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(1) Holocaust-Gedenktag „Yom
Hashoah“ am 27. Nissan 5765 - 5. Mai 2005
Der Holocaust-Gedenktag „Yom Hashoah“ ist der nationale
israelische Gedenktag für die sechs Millionen Juden, die im
Holocaust ermordet wurden. Die Feierlichkeiten beginnen nach der
jüdischen Tradition mit Sonnenuntergang am 27. Nissan des
hebräischen Kalenders und enden mit dem darauffolgenden Abend. An
diesem Tag bleiben die Vergnügungsstätten in Israel geschlossen. Im
ganzen Land finden Gedenkveranstaltungen statt. Die zentralen
Gedenkfeiern am Abend und Morgen finden in der
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem statt und werden im
Fernsehen live übertragen. Im Beisein des Staatspräsidenten,
Ministerpräsidenten, Überlebenden sowie deren Kindern und Familien
nimmt die Öffentlichkeit an der Eröffnungszeremonie in Jerusalem
teil, bei der sechs Fackeln entzündet werden. Die Fackeln erinnern
an die sechs Millionen ermordete Juden.
Sofia Heussmann Engelsmann ist eine der Überlebenden, die am
heutigen Abend eine dieser Fackeln in Jerusalem entzünden wird.
Sofia wurde 1926 in Rotterdam in Holland geboren. Im März 1943 wurde
die ausgebildete Krankenschwester mit allen anderen
Krankenhausangestellten ins Zwischenlager Westerburk geschickt. Von
diesem Zeitpunkt an hat sie nie mehr ihre Familie gesehen. Als
Krankenschwester überlebte sie als einzige die Konzentrationslager
Sobibor, Lublin, Travniki, Kattowic, Auschwitz, Bergen-Belsen und
Ragun. Nach Kriegsende wurde die schwer an Typhus erkrankte aus
Theresienstadt befreit. Sofia wanderte 1949 nach Israel aus und
wohnte zunächst im Kibbuz Regba. Sofia und ihr Mann hat heute vier
Söhne, 21 Enkel und zwei Urenkel.
Am folgenden Morgen beginnt die Veranstaltung in Yad Vashem mit
dem Heulen der Sirenen (2 Minuten) im gesamten Land. Während des
Signals kommt die Arbeit in ganz Israel zum Stillstand. In den
Straßen bleiben Passanten stehen. Autofahrer halten ihren Wagen am
Straßenrand an, um im Stillen den Opfern des Holocausts die Ehre zu
erweisen. Im Mittelpunkt der folgenden Zeremonie steht die
Kranzniederlegung zu Füßen der sechs Fackeln in Yad Vashem durch
Persönlichkeiten und Vertreter der verschiedenen Gruppen von
Überlebenden und Institutionen. Auch in anderen Gedenkstätten in
Israel wie dem Kibbuz der Ghettokämpfer (Kibbuz Lochamei
HaGhetta’ot) und Kibbuz Yad Mordechai (benannt nach dem Anführer des
Aufstands im Warschauer Ghetto, Mordechai Anilevich), finden
Gedenkveranstaltungen statt, desgleichen in Schulen,
Armeestützpunkten und Behörden. Die Fernseh- und Radioprogramme
übertragen während des ganzen Tages Sendungen über den Holocaust. In
den vergangenen Jahren haben auch andere Staaten und jüdische
Gemeinden in der Welt den Yom Hashoa am 27. Nissan als
Holocaust-Gedenktag übernommen. So fand am vergangenen Dienstag, dem
3. Mai 2005, in Berlin eine Gedenkstunde der Jüdischen Gemeinde
statt. Im Anschluss wurden die Namen der 55.696 ermordeten Berliner
Juden vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße verlesen. Die Lesung
dauert bis heute, Mittwoch, 4. Mai, um 22 Uhr. (http://www.yadvashem.org/,
Ma’ariv)
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(2) „Der Schmerz
der Befreiung und die Rückkehr ins Leben“
Der israelische Holocaust-Gedenktag steht in diesem Jahr
(5765/2005) im Zeichen des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 60
Jahren: „Der Schmerz der Befreiung und die Rückkehr ins Leben“. In
Israel beginnt der Gedenktag heute um 18 Uhr mit der
Live-Übertragung der Gedenkveranstaltung aus dem jüdischen Viertel
von Krakau, Polen. Mit der Veranstaltung wird an die Todesmärsche
der KZ-Häftlinge gedacht. Am Donnerstag (5.5.) folgen
Live-Übertragungen der Veranstaltung in Auschwitz-Birkenau um 10.02
Uhr mit Interviews mit Überlebenden und Jugendlichen (Moderation:
Dan Margalit). An den zentralen Veranstaltungen in
Auschwitz-Birkenau am Donnerstagmittag nehmen 18.000 Jugendliche aus
Israel, USA, Kanada, Frankreich, Deutschland u.a. sowie der
israelische Ministerpräsident Ariel Sharon, die israelische
Bildungsministerin Limor Livnat, der Präsident Polens und
Staatoberhäupter aus Europa sowie Bildungsminister aus der EU teil.
