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In der Fernsehfalle: Warum Europa Angst vor Israel hat – Von
Fania Oz-Salzberger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2003
„Warum
betrachten so viele EU-Bürger Israel als Gefahr für die Welt?
Politiker distanzieren sich prompt von den Umfrageergebnissen.
Kommissionspräsident Romano Prodi sprach von einer
Voreingenommenheit, die zu verurteilen sei. Die jüdische Welt
reagierte empört. Das Simon Wiesenthal Center bezeichnete,
ebenso wie der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon, die
Ereignisse als deutlichen Ausdruck eines gegen Israel
gerichteten Antisemitismus. Und seit den Verlautbarungen der
israelischen Regierung, die antisemitischen Äußerungen in
Europa eine Mitschuld an den Attentaten von Istanbul gibt, hört
man hier noch genauer hin.
Aber
unterstellen wir einmal, Prodi und Scharon hätten unrecht.
Nehmen wir einmal an, es ginge nicht um Antisemitismus. Stellen
wir einfach fest, dass 65 Prozent aller EU-Bürger ehrlich und
ohne die Spur eines antisemitischen Vorurteils der Meinung sind,
der Frieden in der Welt werde heute durch Israel bedroht. Nun
frage ich diese vielen Europäer: "Was
macht Israel zu einer Gefahr für den Weltfrieden? Was genau?
Woran denken Sie?
Ganzer
Text: FAZ.NET, 18. November 2003:
http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/
Doc~ED0753C6BB34349F6B4B34D264E7281B2~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Frankfurter
Allgemeine Zeitung, 19.11.2003, Nr. 269 / Seite 41. Aus dem
Englischen von Matthias Fienbork. Die Verfasserin lehr
Geschichte an der Universität Haifa und ist dort Leiterin des
Posen Forschungsforums für jüdisch-europäisches und
israelisches Denken.
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Fünf Verletzte bei Terrorüberfall am jordanisch-israelischen
Grenzübergang
Ein
bewaffneter Mann hat am Mittwochmorgen am
jordanisch-israelischen Grenzübergang nördlich von Eilat das
Feuer eröffnet und fünf Menschen
verletzt,
einer davon schwer. Die fünf Verletzten gehören zu einer südamerikanischen
Reisegruppe, die sich auf dem Weg nach Eilat befand. Dem
Attentäter
war es gelungen, unbemerkt den jordanischen Grenzübergang zu
passieren. Danach feuerte er mit einem Maschinengewehr auf die
Gruppe,bis
israelische Sicherheitskräfte den Terroristen erschossen. Der
Mann befand sich auf Niemandsland, etwa 20 Meter vom
israelischen Grenzposten entfernt.
Bisher hat sich keine palästinensische Terrorgruppe zu dem Überfall
bekannt. Der Anschlag fand zeitgleich mit internen palästinensischen Verhandlungen
auf höchster Ebene über eine Waffenpause („Hudna“) statt,
an der alle militanten palästinensischen Gruppierungen
beteiligt sein sollen.
Jordanien
verurteilte den Anschlag. Einige Personen wurden durch
jordanische Behörden festgenommen. Israelische Sicherheitskräfte
durchsuchten das
Gebiet weiträumig. (Ha’aretz)
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Regierungskreise: „Wir erwägen, die gezielten Tötungen
einzustellen“
„Israel
wird bereit sein, die gezielten Tötungen und die Militäraktionen
unter der Bedingung zu beenden, dass der Terror aufhört. Wenn
man nicht auf uns
schießt, dann schießen wir auch nicht zurück.“ So äußerten
sich gestern führende Mitglieder der Delegation von Ministerpräsident
Ariel Sharon, während
dessen Besuchs in Italien. Sie fügten hinzu, dass Israel jedes
Angebot für eine Feuerpause zurückweise, obwohl ihm noch kein
solchesAngebot
unterbreitet wurde. „Unsere Haltung wird sich nicht ändern.
Eine Feuerpause kann nur als Teil eines palästinensischen Weges
akzeptiert werden,
der zur vollständigen Beendigung der Terroraktionen führt.“
Heute wird Sharon seinen Besuch in Italien beenden. Gestern traf
er mit seinem Amtskollegen
Silvio Berlusconi zusammen. Die Delegationsmitglieder wiesen
daraufhin, dass nun, nachdem die Regierung Abu Alas (Ahmed
Qureis) bestätigt
ist, die Zeit gekommen sei für ein Treffen zwischen Abu Ala und
Sharon. Abu Ala selbst sagte gestern, dass er ein Treffen mit
Sharon erwarte. Abu
Ala betonte, dass ein solches Treffen keine Nachteile mit sich
bringe, dass man sich jedoch ernsthaft darauf vorbereiten müsse
um Erfolge zu erzielen.
