Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin

   Mittwoch, 16. Juni 2004
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(1) „Alles ist verhandelbar, aber nicht unsere Existenz“, Interview mit dem israelischen Rechtsprofessor Yehuda Blum in der Magdeburger Volksstimme, 16.06.2004
(2) Syrische TV-Serie zeigt führende Selbstmordterroristen als Vorbilder für die palästinensische Jugend
(3) Wie 14 Mio. Fruchtfliegen pro Woche den Frieden zwischen Israel und Jordanien fördern können
(4) „Rabbi, ist das koscher?“ Zweite, verbesserte Auflage der Koscherliste erschienen
(5) Das Wetter in Israel
(6) Wechselkurse
(1) „Alles ist verhandelbar, aber nicht unsere Existenz“, Interview mit dem israelischen Rechtsprofessor Yehuda Blum in der Magdeburger Volksstimme, 16.06.2004

Der israelische Rechtsprofessor Yehuda Blum hat am Montagabend in Magdeburg auf Einladung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft zum Thema "Grundzüge des israelisch-arabischen Konflikts mit besonderer Berücksichtigung von Aspekten internationalen Rechts" referiert. Mit Prof. Blum sprachen Peter Wendt und Gerald Semkat von der Magdeburger Volksstimme über die Möglichkeiten für zwei Staaten in der Region, die Forderung einer UN-Friedenstruppe und die Siedlungsräumung im Gazastreifen:

 

Volksstimme: Herr Professor Blum, wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, neben Israel einen palästinensischen Staat zu bilden?

 

Yehuda Blum: Die Zwei-Staaten-Version wird von 80 Prozent der israelischen Bevölkerung unterstützt. Die andere Seite wird sich jedoch nicht mit einer Zwei-Staaten-Lösung zufrieden geben. Sie ist für Arafat und die Palästinenser nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Zerstörung des Staates Israel.

 

Volksstimme: Was wäre palästinensisches Staatsgebiet, käme es dennoch zur Bildung eines solchen Staates?

 

Blum: Selbst die Palästinenser fordern derzeit nicht mehr als das Westjordanland und den Gaza-Streifen. Den Gaza-Streifen und 98 Prozent des Westjordanlandes hatte ihnen Ehud Barak vor vier Jahren in Camp David angeboten. Der Vorschlag scheiterte an Punkten, die uns bewiesen haben, dass die Palästinenser weiterhin die Existenzberechtigung des Staates Israel bestreiten und dessen Zerstörung als ihr Endziel sehen.

 

Volksstimme: Diese Punkte wären?

 

Blum: Erstens: Der Tempelberg. Dort fanden in den letzten Jahren Ausgrabungen statt, um die Spuren jüdischer Vergangenheit zu verwischen. Barak wollte eine Zusicherung, dass die Ausgrabungen gestoppt würden. Arafats Antwort: Es gab dort keinen jüdischen Tempel.

 

Zweitens: Das Flüchtlingsproblem. Arafat spricht von vier Millionen Flüchtlingen. Für alle will er das Rückkehrrecht nach Israel sichern. Von den 6,2 Millionen israelischen Staatsbürgern sind 1,2 Millionen Araber. Kämen Arafats vier Millionen hinzu, würden im Judenstaat mehr Araber als Juden leben. Blieben wir unter diesen Umständen ein jüdischer Staat, könnte der nicht mehr demokratisch sein. Wollten wir aber ein demokratischer Staat bleiben, könnten wir dann kein jüdischer Staat sein. Deshalb kommt ein Rückkehrrecht nach Israel nicht in Frage.

 

Drittens wollte Barak eine Klausel in ein Friedensabkommen einfügen, die ein Ende des israelisch-palästinensischen Konfliktes feststellte. Arafat weigerte sich, dies zu unterzeichnen.

 

Volksstimme: Wer Sie so hört, gelangt zu dem Schluss, dass es kaum eine Chance gibt für zwei Staaten in dieser Region.

