kairo, Bagdad, Damaskus und Riad ihre Macht verloren. Der
arabischen Welt fällt es heute schwerer als je zuvor, einen Führer
aufzustellen, der in der Lage ist, die arabischen Staaten zu einen
und zu führen.
Zusätzlich wirken auf die Region große äußere Kräfte ein, allen
voran die Globalisierung und die Satelliten- und
Internet-Kommunikation. Die arabische Bevölkerung ist sich heute
mehr denn je bewusst, dass sie nicht alle Rechte haben und dass es
an anderen Orten Menschen gibt, die mit mehr Freiheit und
wirtschaftlichem Gewinn leben. Hinzu kommt, dass der Anstieg der
Ölpreise einerseits zu großer Bedrängnis in den Verbraucherstaaten
wie Jordanien und Tunesien führt, und andererseits zu fehlender
Movitation für konstruktive Änderungen in den Öl-fördernden Staaten
wie Saudi-Arabien und den Emiraten im Golf. Die schlechte
Wirtschaftslage der meisten Staaten in der Region wird zum
dominanten Aspekt in der Realitiät der Region: die Bevölkerung
wächst beharrlich an und mit ihr die Arbeitslosigkeit und die
gesellschaftliche Verbitterung, während sich der Lebensstandard in
stetigem Rückzug befindet.
Diese grundlegende Wendung im inneren Gleichgewicht der Kräfte im
Nahen Osten hat bereits zu nicht wenigen Veränderungen geführt, wie
z.B. den Demonstrationen der Kurden in Syrien und die
de-facto-Errichtung einer selbständigen kurdischen Existenz im Irak,
zu Demonstrationen im Libanon gegen Syrien und zum (teilweisen)
Rückzug der syrischen Truppen, die „Kifaya“-Bewegung in Ägypten, die
Öffnung des politischen Systems im Land und der veränderte
Wahlvorgang des ägyptischen Staatspräsidenten.
Diese Änderungen werden voraussichtlich noch zunehmen. Dies ist
eigentlich der Beginn einer Ära, in der die zentralen
Charakteristika der Region die Ungewissheit und die Veränderung
sind. Auch die interne Bedrohung der arabischen Regimes, die mit den
Veränderungen nicht mithalten können, nimmt zu. Es ist damit zu
rechnen, dass die Bedeutung der arabischen Sunniten abnehmen und die
Macht der Schiiten sowie der Kurden und der Berber zunehmen wird.
All dies verpflichtet Israel dazu, erneut über seinen
geo-strategischen Standort in der Region nachzudenken: gibt es neue
potentielle Bündnispartner für Israel? Gibt es in der Region
Staaten, die Israel freundlich gesinnt sind, die sich bedroht fühlen
und denen es sich lohnt zu helfen? Welche sind die zentralen Mittel
Israels zur Einbindung in die Region? Auf welche Bedrohungen muss es
sich einstellen und wie stehen seine neuen Chancen?
So muss man z.B. vorsichtig sein und nicht automatisch die
sunnitische, anti-schiitische Neigung annehmen, die viele arabische
Staaten charkaterisiert. Nicht jeder Schiit ist ein Feind und es
gibt zahlreiche gemäßigte Schiiten, die zur Verständigung mit Israel
bereit sind. In Bezug auf den Iran sollte man nur gegen die Haltung
des Regimes vorgehen, ohne das Volk und die Gesellschaft
anzugreifen. Man sollte gemeinsame Interessen mit den Nachbarländern
suchen und auch mit den Maghreb- und Golfstaaten.
Das System, das im Nahen Osten geschaffen wird, ist neu. Die
Spielregeln werden oftmals geändert und Israel muss sich dessen
bewusst sein und sich an dem Prozess beteiligen. Mit der
Sensibilität für Veränderungen im Nahen Osten eröffnet sich auch die
Chance, sich in den Prozess einzubinden, ein Leben in Frieden mit
einer günstigen Entwicklung für Israel und seine Nachbarn, Araber
und Nicht-Araber, aufzubauen.
Der Artikel von Gideon Bachar erschien am 15.6.05 in der
Zeitung „Haaretz“ unter dem Titel „Nicht jeder Schiit ist ein
Feind“.
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(6) Operation
Bamba
Während sich schreiende und weinende Eltern gestern (17.8.) in
der Siedlung Katifa eine verbale Schlacht mit den Soldaten
lieferten, vermieden andere die Auseinandersetzungen mit den
Soldaten und ermöglichten es den Kindern, mit den Soldaten im Hof zu
spielen. So schwächten sie das Trauma der Räumung etwas ab.
Und so fanden sich einige Soldaten sogar als
Babysitter wieder, während ihre Freunde gezwungen waren, die Eltern
mit Gewalt aus ihren Häusern zu holen.
Die Mutter des kleinen Itamar aus Tel Katifa verhielt sich
genauso. Für eine knappe Stunde wurde Itamar zu dem Kind all
derjenigen Soldaten, die gekommen waren, um die Familie aus dem Haus
zu holen. Itamar beschloss, den Soldaten Erdnussflips anzubieten und
bestand darauf, dass jede Soldatin und jeder Soldat eine Hand voll
„Bamba“ bekommt, bevor er bereit ist, zu gehen.
Die Soldaten kamen der Bitte Itamars nach, stellten sich in zwei
geordneten Reihen im Hof des Hauses auf, und Itamar ging durch die
Reihen und verteilte an jeden Soldaten Erdnussflips. Als die
„Operation Bamba“ erfolgreich beendet war, sagte die Mutter mit
Tränen in den Augen: „Das war´s Itamari, wir müssen gehen.“ (ynet,
18.8.)
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