Newsletter der Botschaft des Staates Israel - Berlin

   Montag, 22. März 2004
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(1) Hamas-Führer Sheikh Ahmed Yassin im Gaza-Streifen getötet
(2) „Schlangenkopf“ oder „Mörder-Sheikh“, Chance oder Risiko? Antworten von Yossi Beilin (Yachad) und Ehud Yotam (Likud) auf den Angriff auf Sheikh Ahmed Yassin
(3) Ägypten sagt Teilnahme an ägyptisch-israelischem Jubiläum ab: Stimmen aus der Nahost-Region
(4) Das Wetter in Israel
(5) Wechselkurse
(1) Hamas-Führer Sheikh Ahmed Yassin im Gaza-Streifen getötet

Hamas-Führer Ahmed Yassin ist am frühen Montagmorgen im Gazastreifen bei einem Angriff der israelischen Luftwaffe (IAF) getötet worden. Die Kampfhubschrauber feuerten um etwa 5 Uhr Ortszeit drei Raketen auf den Wagen Yassins, als dieser gerade eine Moschee verließ. Yassin war sofort tot. Nach letzten Berichten starben auch sieben seiner Leibwächter. 17 Menschen wurden verletzt, darunter zwei seiner elf Söhne. Im weiteren Tagesverlauf starb ein Palästinenser im Gazastreifen beim Transport von Sprengsätzen. Nach palästinensischen Berichten wurde während palästinensischen Protesten gegen den Luftangriff ein weiterer Palästinenser durch israelische Soldaten getötet. Ein israelischer Armeesprecher bestätigte den Angriff auf Ahmed Yassin.

 

Der Gründer der „Islamischen Widerstandsbewegung“ (HAMAS) Sheikh Ahmed Yassin war kein „Gemäßigter“, erklärte Mark Sofer, ein Sprecher des israelischen Außenministeriums in Jerusalem, nachdem PLO-Chef Yasser Arafat Yassin als „moderat“ bezeichnete. „Wenn man Yassin als ‚gemäßigt’ bezeichnen wollte, müsste man Osama Bin Laden einen ‚Gemäßigten von Al-Qaida’ bezeichnen“, sagte Sofer.

 

Das Sicherheitskabinett hat die Entscheidung über den Angriff auf Yassin nach dem doppelten Selbstmordanschlag in Ashdod vor einer Woche getroffen. Die beiden Selbstmordattentate auf die israelische Hafenanlage, in der gefährliche Chemikalien gelagert werden, sollten einen Super-Gau in Israel auslösen (NL150304 http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=50544&MissionID=88). Nach den Attentaten gab Ministerpräsident Ariel Sharon dem Verteidigungsapparat freie Hand im Kampf gegen die Infrastruktur des Terrors und seiner Führer im Gazastreifen.

 

Das Verteidigungsministerium und die israelische Armee (IDF) erarbeiteten daraufhin einen Plan zur nachhaltigen Schwächung der Hamas-Organisation. Die Entscheidung steht im Zusammenhang mit dem bevorstehenden einseitigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, einem Schritt, durch den die Kontrolle über den Gazastreifen de facto in die Hände des Hamas fallen wird.

 

Sheikh Ahmed Yassin

Sheikh Yassin ist der hochrangigste palästinensische Terrorist, der in den mehr als drei Jahre dauernden israelisch-palästinensischen Auseinandersetzungen bislang getötet wurde. Obwohl Yassin seit seiner Jugend durch einen Sportunfall an einen Rollstuhl gebunden ist, gelang ihm fast ohne Unterstützung die Gründung der Moslem-Bruderschaft in den Palästinensergebieten (seit 1967). Hamas ist ein Zweig der Moslem-Bruderschaft. Am 18. August 1988 gab die Bewegung ihre Charta heraus.