Um 16 Uhr wird der Marsch der Lebenden live im Fernsehen übertragen.
Der Marsch wird der größte sein, der je stattgefunden hat.
Bela Braver, eine Zeitzeugin, die nach Auschwitz deportiert wurde
und durch die Rote Armee aus Lichterwerden befreit wurde,
berichtet:
„Der Lageraufseher kam, um die Tür zu öffnen, und sagte: ‚Ihr
seid frei und könnt gehen’ [...] Keiner rührte sich, keiner ging
raus. Wir lachten nicht, wir waren nicht froh, wir standen apathisch
da – und dann kamen die Russen. Ein General kam herein, er war
jüdisch. Er sagte uns, er freue sich, noch Lebende in dem Lager zu
finden. Er begann zu heulen; aber wir heulten nicht. Er weinte, aber
wir weinten nicht.“
Im Januar 1945 zählte die UN-Organisation zur Verwaltung der
Flüchtlingsfrage (UNRRA, 1943 gegründet) etwa 250.000 jüdische
„displaced persons“ (DP) in Europa, darunter 50.000 Überlebende der
Konzentrationslager. Die jüdischen Überlebenden bezeichneten sich
selbst als den „Rest der Geretteten“ („She’etrit Hapleita“) und
formulierten damit einen historischen Zusammenhang, der ihr
Überleben als Neubeginn in eine jüdisch-nationale Perspektive
stellte. Nach dem Kriegsende wurde Bergen-Belsen das größte DP Camp
in Europa. 1946 lebten dort 10.000 Personen. Es entstanden
Fachschulen, Lesesäle, Krankenstuben, Zahnarztpraxen. Eine
Sportabteilung veranstaltete sogar Boxmeisterschaften und
Fußballturniere. Zionismus war vor dem Holocaust für den „Rest der
Geretteten“ ein ganz und gar theoretisches Konzept. Nun wurde er zu
einem konkreten Bestandteil in ihrem Leben. Von fast 300.000 Juden
in den DP Lagern in Mitteleuropa kamen etwa zwei Drittel nach Eretz
Israel, ein Drittel wanderte in die USA, Lateinamerika oder andere
Staaten aus. (http://www.yadvashem.org/)
In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist aus diesem Anlass
eine Fotoausstellung „Return to Life“ zu sehen.
Hier können Sie sich die Fotos anschauen.
(Bild: Yad Vashem) Überlebende im DP Camp bei
der Abreise nach Israel (Bergen-Belsen, Deutschland)
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Gastspielreise des Cameri Theaters (Tel Aviv) in
Deutschland
Morgen beginnt die Gastspielreise des Cameri Theaters in
Deutschland. Das Cameri Theater aus Tel Aviv gilt als eine der
bedeutendsten Bühnen Israels. In Heidelberg, Wiesbaden, Hamburg und
Stuttgart wird in den kommenden Tagen das Stück „Augenzeuge“ von
Joshua Sobol gezeigt.
Joshua Sobol, einer der bedeutendsten israelischen
Gegenwartsautoren, beschäftigt sich in seinem neuen Stück mit einer
wahren Geschichte, dem Kampf des österreichischen Bauern Franz
Jägerstätter gegen das NS-Regime. Während seiner Zeit bei der
Wehrmacht erlebt Jägerstätter, wie die Nazis geistig behinderte
Kinder hinrichten lassen. Daraufhin weigert er sich, weiterhin die
Uniform der Wehrmacht zu tragen. Er wird inhaftiert und vor ein
Militärgericht gestellt. Jägerstätter lässt sich von der drohenden
Todesstrafe nicht abschrecken, und sagt als Zeuge gegen den NS-Staat
aus. Sein Gewissen ist stärker als sein Wille zu leben. Er wird 1943
in Berlin hingerichtet. Regie führte der Wiener Schauspieler und
Regisseur Paulus Manker, der schon mehrfach erfolgreich mit Sobol
zusammenarbeitete.
Termine:
Donnerstag, 5. Mai 2005, Heidelberg 18.00 Uhr und
21.00 Uhr Werkraumtheater, Zwingerstr. 3-5 Tel.:
06221 / 5820000
Freitag, 6. Mai 2005, Wiesbaden 19.30
Uhr Maifestspiele, Wartburg, Schwalbacher Str.
51 Tel.: 0611 / 132325
Sonntag, 8. Mai 2005, Hamburg 19.00
Uhr Thalia in der Gaußstraße 190 Tel.: 040 /
32814444
Montag, 9. Mai 2005, Stuttgart 20.00 Uhr
Theater im Depot, Landhausstr. 199 Tel.: 0711 /
2020920
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