 

Blum: Ich wäre sehr froh, wenn das ginge. Aber ich befürchte, das wird in absehbarer Zukunft nicht möglich sein. Das hat auch mit der Struktur der arabischen Gesellschaft zu tun. Beim weltweit ernsthaften Wandel der letzten 30 Jahren hin zur Demokratisierung standen die arabischen Staaten abseits. Unter ihnen gibt es keinen einzigen demokratischen Staat. Käme es dort zu einer Demokratisierung, würde sich auch unsere Lage ändern. Unsere Erfahrung lehrt nämlich, dass sich Demokratien nicht leichtfertig in einen Krieg verwickeln lassen.

 

Volksstimme: Wenn die Lage so aussichtslos ist, was kann man tun, damit die Aussichten besser werden?

 

Blum: Eine Zwischenlösung. Damit haben wir im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte gelebt. Allerdings ist dieser Status quo nicht gut. Man muss sich bewusst sein, dass er lediglich eine Zwischenlösung ist. Und die ist eigentlich nur eine Waffenruhe.

 

Volksstimme: Was ist die aktuelle Zwischenlösung? Eine palästinensische Autonomiebehörde gibt es ja nicht mehr.

 

Blum: Die kann wieder hergestellt werden. Einen regelrechten Staat wird es aber nicht geben, so lange der Terrorismus nicht aufhört. Und mit Arafat, das sagen auch viele Araber, kann man nicht verhandeln.

 

...

 

Blum: ...Ich kann über alles verhandeln, aber nicht über meine Existenzberechtigung. Wenn die nicht anerkannt wird, soll ich denn über mein Verschwinden verhandeln? Wir bestreiten nicht die Legitimität der Araber. Und es liegt in unserem eigenen Interessen, dass der Lebensstandard der Palästinenser wächst. Während nämlich unser Lebensstandard dem westeuropäischen sehr nahe kommt, ist der palästinensische der eines Entwicklungslandes. Dieser Unterschied birgt auf lange Sicht eine Gefahr für unsere eigene Gesellschaft. Deshalb hatten wir in den 70er Jahren im Gazastreifen einige Projekte angeschoben. Wir boten Flüchtlingen Land an, damit sie das Flüchtlingslager verlassen und sich eine eigene Existenz aufbauen konnten. Wir wurden von der UN-Vollversammlung verurteilt, weil wir versuchten, das Flüchtlingsproblem zu beseitigen.

 

Ganzes Interview: „Alles ist verhandelbar, aber nicht unsere Existenz“, Magdeburger Volksstimme, 16. Juni 2004:

http://www.volksstimme.de/debatte/show_fullarticle.asp?Bereich=Meinung%20und%20Debatte&AID=545281&Region=Sachsen-Anhalt&Template=FullArticle_lang&Column=Aus%20der%20Volksstimme

 

Yehuda Blum ist Professor für Internationales Recht an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er war von 1978 bis 1984 Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York. 1979 gehörte er zum Verhandlungsteam bei den Camp David Friedensverhandlungen. Yehuda Blum wurde 1931 in Bratislava geboren. 1940 floh die Familie nach Budapest. Von dort gelangte sie zusammen mit knapp 1700 ungarischen Juden im Juli 1944 im Rahmen der sogenannten "Kastner-Aktion" in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Eine erste Gruppe dieses Transportes erhielt Anfang August von Himmler die Ausreisegenehmigung in die Schweiz. Blum konnte im Dezember 1944 in die Schweiz ausreisen. Von dort emigirierte er mit seiner Familie 1945 ins damalige Palästina.


(2) Syrische TV-Serie zeigt führende Selbstmordterroristen als Vorbilder für die palästinensische Jugend

Das syrische Fernsehen produziert zur Zeit eine Fernsehserie über das Leben und die Taten von Yichye Aiyash, einem führenden Hamas-Terroristen, der für den Tod und die Verstümmelung Hunderter israelischer Bürger verantwortlich ist. Die Serie soll während des kommenden Ramadan ausgestrahlt werden, einer Zeit, in der Spitzenwerte der Zuschauerzahlen in der arabischen und muslimischen Welt verzeichnet werden. In Damaskus endeten in diesen Tagen die Aufnahmen für die neue Fernsehserie über Yichye Aiyash („der Ingenieur“), der bei einer gezielten Terrorabwehrmaßnahme israelischer Sicherheitskräfte im Januar 1996 ums Leben kam. Der Regisseur der Serie, Basal Alhatiw, ist palästinensischer Abstammung. Die Rolle Aiyshas übernahm ein ägyptischer Schauspieler namens Samar Almitzri.

