Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin

   Freitag, 17. Dezember 2004
  
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(1) Interview mit Botschafter Shimon Stein in der Stuttgarter Zeitung (17.12.)
(2) Ministerpräsident Sharon: „2005 ist ein Jahr der großen Gelegenheit"
(3) Fünf Palästinenser durch Tunneleinsturz im Gazastreifen getötet
(4) Ehemalige Umweltministerin Yehudit Naot im Alter von 60 Jahren gestorben
(5) Deutsch-Israelischer Workshop für Schüler und Lehrer in Nes Ammim
(6) Israelische Kinder bei ZDF-Benefiz-Gala „Ein Herz für Kinder“ (18.12.)
(7) Junge Helden
(8) Das Wetter in Israel
(9) Wechselkurse
(1) Interview mit Botschafter Shimon Stein in der Stuttgarter Zeitung (17.12.)

In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung äußerte Botschafter Shimon Stein am Freitag (17.12.) Verständnis für die deutsche Patriotismus-Debatte: „Die Europäer haben geglaubt, dass mit der Erweiterung der EU auf 25 Staaten ihre postnationale Epoche beginnt – das war ein Irrtum. Sie sind noch immer in der nationalen Phase, sie wollen ihre nationale Identität bewahren, während sie von europäischer Identität nur sehr vage Vorstellungen haben“, sagte der Botschafter in dem Gespräch mit Claudia Lepping:

 

Herr Stein, Deutschland steckt in der Krise und findet am Patriotismus gefallen. Wie wirkt das auf Sie?

 

Die Debatte ist sehr interessant. Sie findet in einem politischen Kontext statt, der sich eben nicht nur um Patriotismus dreht, sondern um jene Krise, in der sich die deutsche Gesellschaft  befindet. Ich verstehe, dass sich die Deutschen Gedanken über eine Leitkultur machen, wenn Ausländer integriert werden sollen. Auch Patriotismus kann man nicht isoliert von anderen Themen sehen. Die Debatte ist eine interne deutsche Angelegenheit. Ich mache mir mehr Gedanken über die israelische Identität.

 

Reden wir über Identität in Europa. Viele fürchten, die Türkei würde die europäische Identität verändern.

 

Die unterschiedlichen Positionen in Deutschland und in Europa sind nur ein Hinweis auf die vielschichtigen Probleme, die die EU-Partner erkennen. Die Position Israels lautet: Wir haben ein Interesse an der Mitgliedschaft der Türkei in die EU; das ist für uns von strategischer Bedeutung. Wie lang es dauert, und welchen Status Ankara letztlich haben wird, soll aber der Club, soll die EU, selbst entscheiden.

 

Erwarten Sie, dass islamistische Terroristen durch den EU-Beitritt der islamisch geprägten Türkei geschwächt werden oder sich provoziert fühlen?

 

Es besteht so oder so eine Gefahr der Radikalisierung der islamistischen Terroristen – ob die Türkei beitritt oder nicht. In Europa leben etwa 30 Millionen Moslems; nicht alle sind integratrionsunwillig, aber viele wollen Europa eben in ihrem Sinne verändern. Das ist eine große Herausforderung. Ich hoffe, dass die Europäer radikale Islamisten klar ausgrenzen, zumal diese Radikalen ja auch antisemitische Weltanschauungen haben.

 

Irritiert es Sie, dass Deutschland über Identität diskutiert wird, zugleich aber in deutschen Behörden Kopftücher verboten und Kruzifixe abgehängt werden?

 

Dass Deutschland und Frankreich das Kopftuch verboten haben zeigt, dass die europäischen Gesellschaften offenbar eine Gefahr für das säkulare Europa sehen. Das Kopftuch ist eine politische Demonstration – im Gegensatz zur religiösen Kippa der Juden oder dem christlichen Kruzifix. Ich glaube, dass die Debatte über Symbole, Integration und alle Facetten des Multikulti in den Kinderschuhen steckt. Vieles wurde seit Jahrzehnten ignoriert oder verdrängt, weil es damals nicht akut schien, es aber heute umso mehr ist. Es wird spannend, wie sich Europa mit der moslemischen Herausforderung zurecht finden wird. Für mich zeigt sich vor allem eins: Die Europäer haben geglaubt, dass mit der Erweiterung der EU auf 25 Staaten ihre postnationale Epoche beginnt – das war ein Irrtum. Sie sind noch immer in der nationalen Phase, sie wollen ihre nationale Identität bewahren, während sie von europäischer Identität nur sehr vage Vorstellungen haben.

