Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin

   Mittwoch, 29. Juni 2005
  
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(1) Botschafter Shimon Stein: Einseitiger Versuch im Gazastreifen
(2) Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Polizei und Siedlern
(3) Wirtschaftsministerium bereitet Böden für die Umsiedler vor
(4) Mörsergranate beschädigt Haus in Gush Khatif, Attentat auf Morag vereitelt
(5) 4 Jahre nach Lynchmord in Ramallah: Palästinensischer Polizist gefasst
(6) Bethlehem wird in die Sicherheitsverantwortung der Palästinenser übergeben
(7) Ermittlungen gegen Verleger der „Kurzfassung des Shulchan Aruch“ eingestellt
(8) Daliah Itzik erhält Audienz beim Papst
(9) Wäre bereit zu sterben, um zu leben
(10) Das Wetter in Israel
(11) Wechselkurse
(12) Korrektur zum 28.6.: Vortrag von Rolf Behrens findet in BONN statt
(1) Botschafter Shimon Stein: Einseitiger Versuch im Gazastreifen

„Der israelisch-palästinensische- und ein wenig arabische Konflikt ist aus meiner Sicht momentan noch nicht lösbar.“ Das sagte Botschafter Shimon Stein am Dienstagabend bei einem Vortrag in Erfurt. Es fehle die Reife, die manche historische Prozesse einfach benötigten. Stein sprach von 10 bis 20 Jahren. Allerdings, sei der große Konflikt mehr denn je ein regionales Problem und bewege die Weltgeschichte nicht mehr so sehr wie früher zu Zeiten des Kalten Krieges.

Die aktuellen Geschehnisse im Gazastreifen bezeichnete Shimon Stein als ein Experiment, eine Bewährungsprobe. „Die einseitigen Rückzüge sind ein schmerzhafter Prozess für die israelische Bevölkerung, wo wir nicht wissen, was am Ende des Tages passiert.“ Stein schließt nicht aus, dass Israel auch weiter einseitige Schritte gehen wird. Jedoch, eine große Mehrheit der Israelis habe sich darauf eingestellt, Kompromisse einzugehen. „Aber ich zweifle daran, dass das Kompromissprinzip auch bei den Palästinensern angekommen ist“, so Stein.

Der Botschafter erzählte am Abend von einem fernen Land, in dem jeder Tag „ohne Selbstmordattentat ein Glück“ ist. Den Vortrag in der Erfurter Michaeliskirche hielt der Botschafter im Rahmen der Ringvorlesung „Der neue Nahe Osten“ der Universität und Fachhochschule Erfurt. (Thüringer Allgemeine, 29.6.)



(2) Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Polizei und Siedlern

Israelische Sicherheitskräfte haben am Mittwochmorgen damit begonnen, rechtsgerichtete Aktivisten aus einem verlassenen Gebäude im palästinensischen Dorf Muwassi in Gush Khatif abzuführen. Die Siedler hatten sich in dem Außenposten „Tal Yam“ verschanzt, um mit der Aktion gegen die Rückzugspläne der israelischen Regierung zu protestieren.

Während der gewaltsamen Auseinandersetzung verhaftete die Polizei mindestens fünf Aktivisten. In dem Gebäude befanden sich etwa 50 Aktivisten des rechten Flügels, hieß es. Die Demonstranten hatten das Gelände am Dienstag übernommen. Kurz darauf begannen sie Auseinandersetzungen mit Palästinensern, die in der Nähe leben. Fünf israelische Jugendliche wurden von Steinen verletzt, die die Palästinenser warfen. Ein Palästinenser wurde durch Steine verletzt, die ein Israeli warf.

Am Morgen haben rechtsextreme Aktivisten Öl, Nägel und stachelige Gegenstände auf die Autobahn zwischen Jerusalem nach Tel Aviv geworfen und für ein großes Verkehrschaos gesorgt. Weitere Verkehrsbehinderungen werden für den Abend erwartet.

Ein Soldat der israelischen Armee, der am Sonntag die Teilnahme an der Zerstörung verlassener Häuser in Gush Khatif verweigert hatte, ist am Dienstag zu 56 Tagen Haftstrafe wegen Gehorsamsverweigerung verurteilt worden. (Ha’aretz, 29.6.)