 

Yichye Aiyash führte den operativen Arm des Hamas im Gazastreifen und in der Westbank an und war auf den Bau von Sprengsätzen und die Entsendung von Selbstmordattentätern spezialisiert. In den Jahren 1994 bis 1996 – den Jahren der Umsetzung der Osloer Verträge – war er für eine Welle von Bombenanschlägen und den Tod Hunderter Bürger verantwortlich, die meisten aus Städten in Israel. Zurzeit agiert die Hamas-Bewegung im Umkreis der palästinensischen Jugend und ist bemüht, Yichye Aiyash zu einem Modell zur Nachahmung und Bewunderung zu machen. Der Film über sein Leben und seine Aktivitäten, der den Terrorismus praktisch, politisch und pressewirksam unterstützt, trägt zur Verherrlichung Yichye Aiyashs bei und rechtfertigt den Terror durch Selbstmordanschläge in der arabischen und muslimischen Welt im Allgemeinen und unter der palästinensischen Bevölkerung im Besonderen.

 

Es ist damit zu rechnen, dass die Serie im kommenden Monat Ramadan auf großes Interesse stoßen und hohe Zuschauerzahlen erzielen wird. Der Zeitpunkt der Ausstrahlung ist nicht zufällig gewählt worden. Die entsprechenden Stellen in der arabischen Welt, die die anti-israelische und anti-jüdische Hetze anstacheln, senden jedes Jahr während des Ramadan Fernsehserien, die Spitzenwerte unter den Zuschauerzahlen in der arabischen und muslimischen Welt erzielen. Es wird daran erinnert, dass das syrische Fernsehen im vergangenen Jahr für den Ramadan eine antijüdische Serie mit dem Titel „die Diaspora“ produzierte, die im Libanon im vergangenen November ausgestrahlt wurde.

 

Samir Atia hat jetzt in einer Reportage, deren Überschrift „der Shahid Yichye Aiyash“ lautet, dazu aufgerufen, das Andenken an Yichye Aiyash mit künstlerischen Mitteln, wie z.B. Gesang, Literatur, Fernseh- und Kinofilmen und Hörkassetten zu verewigen, um ihn zum Mythos im kollektiven palästinensischen Gedächtnis werden zu lassen. Es heißt, dass einer der beliebtesten und begehrtesten Söhne der Nation die Welt verlassen habe, einer, der die operative Kette von Selbstmordattentaten geschaffen hat. Der Verfasser ruft dazu auf, weiter den Weg zu beschreiten, den der Shahid Yichye Aiyash und viele andere Shehidim geebnet haben. Der Artikel erinnert auch an Filme, die bisher über Yichye Aiyash gedreht wurden, darunter der Film „der Falke der Regimenter“. (Jerusalem)


(3) Wie 14 Mio. Fruchtfliegen pro Woche den Frieden zwischen Israel und Jordanien fördern können

Fruchtfliegen sind nicht dafür bekannt, dass sie internationale Grenzen respektieren, und so bedrohen sie jedes Jahr die Ernte beiderseits der israelisch-jordanischen Grenze der Arava-Wüste im Jordantal südlich des Toten Meeres. Seit dem Friedensschluss zwischen Israel und Jordanien im Jahr 1991 gibt es hoffnungsvolle Forschungskooperationen im wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Bereich. Dazu gehört auch die Eindämmung der Schädlingspopulationen durch die Sterilisation der männlichen Fruchtfliegen in Israel. Im „Yair“ Agricultural Research Station der größten israelischen Naturschutzorganisation Keren Kayemeth LeIsrael (KKL) bei Hatzeva (Arava) treffen pro Woche 14 Mio. durch Röntgenstrahlen sterilisierte Insektenpuppen der schädlichen Fruchtfliege ein. Im „Yair“ Zentrum, eines der drei Agrarforschungszentren in der Arava, werden die Fruchtfliegen 96 Stunden lang in einem Inkubator gehalten. Die Forschungszentren sind allesamt Außenstellen des Desert Research Departments der Ben Gurion Universität im Negev. Ihre Aufgabe ist, unter den Gesichtspunkten Wüstenökologie, Desertifikation und Agrotechnologie zur Entwicklung der Arava-Region beizutragen. Nach der Inkubationszeit werden die Fliegen mit einem dafür geeigneten Flugzeug über den Anbaugebieten in Israel und dem benachbarten Jordanien – also jenseits der israelischen Staatsgrenze - freigelassen. Es hat sich herausgestellt, dass dieses Verfahren das erfolgreichste Mittel ist, die Schädlinge in der Arava-Wüste zu bekämpfen und ihre Population gering zu halten.

