Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin

   Donnerstag, 25. März 2004
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(1) Gespräche über einseitigen Rückzug Israels in Washington
(2) Palästinensische Intellektuelle rufen zu Gewaltverzicht und Verhandlungen auf
(3) Interview mit Mohammad Deif, Hamas-Kommandeur im Gazastreifen, am 8. März 2004
(4) Islamischer Antisemitismus in Nahost und Europa: Podiumsdiskussion am 1. April in Berlin
(5) Das Wetter in Israel
(6) Wechselkurse
(1) Gespräche über einseitigen Rückzug Israels in Washington

Die Gespräche zwischen Vertretern der israelischen Regierung und US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice in Washington sind am Donnerstag um einen Tag verlängert worden. Neben einem vollständigen Abzug aus dem Gazastreifen hat Israel die Räumung von sechs Siedlungen im Westjordanland vorgeschlagen. Den Plan stellte der Büroleiter von Ministerpräsident Ariel Sharon, Dov Weisglass, am Dienstag in Washington erstmals vor. Aus diplomatischen Kreisen verlautete am Mittwoch, dass die USA dem Wunsch der israelischen Regierung wahrscheinlich nicht nachkommen werden, die größten Sieldungsblöcke im Westjordanland für einen Rückzug aus dem Gazastreifen aufrecht zu erhalten.

 

Am Mittwoch hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan Außenminister Silvan Shalom die Unterstützung der Vereinten Nationen (UN) im Gazastreifen zugesichert. In einem Gespräch in New York versprach er, die UN werde dabei helfen, nach einem Rückzug Israels Recht und Ordnung wieder herzustellen. Zu den gegen Israel gerichteten UN-Resolutionen sagte Shalom, „es ist merkwürdig, dass Israel still halten soll, während die Anführer des Terrorismus jeden Funken Hoffnung auf Frieden zerstören". Er sei sehr erstaunt darüber, dass seit der Gründung des jüdischen Staates die Angriffe auf Israel nicht einmal in einer UN-Resolution verurteilt worden sind. Der Außenminister forderte Annan auf, eine außerordentliche Sitzung der Vereinten Nationen über den Kampf gegen den Terrorismus einzuberufen: „Die UN spielen die Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Extremismus zu unterbinden und nicht den Terroristen Schutz zu bieten, so dass sie weitere Verbrechen gegen unschuldige Israelis verüben können." (Ha’aretz)


(2) Palästinensische Intellektuelle rufen zu Gewaltverzicht und Verhandlungen auf
Dutzende palästinensische Intellektuelle haben die Bevölkerung in der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) am Donnerstag dazu aufgerufen, nicht mit gewaltsamen Racheakten auf die Tötung des Hamas-Führers Sheikh Ahmed Yassin zu reagieren. Der Aufruf erschien in der PA-Zeitung Al-Ayyam. Zu den Unterzeichnern gehören die palästinensische Politikerin Dr. Hanan Ashrawi, Mitglied des palästinensischen Legislativrats, und Abbas Zakai, hochrangiges Mitglied der Fatah-Partei. Die Gewalt ziehe nur weitere Reaktionen Israels nach sich und schade der „palästinensischen Sache“, hieß es in der Anzeige. Anstatt dessen riefen die Unterzeichner dazu auf, die Waffen niederzulegen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Diese Stellungnahme unterstreicht, wie nötig es ist, dass das palästinensische Volk die andauernde gewaltvolle Intifada in eine gewaltlose zivile Opposition verwandelt“, sagte Ashrawi, „ich hoffe, dass sich diese Initiative positiv auf den Dialog zwischen den palästinensischen Fraktionen auswirkt.“ (Ma’ariv)

(3) Interview mit Mohammad Deif, Hamas-Kommandeur im Gazastreifen, am 8. März 2004

Auszüge aus einem Interview mit Mohammad Deif, 42, Kommandeur des militärischen Flügels des Hamas, am 8. März 2004: Das Interview wurde auf der offiziellen Website der Izz al-Din al Qassam Brigaden veröffentlicht. Deif, wohnhaft in Khan Yunis im Gazastreifen, wurde Kommandeur der Izz al-Din al Qassam Brigaden, nachdem sein Vorgänger Salah Shehadeh bei einer gezielten israelischen Terrorabwehrmaßnahme im Juli 2002 getötet wurde. Mohammad Deif ist persönlich verantwortlich für Dutzende Selbstmordattentate, denen seit 1996 zahlreiche Menschen zum Opfer fielen. 2002 wurde Deif bei einer Terrorabwehrmaßnahme der israelischen Armee schwer verwundet. Seit seiner Freilassung durch die Palästinensische Autonomiebehörde im Oktober 2002 steht Deif ganz oben auf der israelischen Fahndungsliste:

 

Frage: Wie wählen Sie die Selbstmordattentäter für die “Märtyreroperationen” aus? Gibt es bestimmte Qualifikationen, die dafür nötig sind?

