Newsletter der Israelischen Botschaft in Berlin
---------------------------------------
Mittwoch, 30. April 2003

(1) ERNEUT SELBSTMORADANSCHLAG IN TEL AVIV
(2) INTERVIEW MIT BOTSCHAFTER SHIMON STEIN
(3) IDF RÄUMEN ERSTE SIEDLUNGEN IM WESTJORDANLAND
(4) FINANZBERATER ARAFATS FUHR GESTOHLENEN DAEWOO RACER
(5) GENERALSTREIK LEGT ÖFFENTLICHES LEBEN IN ISRAEL LAHM
(6) VERSCHWIEGENE GESCHICHTEN: AKTUELLE KUNST AUS ISRAEL IN HANNOVER
(7) DAS WETTER IN ISRAEL
(8) WECHSELKURSE

(1) ERNEUT SELBSTMORADANSCHLAG IN TEL AVIV
Bei einem Selbstmordanschlag in Tel Aviv sind in der Nacht mindestens vier Menschen getötet und weitere 50 verletzt worden. Der Attentäter hatte sich vor einem gut besuchten Café an der Strandpromenade in die Luft gesprengt. Sowohl die radikal-islamische Hamas als auch die Fatah-Tanzim bekannten sich zu der Tat.

Das Attentat ereignete sich um 1 Uhr morgens in dem gut besuchten Lokal "Mark's Place" unweit der amerikanischen Botschaft in Tel Aviv. Zwei der Todesopfer sind Touristen aus Amerika und Frankreich. Der Wächter, der aus Sicherheitsgründen vor dem Eingang des Cafés aufgestellt war, hatte den Terroristen entdeckt, bevor er das Lokal betreten konnte. Die Verletzten wurden von Notarztwagen des Magen David Adom in die umliegenden Krankenhäuser gebracht.

Das Attentat ereignete sich wenige Stunden nach der Bestätigung des neuen palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmoud Abbas in seinem Amt durch den Autonomierat in Ramallah am Dienstagmittag. Dort hatte Abbas angekündigt, seine Regierung werde gegen das "bewaffnete Chaos" in den Palästinensergebieten vorgehen: "Der unerlaubte Besitz von Waffen mit ihrer direkten Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung wird unnachgiebig angegangen", sagte Abbas in seiner Rede am Dienstag. (Ma'ariv)

***
Der Anschlag am Mittwoch war der 106. Selbstmordattentate seit Beginn der palästinensischen Gewaltwelle.

Weitere Zahlen:
Selbstmordattentäter insgesamt: 112
Vereitelte Selbstmordattentate: 77
Todesopfer: 398
Verletzte: 2.785
Todesopfer der palästinensischen Gewaltwelle insgesamt: 768
Verletzte insgesamt: 10.000
Damit verloren 52,82% der insgesamt 768 Opfer ihr Leben allein bei Selbstmordattentaten in Israel.

Die Angaben beziehen sich auf den Stand vor dem Anschlag am Mittwoch.

(2) INTERVIEW MIT BOTSCHAFTER SHIMON STEIN
Zur Wahl des neuen palästinensischen Ministerpräsidenten in der Palästinensischen Autonomiebehörde äußerte sich Shimon Stein am Morgen im Deutschlandfunk:

Frage: Trotz des Terrors der vergangenen Nacht - hat Abbas (Abu Masen) Ihr Vertrauen?

Antwort: Seine Nominierung bewerten wir als einen positiven Schritt in die richtige Richtung. Aber letzen Endes ... kommt es ja nicht nur auf die Worte an, sondern auf die große Herausforderung, die vor ihm steht. Und das ist eigentlich die Auseinandersetzung, die für mich unvermeidbar ist, mit den Terrororganisationen. ... Für uns Israelis ist wichtig zu sehen, was der Unterschied zwischen Arafat und Abu Masen ist. Von Arafat haben wir im Laufe der Geschichte mehrere Erklärungen und Absichten auch gehört. Es kommt letzten Endes auf eine strategische Entscheidung an: Sind die Palästinenser bereit, ist Abu Masen bereit, gegen die Terrororganisationen, die nicht bereit sind, auf eine politische Lösung einzugehen, den Kampf anzusagen, oder wird er nur versuchen, einen Waffenstillstand mit diesen Organisationen (herbeizuführen)? Das werden wir entschieden ablehnen. Wir sind nicht bereit, dass es zu einem Waffenstillstand kommt. Wir sind bereit, mit ihm zu verhandeln, wenn er uns beweist, dass es ihm ernst ist, das zu tun, wozu er sich gestern verpflichtet hatte.