 

Die israelisch-jordanische Zusammenarbeit in diesem Gebiet begann im vergangenen Dezember bei einem Treffen mit israelischen und jordanischen Agrarwissenschaftlern, Vertretern der Agrarministerien beider Länder und eines Vertreters der Internationalen Atomenergiebehörde, der das Projekt zur Sterilisation der Fliegen durch radioaktive Strahlen betreut. Das Treffen fand im Büro des Beauftragten für Forschung und Entwicklung der Arava-Region Dr. Ezra Rabin in Merkaz Sapir, Israel, statt. Wenige Tage später folgten weitere Anfragen aus Jordanien und im Januar ein weiteres Treffen der israelischen und jordanischen Teams, diesmal unter der Teilnahme weiterer Agrarexperten aus Staaten des Persischen Golfs und den USA. Um dem aufwendigen Import der sterilisierten Fruchtfliegen zu umgehen, hat sich der Kibbuz Sde Eliyahu jetzt auf das Sterilisationsverfahren spezialisiert. Mit Erfolg: Die akribische Vorgehensweise beim organischen Landanbau in der Arava hat die Nachfrage in den europäischen Ländern geweckt, erklärt Ezra Rabin stolz. Zur Zeit stehen in der Arava mehr als 700 Dunam Tomaten, Paprika und Gurken. (Nach einem Bericht von G. Bron, KKL Israel)


(4) „Rabbi, ist das koscher?“ Zweite, verbesserte Auflage der Koscherliste erschienen
Das Interesse für koscheres Essen in Deutschland nimmt zu. Das gilt für die Mitglieder der jüdischen Gemeinden in Deutschland, darunter v.a. die zugewanderten Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, aber auch die Tausende jüdischen Touristen, die jedes Jahr Deutschland besuchen. Während es früher nicht so schwer war, das Koschere vom Nicht-Koscheren zu unterscheiden, fällt es mit der industriellen Herstellung von Lebensmitteln zunehmend schwer, die jeweiligen Zutaten wie Farbe, Aroma, Konservierungsstoffe und Emulgator zu identifizieren. Mit der neuen, überarbeiteten Auflage (2.) des Handbuches „Rabbi, ist das koscher?“ 2004/2004 stellt die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) eine Koscher-Liste in deutscher, russischer und hebräischer Sprache zur Verfügung. Die Kaschrut-Liste enthält Hunderte neuer Produkte sowie Anweisungen für Leute, die nur super-koschere Produkte verzehren. Die Einleitung ist auch als Lehrmaterial für den Religionsunterricht geeignet. Autor ist Rabbi Tuvia Hod (Hochwald) aus Mannheim. Exklusiv-Vertrieb für Deutschland: DORONIA GmbH, Postfach 10 11 33, 70010 Stuttgart. Tel.: (0711) 6070995, Fax.: (0711) 6070997. Email: doronia@doronia.de Internet www.doronia.de

(5) Das Wetter in Israel

Teils sonnig, teils leicht bewölkt. Die Temperaturen:

 

Jerusalem: 18-27°C

Tel-Aviv: 20-27°C

Haifa: 21-27°C

Be’er Sheva: 18-32°C

Eilat: 25-39°C

 

Die Vorhersage für morgen, Donnerstag, 17. Juni 2004, den 28. Siwan 5764:

Am Donnerstag unverändert. Am Freitag und Samstag viel Sonne, und es wird heiß, vor allem in den höheren Lagen (Sharav). (Ha’aretz daily)


(6) Wechselkurse

1 € - 5,434 NIS (-0,414%)

1 £ - 8,239 NIS (+0,257%)

1 $ - 4,507 NIS (-0,464%)

(Bank of Israel, 16.06.04)


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