Am
Montag (NL150903) haben wir von unserem Konzert D-Rock@Israel
am Sonntag auf dem Gelände der Botschaft berichtet. Im Folgenden
drucken wir eine Stellungnahme der anwesenden Künstler über ihre
Motivation und ihre Beweggründe für die Konzerttournee im November
2003 durch israelische Städte ab. Der Text wurde am Sonntag während
des Konzertes auf Deutsch und Hebräisch
vorgelesen.
Stellvertretend
für alle deutschen Beteiligten will ich versuchen, ein paar Gedanken
und Gefühle zu formulieren.
Ich
heiße Dirk Zöllner, bin 41 Jahre alt, lebe im wiedervereinten Berlin
und arbeite seit etwa 20 Jahren als Sänger und Songschreiber. Ich
benutze dafür meine Muttersprache. Ich komme aus dem Osten
Deutschlands. Damals war das Singen deutschsprachiger Lieder eine
Selbstverständlichkeit für mich.
Als
Kind eines Landes, dass sich die Ideale des Kommunismus auf die
Fahne geschrieben hatte, fühlte ich mich selbstverständlich als ein
Antifaschist. Die Täter des Dritten Reiches, sowie deren Erben
lebten für mich im anderen Teil Deutschlands.
Diese
Suggestion war mit Sicherheit eine Form des Verdrängens und ich habe
sie sehr gerne angenommen. Ich will sogar behaupten, dass dieses
Denken die Hauptkomponente eines Heimatgefühls für viele Menschen
meiner Generation in der DDR war.
Mit
dem Aufschlag in die gesamtdeutsche Realität kam plötzlich die Last
der verdrängten Schuld zurück. Das ungeliebte Erbe unserer Väter und
Großväter wurde hier auf eine andere Art ausgeschlagen. Nach dem 2.
Weltkrieg wurden die Wurzeln der eigenen Kultur verschämt gekappt
und man übernahm schnell den Gestus einer anderen Kultur. Kein Land
auf dieser Welt hat sich derartig rigoros von den eigenen
Traditionen getrennt. Die Ungeheuerlichkeit der deutschen
Vergangenheit schuf Irritationen im Umgang mit der Sprache - der
Klang, das Pathos, man landete unwillkürlich immer wieder bei den so
gern vergessenen Bildern.
Wie
soll es erst den Menschen gehen, die durch den faschistischen
Größenwahn ihre Geschwister, Eltern, Großeltern verloren haben.
Allen voran den Menschen in Israel, wenn sie den Klang dieser
Sprache vernehmen.
Dass
wir die Einladung bekommen haben, hier zu singen, können wir nur als
eine große politische Geste verstehen und wir nehmen sie in
Dankbarkeit an.
Das
Reden über die Vergangenheit wird gerade in unserer Generation immer
intensiver. Die Sprache dafür zu finden, heißt Verantwortung zu
übernehmen.
Möge
es eine Welt ohne Kriege geben, eine Welt der friedlichen
Völkerverständigung.
In
Verbundenheit mit dem israelischen Volk!
Shalom