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(2) Außenminister Silvan Shalom im Chat mit Arabern
Mehr als 100 arabische Internetsurfer aus der ganzen Welt haben erstmals an einer Chat-Runde der israelischen Website „ArabYnet“ mit Außenminister Silvan Shalom teilgenommen. Die Fragen kamen aus Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak, Saudi-Arabien, den Autonomiegebieten – und aus den USA, Frankreich und Kanada. Die arabische Nachrichtenseite gehört zur israelischen Tageszeitung Yediot Aharonot. Es folgen einige Fragen und Antworten des Ministers in Übersetzung:
Ali Al-Badri aus Ägypten: Sehr geehrter Herr Außenminister, sind Sie der Meinung, dass das ägyptische Volk und die ägyptische Opposition die Regierung Ägyptens in ihrer überraschenden Annäherung an Israel unterstützen, besonders angesichts der Tatsache, dass das ägyptische Volk mit der Freilassung von Azzam Azzam für die Studenten im Gegenzug nicht zufrieden ist? Israel und die ägyptische Regierung hatten eine finanzielle Entschädigung für die (Familien der) drei Soldaten erwartet, die an der ägyptischen Grenze getötet wurden. Danke.
Außenminister Shalom: Azzam Azzam saß im Gefängnis, obwohl er nichts Unrechtes getan hatte und unschuldig ist. Ich freue mich sehr, dass er freigelassen wurde. Dies ist der Höhepunkt der positiven Veränderung in den Beziehungen zwischen Ägypten und Israel. Es fällt mir schwer zu verstehen, wie es in Ägypten Menschen geben kann, die gegen eine Annäherung zwischen Ägypten und Israel sind. Was treibt sie an? Wollen sie noch einen Krieg? Bis Blut vergossen wird? Dass ganze Generationen von Jugendlichen ihre Zukunft verlieren? Anstatt hinzugehen und (den Prozess) zu stärken, machen sie Aktionen dagegen. Es erstaunt mich, dass ausgerechnet in Ägypten die Intellektuellen gegen den Frieden sind. Ausgerechnet jene, die vielleicht offener sind, sind es, die den Hass anfachen. Ich hoffe sehr, dass dies anders verlaufen wird und dass alle verstehen werden, dass wir alle miteinander leben müssen. Und in Bezug auf die Entschädigungen: Israel wird alles unternehmen, um die Familien, die Schaden genommen haben, zu entschädigen. Wir werden sie entschädigen. In dieser Angelegenheit verstehen wir uns.
Saud aus Saudi-Arabien: Gibt es geheime Kontakte zwischen Israel und den Golfstaaten (Kuwait, Saudi-Arabien, Oman, Qatar, Emirate)? Bitte nehmen Sie Stellung zu jedem einzelnen der Länder. Wann, denken Sie, wird es wirklich diplomatische Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten geben? Werden wir als Bürger dieser Staaten Israel betreten dürfen? Wenn ja, sind Sie der Überzeugung, dass wir gut behandelt werden?
Außenminister Shalom: Zunächst einmal, falls es geheime Kontakt gibt, so sollten die geheim bleiben. Wann es Frieden geben wird? Ich hoffe schon bald, denn mit den Golfstaaten haben wir keinen Streit, nicht um Territorien und nicht um die Wirtschaft und es ist an der Zeit, die Friedensbeziehungen der Golfstaaten mit Israel nicht mehr vom Fortschritt der israelisch-palästinensischen Beziehungen abhängig zu machen. Ägypten und Jordanien haben Friedensabkommen mit Israel. Wenn es Friedensabkommen mit den Staaten des Persischen Golfes gibt, dann werden die Bürger des Persischen Golfs Israel frei betreten dürfen. Ihr werdet warm und fair empfangen werden. Israel ist kein Ort, an dem es nicht schön wäre, zu sein. Es gibt hier viele Touristen und man braucht keine Angst zu haben. Die in der arabischen Welt seit Jahren übliche Dämonisierung Israels bringt einige Araber vielleicht zu der Auffassung, dass sie in Israel nicht willkommen sind. Wir würden uns freuen, wenn Sie als Touristen nach Israel kämen. Ihr seid mehr als willkommen. Wer nicht aus feindlichen Ländern kommt, kann einreisen. Wenn es sich nicht um Menschen handelt, von denen Gefahr für uns ausgeht,... dann haben wir kein Problem damit. Es wäre richtig und gut, die Kontakte über den Tourismus zu beginnen.