 

1989 verurteilte Israel Ahmed Yassin zu einer lebenslangen Haftstrafe für die Gründung der Hamas-Organisation und für die Anstiftung der Palästinenser zu Gewalt und Terror. 1997 entließ ihn Israel aber als ein Zeichen des guten Willens gegenüber König Hussein von Jordanien, nachdem Israel mit dem Versuch gescheitert war, den Führer des Hamas-Politbüros Khaled Mashal in Amman zu töten. Im September 2003 entkam Yassin einem ersten Angriff leicht verletzt.

 

Statements Sheikh Ahmed Yassins in den Medien:

http://www.idf.il/newsite/english/032204-1.stm (Videoaufnahmen)

http://www.idf.il/newsite/english/032204-5.stm (Transkription)

 

Seit Beginn der anhaltenden palästinensischen Gewaltwelle (seit September 2000) hat die Hamas 425 Terroranschläge ausgeführt. Dabei wurden 377 Israelis ermordet und 2.076 Zivilisten und Soldaten verletzt. Liste der Terroranschläge des Hamas:

http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0ohf0

 

Das Ziel des Hamas

Das Ziel des Hamas ist die Errichtung eines Islamischen Staates in Israel, Gaza und der West Bank (Charta der „Islamischen Widerstandsbewegung“ HAMAS). Der Hamas ist in erster Linie ein Gegenspieler von Yasser Arafats Fatah-Bewegung, deren Ziel die Errichtung eines säkularen Staates auf dem selben Staatsgebiet ist. Die Rivalität zwischen beiden Gruppen hat zum offenen Konflikt beider Gruppen mit Schießereien im Gazastreifen geführt.

 

Hamas droht mit Rache

Kurz nach dem Luftangriff versammelten sich Tausende Palästinenser auf den Straßen, um gegen den Militärschlag zu protestieren. Dabei schossen sie in die Luft und zündeten Reifen an. Yassin galt als Symbol palästinensischen Kampfgeistes, selbst bei jenen, die dem Hamas innenpolitisch entgegen stehen.

 

Der Sprecher der Hamas-Organisation Dr. Abdel Aziz Rantissi kündigte Rache für den Tod Yassins an. „Die Erde in Israel wird beben“, sagte er, „Sharon hat die Tore zur Hölle aufgetan, und keiner wird uns aufhalten, ihm seinen Kopf anzuschlagen“, drohten die Führer des Hamas. Außerdem riefen sie alle Muslime der Welt zur Vergeltung des Angriffs auf. Zwar war der Kampf des Hamas bislang auf den Kampf gegen israelische Ziele beschränkt, doch ist die Bewegung in der vergangenen Zeit mehr und mehr zu einer „globalen“ Ideologie avanciert, die mit „ökonomischen Jihad“ gegen Europa drohte und europäische Muslime für Attentate in Israel anwarb. Einige Beobachter befürchten, dass die Tötung Yassins diesen Trend beschleunigen könnte.

 

Generalstabschef Moshe Ya’alon hat in Vorbereitung auf einen palästinensischen Gegenschlag eine Sondersitzung mit Vertretern des Verteidigungsapparates einberufen, hieß es im Armeeradio am Montag. Die israelische Sicherheitsbehörde hat ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft und das Land in erhöhte Alarmbereitschaft verstetzt. Die israelische Armee riegelte den Gazastreifen und die West Bank nach Israel ab. (Israelischer Rundfunk)


(2) „Schlangenkopf“ oder „Mörder-Sheikh“, Chance oder Risiko? Antworten von Yossi Beilin (Yachad) und Ehud Yotam (Likud) auf den Angriff auf Sheikh Ahmed Yassin

War der Angriff auf Sheikh Ahmed Yassin Ihrer Meinung nach ein angemessener Schritt der israelischen Regierung? Yossi Beilin, Vorsitzender der neu gegründeten linksliberalen Partei Yachad, glaubt, der Angriff hat nur die „Büchse der Pandora“ geöffnet und man könne „den Kopf der Schlange nicht loswerden“. MdK Ehud Yatom (Likud) glaubt dagegen, dass der Angriff auf den „Mörder-Sheikh“ eine Chance für die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ist, einen neuen Weg einzuschlagen, der nicht der Weg des Terrors ist. Zwei Meinungen über eine Welt ohne Ahmed Yassin – aber vielleicht mit neuen Risiken und Chancen:

