Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
---------------------------------------
Donnerstag, 15. Mai 2003

(1) GEFAHR VON INNEN: WAS WILL DIE "ISLAMISCHE BEWEGUNG" RA'AD SALAHS WIRKLICH?
(2) MAHER RA'AI (PFLP) IN QALQILIYAH FESTGENOMMEN
(3) NOCH EIN SCHULPROGRAMM FÜR FRIEDLICHES ZUSAMMENLEBEN
(4) 9. DIPLOMATISCHES SEMINAR FÜR JÜDISCHE NACHWUCHS-FÜHRUNGSKRÄFTE
(5) "DIE TÖCHTER VON LOTH" VON PAMELA LEVY IN STADE


(1) GEFAHR VON INNEN: WAS WILL DIE "ISLAMISCHE BEWEGUNG" RA'AD SALAHS WIRKLICH?
Die israelische Polizei hat am Dienstag vierzehn Mitglieder der "Islamischen Bewegung" in Israel verhaftet, darunter ihren Anführer und früheren Bürgermeister der Stadt Um-al-Fahem in Nordisrael, Sheich Ra'ad Salah. Der Bewegung wird vorgeworfen, bei arabischen Israelis gesammelte Gelder über die Hamas an die Familien von Selbstmordattentätern weitergeleitet zu haben, so die Brigadegeneralin Miri Golani von der Sondereinheit der israelischen Polizei für finanziellen Missbrauch. Ohne diese Finanzhilfen wäre die Hamas nicht in der Lage gewesen, viele ihrer Terroranschläge gegen Israelis durchzuführen, sagte die Polizeisprecherin. Sheich Salah ist der geistige Führer der nördlichen Gruppierung der "Islamischen Bewegung" in Israel. Er predigt die Gründung eines Gesetzesstaates nach dem Vorbild der Sharia, der israelische Staat ist seiner Meinung nach eine vorübergehende Erscheinung.

Hintergrund und Kommentar der israelischen Tageszeitung Ma'ariv:

"Am kommenden Samstag wird Sheich Ra'ad Salah in der Abu-Ubeida-Moschee in Um-al-Fahem zum ersten Mal erfahren, ob, - und wenn ja, wie sehr, - sein Umfeld ihn wirklich unterstützt.

Jahrelang hörten Araber in Israel die Warnungen des Sheichs vor den Gefahren, die die Al-Aqsa-Moschee betreffen. Nun, nach der dramatischen Nacht der Festnahmen, sehen sich der Sheich selbst und die gesamte Islamische Bewegung gefährdet. Die Hauptdemonstration ist für 15 Uhr geplant und alle politischen arabischen Flügel sind zur Demonstration aufgefordert: für den Sheich, für die Bewegung und für den Islam. Die Frage ist allerdings, ob sich die Anhänger des Sheichs bis zum Samstag zurückhalten können, denn am Donnerstag wird der "Tag der Erde" begangen und auch die Freitagsgebete bieten immer wieder Anlass zu Unruhen.

Sheich Ra'ad Salah aus Hajana, erst 45 Jahre alt, genießt hohes Ansehen bei seinen Anhängern. Er ist ein charismatischer Führer, der hinter den gesamten Aktivitäten des nördlichen Teils der Islamischen Bewegung steht. Ihm unterliegen alle Kontakte zwischen der Islamischen Bewegung und Büros in den Palästinensergebieten oder im Ausland. Salah ist die geistig-ideologische Autorität des Flügels der Organisation und gilt als derjenige, der die Bewegung ideologisch positioniert hat.

Sheich Ra'ad Salah ist verantwortlich für schwere anti-israelische und anti-jüdische Verleumdungen, die sich im Laufe der Konfrontationen mit den Palästinensern noch verschärft haben. "Ausbeutende Verbrecher, die Moscheen mit Raketen beschießen", "Schlächter schwangerer Frauen und kleiner Kinder. Weiter so, zerstört und verbrennt, der Sieg gehört den Moslems, vom Nil bis zum Eurhrat." - so schrieb Salah vor einem Jahr.

Ideologisch stammt der Sheichs aus der Schule der Bewegung der Moslem-Brüder. Dementsprechend strebt die Islamische Bewegung in Israel, wie auch ihre Schwesterorganisationen weltweit, nach der Durchsetzung der "Sharia" als islamische Ordnung für ale Lebensbereiche und der Unterwanderung der Gesellschaftsgestalt, in die sie eingebettet ist. Ziel der Islamisten ist die allmähliche Errichtung eines Gesetzesstaates und dessen Integration in eine große islamische Nation. Der Staat Israel ist für sie eine vorübergehende, unnatürliche Erscheinung.