Hazam, Palästina: 1. Sind Sie der Überzeugung, dass Ariel Sharon daran interessiert ist, die Gründung eines palästinensischen Staates zu genehmigen? Wie sehen Sie die Palästinenser und gibt es einen Unterschied in Ihrem Verhalten gegenüber den Bewohnern des Gazastreifens und dem gegenüber den Bewohnern der Westbank? 2. Welche Meinung haben Sie über den Leiter der PLO, Mahmud Abbas (Abu Mazen)? 3. Sind Sie der Überzeugung, dass Sharon in der Lage ist, eine Regierung mit der Arbeitspartei aufzubauen?
Außenminister Shalom: Zunächst wird es kommende Woche wahrscheinlich eine Koalition mit der Arbeitspartei geben. In Bezug auf Mahmud Abbas (Abu Mazen) – es besteht kein Zweifel daran, dass seine Erklärungen positiver sind, als die Arafats. Wir hoffen, dass er auch zu der strategischen Entscheidung kommen wird, den Terror zu bekämpfen. In Bezug auf die Zukunft, der Ministerpräsident hat mehr als einmal gesagt, dass er der road map verpflichtet ist. Er sprach mehr als einmal über einen palästinensischen Staat. Wir machen keine Unterscheidung zwischen Bewohnern des Gazastreifens und der Westbank. Die Unterscheidung wird in der arabischen Welt gemacht, die den Teil der Palästinenser in Gaza als Ägypter betrachtet und den Teil der Palästinenser in der Westbank als Jordanier. Doch wir machen diese Unterscheidung nicht.
Samir Saad aus Jordanien: Ich möchte wissen, warum Sie ihre Position geändert haben. In der Vergangenheit haben Sie sich aufs Schärfste gegen ein Friedensabkommen mit den Palästinensern ausgesprochen und sogar eine Front gegen Sharon bezüglich der Abstimmung über den Abkopplungsplan errichtet, und dies, um nicht an ihrem eigenen Stuhl zu sägen. Was hat sich bei Ihnen geändert, dass sie zur Zeit in Bezug auf den toten Friedensprozess über positive Dinge sprechen, oder haben Sie sich selbst bereits ihren eigenen Platz gesichert, auch wenn der Likud eine Koalition mit der Arbeitspartei eingeht? Warum ändern sich die Meinungen der Politiker immer und warum vertreten Sie keine definierte Position? Nach außen hin sagen sie das Eine, doch unter sich sagen sie, dass Sie überhaupt nicht am Frieden interessiert sind?
Außenminister Shalom: Ich habe nie meine Position geändert. Ich habe in der Regierung für die road map gestimmt und für den Abkopplungsplan. Ich dachte, dass nachdem der Likud den Abkopplungsplan zurückgewiesen hatte, nicht genau dieser Plan zur Prüfung vorgelegt werden könnte. Darum wurden Änderungen vorgenommen. Die zentralsten unter ihnen sind: Aufschiebung der Abstimmung um neun Monate, Durchführung in vier Schritten, wobei jeder Schritt aufs neue überprüft wird. Ich habe für diesen Vorschlag gestimmt, auch in der Knesset, so dass ich nicht weiß, wovon Sie sprechen. Ich habe meine Position nicht geändert. Ich habe immer die gleiche Position vertreten, und ich bleibe dieser treu. Ich glaube, dass es nur Frieden geben kann, wenn die Verpflichtungen vollständig erfüllt werden. Ich glaube nicht an einen Frieden, der auf diese notwendigen Schritte verzichtet und die grundlegendsten sind: den Hass beenden, und die Feindschaft beenden.