 

Yossi Beilin (Yachad):

„Sheikh Ahmed Yassin ist einer der Menschen, ohne die es um die Welt besser bestellt ist. Der Hass ist seine einzige Ideologie und die Gewalt ist das Mittel, diese Ideologie zu verwirklichen. Doch sein Tod setzt dem Terror kein Ende, sondern könnte die Büchse der Pandora erst öffnen und eine neue blutige Gewaltwelle ins Rollen bringen, die vielleicht noch schlimmer als die vorherige sein wird.

 

Gezielte Tötungen sind in einem demokratischen Staat nicht legitim und nützen nichts. Man sie nunmehr mehr als drei Jahre und nach jeder dieser Tötungen beginnt man rückwärts zu zählen, hin zu einem Terrorakt gegen Israelis. Natürlich hat der palästinensische Terror nicht erst mit den gezielten Tötungen angefangen, aber er wird durch sie genährt und seine Wirkung wird auf diese Weise erhöht. Wer vor zwei bis drei Jahren noch dachte, dass man nur so der Schlange den Kopf abschlagen kann, musste schon vor langem verstehen, dass keiner der Getöteten der „Schlangenkopf“ war, sondern Anlass für kommende Rache.

 

Auch Yassin, den Israel unter Netanyahu 1998 in die Hände des jordanischen König Husseins in die Freiheit entlassen hatte, ist nicht der Kopf der Schlange. Er ist ein Symbol für einen Großteil der Palästinenser, der Yassins Blut jetzt rächen will. Ein neuer Führer wird auftreten, so wie es bei der Hisbollah und anderen Organisationen passiert ist.

 

Israel hat ein wirkliches Interesse daran, die Macht des Hamas zu schmälern. Dies kann Israel in Absprache mit der palästinensischen Führung, mit deren Ministerpräsidenten und deren Regierung tun. Sie sind die Stellen, mit denen wir gemeinsame Interessen haben, ob dies die Stärkung des pragmatischen palästinensischen Lagers ist oder die Rückkehr an den Verhandlungstisch.

 

Die Tötung Yassins führt zu einer Annäherung zwischen Fatah und Hamas, anstatt zu einer Koalition zwischen den israelischen Fraktionen und den Palästinensern gegen die Extremisten beider Seiten. Vielleicht ist dies das wahre Ziel des Ministerpräsidenten.

 

Das Rückwärtszählen zu dem nächsten palästinensischen Versuch, einen Terroranschlag von noch größerer Dimension durchzuführen, hat begonnen. Der Einfluss auf jeden einzelnen von uns, auf unser Verhalten, unsere Alarmbereitschaft, findet bereits statt. Sollte die Angelegenheit – Gott behüte – in die Hände von Terrororganisationen gelangen, dann wird jemand in Jerusalem erklären müssen, warum er die Anweisung für den Angriff auf Yassin gegeben hat. Man wird sich nicht mit dem banalen Gerede zufrieden geben, dass dies „auf lange Sicht hilfreich sein wird“.

 

Ehud Yatom (Likud):

„Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) ihre Bruchstücke aufsammeln und der Führung des palästinensischen Volkes die Zügel anlegen muss und zwar nicht durch Terror, nicht auf die Art und Weise wie Yassin.

 

Die Mitteilung von heute morgen bezüglich der gezielten Tötung, „der“ Tötung schlechthin, die das gerechtfertigte und notwendige Verschwinden des Sheikhs Yassin aus dieser Welt bewirkt hat, taucht die gesamte Region in ein völlig neues Licht: Wir befinden uns am Beginn eines Tages, der uns unter der alleinigen Verantwortung der PA auf einen neuen Weg bringen kann.