 

Deif: „Zuerst muss ich (als Vertreter der Izz al-Din al Qassam Brigaden) sagen, dass unser (palästinensisches) Volk stolz sein sollte, dass wir Gruppen haben, die bereit sind, sich selbst zu opfern, und viele andere haben die Wunsch, ihnen zu folgen. Glauben Sie mir, in manchen Fällen sind es ganze Familien, stellen sich ganze Familien zur Verfügung, unsere „Märtyreraktionen“ durchzuführen. Sicher, wir können nicht die Augen davor verschließen, dass das Blut einer ganze Reihe dieser „lebenden Märtyrer“ teuer ist, und wir sind nicht bereit, es zu vergießen, wenn es sich abzeichnet, dass ein Angreifer sein Ziel, einen Anschlag erfolglos auszuführen, verfehlen könnte.

 

Eine der Voraussetzungen in der Auswahl einer Person für eine „Märtyreroperation“ ist, dass sie eine „Seele hat, die danach strebt, ein Märtyrer zu werden“. Daneben gibt es andere technische Kriterien, wie körperliche Fähigkeiten und militärische Ausbildung oder die Kenntnis über die Ziele und geographische Gegebenheiten. Zum Beispiel macht es einen Unterschied, ob jemand ein Schussattentat ausführen oder ob sich jemand mit einem Selbstmordgürtel in die Luft sprengen will.

 

Dazu kommen soziale und persönliche Kriterien in der Auswahl von Selbstopferungs-Attentätern, wie zum Beispiel der Status in der Familie und seine Entschlossenheit. So bevorzugen oder benachteiligen wir niemanden, um eines unserer Ziele zu erreichen. Wir lassen uns nicht beeinflussen von dem Wunsch alleinstehender Anhänger oder Familienmitgliedern, die ihre Lieben bei der Ausführung von Terrorangriffen schon verloren haben. Es darf nicht vergessen werden, dass eine beträchtliche Zahl von Leuten, die Attentate ausführen wollen, zu dieser letzten Gruppe gehören. Es kommt sogar vor, dass Selbstopferungs-Attentäter Anschläge schon im Alleingang verübt haben, ohne dass wir etwas davon wussten.

 

Wir vergessen diese Fälle nicht, und es ist wirklich eine große Ehre für uns, dass die (palästinensischen) Mütter diejenigen sind, die ihre Söhne dazu ermutigen, Märtyrer zu werden. (...)“

 

Frage: Werden von der al-Qassam neue Waffen oder neuer Sprengstoff hergestellt, die in den palästinensischen Gebieten in diesem Jahr zum Einsatz kommen werden?

 

Deif: „Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich unser Volk daran erinnern, dass alle den Iz al-Din al-Qassam-Brigaden und sogar allen anderen palästinensischen Gruppen zur Verfügung stehenden Mittel, mit denen wir unseren Gegner, die (israelischen) Besatzer, konfrontieren, harmlos sind im Vergleich mit den hochtechnologischen Waffen, die die Besatzermacht in der gesamten Region besitzt. Dies nur, um klarzustellen, dass es zwischen unseren Mitteln und denen unserer Gegner keinen Vergleich gibt.

 

Unseren Mujaheddin gelang es, mit der Hilfe Allahs, die Theorie des „Schreckens“ auf unserem Feind anzuwenden. Dies verdanken wir der Tatsache, dass wir die menschlichen Mittel haben, die unserem Feind fehlen.

 

Darum gelingt es uns, (sogar) die am stärksten gesicherten Posten mit unseren in militärischer Hinsicht bescheidenen Mitteln zu erreichen und zu infiltrieren. Dies verdanken wir auch den sehr enthusiastischen militanten Personen, die bereit und willens sind, zu kämpfen und sich zu opfern.

 

So sehen alle, dass die Waffen der sich selbst opfernden Angreifer der Abschreckung dienen, auch wenn der an ihren Körpern befestigte Sprengstoff weniger stark ist als die Hälfte einer Panzergranate oder ein kleiner Teil einer Rakete z.B. eines Apache-Hubschraubers. Doch mit der Hilfe Allahs haben diese menschlichen Bomben ein gewisses Gleichgewicht zu den israelischen Panzern und Kriegsflugzeugen hergestellt.

 

Wir möchten unserem Volk bestätigen, dass die Ingeneure und Techniker der Iz al-Din al-Qassam-Brigaden Tag und Nacht daran arbeiten, unsere Fähigkeiten weiter zu entwickeln, um dem Feind eine Schlag zu versetzen.