 

Neben der EU ist die Nato ein Identitäts- und Sicherheitsfaktor. Durch Zyperns Beitritt rückt Europa sehr nahe an Israel heran – was halten Sie von Plänen, Israel in die Nato aufzunehmen?

 

Die Idee, Israel auch institutionell enger an den Westen zu binden, ist gut. Wir möchten die Kontakte zur Nato intensivieren – das soll auch im Interesse der Nato sein, die im Kampf gegen Terrorismus und Massenvernichtungswaffen Verantwortung übernommen hat. Israel ist hier auf gutem Weg, doch in naher Zukunft wird es keinen Nato-Beitritt geben. Aber wenn die Bedingungen im Nahen Osten passen, kann es zügig gehen.

 

Deutschland bemüht sich um einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat. Die USA sind zögernd – Ihre Position?

 

Deutschland ist drittgrößter Beitragszahler der Uno und strebt deshalb einen ständigen Sitz an. Für uns sind die Reformen in der Uno wichtig. Israel wird permanent benachteiligt, es hat nie einen Sitz oder irgendeinen Vorsitz im Rat gehabt, obwohl wir auf Platz 27 der Beitragszahler liegen. Bei allen Reformen: Das Vetorecht der USA darf nicht geschwächt werden. Die Amerikaner sind für uns der einzige wirklich wichtige Verbündete. (Stuttgarter Zeitung, 17.12.04)

(2) Ministerpräsident Sharon: „2005 ist ein Jahr der großen Gelegenheit"

Israels Ministerpräsident Ariel Sharon hat das Jahr 2005 als ein „Jahr der großen Gelegenheit" bezeichnet. Er betonte die Notwendigkeit einer Zwei-Staaten-Lösung und rief die Palästinenser und die arabischen Nachbarstaaten dazu auf, die historische Chance nicht zu verpassen. „Israel wird die verschiedenen Elemente unseres Abkopplungsplanes mit der zukünftigen palästinensischen Regierung koordinieren - einer Regierung, die willens und fähig ist, Verantwortung für das Gebiet zu übernehmen, das wir verlassen", sagte Sharon am Donnerstagabend bei der jährlichen Herzliya-Konferenz. „Wer weiß, wann wir wieder eine solche Chance in der Zukunft bekommen?"

 

Durch den Rückzug hätten die Palästinenser keine Entschuldigung für den Terror, es gebe keinen Anlass zur Kritik an Israel für die Maßnahmen gegen den Terror, und Israels internationaler Standpunkt sei unermesslich gefestigt worden, so der Ministerpräsident. Nun sei zu hoffen, dass die Palästinenser freie und demokratische Wahlen durchführen. „Wir werden von unserer Seite aus alle notwendigen Maßnahmen einleiten, sie dabei zu unterstützen. Wir werden Bewegungsfreiheit gewähren und die Armee wird sich zurückziehen, um saubere Wahlen zu ermöglichen“, sagte Sharon weiter. „Wenn dies geschieht, werden wir eine echte Chance haben, ein Abkommen zu erzielen und vielleicht auch eine friedliche Zukunft.“ (Jerusalem)

(3) Fünf Palästinenser durch Tunneleinsturz im Gazastreifen getötet

Bei einem Tunneleinsturz im südlichen Gazastreifen sind am Freitagmorgen sechs Palästinenser unter den Trümmern begraben worden. Die israelische Armee genehmigte palästinensischen Rettungskräften den Zutritt zu dem Gebiet in Al-Salam in Rafah. Nach palästinensischen Angaben wurden bisher fünf Tote geborgen. Bereits vor einem Monat war ein palästinensischer Tunnel in der Stadt eingestürzt. Israelische Soldaten hatten die Verschütteten gerettet und zum Verhör nach Israel gebracht. Die Tunnel dienen palästinensischen Extremisten zum Waffen- und Sprengstoffschmuggel zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.