Den Weg zur Verwirklichung dieses islamischen Traums sieht der Sheich in der Unterwanderung und der Beeinflussung der Bevölkerung durch ein effektives System von Predigten gegeben, das von kulturellen und wirtschaftlichen Systemen, die in staatlichen Einrichtungen konkurrieren, unterstützt wird. Diese Methode haben die Moslem-Brüder "Herzens-Bildung" genannt. "Jihad" bedeutet nach Ansicht der Moslem-Brüder nicht nur Gewaltaktionen, sondern auch Beeinflussung durch soziale Dienste wie der Bau einer Moschee oder eines Kindergartens oder die kostenlose ärztliche Verpflegung. Auf diesem Weg wird versucht, die islamische Revolution in den Herzen der Gläubigen voranzutreiben. Die Hamas in Gaza agiert mit der gleichen Methode. Allerdings setzt sie auch Anschläge mit Raketen und Sprengsätzen ein. In diesem Bereich ist der Sheich Leitfigur und Autorität, nicht nur in Israel, sondern auch in der islamischen Welt.

Früher jedoch ging der Sheich einem gewaltvolleren Weg. In den 80er Jahren war er einer der bedeutendsten Figuren der israelisch-arabischen Terrorgruppe, die sich "Familie des Jihad" nannte. Das war die Zeit, zu der Ägypten von einer islamischen Terrorwelle heimgesucht wurde. Zahlreiche junge Moslems, auch in Israel und den Palästinensischen Gebieten wurden von ihr beeinflusst. Der ägyptische Jihad war damals das Vorbild.

Im Februar 1981 wurde der Sheich verhaftet und wegen seiner Beteiligung an Terroraktivitäten befragt. Außer ihm wurden weitere Personen festgenommen, die zu der Führung der Islamischen Bewegung in Israel gehörten. Nach seiner Freilassung verlagerte Salah seine Aktivitäten in den religiösen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bereich.

1996 teilte sich die Islamische Bewegung in zwei Flügel, einen nördlichen und einen südlichen. Der südliche Flügel (gegründet von Abdallah Nimar Darvish) gilt als eher pragmatisch. Er erkennt den Staat Israel an und ist in der Knesset, dem israelischen Parlament, Der nördliche Teil (Sheich Ra'ad Salahs) erkennt die Existenz des israelischen Staates dagegen nicht an und zeigt sich extremer.

Sheich Ra'ad Salah und seine Islamische Bewegung unterhalten Kontakte zur Hamas, zumindest auf ideologischer Ebene. In Sicherheitskreisen geht man davon aus, dass diese Kontakte weitaus enger geknüpft sind und dass Salahs Bewegung zur Stärkung der Hamas, die die mächtigste Organisation in der Region darstellt, verhalf. Die Islamische Bewegung ist Sprachrohr der Hamas. Dazu gehört die Unterstützung von Selbstmordattentätern. (...)" (Ma'ariv)
 

(2) MAHER RA'AI (PFLP) IN QALQILIYAH FESTGENOMMEN
Bei einem umfassenden Einsatz israelischer Sicherheitskräfte haben israelische Spezialeinheiten Maher Ra'ai, den Kommandeur der "Volksfront zur Befreiung Palästinas" (PFLP) in Qalqiliyah festgenommen. Das berichten Sicherheitsquellen vom 12. Mai 2003. Maher Ali Ahmed Ra'ai (37) wird für einen Terroranschlag in Haifa im Sommer 2001 und verschiedene Attentate durch Beschuss und durch Sprengsätze verantwortlich gemacht. Der Anschlag in Haifa konnte damals von israelischen Sicherheitskräften verhindert werden.

Bei dem selben Einsatz wurden Nadir Salah Moussa Shalwit (29) und Ahmed Yasser Ahmed Darwish (20), zwei weitere ranghohe Terroristen der Tanzim (bewaffneter Flügel der Fatah-Organisation) in Qalqiliyah in Gewahrsam genommen. Die Männer befanden sich zum Zeitpunkt der Festnahme bei Vorbereitungen von Attentaten im Bereich der Grünen Linie (Waffenstillstandslinie von 1967) bei Qalqiliyah, sowie auf israelischem Staatsgebiet. Bei der Festnahme wurden auch Waffen sichergestellt.

