(1) Siedlungsräumung: „Es gibt
keinen Weg mehr zurück“
Gestern
um 15:45 Uhr ist das Los gefallen. Die israelische Regierung hat
entschieden, die 38-jährige Besetzung des Gazastreifens und der
nördlichen Westbank zu beenden. Die Entscheidung wurde mit großer
Mehrheit beschlossen: 17 Minister stimmten der Räumung von 26
Siedlungen zu. Nur fünf Minister stimmten dagegen. Bereits am
Sonntagabend unterschrieben Ministerpräsident und
Verteidigungsminister den Räumungsbefehl, über dem das entscheidende
Datum „drohnt“: 13. Tamuz – 20. Juli 2005.
„Ein
schwerer, lebensnotwendiger Prozess“
Die
historische Kabinettssitzung dauerte fünfeinhalb Stunden. „Das ist
kein leichter Tag, das ist kein freudiger Tag“, so Sharon zu den
Ministern. „Die Räumung ist ein schwerer, ein sogar sehr schwerer
Prozess. Schwer für die Bewohner, schwer für die Bürger Israels,
schwer für mich, und ich bin mir sicher, dass er für die
Regierungsmitglieder genauso schwer ist. Aber es ist ein
lebensnotwendiger Prozess für die Zukunft des Staates Israel. Jeder
muss für das stimmen, was sein Gewissen ihm aufträgt.“ Die Mehrheit
der Minister stimmte dem Plan Sharons zu. Lediglich die Minister
Netanyahu, Naveh, Katz, Sharansky und Hanegbi stimmten
dagegen.
In
den kommenden Tagen werden alle Siedler persönliche Briefe erhalten:
ca. 8.300 im Gazastreifen und 600 in der nördlichen Westbank.
Entsprechend des Gesetzes darf sich ab dem 20. Juli kein
israelischer Bürger mehr in den geräumten Gebieten aufhalten. Die
Truppen werden die Räumung am 25. Juli, nach dem Fastentag am 17.
Tamuz, beginnen.
Die
Siedlungen, die geräumt werden sollen, werden in vier Gruppen
eingeteilt
Die
Siedlungen, die geräumt werden sollen, werden in vier Gruppen
eingeteilt. Offiziell soll die Regierung nochmals vor der Räumung
einer jeden Siedlung abstimmen. Vor jeder der vier Abstimmungen
werden die Minister die politischen und sicherheitsrelevanten
Umstände in den Siedlungen überprüfen, und werden entscheiden, ob
diese die Räumung beeinträchtigen könnten.
Verteidigungsminister
Mofaz: Siedlungsräumung wird 7 Wochen
dauern
Verteidigungsminister
Shaul Mofaz überraschte die Minister mit der Ankündigung, dass die
Räumung nicht zwölf Wochen dauern wird, wie zunächst angenommen,
sondern nur sieben Wochen. Im Juli, einige Tage vor dem
Abkopplungstermin, wird der Verteidigungsminister der Regierung den
Ablauf der Räumung erläutern.
Außenminister
Shalom: „Ich habe die ganze Nacht nicht
geschlafen“
„Ich
unterstütze die Abkopplung schweren Herzens. Ich habe die ganze
Nacht nicht geschlafen“, gab Außenminister Silvan Shalom zu. „Ich
hätte nie geglaubt, dass der Tag kommen würde, an dem ich einer
solchen Entscheidung zustimme. Nach schwerem Ringen habe ich mich
entschlossen, dafür zu stimmen, denn es bietet sich eine
Gelegenheit, die genutzt werden muss, selbst wenn die Chancen gering
sind.“
Unterzeichnung
der Abkopplungsbefehle
Entsprechend
des Durchführungsgesetzes „Räumung – Entschädigung“ wurden am
Sonntag die Abkopplungsbefehle unterzeichnet. Dort heißt
es:
„Kraft
unserer Befugnis gemäss Paragraph 22 des Gesetzes zur Durchführung
des Abkopplungsplans, 5765 – 2005, und entsprechend der
Regierungsentscheidung Nr. 3281 vom 11. Adar 5765 (20. Februar 2005)
verkünden wir hiermit:
das
geräumte Gebiet ist eine Region im Norden der Westbank, wie in der
Karte des Anhangs aufgezeigt (in dem zweiten Befehl steht
geschrieben: das geräumte Gebiet ist die Region des Gazastreifens).
Der Tag der Räumung des besagten Gebiets ist nach Paragraph 1 der
13. Tamuz 5765 (20. Juli 2005).“
Neuer
Verlauf des Terror-Abwehr-Zauns
verabschiedet
Neben
der Siedlungsräumung hat die Regierung am Sonntag auch den neuen
Verlauf des Trennungszauns beschlossen. Mit einer Mehrheit von 20
Ministern wurde verabschiedet, dass der Zaun in Tirat Zwi beginnen
und bis zum Süden von Har Hevron reichen soll. Dort wird er entlang
der „Grünen Linie“ verlaufen. Unter anderem wird der Zaun Alfei
Menashe, Alkana, Givat Zeev und die meisten der Siedlungen von Gush
Etzion mit einschließen. Maale Adumim soll innerhalb des Zaunes
liegen, doch die Entscheidung unterliegt noch der gerichtlichen
Prüfung.
Ursprünglich
war ein Zaunverlauf geplant, der der Landstraße 443 aus dem Norden
Schutz bieten sollte, doch die Strasse befindet sich nun aufgrund
von Petitionen, die beim Obersten Gerichtshof eingereicht worden
waren, entsprechend des neuen Verlaufs außerhalb des Gebiets.
(Yediot Aharonot)
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