 

Im Rahmen eines großangelegten Militäreinsatzes im südlichen Gazastreifen sind in der Nacht mehrere Panzer nach Khan Younis vorgerückt. Ziel des Einsatzes ist es, das Abfeuern von Mörsergranaten auf israelische Siedlungen in Gush Qatif zu beenden. Am Morgen erschossen israelische Soldaten in Khan Younis einen palästinensischen Terroristen, der in der Nähe der Soldaten einen Sprengsatz platziert hatte. Nach Angaben der Armee wurden bislang sechs Terroristen bei der Operation im Flüchtlingslager getötet.

 

Während des Einsatzes feuerten Palästinenser zwei Qassam-Raketen auf die israelische Stadt Sderot. Die Splitter einer der beiden Raketen trafen ein Auto, das auf der Landstraße 34 in der Nähe der südlichen Zufahrt in die Stadt fuhr. Die Fahrerin wurde nicht verletzt. Das Auto wurde beschädigt. Die andere Rakete landete auf offenem Feld in der Nähe der Kreuzung Nir-Am.

 

Sicherheitsstellen sagten, dass die Operation derzeit ohne zeitliche Begrenzung weitergeführt werde. Die Operation ist die erste dieser Art seit Monaten, doch ist nicht auszuschließen, dass sie schneller beendet wird als erwartet und sich nicht über mehrere Tage hinausziehen wird.

 

Militärstellen erklärten, dass es sich um einen komplexe Einsatz mit zahlreichen Reibungspunkten handle. Ziel ist, die zunehmenden Angriffe auf die Siedlungen in Gush Qatif zu beenden. Die Stellen verwiesen auf den Einsatz gegen die Angriffe mit Qassam-Raketen auf Sderot im Norden des Gazastreifens vor mehreren Wochen und sagten: „Man kann die Bedrohung mit einem einzigen Vorstoß auf palästinensisches Gebiet nicht gänzlich stoppen, aber wir wollen der anderen Seite wirklich auf deutliche Art und Weise zeigen, dass wir diesen pausenlosen Beschuss nicht dulden werden“.

 

Am Donnerstag schossen Palästinenser drei Mörsergranaten aus Tel Sultan in Rafah ab. Die Splitter schlugen in der Nähe des Armeepostens neben der Siedlung Atzmona ein. Sechs Soldaten der Panzereinheit wurden leicht verletzt.

 

In der vergangenen Woche beschossen Palästinenser Gush Qatif mit 52 Mörserraketen. Außerdem schossen sie vier Qassam-Rakten ab. Zusätzlich wurden Dutzende von Überfällen mit Schusswaffen registriert. Zum Teil landeten die Mörsergranaten auf palästinensischem Gebiet. Am vergangenen Freitag wurden zwei israelische Zivilisten schwer verletzt, als eine Salve von palästinensischen Mörsergranaten auf Newe Dekalim abgefeuert wurde. Am Dienstag wurde eine thailändische Arbeiterin getötet, als eine palästinensische Mörsergranate in der Nähe ihrer Wohnung neben den Gewächshäusern in Ganei Tal einschlug. (ynet)

 

Hintergrund: Die Waffenschmugglertunnel von Rafah, Gaza:

http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=52647&MissionID=88

(4) Ehemalige Umweltministerin Yehudit Naot im Alter von 60 Jahren gestorben
Die ehemalige Umweltministerin MdK Yehudit Naot ist am Donnerstagabend im Alter von 60 Jahren an einem Krebsleiden in Haifa gestorben. Vor drei Monaten hatte Naot ihren Rücktritt bekannt gegeben. Der Kehlkopfkrebs wurde vor anderthalb Jahren entdeckt. Nach der operativen Entfernung der Stimmbänder leitete sie das Ressort zunächst von zuhause aus. Naot hatte Ministerpräsident Ariel Sharon eigens um das Amt der Umweltministerin gebeten und dafür sogar auf das Ressort für Infrastruktur verzichtet. Naot setzte unter anderem eine Abwasserentsorgung für das Gebiet um Haifa sowie verschärfte Umweltauflagen für Firmen wie die Raffinerien in Haifa durch. Als Nachfolgerin im Amt des Umweltministers wurde MdK Arela Golan ernannt. Sie steht an 16. Listenplatz der Shinui-Partei. (Walla)