„Ich möchte, dass wir uns nach diesem Treffen an beide Völker
wenden und verkünden können, dass wir ein neues Kapitel
begonnen haben.“ Unterdessen
ist eine ägyptische Geheimdienstdelegation in Gaza
eingetroffen, um Gespräche mit allen palästinensischen
Terrororganisationen über eine
neue Waffenruhe zu führen. (Ma’ariv)
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Haben Israel und die Juden das Recht, zu existieren? Auszüge
aus einem Artikel von Bradley Burston, Ha’aretz, 12.11.2003
Die
Regierung Ariel Sharons wurde in letzter Zeit oft beschuldigt,
darauf hinzuarbeiten, eine Zwei-Staaten-Lösung im
israelisch-palästinensischen
Konflikt
zu vermeiden und die Möglichkeit eines unabhängigen palästinensischen
Staates neben dem jüdischen Staat effektiv zu blockieren. Wenn
man
die
letzten Umfragen betrachtet, kann man zu dem Schluss kommen,
dass eine bedeutende Anzahl von Europäern eine andere
„Ein-Staat-Lösung" im
Kopf
hat, nämlich das Ende des unabhängigen Staates Israel. Während
sich Anzeichen für antisemitische Ansichten überall in Europa
mehren,
beginnen
sich Israelis zu fragen, ob die ausländische Kritik an der
Politik der israelischen Regierung einen nicht mehr rückgängig
zu machenden Schritt
über
eine Grenze getan hat, nämlich über die Grenze zu bösartigem
Hass auf Juden und zur ernsthaften Debatte über das
Existenzrecht des jüdischen
Staates.
Der
letzte Katalysator für diese Diskussion –und große Angst-
waren Äußerungen des bekannten griechischen Komponisten Mikis
Theodorakis,
Verfasser
der Titelmusik des 1964 gedrehten Films „Alexis Sorbas"
(„Sorbas, der Grieche“) und der gefeierten „Ballade von
Mauthausen" zur
Erinnerung
an die Opfer der Nazi-Konzentrationslager. In seinen
Bemerkungen, die letzten Mittwoch die Schlagzeilen in
israelischen Zeitungen füllten
(„Sorbas,
der Antisemit", schrie Yedioth Aharonoth förmlich), erklärte
Theodorakis: „Heute können wir sagen, dass diese kleine
Nation die Wurzel allen
Übels,
und nicht des Guten, ist. Das heißt, dass zu viel Selbstgefälligkeit
und zu viel Starrköpfigkeit böse sind." „Wir sind zwei
Nationen, die in der Welt
keine
Brüder haben, wir (Griechen) und die Juden, doch sie –die
Juden- sind fanatisch und gewaltsam", sagte Theodorakis
letzte Woche bei einer
Pressekonferenz.
Er verspottete auch die biblischen Patriarchen Abraham und
Jakob, indem er behauptete, die Griechen seien aufgrund der
reichen
Geschichte
und Mythologie nicht aggressiv geworden wie Abraham und Jakob.
„Sie (die Juden) hatten nur Abraham und Jakob, Schatten... Wir
hatten
hier
den großartigen Perikles". Diese Aussagen waren für die
Israelis, die aufgrund antijüdischer Anzeichen und bösartiger
antiisraelischer Ansichten in
anderen
Gebieten Europas bereits ganz benommen sind, die neusten in
einer schockierenden Folge. „Wenn ein kreativer Künstler wie
Mikis
Theodorakis,
der überall in der Welt einflussreich und geachtet ist, und der
mit dem Kampf gegen Faschismus und Rassismus identifiziert wird,
solche
schwerwiegenden
Äußerungen von sich gibt, wird hierdurch neben all den
Signalen, die in letzter Zeit bereits eingeschaltet wurden, ein
besonderes
Alarmsignal
betätigt", sagte Avner Shalev, Direktor von Yad Vashem,
Israels nationaler Holocaust-Gedenkstätte.
Gegen
Ende des letzten Monats zeigten die Ergebnisse einer
Meinungsumfrage der EU, die bis zu den Medien durchgesickert
waren, dass EU-Bürger
glauben,
unter den Nationen der Welt sei Israel die größte Gefahr für
den Weltfrieden. In dieser Umfrage antworteten 59% der EU-Bürger
mit „Ja", als
sie
gefragt wurden, ob Israel „eine Bedrohung für den Weltfrieden
darstellt". Israel wurde von EU-Bürgern weitaus häufiger
genannt als jedes andere
Land,
es übertraf selbst Nordkorea und den Iran. Die gegenwärtige
Flut an antisemitischen und antiisraelischen Äußerungen wurde
von einem Mitglied
der
deutschen CDU-Partei losgelöst, das während einer Rede anlässlich
des Tages der Deutschen Einheit am 3. Oktober die Juden mit den
Nazis
verglich.
Martin Hohmann, Mitglied des Bundestags, sagte, wenn die
Deutschen ein Tätervolk seien, so könnte das gleiche auch über
die Juden gesagt
werden.