Frage: Wenn er das tut, wird sich denn die israelische Armee aus den ... besetzten palästinensischen Städten im Westjordanland zurückziehen?...

Antwort: ... Wir sind dort, weil bis heute niemand bereit war, die Verantwortung für die Sicherheit zu übernehmen. Und in diesem Fall waren wir ja nicht bereit, diese Verantwortung den Terrororganisationen zu überlassen. Aber sobald dieser Entschlossenheit, von der Abu Masen gestern gesprochen hat, auch Taten folgen werden, dann, glaube ich, haben wir im Prinzip gar nichts dort zu suchen. ...

Frage: Wird denn der Hausarrest für Arafat aufrechterhalten?...

Antwort: ... Für mich ist, Arafat zu helfen und Abu Masen gleichzeitig, ein Oxymoron ("bittersüß"). Und deshalb, diejenigen, die ja heute so für Abu Masen eintreten, müssen alles tun, um Arafat zu schwächen... Keine symbolische Geste Richtung Arafat wird Abu Masen auch helfen...

Frage: ... Wird Israel (die im Friedensplan) vorgeschlagene Zwei-Staaten-Lösung akzeptieren?

Antwort: Ministerpräsident Scharon hat sich voll hinter die Vision des amerikanischen Präsidenten vom Juni letzten Jahres gestellt. Und diese Vision sieht die Gründung von einem palästinensischen Staat vor, der friedlich neben Israel existieren soll... Und wenn man den Terror bekämpfen will, dann öffnet man den Weg für die Wiederaufnahme der politischen Gespräche. Und das hoffen wir.

Das Gespräch führte Stefan Heinlein, Deutschlandfunk (Informationen am Morgen)

(3) IDF RÄUMEN ERSTE SIEDLUNGEN IM WESTJORDANLAND
Die israelische Armee hat mit den Vorbereitungen zur Räumung von zunächst zwölf illegalen Siedlungsstützpunkten im Westjordanland begonnen. Details der Liste der Siedlungsnamen wurden aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben. Damit sollen Versuche von Siedlern erschwert werden, die Räumungsaktionen im Vorfeld zu behindern. Bei Widerstand werde das israelische Militär auch mit Gewalt vorgehen, hieß es.

Verteidigungsminister Shaul Mofas setzte in diesem Zusammenhang eine Kommission ein, die sich mit dem verstärkten internationalen Druck auf Israel nach der Einsetzung der neuen palästinensischen Regierung befasst. Die Kommission hat eine vierteilige Liste mit Dutzenden von Siedlungen erstellt, die während der vergangenen Jahre auf einer uneindeutigen rechtlichen Grundlage gegründet wurden. Die endgültigen Räumungsaktionen sollen wahrscheinlich im Rahmen eines Abkommens mit den Siedlern vorgenommen werden. Zum Zeitpunkt liegt noch keine eindeutige Mitteilung des Verteidigungsministeriums im Büro des Ministerpräsidenten zur Kenntnisnahme vor. (Ma'ariv)

(4) FINANZBERATER ARAFATS FUHR GESTOHLENEN DAEWOO RACER
Die israelische Polizei in Binyamin hat am Samstag Fuaz Mahmoud Hamade, Finanzberater und Büroleiter von Palästinenserführer Yasser Arafat festgenommen. Der 54jährige war in einem aus Israel gestohlenen Wagen der Marke "Daewoo Racer" bei Beitunya nahe der Autonomiestadt Ramallah unterwegs.

Der Palästinenser soll den Wagen von einem Vertreter der Autonomiebehörde erhalten haben. Eigenen Angaben zufolge hat der Beamte nicht gewusst haben, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein gestohlenes handelte: "Die israelische Armee hat meinen Privatwagen in die Luft gesprengt, also habe ich mir einen anderen Wagen besorgt", sagte der Finanzberater zu seiner Erklärung am Wochenende. (Yedioth Aharonoth)