(5) Deutsch-Israelischer Workshop für Schüler und Lehrer in Nes Ammim
Die Association of Secondary School Teachers in Israel (ASSTI), Nes Ammim Deutschland e.V. und die Gemeinschaft evangelischer Erzieher e.V. (GEE) suchen Schulen, die sich im kommenden Jahr an dem gemeinsamen Workshop „Deutschland und Israel – eine einzigartige Beziehung“ mit israelischen und deutschen Lehrern und Schülern beteiligen möchten. Das Projekt findet vom 19. März bis 3. April 2005 in Israel statt. Aufgabe ist die Erstellung einer Ausstellung zum Zeitraum 1900 bis heute in vier Teilabschnitten. Weitere Informationen bei Nes Ammim e.V., Gerda E.H. Koch, Bergesweg 16, 40489 Düsseldorf, Tel. 0211-4059750, Fax. 0211-4059753, E-Mail: koch@nesammim.de

(6) Israelische Kinder bei ZDF-Benefiz-Gala „Ein Herz für Kinder“ (18.12.)
Unter der Moderation von Thomas Gottschalk findet am Samstag, dem 18. Dezember 2004, um 20.15 Uhr im ZDF die Benefiz-Gala der BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ statt. Keren Hayesod Deutschland ist es gelungen, zu dieser Gala auch israelische Kinder, die Opfer des Terrors geworden sind, einzuladen. Zu den ausgewählten Projekten, die durch den Erlös der Spendengala gefördert werden, gehören die israelische Terroropfer-Hilfsorganisation „Almagor“ („Ohne Angst“), die Schule „Hand in Hand“ des Zentrums für jüdisch-arabische Erziehung der Jerusalem Foundation und das Kinderheim „Beit Elazraki“.

(7) Junge Helden

Zwei Kinder aus Kiryat Gat, 8 und 11 Jahre alt, haben am Dienstagmittag im öffentlichen Park von Kiryat Gat gespielt. Die beiden entdeckten eine Gruppe von Jugendlichen, die sich in einer Ecke des Parks heimlich zu unterhalten schienen. Plötzlich lief einer der Jugendlichen los, riss einer alten Frau, die auf einer Bank saß, die Tasche aus der Hand und verschwand. Die beiden Jungen verfolgten den Dieb bis zu seinem Haus. Auf dem Weg konnten sie sehen, wo er die Tasche in einem Busch versteckte. Sie nahmen die Tasche und brachten sie der aufgeregten Frau zurück. Doch dann stellte sich heraus, dass es der Dieb trotz des Erfolgs der jungen Privatdetektive geschafft hatte, aus der Tasche 300 NIS zu stehlen.

 

Die Kinder riefen die Polizei und führten sie zu dem Gebäude, das der Dieb betreten hatte. Sie sagten dem Polizisten, dass sie den Jungen ohne weiteres identifizieren könnten, doch der war zu dem Zeitpunkt nicht mehr im Haus. Am Ende konnte die Polizei von Kiryat Gat den verdächtigen Jungen festnehmen, als er gerade losgezogen war, um sein Geld auszugeben. Angesichts der angesammelten Beweise gegen ihn, war er gezwungen seine Tat zuzugeben und erzählte, dass er das Geld für Kuchen und Süßigkeiten ausgegeben habe.

 

Die Polizei von Kiryat Gat teilte mit, dass sie den zwei Kindern für ihre mutige Tat eine Dankesurkunde überreichen möchte. Doch dann gab es ein Problem: Eins der Kinder bat die Polizei darum, seiner Mutter nicht von seiner guten Tat zu berichten. Denn eigentlich hätte es zu dieser Zeit zuhause sein sollen. Aber der Junge hatte sich nicht an die Anweisung der Mutter gehalten und war in den Park gegangen. Nun müssen die Polizisten versuchen, die Mutter des Jungen davon zu überzeugen, dass ihr Sohn eine Belohnung verdient hat. (Ma’ariv)

(8) Das Wetter in Israel

Ein kräftiger Ostwind bringt trockene und kalte Luft nach Israel. Am Samstag wird es nur etwas wärmer werden mit örtlichen Schauern. Auch am Montag bleibt es kalt.

 

Jerusalem: 3-7°C

Tel-Aviv: 7-14°C

Haifa: 8-13°C

Be’er Sheva: 7-13°C

Eilat: 7-17°C

(9) Wechselkurse

1 € - 5.7726 NIS (-0.359%)

1 £ - 8.4135 NIS (-0.303%)

1 $ - 4.34 NIS (+0.44%)

(Bank of Israel, 17.12.04)

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