(3) Wirtschaftsministerium bereitet Böden für die Umsiedler vor

Das Wirtschaftsministerium wird in den kommenden Tagen Böden im Gebiet Mavkiim für Bauern aus Gush Khatif vorbereiten, damit diese beginnen können, die Gewächshäuser von Gush Khatif im Zuge der Siedlungsräumung zu verlegen. Auftragnehmer des Ministeriums arbeiten seit einigen Wochen in dem Gebiet, um dieses so schnell wie möglich zur Verfügung stellen zu können. Man geht davon aus, dass die Bauern am Wochenende beginnen können, auf den neuen Böden zu arbeiten. Asaf Asis, Einwohner von Ganei Tal und einer der Bauern, die auf die Parzellen warten, sagte gestern, dass er bereits Gewächshäuser und Ausrüstung bestellt habe, um auf dem neuen Gebiet einen Betrieb aufzubauen. (Ha’aretz, 29.6.)



(4) Mörsergranate beschädigt Haus in Gush Khatif, Attentat auf Morag vereitelt

Eine Frau hat in der Nacht einen Angstanfall erlitten, als eine Mörsergranate in ein Haus in Gush Katif einschlug. Das Haus wurde schwer beschädigt. Im Laufe der Nacht hatten die Palästinenser mehrere Male auf Armeeposten in Gush Katif geschossen. Dabei gab es weder Verletzte noch Sachschaden.

Israelische Soldaten vereitelten am Dienstagabend einen Versuch, einen Sprengsatz neben der Siedlung Morag im Süden des Gazastreifens zu platzieren. Die Soldaten eröffneten das Feuer auf zwei Palästinenser, die sich der Siedlung näherten und töteten anscheinend einen von ihnen. Der zweite entkam. Die Soldaten bezogen vor Ort Stellung. (Ha’aretz)



(5) 4 Jahre nach Lynchmord in Ramallah: Palästinensischer Polizist gefasst

Rund viereinhalb Jahre nach der Lynch-Aktion in Ramallah, bei der zwei Reservesoldaten, der Stabsunteroffizier Vadim Nursitz und der Oberfeldwebel Yossi Avrahami, ermordet wurden, nahmen die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (Zahal) und der israelische Sicherheitsdienst (Shabak) einen palästinensischen Polizisten fest, der an dem Mord beteiligt war.

Der Mann, Wasam Raadi, wurde am 22. Mai bei einer gemeinsamen Operation von Zahal und Shabak verhaftet. Die Ermittlungen, die nach der Lynch-Aktion eingeleitet wurden, haben ergeben, dass Raadi, ein 30-jähriger Polizist aus Beitounya direkt an dem gewaltsamen Tatvorgang beteiligt war, der zum Tode der beiden Soldaten führte.

Am 12. Oktober, etwa zwei Wochen nach dem Ausbruch der sog. Al-Aqsa-Intifada, waren die zwei Reservesoldaten versehentlich nach Ramallah hineingeraten. Danach wurden sie festgehalten und zur Polizeiwache von Ramallah gebracht. Dort wurden sie von einer Menschenmenge umringt, die ihren Zorn an ihnen ausließ. Die Leichen der beiden wurden aus dem Fenster der Polizeistation geworfen, und nochmals schändete die Menge die Leichen. Die Schreckensbilder des Ereignisses schockierten die israelische Bevölkerung. (Ma’ariv, 29.6.)



(6) Bethlehem wird in die Sicherheitsverantwortung der Palästinenser übergeben

Bethlehem wird am Wochenende in die Zuständigkeit der Palästinenser übergeben. Dies wurde am Montag auf politischer Ebene entschieden.

Die Entscheidung wurde gegen die Position der israelischen Armee gefällt. Die hätte vorgezogen, noch einige Zeit mit der Übergabe zu warten, um nach einer Woche des Terrors nicht erneut den Zorn der Siedler zu erregen.

Die Armee erklärte, dass die Entscheidung nicht nur die Übergabe der Sicherheitszuständigkeit und Freiheit für die Personen, nach denen gefahndet wird, bedeute, sondern hauptsächlich die Öffnung der Sperren und eine ganze Reihe weiterer Erleichterungen.

Die Übergabe von Bethlehem ist Teil der Abkommen, die während des Treffens zwischen Sharon und Abu Mazen vergangene Woche vereinbart worden waren. (Yedioth Aharonoth, 28.6.)



