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(1) Minister Nathan Sharansky tritt
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Minister Nathan Sharansky hat Ministerpräsident Ariel Sharon am
Morgen sein Rücktrittsschreiben eingereicht. Als Grund für den
Rücktritt nannte der Minister für Diaspora-Angelegenheiten und
Jerusalem seine Ablehnung des Abkopplungsplans. Sharansky („Likud“)
ist der erste Minister, der aus eigener Initiative vor diesem
Hintergrund sein Amt niederlegt. In seinem Rücktrittsschreiben
betonte er die Notwendigkeit von Reformen in der Palästinensischen
Autonomiebehörde als Bedingung für die Durchführung des Plans. Dies
teilt der Armeesender „Galei Zahal“ mit.
Sharansky legte ein langes Rücktrittsschreiben vor, in dem er
erklärte, dass er den Plan in all seinen Stufen ablehne. In dem
Schreiben konzentrierte er sich auf das Thema der Demokratisierung
in der Palästinensischen Autonomiebehörde und schrieb, dass dies die
Bedingung für die Durchführung der Abkopplung sei. „Wird die
Abkopplung der Meinungsfreiheit in der palästinensischen
Gesellschaft dienen? Den Menschenrechten oder der freien Wirtschaft?
Dem Aufbau von Rechtssystemen? Die Antwort lautet natürlich Nein“,
so Sharansky in seinem Rücktrittsschreiben. Außerdem schrieb er:
„Wir gehen einer Spaltung im Volk entgegen, und zu meinem Bedauern
sehe ich keine Anstrengungen seitens der Regierung, diese zu
verhindern.“
Das Büro des Ministerpräsidenten teilte mit, dass Sharon sein
tiefstes Bedauern über den Rücktritt äußerte. Sharon und Sharansky
haben ein gutes persönliches Verhältnis. Der Knessetabgeordnete Efi
Eitam (national-religiöse „Mafdal“) teilte mit, dass der Rücktritt
Sharanskys einen großen Sieg für das Lager der Abkopplungsgegner
darstelle, und dies anderen Likud-Ministern den Weg weisen
müsse.
Sharansky schließt sich einer Reihe von Ministern an, die die
Regierung auf die eine oder andere Weise vor dem Hintergrund der
Meinungsverschiedenheiten um den Abkopplungsplan verlassen haben.
Zuvor waren Efi Eitam, Uzi Landau, Avigdor Liberman und Benny Alon
zurückgetreten. In letzter Zeit gab es Gerüchte, dass Sharansky
Kandidat für das Amt des Vorsitzenden der Jewish Agency sei. Manch
einer sieht einen Zusammenhang in seinem Rücktritt und seiner
Kandidatur für dieses Amt. (Walla, 2.5.05)
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(2) Soldat bei
Antiterroreinsatz getötet
Bei einem Einsatz der Fallschirmjäger in Kfar Zaida im Gebiet von
Tulkarem ist am frühen Morgen ein Soldat der israelischen Armee
(„Zahal“) getötet worden. Der Soldat wurde bei einem Feuerwechsel
mit palästinensischen Terroristen schwer verletzt und wurde noch vor
Ort ärztlich versorgt. Im Hubschrauber wurde er dann in das
Krankenhaus Tel Hashomer geflogen. Trotz der Bemühungen der Ärzte
erlag er seinen Verletzungen. Die Familie wurde benachrichtigt.
Aus einer ersten Untersuchung von Zahal geht hervor, dass die
Armeeeinheit, die zu Festnahmen nach Kfar Zaida gekommen war, das
Haus eines gesuchten Palästinensers erreicht hat. Von dort haben die
Soldaten einige Häuser weit entfernt drei Terroristen entdeckt.
Die Soldaten bewegten sich auf die Gruppe von Terroristen zu.
Diese bemerkte jedoch die Soldaten und eröffnete das Feuer, bei
welchem der Soldat verletzt wurde. Die Soldaten schossen zurück und
töteten einen der Terroristen, ein Mitglied des Islamischen Jihad.
Der Terrorist, der getötet wurde, war an der Vorbereitung des
Anschlags auf den Tel Aviver Stage-Club beteiligt und bereitete
einen Anschlag in Israel vor. Noch nicht geklärt ist, ob durch die
Schüsse auch ein weiterer Terrorist getötet wurde. Zur Zeit wird das
Gelände nach der Leiche abgesucht. Ein dritter Terrorist wurde
verletzt und konnte fliehen.
Bei dem Getöteten handelt es sich um Shafiq Abdal Ranam, ein
führendes Mitglied der Organisation „Islamischer Jihad“ in den
Dörfern um Tulkarem. Nach Angaben der Sicherheitsstellen ist der
Gesuchte den Sicherheitskräften seit längerer Zeit immer wieder
entkommen. Erst letzte Woche konnte Abdal Ranam aus dem
palästinensischen Gefängnis fliehen.