In den vergangenen Monaten kam es im Gebiet von Qalqiliyah häufiger zu Anschlägen auf israelische Ziele, die aber zum Glück alle glimpflich verliefen. Hinter den Aktionen standen jeweils Mitglieder und Drahtzieher der Tanzim und PFLP. (Mitteilung aus Jerusalem)
 

(3) NOCH EIN SCHULPROGRAMM FÜR FRIEDLICHES ZUSAMMENLEBEN
200 britische Juden von der Organisation United Jewish Israel Appeal (UJIA) haben am Donnerstag an der Gründungsveranstaltung eines neuen Erziehungsprogramms in Israel teilgenommen. Das Projekt ist ein Trainingsprogramm für israelische Lehrerinnen und Lehrer zur Vermittlung von Werten des friedlichen Zusammenlebens zwischen Säkularen und Religiösen, Neueinwanderern und Sabres, Männern und Frauen, Juden und Arabern, Städtern und Bewohnern ländlicher Gebiete in Israel. Das Programm ist eine neue Initiative des ex-Londoners Michael Prashker und steht unter der Schirmherrschaft des israelischen Staatspräsidenten Moshe Katsav. (The Jerusalem Post)
 

(4) 9. DIPLOMATISCHES SEMINAR FÜR JÜDISCHE NACHWUCHS-FÜHRUNGSKRÄFTE
Das israelische Außenministerium in Jerusalem bietet vom 27. Juli bis 15. August 2003 zum neunten mal ein Seminar für jüdische Nachwuchs-Führungskräfte (Bayit Meshutaf, hebr., "gemeinsames Haus") an. Ziel des diplomatischen Seminars ist die Vertiefung der Beziehungen zwischen Nachwuchs-Führungskräften west- und mitteleuropäischer Länder und dem Staat Israel. Dabei sollen einzigartige und innovative Programme für junge jüdische Führungskräfte entwickelt werden, die zur Vertiefung jener Kontakte zwischen Israel und der facettenreichen jüdischen Welt beitragen können.

Das Seminar bietet einen tiefen Einblick in die zahlreichen Facetten des israelischen Alltags, darunter die Nationale Sicherheit, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, jüdisches Leben in Israel, Beziehungen zwischen Israel und Diaspora, Kampf gegen Antisemitismus, Beitritt weiterer Staaten zur EU und andere zentrale Themen.

Das diplomatische Seminar wird zweimal jährlich veranstaltet. Eines steht jüdischen Teilnehmern aus der ganzen Welt offen, das zweite ist geographisch bestimmt und beschränkt sich auf ein eingeschränktes Themengebiet. Seit der ersten Veranstaltung im Juli 1999, haben mehr als 135 junge jüdische Leiter aus 45 verschiedenen Ländern der ganzen Welt daran teilgenommen.
(Informationen und Anmeldeformulare: http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?SubjectID=3906&MissionID=88&LanguageID=190&StatusID=0&DocumentID=-1)
 

(5) "DIE TÖCHTER VON LOTH" VON PAMELA LEVY IN STADE
Vom 15. bis 30. Mai 2003 ist Pamela Levys Bilderzyklus "Die Töchter von Loth" in der Kirche St. Wilhadi in Stade zu sehen. Pamela Levy ist eine figurativ arbeitende Malerin. Sie wurde 1959 in Iowa/USA geboren und lebt seit 1976 in Jerusalem. Levy malt Menschen in städtischer Umgebung und häufig in nicht angemessener Kleidung. Während eines Jahrzehnts (etwa 1985 - 95) tauchten die Menschen fast ausschließlich als Akte in den Bildern auf. Ihre bewegenden und unvergesslichen Gemälde entstehen collagenhaft nach Fotos, die die Künstlerin selbst gemacht hat.

Pamela Leys Bilder sind stark sozial- und gesellschaftskritisch, was aber nicht explizit hervortritt, sondern sich durch vielfache Brechungen von Bewegungen, Motiven und Hintergründen ausdrückt. Einige Jahre lang beschäftigte sich die Künstlerin mit den unterschiedlichen Körpersprachen von Israelis und Palästinensern in Jerusalem. Vor zwei Jahren entstand ein Zyklus mit Geschichten der Bibel. Er enthält Bilder mit einer sehr außergewöhnlichen Perspektive. Ab heute ist der komplette Zyklus in Stade bei Hamburg zu sehen.
(www.tusv-handball.de/israel/veranstaltungen/01.htm
http://berlin.mfa.gov.il/mfm/web/main/document.asp?DocumentID=22008&MissionID=88)
 

***

Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de

- An- und Abmeldung unter http://liste.israel.de/mailing/ -

Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/newsite/english/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2003


------------------------------------------------------------
Wenn Sie diesen Newsletter nicht länger abonnieren möchten,
können Sie sich unter http://liste.israel.de/mailing austragen

If you wish to cancel your subscription to this newsletter,
you can unsubscribe at http://liste.israel.de/mailing