(7) Ermittlungen gegen Verleger der „Kurzfassung des Shulchan Aruch“ eingestellt

Der Druck hat seinen Zweck erfüllt: Die Staatsanwaltschaft in Moskau hat entschieden, die Ermittlungen gegen das Buch „Kurzfassung des Shulchan Aruch“ und gegen dessen Verleger einzustellen (vgl. Newsletter vom 28.6., Punkt 7). Gleichzeitig wurde sofort abgelehnt, die jüdischen Organisationen in Russland als illegal zu erklären und deren Tätigkeiten zu verbieten.

Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, die dem Geschäftsmann Lev Lewajew, Präsident des Verbandes der jüdischen Gemeinden in Russland, und Rabbiner Barel Lasar, dem russischen Oberrabbiner, mitgeteilt wurde, ist das Ergebnis des starken öffentlichen Drucks, die jüdische Organisationen weltweit ausgeübt hatten.

Auch das israelische Außenministerium war an diesem Druck auf die russische Regierung und die Staatsanwaltschaft beteiligt, um die Ermittlungen gegen das Buch und dessen Herausgeber einzustellen. So wies z.B. das Außenministerium seine Mitarbeiter in den USA, Europa und Russland an, Kontakt zu jüdischen und nicht-jüdischen Organisationen und Einrichtungen aufzunehmen und diese aufzufordern, bei den russischen Behörden und den russischen Botschaften in der ganzen Welt Protestschreiben einzureichen.

Im Rahmen der Bemühungen hatte der Generalkonsul in New York, Arie Mekel, mit amerikanischen Juden, die Einfluss auf Russland haben, gesprochen, darunter Eiyav Fuchsman von der Anti-Defamation League (ADL) und Jack Rosen vom jüdisch-amerikanischen Kongress, die ihren Protest bei der russischen Regierung dargelegt hatten. (Ma’ariv, 29.6.)

Hintergrund: Der Shulchan Aruch:

Weder die Bibel, noch die Mischna oder der Talmud sind Gesetzeskodices im eigentlichen Sinne. Da jedoch sowohl die rabbinische Führung als auch Laien einen derartigen Kodex benötigten - für religiöse Zwecke und für die Verwaltung ihrer autonomen Gemeinden - , haben die Autoritäten der nach-talmudischen Zeit eine Gattung "schiedsrichterlicher Literatur" entwickelt, die zwei Wegen folgt: Responsen und formale Kodifikationen. Jede Gattung versucht auf ihre Weise, die talmudische Quellenauswahl in klare Regeln für die religiöse und allgemeine Lebensführung in Verbindung mit inspiratorischen und moralischen Botschaften umzusetzen.

Führend unter den Vertretern der Kodifikationstätigkeit war Rabbi Josef Karo (1488-1575), der maimonidische und alfasische Elemente mit der Struktur der „vier Reihen“ des Rabbi Jakob ben Asher (aus Deutschland) zu einem neuen Kodex namens Shulchan Aruch ("Gedeckter Tisch") verband. Der Shulchan Aruch ist knapper und entschiedener als die Mischne Thora von Maimonides, da er nicht nur auf Quellen, sondern auch auf ethische Anmerkungen und Erläuterungen von Regeln verzichtet. Er bietet einen Überblick über die Gebräuche und halachischen Regeln des aschkenasischen Judentums. Um ihn ergänzend zu korrigieren, verfasste Rabbi Moses Isserles aus Polen (1525-1572) ein "Tischtuch" für Karos "Tisch". Dies sowie zwei weitere Kommentare aus dem 17. Jahrhundert - Magen Avraham und Turei Zahav - ließen den Sulchan Aruch zur bindenden Autorität für nahezu das gesamte orthodoxe Judentum werden.

Weitere Informationen zu den heiligen Schriften des Judentums unter www.israel.de:
http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=66725&MissionID=88



(8) Daliah Itzik erhält Audienz beim Papst

Papst Benedikt XVI. hat überraschend Ministerin Daliah Itzik zu einer Privataudienz eingeladen. Das Treffen wird nächsten Mittwoch im Vatikan stattfinden. Es wird das erste Treffen eines israelischen Ministers mit dem neuen Papst sein.

Der Papst entschied, die Ministerin Itzik als Zeichen der Hochachtung für ihre Initiative einzuladen, weil sie eine israelische Briefmarke zum Gedenken an Papst Johannes Paul II. drucken ließ.