Die Palästinenser teilten mit, dass die Soldaten gegen Morgen
nach Kfar Zaida gekommen waren und eine Ausgangssperre verhängten.
Die Armee bezeichnete das Dorf Zaida als „eins der verfluchten
Dörfer in der Westbank“.
Das Dorf hatte sich in den letzten Jahren zur Residenz der
führenden Terroristen, die auf der israelischen Fahndungsliste
stehen, entwickelt. Die Armee verhaftete dort Terroristen, die für
zahlreiche schwere Anschläge in Israel verantwortlich waren,
darunter die tödlichen Anschläge in der Siedlung Harmash mit drei
Toten, im Kibbuz Mezer, bei dem Revital Ohayon und ihre beiden
Kinder getötet wurden und die Vorbereitung des Anschlags auf den
Stage Club in Tel Aviv.
Die zwei Palästinenser, Shafiq Abdal Ranam und Ahmad Zaki, die an
dem Anschlag auf den Stage-Club beteiligt waren, sind Mitglieder des
Islamischen Jihad und waren am Freitag, dem 22.4. aus dem
palästinensischen Gefängnis von Tulkarem geflohen. Beide wurden nach
dem Anschlag in Tel Aviv von den palästinensischen
Sicherheitskräften festgenommen.
In der Autonomiebehörde betonte man nach der Festnahme mit Stolz
den Erfolg in der Spurenaufnahme sowie die Verhaftung der
Terroristen. Sie betonten auch die Koordinierung mit Israel bei der
Übergabe weiterer Verdächtiger.
Die Flucht der beiden hat die palästinensischen
Sicherheitsapparate sehr in Verlegenheit gebracht, da nach
Auffassung Israels die Angelegenheit eine Politik der „Drehtür“
aufzeigt, die in der Autonomiebehörde herrscht. Eine
palästinensische Sicherheitsquelle berichtete am 22.4. ynet, dass
aufgrund der Flucht der beiden einige führende palästinensische
Vertreter in der Region zur Rechenschaft gezogen würden: „Die
Regierung Abu Mazens, das danach strebt, einen Weg und neues
Verhältnis zur Sicherheit aufzubauen, kann mit einem solchen Vorfall
nicht leben, und schon bald werden die dafür Verantwortlichen
Erklärungen abgeben müssen, und einige von ihnen werden sogar
zurücktreten müssen.“ (Ma’ariv NRG, 2.5.05 und ynet,
22.4.05)
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(3) Angriffe aus
dem Gazastreifen häufen sich
Trotz der Waffenruhe häufen sich seit den vergangenen Wochen die
terroristischen Aktivitäten im Gazastreifen. Die palästinensischen
Anschläge richten sich wieder vermehrt auf zivile israelische Ziele
innerhalb und außerhalb des Gazastreifens. In den vergangenen drei
Wochen feuerten palästinensische Terroristen drei Qassam-Raketen,
sechs Mörsergranaten und Panzerabwehrraketen auf israelische Ziele.
Zehn Sprengsätze wurden in über 30 verschiedenen Fällen von
Einsatzkräften entdeckt und unter Kontrolle detoniert. Bei den
Angriffen wurden ein israelischer Zivilist leicht und ein
Mitarbeiter der Armee sowie ein Soldat von „Zahal“ schwer verletzt.
Ein weiterer Soldat erlitt leichte Verletzungen. Acht Versuche von
Terroristen, nach Israel einzudringen, wurden vereitelt. Dabei
wurden 25 Palästinenser zur Vernehmung abgeführt.
Im Westjordanland wurden am vergangenen Mittwoch (27.4.) zwei
palästinensische Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren verhaftet. Die
beiden Jungen haben versucht, Sprengstoff nach Israel zu bringen. An
der Straßensperre Jalama bei Jenin wurden sie abgefangen. Sie hatten
zwei selbstgebaute Waffen und zwei Taschen mit Sprengstoff bei sich.
Den Soldaten an der Sperre kamen die Jungen verdächtig vor,
nachdem sie in den Tagen zuvor sehr häufig den Kontrollpunkt
passiert hatten. Am Mittwoch hielten sie die Jungen an, um sie zu
überprüfen und fanden bei einem von ihnen die selbstgebauten Waffen.
Die Spürhunde der zum Einsatzort gerufenen Sprengstoff-Entschärfer
des israelischen Grenzschutzes spürten den Sprengstoff in den
Taschen auf.
Bei ihrer Vernehmung berichteten die Jungen, dass man von ihnen
verlangt habe, die Pakete nach Israel zu bringen und dann nach Jenin
in den Palästinensischen Autonomiegebieten zurückzukehren, um eine
weitere Sendung abzuholen. (Zahal, Ha’aretz, 27.4.05)
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(5) Türkischer
Ministerpräsident Erdogan in Israel
Ministerpräsident Ariel Sharon hat am Sonntag (1.5.05) den
türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu seinem ersten
Besuch in Israel begrüßt. Der Besuch werde zur Vertiefung der
bilateralen Beziehungen zwischen beiden Staaten beitragen, sagte
Sharon.
