(1) Linke und Rechte demonstrieren vor der Knesset
Wer hätte das gedacht. Tausende Linke, in der Vergangenheit eingeschworene Gegner Ariel Sharons, trafen sich am Montagabend zu einer Großdemonstration für den Abkopplungsplan des Ministerpräsidenten vor der Knesset. Bei der Polizei schätzt man, dass mehr als 5.000 Menschen an der Demonstration unter dem Motto „Rückzug aus Gaza – Beginn der Gespräche“ teilnahmen. Vor Ort befanden sich Knessetmitglieder (MdK) der Linken und zahlreiche Intellektuelle. Die Demonstranten zeigten Schilder mit der Aufschrift: „Räumung von Siedlungen – das Leben wählen“, „die Mehrheit entscheidet – Rückzug aus Gaza und Beginn der Gespräche“ und „2. Stufe – Verhandlungen“. Die Demonstration fand unter schwersten Sicherheitsvorkehrungen der Polizei statt. Redner wurden von Schutzschildern aus kugelsicherem Glas geschützt.
Der Oppositionsvorsitzende, MdK Shimon Peres, sagte: „Sie haben sich hier, im Herzen Jerusalems, neben der Knesset Israels, mit einem Ziel versammelt – den Staat Israel zu retten, ihn vor Fehlern zu retten, die intern gemacht wurden. Wir werden die Selbstmordattentäter nicht gewinnen lassen.“
„Generation für Generation haben wir hier einen ehrvollen, jüdischen Staat aufgebaut. Wenn wir uns jetzt nicht aus der Westbank und dem Gazastreifen zurückziehen, werden wir kein jüdischer Staat mehr sein. Die Vision Herzls kann nicht zerstört werden. Wir wurden nicht dazu geboren, mit dem Schwert (in der Hand) zu leben. Wir wurden geboren, um den Frieden zu bringen, uns, unseren Nachbarn, den jungen Generationen Israels. Wir werden gewinnen, da wir Recht haben, und sie werden verlieren. Was wollen sie? Der Demographie nachgeben? Dass wir ratlos werden? In der Welt isoliert? Einsam im Land? Für welchen Wahnsinn?“
Peres bezog sich auf die Rede des Ministerpräsidenten, in der dieser an die Worte Menachem Begins vom „Messianismus der Siedler“ erinnerte: „Begin nannte sie Messiasse der Lüge, und auch Sharon nennt sie Messiasse der Lüge. Sie wollen keinen Volksentscheid, sie wollen eine Ausrede, um den Abkopplungsplan zu torpedieren. Sie wollen die Zeit verschwenden und Israel als jüdischen Staat, der dem Frieden hinterherläuft, gefährden.“
Gegner der Abkopplung schickten die Kinder zur Knesset: Einige tausend Kinder und Jugendliche kamen in den Mittagstunden in den Rosengarten gegenüber dem Parlament, um gegen den Abkopplungsplan zu demonstrieren. Der Rosengarten war ganz in Orange getaucht, die symbolische Farbe der Gegner des Abkopplungsplans. Die Polizei schätzt, dass ca. 15.000 Personen zu dem Platz gekommen waren.
Es handelte sich hauptsächlich um Kinder, die aus den Siedlungen der ganzen Westbank und dem Gazastreifen gekommen waren. Für einen Moment hatte es wie ein Jahresausflug ausgesehen, der überhaupt nichts mit politischen Ereignissen zu tun hat. Die Kinder trugen Taschen und Feldflaschen, Mützen und orangefarbene Hemden, auf denen geschrieben stand: „Wir haben die Liebe, und die wird siegen – Gush Qatif und der Norden der Westbank“.
Tausende Kinder strömten auf geordnete Art und Weise am Morgen in den Rosengarten. Einige wurden von ihren Eltern begleitet. Der Besuch wurde mit dem Lesen von Psalmen und Gebeten begonnen. Die Erwachsenen erklärten, dass es sich um eine „Lektion in Demokratie“ gehandelt habe und dafür dürfe man auch einen Schultag streichen.
Ministerpräsident Ariel Sharon hatte seinen Abkopplungsplan am Montagabend in der Knesset als schwerste Entscheidung seines Lebens bezeichnet. Der Rückzug aus dem Gazastreifen und Samaria (nördliche Westbank) stärke Israel und sei für Israel notwendig. „Wir wollen nicht über Millionen Palästinenser herrschen, die sich in jeder Generation verdoppelt“, sagte Sharon. „Israel will eine Demokratie sein und kann das nicht tun. Sharon betonte, dass er wisse, welche Bedeutung diese Entscheidung für die israelischen Bewohner des Gazastreifens hat, die im Namen der Regierung einst ihre Häuser dort bauten. Wiederholt betonte er auch, dass der Abkopplungsplan nicht Verhandlungen mit den Palästinensern ersetzt und auch nicht dazu bestimmt sei, diese Situation einzufrieren. „Alles bleibt offen für ein Abkommen in Zukunft, das wir hoffentlich erreichen werden, wenn dieser mörderische Terror ein Ende hat und unsere Nachbarn verstehen werden, dass sie nicht über uns in diesem Land triumphieren können.“ (ynet)
Links:
Rede des Ministerpräsidenten Ariel Sharon zur Eröffnung der Debatte über den Abkopplungsplan am 25. Oktober 2004 (Englisch):
http://www.pmo.gov.il/nr/exeres/1BFE91DA-1F27-4FD5-A037-3A7F3E09D283.htm
Der Abkopplungsplan des Ministerpräsidenten Ariel Sharon (Englisch):
http://www.pmo.gov.il/PMOEng/Communication/DisengagemePlan
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