Bischof Giacinto Boulos Marcuzzo, Leiter des lateinischen Patriarchats in Israel, sagte, dass Israel das erste Land sei, das eine Briefmarke zum Andenken an Johannes Paul II. herausgibt. Aufgrund dessen empfahl die Katholische Kirche dem Papst, sich mit der israelischen Ministerin zu treffen.

Staatssekretär Yisrael Maimon wird Ministerin Itzik begleiten. Sie wird dem Papst einen persönlichen Brief von Ministerpräsident Ariel Sharon überreichen. (Yedioth Aharonoth, 28.6.)



(9) Wäre bereit zu sterben, um zu leben

Nicht jeden Tag erleben die Mitarbeiter des Innenministeriums die Auferstehung von Toten. Diese Woche ist genau das geschehen, als ein „Verstorbener“ in eines der Büros des Innenministerium kam, in der langen Schlange wartete und dann der Angestellten einen Antrag auf Status eines Neueinwanderers gab. Die Angestellte überprüfte seine Eintragungen im Computer und entdeckte, dass seine geschiedene Frau einen ähnlichen Antrag in der Ukraine gestellt hatte, wobei sie den offiziellen Totenschein des Mannes eingereicht hatte, der vom örtlichen Innenministerium ausgestellt worden war.

Der Mann war vor ca. einem Jahr als Tourist nach Israel gekommen. Er ist Jude und hat also das Recht auf „Rückkehr“. Sein Vater und seine Mutter, die ebenfalls jüdisch sind und dieses Recht auf Rückkehr haben, befinden sich in Israel. Außerdem befindet sich seine zehnjährige Tochter hier.

Letzte Woche war er ins Innenministerium gekommen, um den Status eines Neueinwanderers zu erhalten, mit all den Vergütungen, die damit verbunden sind. Er betonte, dass er ledig sei und auch niemals verheiratet war.

Im Laufe der Überprüfung des Antrags wurden - wie auch im Herkunftsland Ukraine üblich - kamen die Tatsachen langsam ans Licht. Es hat sich gezeigt, dass seine geschiedene Frau, zu welcher er seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, in der israelischen Vertretung in der Ukraine einen Antrag auf Erteilung des Status einer Neueinwanderin als Witwe eines Juden gestellt.

Derzeit überprüft das Einwohnermeldeamt, wer von beiden die Wahrheit erzählt. Der Mann schwört übrigens, dass er noch nie gestorben sei und die Frau ist bereit, sich einem Lügendetektortest zu unterziehen, um zu beweisen, dass ihr ehemaliger Ehemann bereits seit einigen Jahren in der Ukraine unter der Erde liegt. (Yedioth Aharonoth, 28.6.)



(10) Das Wetter in Israel

Am Morgen auflockernde Bewölkung, danach ist es sonnig und klar. Die Temperaturen steigen, das Wochenende wird freundlich und warm.

Jerusalem: 19-29°C
Tel Aviv: 22-28°C
Haifa: 22-29°C
Be’er Sheva: 19-34°C
Eilat: 27-40°C



(11) Wechselkurse

1 € - 5.5236 NIS (-0.125%)
1 CHF – 3.5764 NIS (-0.190%)
1 £ - 8.3103 NIS (-0.002%)
1 $ - 4.5670 NIS (+0.573%)
(Bank of Israel, 28.6.05)



(12) Korrektur zum 28.6.: Vortrag von Rolf Behrens findet in BONN statt

Der Vortrag von Rolf Behrens „Raketen gegen Steinewerfer. Das Bild Israels in den Medien“ am kommenden Dienstag, 5. Juli 2005, findet nicht in Hamburg, sondern in BONN statt.

Behrens, Rolf, Raketen gegen Steinewerfer. Das Bild Israels in den Medien, Eine Inhaltsanalyse über Intifada 1987 – 1992 und „Al Aqsa Intifada“ 2000 – 2002, LIT Verlag.

Vortrag und Diskussion mit Rolf Behrens (Autor, Düsseldorf) am Dienstag, 5. Juli 2005, 19:30 Uhr, Hörsaal 1, (Uni-Hauptgebäude) der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität BONN.

Veranstalter: AStA-Referat für politische Bildung



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