Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
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Mittwoch, 11. Juni 2003

(1) INTERNATIONALE UND ISRAELISCHE KRITIK AN RAKETENANGRIFF
(2) HINTERGRUND: INFORMATIONEN ZU ABD AL-AZIZ RANTISI
(3) INTERNATIONALES ROTES KREUZ UND MAGEN DAVID ADOM SCHLIESSEN ERSTMALS EINEN KOOPERATIONSVERTRAG
(4) WELTWIRTSCHAFTSFORUM: ISARELIS UND JORDANIER STELLEN GEMEINSAMES WASSERPROJEKT VOR
(5) ZUKUNFTSPLÄNE FÜR DEN FLUGHAFEN ATAROT BEI JERUSALEM
(6) ISRAELISCHE GÄSTE BEI DER 5. JÜDISCHEN WOCHE IN LEIPZIG 2003
(7) MACCABI TEL AVIV BEIM "YOUNG TALENTS CUP" IN BERLIN


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Kurzmeldung: Bei einem Selbstmordattentat auf einen Bus (Nr.14) in der Jerusalemer Innenstadt (Biniyan Klal, Yaffa Street) sind am Abend mehrere Menschen getötet und mindestens 30 verletzt worden. Nähere Informationen liegen zum Zeitpunkt noch nicht vor.

(1) INTERNATIONALE UND ISRAELISCHE KRITIK AN RAKETENANGRIFF
Der gescheiterte Versuch der israelischen Armee, den Hamas-Führer Rantisi am Dienstag in Gaza zu töten, hat in Israel, in der Palästinensischen Autonomiebehörde und in den Vereinigten Staaten eine Welle der Kritik an der israelischen Regierung ausgelöst und die Sorge um die Auswirkungen auf die jüngste Annäherung mit den Palästinensern hervorgerufen.

"Der israelische Versuch, Rantisi zu töten, hat eigentlich Abu Masen getötet. Ab heute muss sich jeder Mensch in Israel als potentielles Terrorziel betrachten", kündigte die Hamas am Dienstag in Gaza an. Jetzt gebe es auch nichts mehr über eine "Hudna" (Waffenpause) oder eine Beilegung der Anschläge auf Israelis zu diskutieren, hieß es aus Kreisen der Hamas. Der palästinensische Ministerpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Hubschrauberangriff als "Terroranschlag", der darauf abziele, den politischen Prozess zu sabotieren. Von seinem Krankenbett in Gaza rief Rantisi zur Fortsetzung des "Heiligen Krieges" auf, bis es keinen "verbrecherischen Zionisten" mehr im Land gäbe.

Aus Washington hieß es, der Anschlag auf Rantisi sei eine Missachtung der amerikanischen Haltung, die US-Präsident Bush in Aqaba dargelegt hatte. "Israel hat das Recht, sich selbst zu verteidigen, aber Israel muss auch die wichtigsten Ziele (des Friedensprozesses) unterstützen, und deshalb ist der Präsident zu tiefst enttäuscht", hieß aus dem Weißen Haus.

Auch in Israel gab es einen Sturm der Entrüstung: Die oppositionelle Arbeitspartei (Avoda), die linksliberale Meretz-Partei und die arabischen Parteien beschuldigten den Ministerpräsidenten, den politischen Prozess mit den Palästinensern auf diese Weise zunichte zu machen. Ministerpräsident Ariel Sharon sagte am Morgen, solange vom Terror die Rede sei, könne es keine Nachsicht geben. "Das habe ich immer wieder gesagt, in meinen Gesprächen mit dem Weißen Haus und bei den Gesprächen in Aqaba." Der Versuch der israelischen Armee, Rantisi zu töten, prüfe die Glaubhaftigkeit der palästinensischen Regierung. Die Maßnahme nehme keinen Einfluss auf den Friedensprozess, sondern festige im Gegenteil die Möglichkeit des Friedens in der Region, so Sharon.

Ministerpräsident Sharon und Verteidigungsminister Mofas genehmigten den Militärschlag gegen Ratnisi am Sonntag, nachdem am selben Tag in Gaza vier Soldaten durch palästinensische Terroristen getötet worden waren.

Bei dem Versuch, den Hamas-Führer zu töten, kamen am Dienstag drei Palästinenser ums Leben, darunter eine 50-jährige Frau und ein achtjähriges Kind. Rund 25 Menschen wurden verletzt. Wenige Stunden später trafen palästinensische Kassam-Raketen die israelische Stadt Sderot. Daraufhin wurden bei einer weiteren Militäraktion die drei Täter getötet und mehr als 30 verletzt. Auch am Mittwoch trafen drei Kassam-Raketen den Süden der israelischen Stadt Sderot in der Nähe des Gazastreifens. Der Islamische Jihad übernahm die Verantwortung. (Ma'ariv)

(2) HINTERGRUND: INFORMATIONEN ZU ABD AL-AZIZ RANTISI
Dr. Abd al Aziz Rantisi gehört zu den Gründervätern der radikal-islamischen Extremistengruppe Hamas und ist heute eines der führenden Mitglieder im Gazastreifen. In der Führungshierarchie der Organisation ersetzte Rantisi die früheren Führer der Hamas in Gaza, Saleh Shehada und Ibrahim Macadma. Rantisi ist direkt verantwortlich für die Politik der Selbstmordanschläge und Angriffe auf israelische Ziele.