 

Seit 1986 bis hin zur Gründung des Hamas durch Sheikh Yassin, hat dieser religiöse Mann das gesamte Gebiet in ein Blutbad verwandelt, das kein bisschen Aussicht auf irgendeine palästinensische Gestalt übrig ließ, die die Führungsinitiative ergreifen und die PA zu Frieden und Sicherheit bringen könnte. Dieser Sohn des Todes hat hinter dem Vorwand der Religion die Ermordung von Juden befohlen, während er auch über Yasser Arafat geherrscht hat, der von uns Anfang der 90er Jahre aus dem Exil zurückgeholt wurde, um das Gebiet politisch und wirtschaftlich zu gestalten.

 

Sogar aus den Gefängnismauern heraus führte Yassin noch die Widerstandsorganisationen an. Er verwandelte die Kämpfer in Herrschende, zu Planern, zu den Ausführenden des geplanten Mordens.

 

Auf extreme Art herrschte er über die anderen Widerstandsorganisationen, den Islamischen Jihad, die Volksfront und die Tanzim. Mit einem bloßen Kopfnicken hätte Ahmed Yassin das Leben von Nachsohn und Kassmann retten, die Ermordung von Nir Poraz verhindern und uns mitteilen können, wo die entführten Soldaten Sasportas und Sadon begraben liegen. Er hätte den Tod von ca. 1.000 unschuldigen Israelis, Zivilisten, Juden, Arabern und Soldaten verhindern können. Nicht nur, dass er dies nicht getan hat, sondern er predigte den Mord sogar als Strategie.“ (y-net)


(3) Ägypten sagt Teilnahme an ägyptisch-israelischem Jubiläum ab: Stimmen aus der Nahost-Region

Nach dem israelischen Angriff auf den Hamas-Führer Sheikh Ahmed Yassin haben zwei ägyptische Gäste ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 25jähigen Jubiläum des Friedensvertrages zwischen Israel und Jordanien abgesagt. Die Veranstaltung findet am Mittwoch in der Jerusalemer Knesset statt. Bei den beiden Gästen handelt es sich um den früheren ägyptischen Botschafter in Tel Aviv Muhammad Bassiuny und den Parlamentsabgeordneten Abd al-Hadi Din. Der Sprecher des ägyptischen Parlaments hatte seine Teilnahme bereits am vergangenen Montag abgesagt.

 

Der jordanische Ministerpräsident Faisal al-Faiz verurteilte das Vorgehen Israels als „weiteres Verbrechen gegen das palästinensische Volk, das nur mehr Gewalt in die Region bringen“ werde. Der libanesische Präsident Emile Lughud verurteilte den Angriff als „barbarisches Verbrechen“. Israel werde in den Palästinensergebieten das selbe Schicksal ereilen wie im Südlibanon, sagte er. Der kuwaitische Ministerpräsident Sabah al-Jaber kündigte eine Diskussion über das Vorgehen Israels auf der nächsten Sitzung der Arabischen Liga im April in Tunis an. Auch er sagte eine Gewaltzunahme im Nahen Osten voraus. Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums teilte mit, dieses „Verbrechen beweist die Barbarei des zionistischen Regimes, das sich bei seinem politischen Terrorismus nicht zwischen palästinensischen Aktivisten, gewöhnlichen Zivilisten und einem geistlichen Führer“ unterscheide. (Ma’ariv)


(4) Das Wetter in Israel

Am Montag sonnig und trocken bei warmen Temperaturen.

 

Jerusalem: 13-22°C

Tel-Aviv: 13-23°C

Haifa: 13-23°C

Be’er Sheva: 11-27°C

Eilat: 16-31°C

 

Die Vorhersage für morgen, 23. März 2004, den 1. Nissan 5764:

Am Dienstag wärmer und niederschlagsfrei.


(5) Wechselkurse

1 € - 5,536 NIS (+0,722%)

1 £ - 8,2097 NIS (+0,417%)

1 $ - 4,483 NIS (unverändert)

(Bank of Israel, 19.03.04)


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