Sharon gratulierte Ministerpräsident Erdogan und dem gesamten
türkischen Volk für die begonnen Gespräche über einen Beitritt der
Türkei zur Europäischen Union (EU). Israel misst der EU-Erweiterung
unter Einschluss der Türkei als ein Faktor bei der Stärkung der
regionalen Stabilität großen Stellenwert bei.
Beide Regierungschefs äußerten sich zufrieden über die
Steigerungen im bilateralen Handel, der sich zur Zeit auf 2 Mrd.
Dollar beläuft.
Bezüglich des palästinensisch-israelischen Konflikts sicherte
Ministerpräsident Erdogan seine Unterstützung für den
Abkopplungsplan Ariel Sharons zu. Es sei zu hoffen, dass er in
Koordination mit den Palästinensern umgesetzt werde, sagte er.
Weiter dankte er Ministerpräsident Sharon für die Bemühungen der
israelischen Regierung zur Verhinderung von Ausschreitungen auf dem
Tempelberg.
Erdogan lud Sharon zu einem Gegenbesuch in die Türkei ein. Die
türkische Regierung sehe im Antisemitismus ein Verbrechen gegen die
Menschheit, sagte Erdogan im Rahmen eines Besuches im Yad Vashem
Museum in Jerusalem.
Ministerpräsident Sharon erinnerte daran, dass die Absprachen,
die er bei dem Gipfeltreffen in Sharm El-Sheikh mit
Palästinenserchef Mahmud Abbas getroffen hat, von palästinensischer
Seite noch nicht in die Tat umgesetzt wurden. Es sei schwer für
Israel, weitere Städte in die palästinensische Sicherheitskrontrolle
zu übergeben, solange die palästinensische Führung keine
weitrechenden Maßnahmen gegen den dortigen Terrorismus ergreife.
Jede unterlassene Konfrontation gegenüber den Terrororganisationen
seitens der Palästinenser führe in die entgegengesetzte Richtung des
internationalen Friedensplans (Road map), warnte Sharon. Der
türkische Ministerpräsident trifft am Montag Palästinenserchef
Mahmud Abbas in Ramallah.
Sharon bemerkte ebenfalls, dass der türkische Ministerpräsident
ein begeisterter Fußballfan sei und dass die israelischen
Fußballspieler Haim Ravivo und Pini Balili in der Türkei spielen.
Ministerpräsident Erdogan sagte, er würde sich sehr freuen,
türkische Spieler nach Israel zu senden. Sharon rief auch zu einer
stärkeren israelisch-türkischen Zusammenarbeit auf dem
High-Tech-Gebiet und anderen Bereichen auf. Sharon bemerkte auch,
dass die Türkei ein beliebtes Reiseziel für israelische Touristen
sei, und die Tatsache, dass 300.000 Israelis pro Jahr das
muslimische Land besuchen, sei darüber hinaus ein erfreulicher
Beweis hierfür. (Jerusalem, 1.5.05)
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(6) „Ich spüre
fehlende Empathie“, Botschafter Stein im Cicero
„Es ist bedauerlich, dass viele Deutsche nicht die Zäsur
nachvollziehen können, die sich aus dem gescheiterten Versuch von
Camp David (im Jahr 2000) ergab, den historischen Konflikt zwischen
uns und den Palästinensern zu beenden. Als Folge dieses Scheiterns
entschloss sich die Mehrheit der israelischen Öffentlichkeit, dass
aufgrund des mörderischen Terrors, der von der israelischen
Gesellschaft in den vergangenen vier Jahren einen hohen Preis
gefordert hat, eine Trennung der beiden Völker notwendig ist.
Die kritische Solidarität und die fehlende Empathie, die ich
spüre, rühren offenbar daher, dass die deutsche Öffentlichkeit
glücklicherweise bis heute keine Terroranschläge am eigenen Leib
spüren musste und es ihr dadurch schwer fällt, sich in unsere Lage
hineinzuversetzen und unsere Reaktionen nachzuempfinden. Dennoch
möchte ich mit meiner Enttäuschung über die veröffentlichte Meinung
über unsere Situation nicht hinterm Berg halten.
Ermutigung und das Gefühl, nicht auf uns allein gestellt zu sein,
ziehen die Botschaftsangehörigen und ich andererseits aus der
Tätigkeit der Städtepartnerschaften, der deutsch-israelischen
Gesellschaften, der christlich-jüdischen Gesellschaften und der
„einfachen“ Deutschen, die sich auch von der „Schlechtwetterlage“
nicht abschrecken lassen, uns zur Seite zu stehen. Ihnen danke ich
sehr.“
Ganzer Text: „Ich spüre fehlende Empathie“,
Botschafter Shimon Stein in Cicero, Magazin für politische Kultur,
28.4.05
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