Als „Beleg" nannte er die Rolle der Juden während der
Russischen Revolution im Jahr 1917, die die bolschewistischen
Kommunisten an die
Macht
brachte. Als Brigadegeneral Reinhard Günzel, Leiter der KSK (i.
e. die Eliteeinheit „Kommando Spezialkräfte"), in einem
Brief an Hohmann sein
Kompliment
für dessen „exzellente Rede" ausdrückte, von der er
sagte, sie drücke etwas aus, was „in diesem Land nur selten
gelesen oder gehört
werde",
wurde er sofort entlassen. Auch der malaysische Ministerpräsident
Mahathir Mohamad goss Öl ins Feuer, als er während des
Oktobergipfels
der
islamischen Nationen sagte: „Die Europäer töteten von 12
Millionen Juden 6 Millionen. Doch heute regieren die Juden die
Welt." Mohamads
Bemerkungen
wurden im Westen stark verurteilt, doch in Teilen der
islamischen Welt wurden sie mit Verständnis und Beifall
aufgenommen. Israelis
waren
über die europäische Kritik an Mohamads Rede nur wenig
zufrieden, denn der französische Präsident Jacques Chirac
erstrebte und erreichte
eine
deutliche Abschwächung der europäischen Kritik. Die
israelische Sensibilität bezüglich dieses Themas erreichte
diese Woche mit der
Veröffentlichung
einer zweiten europäischen Umfrage, die am Montag in der
angesehenen italienischen Tageszeitung „Corriere della
Sera" erschien,
den
Siedepunkt: Mehr als ein Sechstel der befragten Italiener
sagten, ihrer Meinung nach sei es das Beste, wenn Israel aufhören
würde zu existieren.
Und
22% der Befragten sagten, italienische Juden seien „keine
richtigen Italiener".
Shalev
sagte, der Zeitpunkt von Theodorakis‘ geäußerten Bemerkungen
sei kein Zufall gewesen. „Wo war Theodorakis bis jetzt, und
warum hat er
seine
erstaunliche ‚Entdeckung‘ bis jetzt geheim gehalten? Diese
Veränderung liegt an der Atmosphäre, die in Europa geschaffen
wird", sagte Shalev
gegenüber
dem Armeeradio. Die steigende Flut von antisemitischen Ansichten
fördert die Legitimität von Meinungen, die bisher unter den Ängsten
vor
der
Rückkehr zu den Ansichten, die den Weg für die Shoah geebnet
haben, verborgen waren, fuhr Shalev fort. „Solche Bemerkungen
wurden zuvor
nicht
geäußert, weil sie bisher nicht legitim waren. Nun werden sie
plötzlich legitim, und das ist es, was so erschreckend
ist", argumentierte Shalev.
„Diese
Risse, die auf der Oberfläche Europas zurückbleiben, machen es
diesen „Enthüllungen" möglich, hervor zu kommen, und
sie werden sehr
gefährlich,
weil sie tatsächlich sagen, dass unsere Existenz nicht legitim
sei. Dies führt zum nächsten Schritt, und es wird immer
jemanden geben, der
ihn
gehen wird." Für viele Israelis ist der nächste Schritt
in der Frage verkörpert, ob Israel ein Recht hat zu existieren.
Dies ist ein Thema, das, wie
Offizielle
bemerken, äußerst selten in bezug auf andere Nationen der Welt
erhoben wird.
In
einer Art Testfall hat Israel letzte Woche einen seit langem
bestehenden Präzedenzfall aufgehoben und bei der
UN-Vollversammlung eine Resolution
eingebracht,
von der angenommen wird, dass sie seit 1976 die erste Resolution
seitens Israel ist. Im Wortlaut des Resolutionsentwurfs spiegelt
sich
eine
Verfügung wider, die letztes Jahr von der überragenden
Mehrheit der UN-Vollversammlung verabschiedet wurde und die zum
Schutz
palästinensischer
Kinder vor israelischer Gewalt aufgerufen hatte. Die israelische
Version drängt darauf, dass israelische Kinder vor palästinensischem
Terror
geschützt werden. Der israelische UN-Sprecher Ariel Milo sagte,
die Abstimmung über den Entwurf wird zeigen, ob die
Vollversammlung „denkt,
das Leben israelischer Kinder weniger wichtig ist als das palästinensischer
Kinder". Der israelische Schritt verblüffte und verärgerte
palästinensische
Offizielle, für die die Vollversammlung seit Jahrzehnten eine Bühne
zwar nur symbolischer, jedoch zuverlässiger Siege gewesen ist.
„Dies
reflektiert einen vollständigen Mangel an Sensibilität gegenüber
dem Leiden palästinensischer Kinder", sagte der palästinensische
UN-Beobachter
Nasser
al-Kidwa und fügte hinzu, dass Israel „in jedem Paragraphen
eine absolut inakzeptable politische Essenz" eingefügt
habe. Es wird erwartet,
die Resolution am Mittwoch oder Donnerstag in einem UN-Komitee
diskutiert wird... (Auszüge aus einem Artikel von Bradley
Burston, Ha’aretz, 12.
November
2003)
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