Rashed Mahmad aus Nablus: Weiß der Herr Minister, dass ein palästinensischer Bürger vier Stunden braucht, um von Ramallah nach Nablus zu kommen, anstatt nur höchstens eine Stunde und das, wegen der Sperren, die Ihr Staat aufstellt? Meine Schwester arbeitet in Ramallah, und solange braucht sie, obwohl die Soldaten sich schon daran gewöhnt haben, sie kommen und gehen zu sehen. Ihre Soldaten und auch Ihr Staat verhalten sich gegenüber dem palästinensischen Volk, als ob es Kleinvieh ist. Ist das die Moral?
Außenminister Shalom: Ich bin da völlig anderer Meinung. Wenn es keinen Terror gäbe, wären keine Sperren notwendig. Sperren sind nicht dazu da, es den Menschen schwerer zu machen, sondern die israelischen Zivilisten zu schützen. Anstatt dass man sich bei den Terroristen über die Sperren beschwert, beschwert man sich bei uns. In dem Moment, als wir den Zaunbau begonnen haben, der den freien Zugang der Palästinenser in den Staat Israel verhindert, haben wir mehr als 90 Schranken abgebaut. Die Menschen wissen das nicht. Für jene, die heute einen Zaun auf ihrer Seite haben, existieren die Sperren nicht. Was kann man machen, dass es zwischen Nablus und Ramallah noch nicht so weit ist, und verhindert werden muss, dass man auf freiem Weg nach Jerusalem gelangen kann. Ich glaube, dass, so bald der Zaun fertiggestellt ist, es leichter sein wird, von einem Ort zum anderen zu gelangen. Aber man muss sich bei jenen beschweren, die uns zur Errichtung von Sperren zwingen und nicht bei uns, die wir keine Wahl haben.
Adam aus Rafah: Mit Ihrer Erlaubnis, was ist der einzige Grund für die Schließung des Übergangs von Rafah für Studenten, die nach Ägypten möchten? Die Studenten gehen dort nur studieren. Ist dieser Schritt dazu bestimmt, zur Unwissenheit (Analphabetentum) der Palästinenser oder deren Unterdrückung zu führen? Diese Politik führt zur Verbreitung des Hasses zwischen Israelis und Palästinensern.
Außenminister Shalom: Wenn wir das verhindern wollten, hätten wir das über die Jahre hinweg verhindert, in denen die Sperren offen waren. Doch wenn die Sperren missbraucht werden, um terroristische Kampfmittel für Terroraktionen einzuschmuggeln, um israelische Zivilisten und Soldaten zu verletzen, dann braucht man sich nicht bei uns zu beschweren. Wir haben nicht die Absicht, palästinensische Zivilisten daran zu hindern, in Ägypten zu studieren, im Gegenteil.
Shurash Al-Jafri aus dem Irak: Wir, die irakischen und kurdischen Intellektuellen bitten darum, dass ihr uns in eurem Namen eine offizielle Einladung zur Eröffnung des Dialogs zwischen den beiden Völkern schickt. Vielen Dank sehr geehrter Herr Minister.
Außenminister Shalom: Ich bin mehr als dafür, ich hoffe sehr, dass die Intellektuellen im Irak wirklich positiv eingestellt sind und einen Frieden erzielen möchten. Ich bete dafür, dass die Intellektuellen in Ägypten anders sind – ich hoffe, dass dies im Irak anders ist. Ich habe mehr als einmal gesagt: Wenn man wirklich mit einem Versuch beginnen wollte, Wahlen durchzuführen, dann würde ich als ersten arabischen Staat den Irak wählen. Der Irak ist ein eher gebildeter, weltlicher Staat und daher ist die Aussicht auf Erfolg dort größer. Außerdem hoffe ich, dass wir eines Tages Frieden haben werden. Es gibt überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten zwischen uns. (Ynet)
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