 

Und die totale Zerstörung eines israelischen Merkava-Panzers mit weniger als 35kg Sprengstoff im nördlichen Gazastreifen ist der konkrete Beweis für diese tatkräftigen Bemühungen.“

 

Frage: Die politische Führung des Hamas betont, dass sie vom militärischen Flügel der Bewegung getrennt (agiert). Wie formuliert der militärische Flügel eine Strategie zur Konfrontation mit den israelischen Besatzungsmächten? Und wie wählen Sie Ihre Ziele aus?

 

Deif: „Wir können Ihnen mit Sicherheit bestätigen, dass die politische Führung des Hamas vom militärischen Flügel getrennt ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir alle unsere Kontakte abgeschnitten hätten und die Ziele der politischen Führung ignorieren. Die Iz al-Din al-Qassam-Brigaden sind sich der Aussagen der politischen Führung sehr bewusst. Wir werden von ihren Äußerungen inspiriert und wir richten unsere Aktionen nach ihnen aus, denn wir sind die Söhne ein- und derselben Bewegung. Eine große Anzahl der militärischen Führer des Hamas wurden unterrichtet und erzogen von den Führern der gesamten Bewegung (...)“

 

(Aus einem Interview mit Muhammad Deif, Kommandeur des militärischen Flügels des Hamas, veröffentlicht auf der Website der Izz al-Din al Qassam Brigaden des Hamas am 8. März 2004. Englische Veröffentlichung: The Jerusalem Post, 25. März 2004)


(4) Islamischer Antisemitismus in Nahost und Europa: Podiumsdiskussion am 1. April in Berlin

Wie ist im Islam Israelfeindschaft gegenüber antisemitischen Positionen abzugrenzen? Wo liegen im Islam die Wurzeln von Antisemitismus oder antisemitischem Antizionismus und welche Gefahren gehen von diesen Strömungen aus? Behindern sie die Konfliktlösung im Nahen Osten, erschweren sie das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Europa oder in Nordamerika? Wie reagieren Medien und Politik, z. B. in Deutschland, Frankreich, Ägypten, die EU oder die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), auf die neuen Gefahren? Welche Rolle spielen bei der Wahrnehmung der Gefahren- und Konfliktlage antisemitische Vorurteile oder außen- und wirtschaftspolitische Interessen?

 

Podiumsdiskussion „Islamischer Antisemitismus in Nahost und Europa - Seine Auswirkungen auf alte und neue Konflikte“: Am Donnerstag, 1. April 2004 (13.00 bis 17.00. Uhr) im Centrum Judaicum, Großer Saal, Oranienburgerstrasse 28-30, 10117 Berlin. Anmeldung bis zum 30. März 2004 beim Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam (Tel. 0331/28094-0, Fax. 0331/28094-50) Email: moses@mmz.uni-potsdam.de

 

Teilnehmer auf dem Podium:

 

Yigal Carmon, Middle East Media Research Institute, Herzliya

Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums an der Universität Potsdam

Mohammed Shams, Berlin/London, Association of Human Rights and Democracy for Iran

Deidre Berger (Managing Director, The American Jewish Committee Berlin Office)

Eldad Beck, Korrespondent Yedioth Ahronot, Berlin 

Sacha Stawski, Gründungsmitglied von Honestly-Concerned, Frankfurt/Main

Prof. Gert Weisskirchen, MdB (SPD), außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der OSZE

Sibylle Pfeiffer, MdB (CDU), Stellvertretendes Mitglied der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE

Claudia Roth, MdB (Bündnis 90/ Die Grünen), Mitglied der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung (angefragt)

Markus Löning, MdB (FDP), Mitglied der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE

Einleitung und Moderation: Staatssekretär a. D. Klaus Faber, Geschäftsführender Vorsitzender des Wissenschaftsforums Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern


(5) Das Wetter in Israel

Heiter und für die Jahreszeit gewöhnliche Temperaturen, etwas kühler.

 

Jerusalem: 12-18°C

Tel-Aviv: 12-21°C

Haifa: 11-21°C

Be’er Sheva: 10-22°C

Am Toten Meer: 18-28°C

Eilat: 17-29°C

 

Die Vorhersage für morgen, Freitag, 26. März 2004, den 4. Nissan 5764:

Heiter. Am Samstag wärmer und trockenere Luft. Am Sonntag sonnig und heiß, vor allem im Landesinnern


(6) Wechselkurse

1 € - 5,520 NIS (-0,23%)

1 £ - 8,293 NIS (-0,01%)

1 $ - 4,509 NIS (+0,18%)

(Bank of Israel, 24.03.04)


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