Seit 1993 hat die Hamas 113 Selbstmordattentäter eingesetzt. Das ist die Hälfte aller gegen Israelis gerichteten Selbstmordattentate. Seit September 2000, dem Beginn der nun seit über zwei ein halb Jahren andauernden gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern, gab es 72 Selbstmordattentate gegen israelische Ziele, die auf das Konto der Hamas gehen. Bei diesen 72 Selbstmordattentaten seit September 2000 kamen 227 Israelis ums Leben, und 1393 wurden verletzt.

Rantisi hat sich wiederholt als besonders unnachgiebiger Feind eines Friedensschlusses gezeigt, und hat alles in seiner Macht stehende getan, um einen Dialog zwischen Palästinensern und Israelis durch Terror und Gewalt zu verhindern.

Direkt nach dem Gipfel von Aqaba am 4. Juni kündigte Rantisi seine Absicht an, gemeinsame terroristische Operationen verschiedener extremistischer Gruppen zu initiieren. Den Ankündigungen folgend führten die extremistischen Organisationen Hamas, Islamischer Jihad und die Yasser Arafat nahestehenden Al-Aqsa Märtyrer Brigaden am vergangenen Sonntag einen gemeinsamen Anschlag auf den Grenzübergang Erez im Gazastreifen aus, bei dem vier israelische Soldaten und die drei Angreifer getötet wurden.

In verschiedenen Interviews beteuerte Rantisi, den Kampf gegen die "zionistische Einheit" bis zu ihrer Zerstörung fortzuführen. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP erklärte Rantisi am 23. April 2003, dass es zu diesem Zeitpunkt nicht richtig wäre, eine Regierung zu ernennen, (gemeint war die Wahl Mahmud Abbas' zum palästinensischen Regierungschef), eher sei die Zeit für den Heiligen Krieg (Jihad) gekommen. Rantisi betonte in dem Interview, dass er nur eine Regierung akzeptieren würde, die die terroristischen Aktionen gegen die "zionistische Einheit" toleriert. Dagegen lehnt er jede Regierung kategorisch ab, die den Versuch unternimmt, die gewaltsamen Aktivitäten der Hamas zu unterbinden. Ebenfalls gegenüber der AFP erklärte Rantisi am 30. März 2003, die Hamas akzeptiere keine Regierung, die die Oslo-Verträge und den Staat Israel anerkennt.

In einem Interview gegenüber der in London erscheinenden arabischen Tageszeitung "A-Sharq al-Awsat" vom Juni 2003 äußerte Rantisi sein Unverständnis gegenüber dem Optimismus Mahmud Abbas' bezüglich eines Waffenstillstandes mit den extremistischen Palästinensergruppen und betonte, dass der Widerstand gegen die "Besetzung" weitergehen wird.

Aus hohen israelischen Sicherheitsquellen ist zu erfahren, dass, so lange die Palästinensische Autonomiebehörde nicht gegen den Terrorismus vorgeht, diese Aufgabe von Israel selbst wahrgenommen werden muss. Ginge Israel nicht gegen die terroristischen Strukturen vor, müssten die israelischen Bürger mehr Terror in ihren Strassen und Städten ertragen. Diese Situation würde eine weitere Verschlechterung der Chancen für Frieden bewirken und in der Konsequenz eine weitere Verschlechterung der Lebenssituation der palästinensischen Bevölkerung nach sich ziehen. (Mitteilung aus Jerusalem)

(3) INTERNATIONALES ROTES KREUZ UND MAGEN DAVID ADOM SCHLIESSEN ERSTMALS EINEN KOOPERATIONSVERTRAG
Das Internationale Rote Kreuz und die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom (Roter Davidstern) haben am Montag gemeinsam einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Das Abkommen sieht Finanzhilfen durch das Internationale Rote Kreuz für Notfall-Teams des Magen David Adom, paramedizinische Ausbildung und die Bereitstellung von Taschen für Blutkonserven vor. Mitarbeiter der israelischen Hilfsorganisation werden an Ausbildungseinsätzen des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes teilnhemen. Der Vorsitzende des Magen David Adom Yochanan Gur sprach von einem historischen Tag: Unter dem Druck islamischer Länder war der israelischen Schwesterorganisation über viele Jahrzehnte hinweg die Anerkennung als Hilfsorganisation verweigert worden. Viele arabische Länder sind Mitglieder beider Organisationen, des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds. (Ma'ariv)