(5) GENERALSTREIK LEGT ÖFFENTLICHES LEBEN IN ISRAEL LAHM
Ein Generalstreik hat seit Mittwochmorgen (6:00 Uhr) das öffentliche Leben in Israel weitgehend zum Stillstand gebracht. Rund 700.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes legten die Arbeit bis auf weiteres nieder. Der Protest richtet sich gegen das Sparpaket von NIS 11,4 Mrd. (2,28 Milliarden Euro) von Finanzminister Binyamin Netanyahu, das den Abbau von Arbeitsplätzen, Rentenkürzungen und die Abschaffung von Flächentarifen vorsieht. Etwa NIS 5 Mrd. (1 Mrd. Euro) sollen den öffentlichen Dienst betreffen. Unter den Streikenden befinden sich 200.000 Lehrer. In Folge des Streiks kam der Nahverkehr zum Erliegen. Der internationale Flughafen Tel Aviv wurde geschlossen. Außerdem streiken auch die Rundfunksender und die Müllabfuhr.

Die israelische Gewerkschaftsvereinigung "Histadrut" hat den Schritt als "unausweichlich" bezeichnet. Ihr Vorsitzender MdK Amir Peretz erklärte, der Streik sei ein Kampf zur Rettung der israelischen Gesellschaft und Demokratie. Verhandlungen mit der Regierung in Jerusalem waren noch am Dienstagabend gescheitert. Trotz der Proteste hat der Finanzminister den umstrittenen Sparplan am Mittwochmorgen in der Knesset zur ersten Lesung vorgelegt. Netanyahu erklärte, das Sparprogramm sei die einzige Chance, der krankenden israelischen Wirtschaft noch bis Ende des Jahres wieder auf die Beine zu helfen. (Ha'aretz)

(6) VERSCHWIEGENE GESCHICHTEN: AKTUELLE KUNST AUS ISRAEL IN HANNOVER
Die Städtische Galerie Kubus in Hannover zeigt vom 4. Mai bis 1. Juni 2003 die Ausstellung "Verschwiegene Geschichten" mit aktueller Kunst aus Israel. Die Sammlung enthält Werke von Rivka Potchebutzky ("Walls of Paradix"), Holzschnitte von Orit Hofshi, Zeichnungen von Noam Rabinovich, sowie Gemälde von Moshe Mirsky.

Israelische Künstler sehen ihre Wurzeln in der Concept Art. Reduziert und gedankenstark schmuggeln die Israelis ins Conceptuelle auch Geschichten, selbst wenn es sich dabei nur um einen Pinselstrich handelt.

"Verschwiegene Geschichten" ist eine Produktion im Rahmen der Israelischen Kulturwochen Niedersachsen und wird am Sonntag durch die Gesandte-Botschaftsrätin Frau Dvora Ben-David der Botschaft des Staates Israel eröffnet werden. Mehr Informationen unter http://www.hannover.de/deutsch/kultur/museen/galer_gale/gal_kubu.htm und in den kommenden Tagen auf unserer Webseite (Kultur).

(7) DAS WETTER IN ISRAEL
Die Vorhersage: Sonnig, steigende Temperaturen;

Jerusalem: 14-22°C
Tel-Aviv: 14-23°C
Haifa: 14-24°C
Eilat: 18-32°C

(8) WECHSELKURSE
1 € - 4,955 NIS
1 £ - 7,192 NIS
1 $ - 4,521 NIS
(Israel Bank, 29.04.03)

***

Dieser Newsletter mit Mitteilungen israelischer Ministerien und Meldungen aus der israelischen Presse wird von der Botschaft des Staates Israel in Berlin/Abteilung Öffentlichkeitsarbeit zusammengestellt. Anmerkungen oder Fragen richten Sie bitte an: botschaft@israel.de


- An- und Abmeldung unter http://liste.israel.de/mailing/ -


Für weitere aktuelle Informationen aus Israel empfehlen wir Ihnen folgende Webseiten:
- Medienspiegel (Israelische Presse) der Deutschen Botschaft in Tel Aviv: http://www.germanemb.org.il/News-Media.asp
- Mitteilungen der Israelischen Verteidigungskräfte (eng.): http://www.idf.il/newsite/english/main.stm
- Newsletter des israelischen Außenministeriums (eng.): http://www.israel.org/mfa/go.asp?MFAH0dho0

© Botschaft des Staates Israel, 2003



------------------------------------------------------------
Wenn Sie diesen Newsletter nicht länger abonnieren möchten,
können Sie sich unter http://liste.israel.de/mailing austragen

If you wish to cancel your subscription to this newsletter,
you can unsubscribe at http://liste.israel.de/mailing