(4) WELTWIRTSCHAFTSFORUM: ISARELIS UND JORDANIER STELLEN GEMEINSAMES WASSERPROJEKT VOR
Israel und Jordanien wollen ihre Zusammenarbeit im Bereich der Wasserwirtschaft ausbauen. Der israelische Minister für Infrastruktur Joseph Paritzky und der jordanische Minister für Bewässerung Hazem Nasser werden dazu beim Weltwirtschaftforum in Jordanien in der kommenden Woche einen gemeinsamen Plan zum Red-Med-Dead-Canal-Project vorstellen. Der Kanal soll das Rote mit dem Toten Meer verbinden und die Wüstenregion mit Wasser versorgen, neue Energiequellen schaffen und das Tote Meer vor dem Austrocknen bewahren. Die Weltbank hat das Projekt als high-priority-project eingestuft. (Globes, mehr Informationen zu dem Projekt unter: http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH0mn70)

(5) ZUKUNFTSPLÄNE FÜR DEN FLUGHAFEN ATAROT BEI JERUSALEM
Der kleine Flughafen Atarot am Nordrand Jerusalems hat seinen Flugverkehr endgültig eingestellt. Bis zu seiner vorübergehenden Schließung im Herbst 2000 war der Flughafen nur für Inlandsflüge offen. Jetzt wird überlegt, wie das Gelände in Zukunft genutzt werden könnte. Unter anderem liegen Vorschläge vor, nach denen der Flughafen für internationale Flüge geöffnet werden könnte, eventuell in Zusammenarbeit mit der Palästinensischen Autonomiebehörde. (Ha'aretz)

(6) ISRAELISCHE GÄSTE BEI DER 5. JÜDISCHEN WOCHE IN LEIPZIG 2003
Im Rahmen der 5. Jüdischen Woche in Leipzig 2003 werden vom 17. bis 24. Juni 45 Frauen und Männer aus den USA, Kanada, Südamerika und Israel ihre frühere Heimat Leipzig besuchen. Die früheren Leipziger und Leipzigerinnen hatten Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus verlassen. Das reichhaltige Programm bietet 81 Veranstaltungen, acht Ausstellungen und 17 Filme. Am Montag, dem 16. Juni, wird der Botschafter des Staates Israel Shimon Stein zu Gast im Gewandhaus sein. Es moderiert der Journalist und Buchautor Dieter Zimmer. (http://www.leipzig.de/de/rebuilt_portal.htm?portal=0;mainurl=buerger/news/c_news_2003_0610-2.htm)

(7) MACCABI TEL AVIV BEIM "YOUNG TALENTS CUP" IN BERLIN
Hertha 03 Zehlendorf hat anlässlich seines 100-jährigen Bestehens am vergangen Wochenende ein Fußballturnier für C- und D-Jugendmannschaften (10-14 Jahre) ausgetragen. 36 Mannschaften aus 8 Ländern waren eingeladen, darunter Maccabi Tel Aviv, das in beiden Altersgruppen jeweils eine Mannschaft stellte.

Die C-Jugend (12-14 Jahre) erreichte in ihrer Gruppe Platz 4. Gegen den späteren Finalisten Borussia Dortmund gelang den jungen Israelis ein beachtliches 1:1. Dortmund verlor im Finale 1:0 gegen den VfL Bochum. Im Spiel um Platz 11 siegten sie mit 1:0 gegen Dynamo Dresden und landeten im sicheren Mittelfeld. Besser machten es die jüngeren Spieler der D-Jugend (10-12 Jahre). Sie wurden in ihrer Gruppe Sieger und schafften es sogar ins Turnierfinale. Dort wartete auf sie der FC Bayern München, der die Tel Aviver mit 6:0 besiegte. Bayern München erwies sich als überstarker Gegner, aber die Finalteilnahme bei über 18 Mannschaften aus dem In- und Ausland ist ein großer Erfolg für die Nachwuchskicker von Maccabi.

Neben dem Fußball wurde ein umfangreiches Rahmenprogramm für die jungen und älteren Zuschauer geboten sowie eine Fußballgala, die wie die Spiele am Sonnabend und Montag von den "Dicken Moderatoren" begleiten wurden, die auch schon bei dem Freundschaftsspiel zwischen der Botschaft und dem KSV Johannisthal 1980 e.V. (wir berichteten im NL vom 26.Mai 2003) durchs Programm führten.

Das Turnier "Young Talents Cup" stand unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der einen Ehrenpreis für einen der Turnierteilnehmer stiftete. Diesen Ehrenpreis erhielt die Mannschaft von Maccabi Tel Aviv aus den Händen des Ministerialrats Joachim Kranich, dem Referatsleiter für Sport im Bundeskanzleramt. (Elmar Werner Deutsche&Israelische Projekte, Mitarbeiter der Botschaft)

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Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de

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- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/newsite/english/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0


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